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WITHDRAW – Trampelpfad (2024)
(9.231) Maik (8,2/10) Dark Black Metal
Label: Running Wild Prod.
VÖ: 25.10.2024
Stil: Dark Black Metal
Dieser Herbst scheint im Zeichen der Einmann-Projekte zu stehen, oder es kommt mir nur so vor, weil mir der Olaf die ganzen Einzeltäter in die Agenda packt. Ein solches ist WITHDRAW, das musikalische Machwerk des Österreichers, der unter dem Namen Witege unterwegs ist. Der Mann ist ein echtes Fleißbündel, denn obwohl er WITHDRAW erst 2021 ins Leben gerufen hat, steht jetzt schon der neunte Langspieler zu Buche. Der nennt sich „Trampelpfad“ und wie der Titel zeigt, wird hier in deutscher Sprache gesungen.
Metal Archives listet die Mucke als Black Metal, doch ich würde die Musik insgesamt doch eher in den Dark Metal verorten, selbst wenn WITHDRAW bei Songs wie „Deine Werte“ oder „Ein Weg“ schon mal ordentlich das schwarze Kantholz schwingen. Dennoch sehe ich hier eher Parallelen zu Bands wie BETHLEHEM als zu reinen Schwarzwurzelziehern.
Denn einige vertrackte und ungewöhnliche Ideen setzen sich teilweise weit vom Black Metal ab. Viele Melodien und scheinbare Ausflüge in den Ambient oder gar Gothicbereich setzen ebenfalls eine andere Duftnote. Witege setzt gewaltig viel auf Abwechslung, und so reichen sich beispielsweise bei „Ambivalenz“ abrupt rasende Geschwindigkeitsattacken mit schleifend hymnischen Parts die Klinke in die Hand.
Gesanglich wird auch ein breites Spektrum geboten, düsteres Grollen ebenso wie hysterisches Keifen und wütend bis verzweifelt klingendes Geschrei. Und das klingt alles irgendwie cool, sodass ich nicht mal Zeit habe, mich meiner Ambivalenz zu deutschen Texten im Metal zu erinnern. Denn die schaffen es hier keineswegs, von der Musik abzulenken. Gerade ein Song wie „Abgrund“ lässt seine sieben Minuten Spielzeit kaum spüren.
Und dazu trägt zu einem großen Teil auch die unglaublich saubere und klare Produktion bei, die jeden Ton erkennbar macht, ohne irgendwie klinisch oder überproduziert zu wirken. Das dürfte das Album auch für Leute interessant machen, die sich beim Thema Black Metal immer über den höhenlastigen Grottensound mokieren.
„Trampelpfad“ ist ein bemerkenswertes Album, welches die Vorzüge des Black Metal und Dark Metal vereint, mit vielen Songideen aufwartet, sowie Melodie und Härte verschmelzen lässt. Bei neun Alben in drei Jahren bemerkt man keine Spuren von Ausgebranntsein oder Ideenarmut, und das muss man auch erst mal schaffen.
Anspieltipp: „Ein Weg“ und „Ambivalenz“