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ENSLAVED – Heimdal (2023)

(8.209) Patrick (9,5/10) Viking Metal


Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 03.03.2023
Stil: Viking Metal






ENSLAVED Alben sind ja manchmal so eine Sache. Die alten Klassiker gehören zweifellos in jede ordentlich sortierte „Black Metal“ Sammlung, aber spätestens seit dem Release von „Mardraum – (Beyond The Within)“ aus dem Jahre 2000 machen es einem die Norweger nicht immer leicht. Manchmal vermag mich das Segelschiff der Jungs völlig zu packen, voller Kampfeslust mitzureißen und mich hinaus auf die weite See zu entführen, aber in einigen (wenigen) Fällen lässt mich das Gebotene dann auch mal eher ratlos und etwas leicht überfordert am Strand zurück. Was aber (unabhängig vom persönlichen Geschmack) ausnahmslos alle Alben der Wikinger aus Vestland eint, ist der permanent hohe künstlerische Anspruch und ein grenzenloser und völlig visionärer Aspekt im Songwriting.

Was erwartet uns also auf „Heimdal“, der mittlerweile 16. Vollständigen Kaperfahrt der VERSKLAVTEN Norweger? Die Antwort ist so simpel wie banal, denn großartige Kurswechsel gegenüber dem Vorgängerwerk „Utgard“, gibt es diesmal glücklicherweise nicht zu verzeichnen und so bewegen sich die Herren auf der, im Jahre 2020 eingeschlagenen Route konsequent weiter fort und verfeinern diese nahezu zur Perfektion. Das aktuelle Album klingt demnach wie aus einem Guss und obwohl das ohnehin sehr starke Vorgängerwerk sicherlich in weiten Teilen und im direkten Vergleich die eingängigeren Songs aufzuweisen hat, ist „Heimdal“, so seltsam es auch klingen mag, im Gesamten wesentlich zugänglicher und schlüssiger auf den Punkt komponiert, was letztendlich dazu führt, dass man dieses Album in seiner musikalischen Schönheit einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt und sich immer und immer wieder genötigt sieht, die Nadel erneut auf den Anfang der Rille zu setzen.

Dabei ist es völlig egal, ob die Herren hier noch in Black Metal Gefilden wildern, Viking Metal zocken, progressiven Metal zum Besten geben oder sonstige eng gefassten Schubladen bedienen mögen. Löst euch von genrespezifischen Barrieren, denn ENSLAVED reißen Grenzen nieder, wo Grenzen erscheinen und bieten schlicht und einfach unfassbar grandiose Mucke, welche dem aufgeschlossenen Zuhörer, bei all der metallischen Härte, wahnsinnig gefühlvoll gegenübertritt. Beide Daumen hoch, denn diese Tatsache ist in unserer schnelllebigen Zeit wirklich recht selten geworden und so bietet „Heimdal“, verteilt auf über 48 Minuten, Musik zum Fühlen, zum Verinnerlichen, zum Träumen und zum Genießen. Kurz…..ich bin restlos begeistert!

Wogendes Wasser und der Klang tieftönender Hörner leiten uns sanft und mystisch ins erste Albumhighlight „Behind The Mirror“. Das metallische Grundgerüst löst schon bald die Introsequenz ab und kurz darauf übernehmen wunderbare Klargesänge, aus der Kehle von Keyboarder Håkon Vinje die Führung des Songs und übergeben denselben an eine angenehm treibende Doublebasswand über der Grutle Kjellson in gewohnt kauziger Manier ins Mikro krächzt. Dazu ein paar progressive Einsprengsel, diverse sphärische Tastentöne, perfekt in Szene gesetzte Gitarrensoli und fertig ist ein epischer Einstieg nach Maß. Geiles Ding. Das folgende, acht Minuten andauernde „Congelia“ rotzt sich in relativ monotoner Art und Weise, über einem relativ langsam gespieltem Blastbeat in die Köpfe des Hörers und entwickelt dabei fast schon meditativ anmutende Züge, denen man sich einfach nicht entziehen kann, bis kurz vor Ende des Songs, die Monotonie einer wunderbar herrlichen Breitwandepik, inklusive fetter Chöre und einem wahrhaft göttlichem Gitarrensolo Platz macht. Ein irrsinnig intensives Stück.

Das ENSLAVED ihr Pulver aber noch lange nicht verschossen haben, beweisen die Seemänner mit dem hochmelodischen Epos „Forest Dweller“, in dem sich gefühlvolle Passagen, hochemotionaler Gesang, metallische Wut und Raserei die Klinke in die Hand geben und als wäre das alles nicht schon genug, wird kurzerhand noch ein abgefahrenes Solo auf der Hammond Orgel kredenzt. Mir steht, ob der Begeisterung dieses überaus fantastischen Materials, der Mund sperrangelweit offen und diesen Umstand vermag auch das folgende „Kingdom“, welches weniger auf Experimente setzt, sondern vermehrt die metallische Seite der Band in den Vordergrund rückt, nicht zu ändern. Experimente, speziell in Form von relativ modern anmutenden Keyboardklängen gibt’s dafür in „The Eternal Sea“ zuhauf, doch ENSLAVED wären nicht ENSLAVED, wenn sie es nicht schaffen würden, aus der Flut an un- und außergewöhnlichen Einflüssen, einen schlüssigen und furchtbar nachvollziehbaren Song zu kreieren, der darüber hinaus noch über derart schöne und ergreifende Gesangslinien verfügt. Spätestens an dieser Stelle sollte auch der letzte Winkel des eigenen Leibes mit Gänsepelle überzogen sein. Was für ein intensiver Wellenritt!

Warum man nun mit „Caravans To The Outer Worlds” einen Song von der gleichnamigen, vor zwei Jahren erschienen EP mit aufs Album gepackt hat erschließt sich mir an dieser Stelle nicht völlig. Fakt ist allerdings, dass sich dieses Monster von einem Song so abartig perfekt in dieses Album integriert und auf „Heimdal“ in einem völlig neuen und wesentlich größeren Glanz erstrahlen kann, was 2020 mit der Erstveröffentlichung (6 Punkte Review) nicht in vollem Umfang gelang.

Man kann es letztendlich drehen und wenden wie man will, es gilt eben auch im Jahre 2023 genau das, was die Band im Endeffekt bereits in ihren frühen Jahren auszeichnete, bzw. von ähnlich gelagerten Krachkapellen aus ihrem damaligen Dunstkreis entschieden abhob, denn z.B. auch das mittlerweile knapp 30 Jahre alte Debütalbum „Vikingligr Veldi“, war seiner Zeit meilenweit voraus und zählt heute völlig zurecht zu den Klassikern des schwarzen Genres.

Natürlich ist es sinnlos und absolut unmöglich, diese beiden Scheiben miteinander zu vergleichen, aber ein Blick auf beide Werke macht unmissverständlich klar, dass ENSLAVED bereits damals wie heute, wahre Meister ihres Handwerks, grenzenlos feingeistige Visionäre in der Erschaffung ihrer genresprengenden Klangwelten sind und nun beweisen die gestandenen Berserker mit „Heimdal“ zum wiederholten Male, dass sie ein wunderbar fantastisches Händchen für irre progressive, vor Ideenreichtum nur so strotzende und wahrlich hochspannende, sowie tiefemotionale Songs besitzen, die aber zu jeder Zeit nachvollziehbar bleiben, den Konsumenten somit nicht überstrapazieren und sogar das Potential besitzen, sich für unbestimmte Zeit im Lauschkanal des Hörers einzunisten. Das ist Kreativität und Songwriting auf fast abgeschlossenem Bosslevel Niveau, kurz vorm Endgegner!

Leute, ich bin völlig verliebt in diese hingebungsvolle Platte. Man kann das gegebene Herzblut der Musiker förmlich in jeder Note spüren. Diese in Gold gegossenen und hochemotionalen Notenfolgen sind einfach nicht von dieser Welt und werden uns zusätzlich noch in einer genialen, ultradruckvollen, warmen und perfekt ausgewogenen Produktion durch die Ohren gepustet. Dazu gesellt sich obendrauf noch ein wunderschön harmonisches Coverfoto und fertig ist ein Gesamtpaket, welches nahe der Perfektion steht. ENSLAVED haben mit „Heimdal“ ein Manifest vorgelegt, welches sicherlich in einigen Jahrespolls nicht unerwähnt bleiben wird und das völlig zurecht! Ich ziehe anerkennend meinen Hut! Chapeau!

Anspieltipps: “Forest Dweller” und “Kingdom”

 


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Behind The Mirror
02. Congelia
03. Forest Dweller
04. Kingdom
05. The Eternal Sea
06. Caravans To The Outer Worlds
07. Heimdal




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