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DEFLESHED – Grind Over Matter (2022)

(8.050) Patrick (10/10) Death Thrash Metal


Label: Metal Blade Records
VÖ: 28.10.2022
Stil: Death Thrash Metal

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Comebacks können ja manchmal eine sehr zwiespältige Angelegenheit sein. Einerseits freut man sich als potenzieller Fan natürlich tierisch, dass sich die einstigen Helden wieder zusammengefunden haben, doch manchmal sind die damit verbundenen Erwartungshaltungen an die betreffenden Idole einfach dermaßen hoch, dass die Band auf ihrem erneuten Versuch, den musikalischen Olymp zu erklimmen, einfach nur verlieren kann. Was auf einem evtl. besuchten Konzert seiner Lieblinge, in schmachtender Nostalgie schwelgend, noch ausgesprochen gut funktionieren kann, geht oftmals mit der Veröffentlichung eines neuen Albums gehörig in die Buchse.

Dann gibt es aber in seltenen Ausnahmefällen diese wenigen Bands, die einfach nach einer ewig andauernden Abstinenz, wie aus dem Nichts, plötzlich wieder auf der Bildfläche erscheinen und dem lechzenden Fan mit ihrem neuen Werk förmlich die Locken aus dem Pelz föhnen, während die Äuglein aufgrund der begnadeten Rückkehr ein paar kleine Freudentränen verlieren. Die schwedischen Geschwindigkeitsfanatiker DEFLESHED gehören zweifelsohne in diese Kategorie und agieren auf ihrer neuen Schlachtplatte „Grind Over Matter“ einfach so, als hätte es die vergangenen 17 Jahre (!!!) schlicht und ergreifend nicht gegeben. Die Band knüpft quasi nahtlos dort an, wo sie anno 2005 mit „Reclaim The Beast“ aufgehört hat und dementsprechend metzeln sich die drei, mittlerweile leicht ergrauten Recken in typischer DEFLESHED Manier, auf atemberaubende Art und Weise durch elf neue, die Schallmauer durchbrechende Speedgranaten und reißen damit rigoros alles ab, was sich ihnen in den Weg stellt.

Was habe ich diesem Moment, in dem ich zum ersten Mal, die „Play“ Taste drücken durfte, entgegengefiebert und bereits nach wenigen Sekunden war ich schockverliebt in dieses höllisch gute Album! Dabei ist es völlig egal, ob man nun den fantastischen Opener „Bent Out Of Shape“, die bestialische und titelgebende Blastbeat Orgie „Grind Over Matter“, die, anfangs eine leichte Tempodrosselung vortäuschende Abrissbirne „One Grave To Fit Them All“ oder das, durch Gangshouts leicht punkig wirkende „Heavy Haul“ heranzieht, alle Songs dieser gewaltigen Splitterbombe schieben sich ohne Rücksicht auf Verluste direkt und blutig in den Gehörgang und sind dort wohl auf sehr lange Zeit nicht mehr herauszubekommen.

Die Hitdichte auf diesem Album ist erschreckend hoch und ausnahmslos jedes Projektil aus diesem elf Schuss beinhaltenden Magazin findet mit tödlicher Präzision sein Ziel. Das für DEFLESHED Verhältnisse relativ langsame, stets verdammt groovige und mit einem abartig göttlichen Riffing im Mittelteil versehene „Behind Dead Eyes“ und die darauffolgende Sperrfeuerattacke „Blastbeast“ gelten für mich sogar als krönende Vollendung im gesamten Schaffen der „Entfleischten“ und beide Songs haben das Zeug dazu, in absehbarer Zukunft Klassikerstatus zu erreichen!

Schlagzeugderwisch Matte Modin, der mindestens über acht Gliedmaßen zu verfügen scheint, wütet sich hinter der Schießbude mit einer bemerkenswerten Vehemenz, gepaart mit abartiger Präzision durch ultrabrutale Blastbeat-Parts und gnadenlos ins Gebein fahrende D-Beat Attacken. Damit hier keine Müdigkeit, oder gar Langeweile aufkommt, wird das akustische Gemetzel immer wieder von perfekt platzierten Breaks und/oder Fill-Ins entsprechend aufgelockert. Begleitet wird dieses kompromisslose Dauerfeuer abermals von den wahnsinnig exakten und Rasiermesserscharfen Riffs von Axtmeister Lars Löfven und was dieser Mann aus dem Griffbrett seiner Klampfe schüttelt, ist geradezu überirdisch! Auf Solos oder ähnlichen Firlefanz wird zwar weiterhin verzichtet, doch dieser Ballast ist im Bandsound nach wie vor nicht nötig, denn der Fokus liegt hier ganz klar auf der alles vernichtenden Kraft des Riffes selbst und dieser rasende Hassbatzen besteht zum größten Teil aus einer einzigen monumentalen Wand aus Riffs.

Die letzten, zur Vervollständigung nötigen i-Tüpfelchen, welche sich Maßgeblich am unverwechselbaren Sound DEFLESHEDs mitverantwortlich zeigen, bilden die schwer in die Magengegend pumpenden Bassläufe und die einzigartig giftig gekrächzte Stimme von Gustav Jorde, mit der uns die extrem eingängigen und mit riesigen Widerhaken im Gehörgang festkrallenden Refrains, welche uns frei nach dem bewährten Motto: „Songtitel = Refrain“, direkt und erbarmungslos, roh und blutig triefend unter die mittlerweile offene Schädeldecke gehämmert werden.

Man kann nur hoffen, dass den Schweden mit ihrem Neustart, der unter dem Banner von Metal Blade Records auf den Weg gebracht wurde, endlich mal ein wenig mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, denn damals um die Jahrtausendwende, flogen die Jungs seltsamerweise immer etwas unter dem Radar. DEFLESHED galten eher als Geheimtipp und demzufolge gelang den sympathischen Krachfetischisten aus Uppsala leider nie der große Durchbruch. Diese eigenartige Tatsache rief in mir schon immer völliges Unverständnis hervor. Schließlich besitzt diese Band seit jeher einen dermaßen eigenständigen Signature Sound, mit dem sie innerhalb von Sekundenbruchteilen von tausenden ähnlich gelagerten Kapellen zu unterscheiden und zu erkennen sind. Von absolut großartigen Glanztaten wie „Fast Forward“, „Under The Blade“ oder „Royal Straight Flesh“ mal ganz zu schweigen.

Zu gönnen wäre es ihnen allemal, denn „Grind Over Matter“ ist vom ersten bis zum letzten Ton ein absolutes Meisterstück in Sachen Death Metal mit thrashigem Einschlag geworden, bei dessen Konsum man in einen unweigerlichen und außerordentlich heftigen Bewegungsdrang verfällt, während dem das Genick auf eine ultraharte Probe gestellt wird und man sich arg zusammenreißen muss, nicht alle in unmittelbarer Nähe befindlichen Gegenstände, restlos kaputt zu kloppen. Ich bin hin und weg!

Beim Sound wurden ebenfalls keinerlei Gefangenen gemacht. Die Platte rauscht so knüppelderb, voluminös druckvoll und derart dreckig durch den gepeinigten Schädel, hinterlässt dabei ein kraterartiges Trümmerfeld in der Kieferregion und sorgt unweigerlich dafür, dass man beim nächsten Zahnarztbesuch unbedingt ein bisschen mehr Zeit einplanen sollte. Die Schweden haben mit diesem eindrucksvollen Werk wirklich alles richtig gemacht und ich bekomme, ob der Begeisterung über diese wahnsinnige Abrissbirne mein dämliches, einer akuten Gesichtslähmung gleichkommendes Grinsen, gar nicht mehr aus dem Gesicht. Hätte ich lange Haare, dann könnte ich mich zusätzlich noch an einer neuen Fönfrisur erfreuen. Was für ein Orkan!

Wenn ein Comeback in den letzten paar Jahren wirklich Sinn gemacht hat, dann die famose Rückkehr von DEFLESHED! Am liebsten würde ich diesem rundum gelungenen Dampfhammer, der in meiner „Jahres Top 10“ Liste definitiv auf dem Treppchen stehen wird, satte 11 Punkte geben. Da mir diesbezüglich aber die Hände gebunden sind, zücke ich eine dicke 10 mit Sternchen!

Grind Over Matter“ ist mit seiner barbarischen Härte, gebündelt mit einer dicken Portion Nostalgie und der völligen Kompromisslosigkeit, ein absolut überragendes Stück Metall geworden. Dieses Album ist einfach nur pure Liebe! Jungs, ich habe euch schmerzlich vermisst! Welcome back DEFLESHED!

Anspieltipps: „Behind Dead Eyes“ und „Blastbeast“


Bewertung: 10* von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Bent Out Of Shape
02. Grind Over Matter
03. One Grave To Fit Them All
04. Heavy Haul
05. Dear Devil
06. Staring Blind
07. Blood Well Spent
08. Unburdened By Genius
09. Behind Dead Eyes
10. Blastbeast
11. Last Nail In The Coffin




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