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ABBA – Voyage (2021)
(7.449) EmZett (ohne Wertung) - Zeit- und grenzenlose Popmusik
Label: Polar Music/Universal Music
VÖ: 05. 11.2021
Stil: Zeit- und grenzenlose Popmusik
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Bevor sich einige von euch die vom Kater geschwollenen Augen reiben – NEIN! Ihr habt euch nicht verlesen. Und JA! Zephyrs Odem ist nicht verrückt geworden und reviewt das jahrzehntelang nicht für möglich gehaltene neue/letzte Album der unwidersprochen besten Popgruppe of all time – ABBA!!!
Und falls ihr euch fragt, ob wir noch alle Latten am Zaun haben, fragen wir einfach zurück, wieviele von euch jedes Jahr auf dem Party.San-Festival im Zelt zur traditionellen ABBA-Nacht eingelaufen sind, textsicher und mit Glanz in den Augen jeden Song mitgegrölt und -getanzt haben. Right – wir verstehen uns.
Es ist natürlich absolut ungewöhnlich und wird sicher auch die eine Ausnahme bleiben, dass wir solch eine Platte im Rahmen unseres Webzines besprechen. Doch wenn es eine Institution gibt, die für Musikfans jedweden Alters und Coleurs den kleinsten gemeinsamen Nenner bildet, dann sind und bleiben es definitiv unsere 4x4 Superschweden mit ihrem beispiellosen Gesamtwerk. Soll heißen, dass sowohl Schlager-, Country-, Jazz-, Klassik- als auch Metalfans jeglicher Richtung in der Lage sind, mindestens 2-5 Songs der Band zu kennen und unter der Dusche mitzusingen.
Ich selbst bin seit meiner Kindheit glühender Hardcore-Fan der Band und ihrer Musik auf ewig hoffnungslos verfallen. Zwar wurden ihre Songs auch zu DDR-Zeiten regelmäßig im Radio gespielt, aber ein Liveerlebnis war selbstverständlich utopisch. Zum Glück veröffentlichte die staatliche Plattenfirma AMIGA 1978 eine sogenannte ABBA- Lizenzplatte mit ihren größten Hits, die dann zu meiner allergrößten Freude auf dem Weihnachts-Gabentisch stand. Die besitze ich heute noch, habe sie sicher im Laufe der Zeit hunderte Male aufgelegt, hege und pflege sie abgöttisch.
Ungefähr im selben Jahr kam dann „ABBA-Der Film“ in die Kinos östlich der Elbe. Ein Ereignis phänomenalen Ausmaßes, dass mich an 3 Tagen hintereinander ins „KOSMOS“ pilgern ließ, um die Musik sowohl visuell als auch phonetisch aufzusaugen. Der am Ende des Movies kredenzte Song „Eagle“ ist bis heute mein absoluter und ungekrönter Lieblingssong von ABBA.
Das abrupte, aber nachvollziehbare Ende der Band 1982 nach vielen Jahren over the top führte aber zu keinem Zeitpunkt dazu, dass man ihre Musik nicht mehr hörte. Zu großartig, zu zeitlos und zu altersübergreifend ist das Schaffen von ABBA ,dass zum einen begnadete Musiker und Songschreiber Björn & Benny hat, und zum andern mit den einzigartigen Stimmen der beiden Sängerinne Frida & Agnetha gesegnet ist.
Was wären die Tanzflächen und Karaoke-Bars dieser Welt ohne „Dancing Queen“, „Waterloo“ oder „SOS“? Oder Lagerfeuer ohne „Fernando“ oder „Chiquitita“ ? Und dann gibt’s ja auch noch „Money Money Money“, „Knowing Me, Knowing You“ und, und, und ……..
Also hatten ABBA nach 10 Jahren musikalischer Weltherrschaft eigentlich alles gesagt. Dachten auch Sie und waren fortan als Gruppe nicht mehr existent. Doch ihre Musik ist es immer geblieben. Ausgelöst durch das Musical „Mamma Mia“ entzündete sich das nie verloschene Feuer erneut und großflächig bei den nachfolgenden Generationen und in einer solchen Intensität, die fast nicht zu begreifen ist. Eltern steckten ihre Kinder mit der Musik an und trotz aller veränderten Hörgewohnheiten heutzutage waren und sind die Schweden präsent geblieben, als ob es sie immer als Band gegeben hätte. Sie zurückzuholen gab es viele, aber stets aussichtslose Versuche. Kein Geld der Welt schaffte das. Nicht mal die 1 Mrd. US-Dollar, die der Band nachweislich für ein Konzert geboten wurden.
Nun haben wir 2021 und der Blitz hat scheinbar eigeschlagen. Denn ob man es glaubt oder nicht – ABBA sind tatsächlich wieder zurück und beschenken die sehnsüchtig wartende Welt mit ihrem neuen Album „Voyage“. Seit die Gruppe diese Sensation vor ein paar Monaten angekündigt hatte, war ich natürlich wie Millionen andere aufgeregt wie ein Schulkind vor der Zuckertüte, andererseits aber auch gespannt, was einen erwartet. Man darf ja nicht vergessen, dass die Damen und Herren bereits die 70 erreicht bzw. überschritten haben.
Doch jegliche Zweifel wurden mit den vorab veröffentlichten Songs „I Still Have Face In You“ und „Don’t Shut Me Down“ ad absurdum geführt. Ersterer eröffnet das definitiv letzte ABBA-Album mit einer emotionalen Wucht, dass sich spätestens beim Chorus alle Schleusen öffnen. Alles auf „Voyage“ klingt (zum Glück) vertraut und trotzdem neu. Hört man an vielen Stellen die typischen Band-Trademarks, so sind doch vor allem die immer noch großartigen Stimmen von Frida und Agnetha etwas dunkler und gesetzter geworden. Logisch bei ihrem erreichten Alter. Die grenzenlose Vielfalt der musikalischen Ideen hört man in u.a. in irischen Motiven, weihnachtlichen Motiven, dem „SOS“- Piano-Fade-Out („Keep An Eye On Dan“) oder den „Fernando“-Gedächtnisflöten in „Bumblebee“. Nichts davon klingt altbacken oder einfach nur in die heutige Zeit kopiert. Spätestens bei „Just A Notion“ zeigt sich die bereits erwähnte Zeitlosigkeit, die allen ABBA-Songs ausnahmslos anhaftet. Unweigerlich springt man in seine Tanzschuhe, fühlt sich wieder jung und ist dem unwiederstehlichen Schweden-Groove verfallen.
Möglicherweise ist für den einen oder anderen eine Ballade zuviel auf dem Album enthalten und er hätte sich mehr solcher flotteren Songs wie „No Doubt About It“ gewünscht. Aber hey, das ist letztendlich Geschmackssache und kann natürlich nicht jedem Recht gemacht werden.
Am Ende des Tages und der Legacy von ABBA steht fest wie in Stein gemeisselt:
„Voyage“ ist ein in jeder Hinsicht königlicher und absolut würdiger Abschluss einer einzigartigen Musikkarriere. Björn & Benny sind und bleiben zwei der größten Songschreiber auf diesem Planeten. Und über die einzigartigen Stimmen der beiden Mädels zu schwadronieren, hieße IKEA-Möbel nach Stockholm zu tragen.
Also taucht zum letzten Mal ein in die Magie dieser schwedischen Pop-Giganten und huldigt diesen Künstlern, die zu den Größten gehören, die die Musikwelt je gesehen hat.
THANK YOU FOR THE MUSIC Anni-Frid, Benny, Björn und Agnetha.
Anspieltip: „I Still Have Faith In You“, „Just A Notion“
ohne Bewertung
Tracklist:
01. Still have faith in you
02. When you danced with me
03. Little things
04. Don't shut me down
05. Just a notion
06. I can be that woman
07. Keep an Eye on Dan
08. Bumblebee
09. No doubt about it
10. Ode to Freedom