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HERBST IN DER SCHWÄBISCHEN ALB

13. - 16.07.2016 - Balingen @ Messegelände

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Der zweite Festival-Tag, von vielen Fans im Vorfeld bereits als „Super-Friday“ bezeichnet, scheint in der Tat dieser Bezeichnung gerecht zu werden und hat gleich zu Beginn einen Geheimtipp zu bieten. Trotz der Tatsache, dass Night Demon aus dem kalifornischen Ventura erst seit fünf Jahren existiert und das Trio bis dato lediglich eine selbstbetitelte EP sowie den Longplayer „Curse Of The Damned“ vorzuweisen hat, ist der Andrang schon zur Mittagszeit überraschend groß. Selten zuvor konnte sich ein Opener beim „Bang Your Head!!!“-Festival über ein solches Gefolge freuen, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass bislang alles richtig gemacht wurde. Mit spürbarer Freude an der Arbeit legen Bassist / Sänger Jarvis Leatherby, Saitendehner Armand John Anthony sowie Drummer Dusty Squires auch entsprechend los und liefern mit dem markanten „Full Speed Ahead“ nicht nur einen fulminanten Einstieg nach einer feinen Instrumental-Einleitung, sondern legen damit auch unmissverständlich das Motto ihrer Darbietung offen. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass man sich bei diesem Trio keinerlei Gedanken darüber zu machen braucht, ob denn die Open Air-Bühne nicht doch etwas zu überdimensioniert ausgefallen wäre. Jarvis und Armand rennen nämlich wie von der Tarantel gestochen über die Bretter und wissen auch den Steg ins Publikum gut zu nutzen. Immer wieder posen sie im Duett (im Verlauf des Konzertes gar zu dritt, als nämlich der „Tod“ persönlich auf die Bretter steigt um mit den Burschen zu trinken…) und vergessen auch zu keiner Sekunde den direkten Kontakt zum Publikum. Diesem wiederum fällt es auch nicht schwer mitzumachen, schließlich steht der tief in der NWOBHM verwurzelte Stil der US-Amerikaner wohl bei zahlreichen Headbangern auch im „Alltag“ auf dem Frühstücksplan. Mit Nummern wie „Night Demon“, „Screams In The Night“ oder „Curse Of The Damned“ liefern Night Demon perfekte Kost für einen Festival-Einstieg, mit „Heavy Metal Heat“ zudem einen Ohrwurm der besonderen Art. Dadurch dürfen sich die drei Burschen nach 45 Minuten auch als „Arbeitssieger“ fühlen, schließlich ist das - zu Beginn witterungsbedingt zum Teil gar mit Jacken ausgestattete - Publikum mehr als nur zufrieden und obendrein auch gehörig aufgewärmt. Die Band indes hat sich den Applaus redlich verdient, so ist Jarvis dermaßen schweißnass, dass von seinem Arbeitsgerät das Wasser tropft. Respekt!

Die von den US-Amerikanern zuvor erzeugte Stimmung bleibt nicht nur aufrecht, sie erreicht im Anschluss an die angenehm kurze Umbaupause sogar einen ersten Höhepunkt. Die Franken Freedom Call wissen nämlich längst wie Rock-Entertainment funktioniert und laden die Zuschauer zu einer gepflegten Party mit ihrem „Happy Metal“ ein. Die Songs der Burschen rund um Frontmann und Sprachrohr Chris Bay funktionieren selbstredend immer wieder und von daher ist es nur wenig verwunderlich, dass bei „Tears Of Babylon“ oder der Band-Hymne die Tausendschaft vor der Bühne ekstatisch mitgeht, mithüpft sowie ohne zu zögern auf Aufforderung die Hände im Rhythmus hin- und her bewegt. Man kann also durchaus sagen, dass die Fans der Band sprichwörtlich aus der Hand fressen, nicht zuletzt deshalb erweist sich selbst die Live-Premiere der neuen Single „Hammer Of The Gods“ als überaus erfolgreich. Chris weist aber nicht nur auf diese hin, er lässt uns obendrein auch noch wissen, dass die Band deshalb so erfreut über diesen Gig ist, weil man zuletzt lange Zeit „frierend im bandeigenen Keller“ verbracht hatte um das demnächst erscheinende neue Album „Master Of Light“ fertigzustellen. Nach den Reaktionen auf den ersten Vorgeschmack steht fest, dass die Fans abermals Riesenfreude damit haben werden, während sich der „Rest“ der Welt einmal mehr echauffieren wird, wie nahe Freedom Call eigentlich am Schlager sind und wie oft man die Grenze zum Kitsch überschritten hätte. Der Band selbst - wie auch ihrem treuen Gefolge - wird das dagegen völlig egal sein. Hauptsache, es gibt auch darauf Material zu finden, das sich bei späteren Konzerten als ebenso dienlich erweist wie das den Set beendete, lautstark mitgegröhlte „Warriors“.

Wieviel Zuseher es tatsächlich waren, die bereits den ersten Auftritt der Epic Metaller Manilla Road vor 16 Jahren an Ort und Stelle mitgefeiert haben, lässt sich nicht mehr wirklich nachvollziehen. Den Publikumsreaktionen nach der Danksagung dafür von Gitarrist Mark Shelton zu schließen, muss es eine gewaltige Menge gewesen sein. Seit diesem Gig hat sich aber viel verändert. So wurde nicht nur das Line-Up der Metal-Legende aus Wichita, Kansas mehrfach umgekrempelt, auch Veröffentlichungen gab es einige zu vermelden. Nachvollziehbar daher, dass der Vierer (der seit nun mehr gut fünf Jahren über ein stabiles Line-Up verfügt, das neben Mastemind Shelton aus Bryan „Hellroadie" Patrick am Mikro, Bassist Josh Castillo sowie der deutsche Drum-Ikone Andreas „Neudi“ Neuderth besteht, wobei letztgenannter vom Publikum gesondert mit Sprechchören gefeiert wird) einen Querschnitt durch sämtliche Schaffensperioden liefert und neben Früh-80er Kult-Material wie „Necropolis“ oder „Crystal Logic“ auch „Truth In The Ash“ von „The Blessed Curse“ aus dem Vorjahr zum Zug kommt. Mit dem programmatischen „Heavy Metal To The World“, bei dem sich Mark und “Hellroadie“ geradezu brüderlich die Gesangspassagen teilen, beendet die von unzähligen Anwesenden seit Jahren kultisch verehrte Band ihre Vorstellung, die jedoch nur bedingt für „Party-Feeling“ sorgt und wohl in der Halle noch reizvoller gewesen wäre. An der Tatsache, dass Manilla Road eine der intensivsten Shows des gesamten Wochenendes geliefert haben und daher nicht nur in einschlägigen Fan-Kreisen entsprechend bejubelt werden, ändert das aber selbstredend ebenso wenig wie am Umstand, dass die vier Musiker durch ihre unkomplizierte Art und ihre Fan-Nähe im weiteren Verlauf des Festivals zusätzlich viele weitere Sympathie-Punkte einheimsen können.

Mit kultigen Klängen geht es auch weiter, auch wenn es knapp fünf Minuten länger dauert als eigentlich geplant. Es ist wohl der Meister persönlich, der bis kurz vor Beginn des Auftritts die Gitarre von Chris Impellitteri eigenwillig „kostümiert“ (Arbeitsoverall und Mundschutz?!?) stimmt. Doch Outfit während des Umbaus hin oder her, als die Formation zu Carl Orff’s „Oh Fortuna“ die Bretter entert und mit „The King Is Rising“ loslegt, wird kein Fan des Gitarrenhelden mehr darüber nachdenken. Doch nicht nur Chris zeigt sich von seiner besten Seite, auch Rob Rock liefert einmal mehr den Beweis dafür, weshalb er mit zu den ganz großen Namen seines Faches zählt, und auch warum der Sympathikus inzwischen zu den „Dauerkarten-Besitzern“ in Balingen zählt, wird einmal mehr schnell klar. Allerdings wird mit Fortdauer der Spielzeit auch offenkundig, dass Rob aber leider kein Entertainer ist, sondern „nur“ ein Spitzensänger. So genial Nummern wie „Warrior“, „Speed Demon“, oder das vom aktuellen Album „Venom“ stammende „We Own The Night“ (kommt auch irgendwie komisch am Nachmittag…) auch klingen, zwischen den Tracks flaut die Stimmung nicht zuletzt auf Grund der Stille und Einkehr auf der der Bühne merklich ab. Da nützt selbst das immer gelungene Einflechten von Riffs diverser Alltime-Hits nicht viel. Als gelungen kann die Deutschland-Premiere (!) von Impellitteri aber dennoch gewertete werden.

Der „Super-Friday“ geht mit einer weiteren Legende weitere. Zwar verzichten Sacred Reich nach wie vor darauf neues Material zu schreiben oder zu präsentieren, an der Live-Front hat sich die Formation in den letzten Jahren jedoch erneut als überaus präsent gezeigt und daher ist auch der enorme Andrang an vorderster Front nicht weiter verwunderlich. Überraschungen bleiben dementsprechend zwar aus, das ausgewogene „Best Of“-Programm wird aber dennoch mehr als nur positiv aufgenommen. Angeführt von Sympathikus Phil Rind ackert das Quartett förmlich durch das Programm, das neben Knallern aus eigener Feder wie „The American Way“ oder „Death Squad“ selbstredend auch das längst zu einem Eigengewächs mutierte „War Pigs“. Phil ist blendend gelaunt, weist darauf hin, dass die Band zwar keine neuen Song mitgebracht hätte, dafür aber immerhin Gitarrist Jason Rainey eine brandneue Klampfe und sein Kompagnon Wiley Arnett immerhin eine neue, schwarze Jeans. Er selbst betrachtet sich als immer noch ausreichend „sexy“ um seiner Frau zu gefallen, die ihn entsprechend „Mr. Sexy“ ruft, selbst wenn er ein wenig „overeaten“ aussieht. Das ist Entertainment! Auch als „Sieger der Herzen“ geht der Vierer an diesem Nachmittag hervor, weil es Phil schafft mit einer völlig untypischen Einlage für Erheiterung des Thrash Metal-Volkes zu sorgen: der Kerl ruft zur allgemeine Umarmung im Publikum auf – und es funktioniert! Alte, junge, weibliche und männliche Fans liegen sich in den Armen! Bei so viel Liebe nimmt man es ihm auch gar nicht übel, dass er den Text von „Who’s To Blame“ vergisst und die Band darauf breit grinsend den Auftritt unterbricht. Nach entschuldigenden Worten für sein Alter, lässt der Kerl aber nichts mehr anbrennen und schon geht es weiter mit „Free“ im Programm, das mit „Independent“ (das Götz K. gewidmet ist) und „Surf Nicaragua“ ein entsprechend umjubeltes Ende findet. Super!

Dennoch sollte der Gig der Arizona-Thrasher nicht das absolute Highlight darstellen. Für dieses sorgen nämlich die erst seit einigen Monaten wieder in der aktuellen Besetzung rockenden Herrschaften rund um Kurdt Vanderhoof. Speziell der von einem beträchtlichen Teil der Fans durchaus mit Skepsis betrachtete Wiedereinstieg von Mike Howe sollte Metal Church zu jener Strahlkraft verhelfen für die man das Unternehmen seinerzeit geliebt hat. Mike’s Stimme hat in all den Jahren seiner Szene-Absenz nämlich nicht nur ihre Ausdrucksstärke locker beibehalten können, der Kerl erweist sich zudem auch als wahre Frischzellenkur, ist permanent in Bewegung und gibt zudem einen bemerkenswerten Animateur. Letzteres wäre an sich zwar nicht zwingend nötig, denn Tracks wie „Fake Healer“ (was ein Opener!), „Gods Of A Second Chance“, „Date With Poverty“ oder „Start The Fire“ würden selbst dann noch funktionieren, wenn die Band regungslos auf den Brettern rumstehen würde. Das aber ist nicht mal ansatzweise der Fall, weshalb die Stimmung auch bald den Siedepunkt erreicht und auch bei „No Tomorrow“ sowie „Killing Your Time“, den zwischendrin gut platzierten Tracks des neuen Albums nicht abebbt. Neben Mike sticht Bassist Steve Unger optisch hervor, der in bester Gene Simmons-Manier post wie ein Weltmeister, während Kurdt Vanderhoff und Rick Van Zandt an ihren Arbeitsgerät brillante Arbeit verrichten und mit feinen Solo-Passagen für Entzücken sorgen. Dass die beiden showtechnisch eher als Ruhepole zu betrachten sind, macht Howe mit einer Extraportion „Vollgas“ locker wett. Mit „Badlands“ und „The Human Factor“ beenden die Herren einen wahrlich imposanten Auftritt, der von einigen Zusehern gar in die Kategorie „legendär“ eingeordnet wird.

Da zeitgleich zum Start der Show der Hair-Spray-Ikone Tigertailz noch Metal Church über die Open Air-Bühne fegen, wird das Quartett in der Messehalle zunächst von einer eher überschaubaren Menschenmenge begrüßt. Doch schon binnen weniger Minuten finden sich nach und nach immer mehr Schaulustige in der Halle ein, um das Treiben des Vierers mitzuverfolgen. Zwar wirkt die Tatsache, dass Frontmann und Vince Neil-Lookalike Rob Wylde das „UK“ als Herkunft des Vierers angibt, tagespolitisch irgendwie eigenwillig, doch „Brexit“ und ähnliches scheinen überhaupt keine Themen für die vier Herren aus „Bale-s“ zu sein. Warum auch, die vier Poser-Könige stehen seit jeher für nichts anderes als pures Rock‘n‘Roll-Entertainment und daran hat sich selbstredend nichts geändert. Ebenso wenig am Unterhaltungswert ihrer Hits vom Schlage „Hollywood Killer“ oder „Shoot To Kill“. Doch auch auf den erst vor wenigen Monaten aufgelegten Dreher „Blaster“ greift der bunte und wild gestylte Haufen zurück und präsentiert daraus unter anderem das auf Anhieb zündende Hook-Monster „All The Girls In The World“. Da auch diese Nummer überaus positiv von den Fans aufgenommen wird, lässt sich als Fazit festhalten, dass die Formation - allen Unkenrufen sowie sämtlichen Tragöden in den letzten Jahren zum Trotz - auch anno 2016 noch für ausgiebige Unterhaltung zu sorgen versteht, selbst wenn man aktuell wohl auf eher billigere Haar-Sprays zurückgreifen dürfte, wie man an den im Laufe der Zeit doch etwas ramponiert wirkenden „Gebilden“ auf den Häuptern der Saitenfraktion feststellen muss.

Wem es weniger nach Hairspray-Legenden gelüstet, sondern sich auch weiterhin an eher herber Metal-Kost zu erquickt, der kommt bei Annihilator auf der Open Air-Bühne auf seine Rechnung. Jeff Waters und seine (einmal mehr runderneuerte, rein optisch im Vergleich zu ihrem Chef deutlich jüngere) Mannschaft zeigen sich in bester Spiellaune und hatten auch ein überaus gelungenes Programm einstudiert. Angeführt vom überaus quirligen und bewegungsfreudigen Meister, kredenzt die Truppe einen gelungenen Querschnitt des bisherigen Schaffens, wobei Jeff auch stimmtechnisch gut in Form ist und zudem mit seinen Ansagen immer wieder für Unterhaltung sorgt. Das tut logischerweise auch das „Best Of“-Programm der Formation, in das mit „No Way Out“ und „Creepin' Again“ aber auch zwei Tracks des aktuellen Drehers „Suicide Society“ gut eingeflochten werden. Ansonsten gibt es die für Waters üblichen Klassiker zu hören, begonnen bei „King Of The Kill“ bis hin zum Finale „Alison Hell“. Der Applaus der Jeff und seinen Jungs entgegenprasselt, ist abslout verdient! Wer Songs wie „Set The World On Fire“, „W.T.Y.D.“ oder „Never, Neverland“ im Programm, hat zwar ohnehin schon halb gewonnen, durch die immense Hingabe bekommen die Nummern hier und heute aber eine Extra-Portion Intensität verabreichet, allen voran mein persönliches Highlight des Sets: „Phantasmagoria“! Bleibt bloß noch zu hoffen, dass uns die Truppe in dieser Besetzung einige Zeit erhalten bleibt!

Während überaus agile und ambitionierte Stage-Hands für ein nahezu exaktes Einhalten des Zeitplans sorgen und von daher auch im Verlauf des gesamten Festivals kaum Verzögerungen zu vermelden sind, stellt die Bühnen-Crew der schottischen Urgesteine den negativen Ausreißer dar. Die Kollegen sorgen durch unnötig übertriebenes Ausdehnen des Soundchecks (von etwaigen technischen Problemen war zumindest im Auditorium nichts zu bemerken) sowie im Schneckentempo ausgeführtes Vorbereiten diverser Bühne-Utensilien (gut, dass Wasser nicht so schnell sauer werden kann…..) für eine Verzögerungszeit von gut 30 Minuten ehe die Formation endlich die Bretter entert. Dadurch wird es jenem Teil der Zuseherschaft nahezu unmöglich gemacht, im avisierten „Parallel-Slalom“ sowohl etwas von den Classic Rockern und von Testament mitzubekommen. Sollte jedoch Kalkül hinter dieser Verzögerungstaktik gestanden haben, ist der Plan aufgegangen, denn noch ehe Nazareth loslegen ist die Halle zum Bersten voll. Und zwar dermaßen, dass man im Endeffekt durchaus auf den Gedanken kommen durfte, hier wäre ein Platz auf der Open Air-Bühne angebracht gewesen. Diese Idee relativiert sich allerdings recht rasch, denn das seit geraumer Zeit von Carl Sentance am Mikro vervollständigte Quartett wirkt schon zu Beginn nur wenig spielfreudig und ebenso wenig motiviert. Keine Ahnung, weshalb, aber durch die nun wirklich nicht vorhandene Performance sowie den auch eher lustlos wirkenden Vortrag des ansonsten für ausnahmslos überzeugende Darbietung bekannten Neo-Sänger, hat die Vorstellung etwas von einer durchschnittlichen Cover-Band, die sich an diversen jüngeren Tracks sowie Klassikern von Nazareth versucht. Schade drum…….

Dadurch entgehen mir die ersten Tracks von Testament, doch die Herrschaften sollten mich binnen Sekunden dermaßen dafür entschädigen, dass ich mich so schnell wie nur irgendwie möglich wieder an die vorderste Front begebe um mich von einem mächtig röhrenden Chuck Billy und seiner mit einem Hammersound gesegneten Band ins Thrash-Paradise beamen zu lassen. Das Bühnenbild wirkt stimmig und gewaltig und passt perfekt zum nicht minder imposanten Vortrag, mit dem sich die Band wohl endgültig für das Desaster von vor über zehn Jahren rehabilitieren kann (Zur Erinnerung: Testament wurde auf Grund eines vermasselten Soundchecks, der ihnen im Endeffekt gut 15 Minuten Spielzeit kostete, nach dem Ende der vereinbarten Spielzeit mittendrin der Strom abgedreht). Von derlei Ungereimtheiten ist heute zum Glück nichts zu bemerken. Im Gegenteil, alles passt perfekt! Songs wie „Practice What You Preach“, „The New Order“, „Dark Roots Of Earth“ oder „Into The Pit“ (eine intensivere Atmosphäre vor einer Bühne erlebt man nur selten!) kommen ebenso grandios beim Zuhörer an wie sie dargeboten werden. Das Publikum äußert seine Begeisterung auch entsprechend lautstark, die „Testament“-Sprechchöre sind wohl bis weit ins Stadtinnere zu vernehmen! Man darf durchaus behauptet, dass die Thrasher nicht nur ihre persönliche Wiedergutmachung mit dem Festival zelebrieren können, sondern stellen ebenso eindrucksvoll ihren Platz am Firmament der Szene unter Beweis. Ihr für Herbst angekündigtes, neues Album wird wohl sehnsüchtiger als jedes andere erwartet…Thumbs, Fists (and everything else) Up!

Die Arschkarte im Billing haben in diesem Jahr definitiv Grave gezogen, denn wer zeitgleich mit dem Headliner auf die Bretter in der Halle muss, hat es ohnehin schon verdammt schwer. Da zudem aber auch noch die Abschiedsshow von Twisted Sister auf dem Programm steht, verwundert es nicht wirklich, dass die Schweden vor einer mehr als nur überschaubaren Kulisse loslegen. Doch - und genau das macht diese Truppe ebenso sympathisch wie authentisch - man hätte durchaus auch denken können, GRAVE wären der eigentliche Headliner und zig-tausende Fans würden ihnen zujubeln! Keine Frage, die Mannen um Ola Lindgren legen sich hingebungsvoll und ohne Rücksicht auf Verluste ins Zeug. Ob es am Umstand liegt, dass es im Verlauf de Spielzeit bei Dee Snider und Co. fast schon ungemütlich eng vor der Bühne wird, oder ob sich die Intensität der Death Metal-Beschallung (ganz groß: „Soulless“, tödlich: „Into The Grave“….) rumgesprochen hatte, kann zwar nicht in Erfahrung gebracht werden, am Umstand, dass die Herrschaften im Verlauf der Spielzeit doch noch eine gehörige Menschenmenge vor sich haben, ändert das aber ebenso wenig wie an der Tatsache, dass ihr Set von jedem einzelnen Zuseher am nächsten Tag geradezu überschwänglich gelobt wird.

Balingen und Twisted Sister gehören offenbar zusammen wie der Eiffelturm und Paris. Daran wird sich auf ewigen Zeiten nichts ändern. Dennoch ist in diesem Jahr die Vorfreude besonders groß als die Herren als Headliner bestätigt werden. Logo, die „Schwester“ haben entscheiden sich von ihren Fans nach 40 „Dienstjahren“ in aller Ehre zu verabschieden. Dadurch ist bei aller Jubelstimmung zwar auch ein gewisser Hauch Melancholie zu vernehmen als die Mannen nach der AC/DC-Leihgabe „It’s Long Way To The Top“ als Intro mit „What You Don't Know (Sure Can Hurt You)“ die Bretter enterten, dem Jubel tut aber auch das keinen Abbruch. Das Programm selbst enthält klarerweise alles, was das Fan-Herz begehrt und auch Dee erweist sich einmal mehr als einer der allergrößten Entertainer der Rock-Geschichte, wodurch die Stimmung vielleicht sogar noch einen Zacken intensiver gerät als man es sich erwartet hatte. Es gibt wohl KEINEN einzigen Zuseher auf dem zu diesem Zeitpunkt bis in die hintersten Winkel bevölkerten Messegelände, der nicht zu legendären Tracks wie „The Kids Are Back“, „Burn in Hell“ oder „Destroyer“ mitgeht und lauthals mitgrölt. „You Can't Stop Rock 'n' Roll“ wird irgendwie zum Programm, wirkt im Konsens der Abschiedsgala aber als zu früh intoniert. Aber wen kümmert so etwas schon? Die Fans liegen sich in den Armen, Dee hätte locker auf einige Drinks gehen und den Gesang komplett „outsourcen“ können – die Show hätte dennoch perfekt funktioniert. Kurz: hier wird Rock’n’Roll zelebriert! Da der Frontmann ohnehin noch nie ein Mann der wenigen Worte war, gibt es noch Huldigungen und Danksagungen an Dee’s Götter, Veranstalter Horst und den Rest der Welt. Kurzum, eindrucksvoller kann eine Abschiedsgala - die mit „It's Only Rock 'n' Roll (But I Like It)“ sowie den ohne etwaigen Anzeichen von Schwäche seitens des Publikums gefeierten Zugaben „Come Out and Play“, „Under The Blade“ und „S.M.F“ nicht inszeniert werden. Danke für dieses Konzert und nochmals Danke für 40 Jahre Rock’n’Roll!

An sich wäre es längst Zeit gewesen sich zur Nachtruhe zu begeben um all die Eindrücke des dem Wort „Super-Friday“ absolut gerecht werdenden zweiten Festivaltages zu verarbeiten. Doch ganz so einfach wird es den Metal-Fans nicht gemacht, schließlich gibt es quasi als Zugabe bzw. Betthupferl noch Satan in der Halle zu bestaunen. Die scheinen jedoch ein wenig übermotiviert und legen bereits einige Minuten vor der eigentlich angekündigten Beginnzeit los. Dadurch wirkt es wohl auch für die Band selbst ein wenig befremdend, dass sich die Zuhörer erst im Verlauf des Sets in die Halle begeben. Das wieder motiviert den Fünfer auf den Brettern sichtlich erheblich und die Truppe scheint noch mehr Gas zu geben als zu beginn. Der den Zeremonienmeister gebende Brian Ross, scheint besonders erfreut über die in weiterer Folge verdammt gut gefüllte Halle sowie die entsprechende Stimmung, weshalb sich der an sich nicht wirklich als Freund der großen Reden bekannte Brian mehrfach zu Anekdoten hinreißen lässt. Währenddessen stellt das ständig grinsende und sich bravourös die Riffs zuspielende Duo Russ Tippins und Steve Ramsey einmal mehr eindrucksvoll seine Klasse an den Gitarren unter Beweis. Ein besseres „Gute Nacht-Progamm“ hätte man uns nicht liefern können! Schade für die US-Rocker Killcode, dass diverse nicht mehr ganz so knackig-frische Körper vor deren Auftritt nun aber endgültig w.o. geben müssen…

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