GRINDER
Dead end (1989)
In einer Zeit als der Thrash Metal noch auf seinem Höhepunkt war, lag die Messlatte bereits unerreichbar hoch, durch Bands, die bereits den Major Label Status innehatten. Schon immer gab es zu Trendsetter Bands auch Epigonen, die den Sound der bekannten Bands kopierten. Nicht immer waren dies pure Plagiate, sondern oftmals wurde ein Stil variiert, oder weiterentwickelt. Sicher gab es dazu schon vor 1989 viele gute Beispiele und mit „Dead End“ brachten GRINDER ihren Meilenstein in dieser Hinsicht unters hungrige Metal Volk.
GRINDER aus Frankfurt/Germoney gründeten sich 1984 und brachten vor ihrem zweiten Longplayer „Dead End“, zwei Demos („Scared To Death“ 1985 und „Sirens“ 1987), sowie ihre Debütplatte „Dawn For The Living“ aus dem Jahr 1988, raus. „Dead End“ war die zweite Platte, die unter den Fittichen von Kalle Trapp eingespielt wurde, welcher GRINDER auch den Plattendeal mit No Remores Records (Gelsenkirchen) einbrachte. Glücklicherweise hatten man mit Kalle schon zuvor Erfahrungen gesammelt, so dass der Sound um Längen besser und differenzierter klang als noch auf dem Debüt. Das thematisch passende Cover wurde zeitgemäß von Andreas Marshall gezeichnet und zeigt einen abgestorbenen Baumstamm, der endzeitmäßig zum mondbeschienenen Nachthimmel empor ragt.
Zu der Zeit von „Dead End“ bestanden GRINDER immer noch aus Adrian Hahn (Voc./Bass), Lario Teklic und Andy Ergün (Guitar), sowie Stefan Arnold (Drums) und waren ein tight eingespielter und verschworener Haufen. Das hört man sofort beim Einstieg in „Agent Orange“. Der Opener macht keine Gefangenen und knallt in bester Thrash Metal Manier daher. Schredding Guitars und Double Bass Parts vom Feinsten treffen auf Adrians kräftig-melodischen Gesang, der schön rauchig klingt. Der Song klingt gar ein wenig progressiv, durch seine technisch versierten Riffs. Notiz am Rande: Textlich geht es bei „Agent Orange“ um den Vietnam Krieg. Es ist aber reiner Zufall, dass SODOM im gleichen Jahr zum gleichen Thema ihre Platte sogar so genannt haben. Die Bands kannten sich damals noch nicht.
Der Titelsong zeigt als zweiter Song die Power/Speed Metal Seite von GRINDER. Es geht mit Mid-tempo los und wechselt ins Up-temo. Wieder bekommt man eingängige, aber anspruchsvolle Riffs und einen überragenden Adrian zu hören. „The Blade Is Back“ ist dann wieder ein Thrash Metal Song zum Niederknien. Adrian klingt hier schön verrückt. Ein Hassbratzen im Stil von „Frenzied Hatred“ vom Debüt Album. „Inside“ ist dann zur Abwechslung wieder im treibenden Mid-tempo. Hier darf sich die Gitarristen auch mal mit Solos austoben.
Seite Zwei der Langspielplatte fängt mit der Single Auskopplung „Just Another Scar“ an. Kein Wunder, der Refrain geht runter wie Sahne und kann sofort mitgesungen werden. Der Rest besorgt der thrashig-treibende Song, der recht gradlinig daherkommt. Hier, wie noch mal zum Ende der Platte, kommen besonders die Punk/Hardcore Einflüsse zum Tragen, auf die sich GRINDER immer beriefen.
„Total Control“ hat einen melodischen Einstieg, bevor es dann gleich wieder auf die 12 gibt. Viele Tempowechsel garnieren den Song, der mit einem Gangshout Refrain getoppt wird. Hierzu kann man richtig abschädeln und mitgrölen. Ein weiteres Paradebeispiel von Adrians flexiblem Gesang.
Zur damaligen Zeit war es mitunter in, auch einen Instrumental Song auf Platte zu veröffentlichen. GRINDER hatten dies auch vor und verewigen hier mit „Why“ ihr „The Call Of Ktulu“. Gleichwohl sehr verspielt, anspruchsvoll und mit vielen Tempo- und Stimmungswechseln. Erstaunlich, dass ich den Song immer noch fehlerfrei mitsummen kann, wobei ich nicht unbedingt auf Instrumentals stehe. Hier fehlt wirklich kein Gesang.
Zum Schluss kommt mit „Train Raid“ der Rausschmeißer schlechthin. Ebenfalls in der Tradition zu „F.O.A.D.“ vom Debüt, geht es los mit leichten Country Tunes, die auch später im Song noch auftauchen. Die passen gut zum textlichen Thema über den Dilettantismus der Dalton Brüder. Ein punkiger Thrash Metal Song, zu dem man am besten seinen Western Hut aufzieht und einfach abschreddert – Obergeil!
Traurig, aber wahr, löste sich die Band schon nach ihrem dritten Album „Nothing Is Sacred“ im Jahr 1992 auf. Ein Wechsel zum renommierten Noise Rec. Label, sowie der kurz zuvor abgängige Hauptrifflieferant Lario, zerriss die Band. Querelen über die zukünftige musikalische Ausrichtung, ließ das Songwriting mittlerweile sehr anders klingen. Bei der Presse fand die Band daraufhin kaum noch Erwähnung und auch die Fans brachen langsam weg. Da Lario irgendwann in den 2000ern Jahren verstarb, war und ist an keine Reunion mehr zu denken. Daher soll GRINDER mit dieser Klassiker Review ihre verdiente Huldigung bei uns erhalten. Zieht euch die Platte rein und schwelgt, wie ich, in den guten alten Zeiten. „The Blade is… gone“!
Tracklist:
01. Agent Orange
02. Dead End
03. The Blade Is Back
04. Inside
05. Just Another Scar
06. Total Control
07. Why (Instrumental)
08. Train Raid