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BEYOND ALL LIMITS - BANG YOUR HEAD 2019

11. bis 13.Juli 2019

Balingen @ Messegelände


Die ultimative Heavy Metal Party? Na ja, aber sehr geil war´s allemal. Dass das Bang Your Head!!! für vorrangig puren Heavy Metal steht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Garniert wird dieser Fokus natürlich mit einer Prise Hardrock und gepfeffertem deftigen Metal. Aufgrund der nur zwei Bühnen, lässt man auch weitere Ausflüge zu Pop, Folklore oder Blasmusik einfach links liegen. Nach der Brandrede von Chefmacher Horst im letzten Jahr, kann man schwer davon ausgehen, dass das BYH!!! auch in diesem Sinne für die Fans so bleiben wird – Ohne Kirmes und ohne anderen pseudo Unterhaltungsschnickschnack.

Eigentlich komisch, dass ich als gebürtiger Schwabe schon längere Zeit nicht mehr auf dem BYH!!! war. Meiner Überlegung nach müsste das 2001 gewesen sein, als Dauerclown Dee Snider auf Solopfaden sein Stelldichein gab und nach dem Headliner Gig, der ganze Platz, auf dem Marsch zum Zeltplatz, lauthals „We´re Not Gonna Take It“ sang. Ich glaube, ich bin nicht allein mit der Behauptung, dass diese Show und der Abgesang danach, Herrn Snider dazu bewogen hatte, sich mit seinen Sisters wieder zu vertragen. Weil ab 2003 machten Sie dann wieder gemeinsame Sache!

Aber zurück zum Geschehen in diesem Jahr. Da wir vom Zephyrs Odem im Süddeutschen Raum mittlerweile nicht mehr so gut vertreten sind, lag es nun an mir, mal wieder das BYH!!! zu besuchen. Da sonst keiner mitkonnte, orderte ich Starfotograf Dö an, um für diesen Bericht ein paar Fotos zu schießen. Das ich trotzdem nicht allein sein würde auf dem Festival, dafür sorgte meine Frau, sowie natürlich so einige Freunde und Bekannte, die ich immer noch im Schwabenland habe. Aufgrund der langen Anreise, immerhin rund 700 km, knickten wir uns, die Warm-Up Show am Mittwochabend, welche ich jetzt auch nicht so den Bringer fand mit Endlevel, Warkings, Grave Digger, Battle Beast, sowie Sons Of Sound, für die kurzfristig ausgefallenen Grailnights.

DONNERSTAG, 11.07.19

Somit war aber auch klar, dass wir es definitiv nicht pünktlich zum Auftakt des Bang Your Head!!! Festival um 11:30 Uhr schaffen würden. Damit verpassten wir Stormwarrior und Sorcerer, bei denen auch noch keiner meiner Freunde anwesend war. Fotograf Dö, war dann immerhin schon zu Audrey Horne anwesend, die laut ihm ein gelungenes Feuerwerk an rockigen Metal Hits abfeuerten, was trotz einsetzendem Regen auch vom Publikum so aufgenommen wurde. Erstaunt war Dö über Sänger Torkjell „Toschi“ Rød, der neben ihm, wohl als einziger weiße Kniestrümpfe im Hardcore Style anhatte! Den anschließenden fünf Power Metallern von Brainstorm attestierte er ebenso einen astreinen Gig, der auch von Publikum abgefeierte wurde. Stilistisch Progressiv-Chillig ging es weiter mit The Night Flight Orchestra. Die Band fiel nicht nur durch ihr adrettes Anzugsoutfit auf, sondern auch aufgrund ihrer beiden Stewardessen. Soundtechnisch definitiv andersartig und ruhiger, aber nicht weniger intensiv.

Also meine Frau und ich dann endlich gegen 18 Uhr auf dem BYH!!! aufschlugen, spielten noch Dream Evil, was ich allein schon an „The Book Of Heavy Metal“ erkannte. Jedoch war ich verwundert, warum Dream Evil auf der Open Air Stage spielten und nicht wie erwartet Hardcore Superstar? Wie sich später herausstellen sollte, war das komplette Equipment von Hardcore Superstar nicht auf dem Festival angekommen und ein Tausch mit dem Timeslot von Dream Evil in der Halle, auf kurz vor 20 Uhr, sollte noch etwas Zeit zur Nachlieferung bringen. Dazu aber später mehr. Dream Evil nutzen offensichtlich die Gunst der Stunde draußen auf der größeren Bühne spielen zu können und zelebrierten ihre Show dementsprechend umso intensiver. Gelungene Show und definitiv eine Band, für dass das BYH!!! steht.

Die Reihen waren nun, zur Feierabendzeit auch mittlerweile gut gefüllt, somit schien alles bereit für Thrash-Ikone Max Cavalera und seine Jungs von Soulfly. Da tags darauf ja die ehemaligen Sepultura-Epigonen Ektomorf spielen sollten, wollte ich mir mal einen zeitlich nahen Vergleich geben, wer wohl mehr überzeugen würde.

Zunächst fiel mir Onkel Max´s einzige Mega-Dreadlock direkt ins Auge. Wow, was für ein dicker Ast. Sollte Max das Teil jemals weghaben wollen, hilft wohl nur eine Baumsäge. Während die ersten drei Songs („The Summoning“, „Under Rapture“ und „Fire/Porrada“) noch so richtig reinknallten, machten sich schon bei den weiteren Songs die zu ausführlichen Hüpf- und Groove Passagen nervend bemerkbar. Und warum bitteschön benötigt eine Band wie Soulfly ein Gitarrensolo? Das ist einfach unnötig und tote Zeit. Da hätte man doch lieber noch eine Granate wie „Seak´N´Strike“ rausgehauen. Glücklicherweise werden diese nervenden Faktoren immer wieder durch Smasher der Marke „Prophecy“, „Babylon“ und vor allem „Back To The Primitive“ aufgelockert. Somit zwar eine leicht durchwachsene, aber am Ende doch gut reinballernde Show von Soulfly.

Nach der Show war erst mal ein großes Männertreff-Hallo angesagt. Von der Summer Breeze Truppe konnte ich neben dem Dö, noch Peter, Achim mit Marvin und Armin abschlagen. Den Fritti sollte ich allerdings erst am nächsten Tag treffen, was recht verwunderlich war, bei den recht überschaubaren Dimensionen des BYH!!! Jedenfalls fette Grüße noch mal an die Genannten, man sieht sich auf dem Breeze wieder! Wenig erstaunlich war auch, dass man noch weitere Bekannte und Freunde aus dem Schwabenländle traf, was oifach schee war! Griasle!

Tja, jetzt wo Dream Evil in der Halle dran wären, spielten nun Hardcore Superstar. Bis wir jedoch in der Halle waren, war nichts mehr von der Band zu sehen?! Die Spielzeit von einer Stunde wurde offensichtlich verkürzt?! Weil aufgetreten waren die vier Schweden schon, allerdings ging ihr Set, laut Aussagen von schon früher Anwesenden, wohl nur rund 20 Minuten. Die Band war anscheinend aufgrund ihrer fehlenden Instrumente, welche bis kurz vor 20 Uhr immer noch nicht angekommen waren, recht angepisst und kamen mit den geliehenen Instrumenten von anderen Bands einfach nicht klar, weil sie teils auch zu Bruch gingen. Daher hatte die Band kurzerhand, nach nur vier Songs, völlig entnervt, das Handtuch geworfen. Aber schon zum Schluss des BYH!!! am nächsten Tag, war klar, dass Hardcore Superstar 2020 nochmal ran darf. Na, hoffentlich dann auch mit ihren Instrumenten?!

Zur Primetime war dann Saitenhexer und Tausendsassa Michael Schenker mit seinem Michael Schenker Fest an der Reihe. Durch seine vielfachen Bandkonstellationen unter seinen Namen, sowie anderweitige Gastspiele bei namhaften Bands wie U.F.O. oder den Scorpions, macht es durchaus Sinn nun unter dem Banner Michael Schenker Fest zu firmieren. Neben seinen Standard Sidekicks Chris Glen (Bass), Steve Mann (Gitarre/Keyboard) und Schlagzeuger Bodo Schopf, gehören zum MS Fest noch die Sänger Gary Barden (MSG, Praying Mantis, Silver), Graham Bonnet (u. a. Rainbow, MSG, Alcatrazz) und Robin McAuley (Grant Prix, Far Corporation, McAuley Schenker Group). Während die Band u. a. mit „Ready To Rock“ und „Armed And Ready“ einen gelungenen Einstieg feierte, konnten mich nicht alle Songs überzeugen, trotz der unterschiedlichen Sänger. Das mag auch an meinem grundsätzlich zwiegespaltenen Verhältnis zum Schaffen von Michael Schenker liegen. Ich finde sein Denglisch immer noch sehr nervend. Unbegreiflich, dass der Mann, der schon längere Zeit in England wohnt, dass nicht besser kann? Weshalb muss er in Balingen überhaupt sich am Englisch versuchen?! Den Negativhöhepunkt der Show bringt der Mainman gar noch selbst, mit seiner von ihm gesungenen Version von ScorpionsHoliday“. Alter Falter, das war völlig dilettantisch und einfach nix.

Da floh ich auf dem schnellsten Weg in die Halle zu Venom Inc., die wesentlich heftiger ballerten als MS Fest und mit einem kurzen Intermezzo aus „Witching Hour“ und „Black Metal“ wurde schnell deutlich, dass Venom Songs auch ohne Cronos, gezielt ins Schwarze treffen.

MS Fest machten mit „Rock Bottom“ und vor allem „Light´s Out“ (was für ein hypergeiler Song) dann nochmal alles klar und ließen den vorherigen Nonsens etwas vergessen. MS Fest kann man mal gesehen haben, man muss aber nicht. P.S.: Dö bekam sich gar nicht mehr ein, aufgrund seiner massiven Botox Fotoserie bei MS Fest, wovon Mr. Schenker den größten Anteil hatte. Tja, da sind die Gabeln von ScorpionsBlackout“ Cover-Typen, wohl bei Michael Schenker in den Nacken gerutscht?!

Da unser Taxidriver Fränk (THANXXX!) nach dem MS Fest Show gleich nach Hause fahren wollte, checkten meine Frau und ich gleich mit ein. Außer Visions Of Atlantis würden wir eh nichts verpassen und in der FeWo war noch Bier gebunkert!

FREITAG, 12.07.19

In alter Redakteur Tradition, wollte ich heute mal pünktlich zum Start des Festivaltages und um 11:30 Uhr auf der Matte stehen. Immerhin hatten die Lokalmatadoren Traitor zum Tanze eingeladen. Heimvorteil hin oder her, der Wettergott meinte es nicht sehr gut mit den vier Balingern. Onkel Horst verkündete noch 2 Stunden zuvor auf dem Metalcamp, dass mit Unwetter und Hagel zu rechnen sei. Diese News verbreitete sich weiter über Facebook, was mich dann doch etwas trödeln ließ, um zum Festivalgelände zu kommen. Immerhin fährt, zwei Käffer weiter, wo wir residierten, nur halbstündlich bis stündlich ein Bus, der mich näher an Festivalgelände fahren würde. Weil rund 45 Minuten Laufen wollte ich bei dem Sauwetter nicht.

Da ich den ausgewählten Bus jedoch aufgrund meines Trödelns verpasste, kam ich eine halbe Stunde später als geplant auf dem BYH!!! an. Da spielten Traitor leider schon und es tummelten sich bereits rund 300 Thrash Lunatics und ein paar weitere schaulustige Hardrock Metaller vor der Bühne rum. Glücklicherweise regnete es nicht mehr so stark, so dass doch mal ein paar Haarmatten fliegen konnten. Als Opener auf einen mehrtägigen Metal Festival ranzumüssen ist schon eine Herausforderung. Das merkte man den Jungs allerdings nicht an. Es wurde gethrashed und gebangt, als ob es keinen Morgen gäbe und das fachte die Meute vor der Bühne immer mehr an. Bei 50 Minuten Spielzeit waren natürlich alle Hits von Traitor vertreten, nur vermisste ich zum Ende hin immer mehr „Thrash Command“?! Als dann mit „Traitor“ das Ende des Sets eingeläutet wurde, grölten alle noch mal lautstark mit: „Hail to the Traitor“, was dann durch die Ramones Coverversion „Blitzkrieg Bob“ noch getoppt wurde. Vor allem das thrashige Ende ließ nochmal alle Haare fliegen. Also wurde „Thrash Command“ wohl doch schon am Anfang gespielt? Pech für mich! Da immer noch Spielzeit übrig war, wurde jetzt noch der Hardcore Thrasher „F.U.A.D.“ gezockt und mit Robin Mauser, durfte sogar noch ein ehemaliger Gitarrist mit zocken auf der Bühne. Coole Aktion. Danach waren Band, wie Publikum, vollends zufrieden.

Mit Picture als nächste Band, gab es dann wieder einen musikalischen Kontrast hin zu Early Heavy Metal, der sehr Live sehr Hardrock-mäßig daherkam. Keine Frage, es war für die fünf Niederländer eine wahre Freude auf dem BYH!! aufzutreten, was man allen voran Sänger Ronald von Prooien, aber auch seinen anderen vier Mitstreitern anmerken konnte. Mit „Eternal Dark“ haben sie auch einen echt passablen Hit am Start, der immerhin schon 36 Jahre auf dem Buckel hat. Die Fans dankten laut klatschend der Band, Sänger Ronald entgegnete ihnen „Wir lieben Sie“! Wir Sie auch!!!

Enforcer
zelebrierten den Heavy Metal wiederum viel moderner. Manchen Kritikern gar zu modern, was man an so manch, nicht durchweg positiven Kritiken zum neusten Output „Zenith“ feststellen konnte. Live sah das heute allerdings alles wieder ganz dufte aus. Die vier Schweden eröffneten mit zwei Songs vom neuen Album, die Live dann auch knackiger klangen. Showtechnisch gab es, bis auf die zum „Zenith“-Cover passende Bühnendekoration, immer noch die gleiche Showaction. Wenn nicht gerade mal wieder so Stampfer Rock („Zenith Of The Black Sun“), oder ein unnötiges Gitarrensolo, kam, machte der Gig schon Laune. Als dann im Doppel „Live For The Night“ und „Mesmerized By Fire“ kam, flammte die alte Enforcer Liebe wieder auf und die Publikumsreaktionen wurde gleichsam frenetischer. Glücklicherweise orientierten sich Enforcer zum Ende ihres Sets auch mehr an ihren alten Glanztaten, was ihren Auftritt zu einer gelungenen Show werden ließ. Hat definitiv gerockt!

Jetzt kam Zoltan und seine Boygroup von Ektomorf an die Reihe. Zug gerne erinnere ich mich an ihren Auftritt im Zelt beim Summer Breeze Festival, als der komplette Saal, samt TV-Kameramann beim FOH, am ständigen Hüpfen und durchdrehen waren. Heute nun wollte ich die Show von Ektomorf mit dem gestrigen Auftritt von Soulfly vergleichen. Wer hat wohl den besseren Auftritt, die bessere Setlist, wer überzeugt mehr? Zunächst mal hatten die Ungarn beim Wetter die Nase vorn. Zu Ektomorf ließ sich die Sonne wieder blicken und heizte auf ihre Weise ein. Natürlich gab es wieder eine Menge Songs zum Hüpfen, aber heute wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Das klang zwar alles homogen und sehr tight, aber mir ging es heute zu wenig auf die Zwölf. Dazu nervte unentwegt der ständige und höchstpersönliche Kameramann von Zoltan. Es ist hinreichend bekannt, dass Mr. Farkas eine ausgeprägte Diva ist, aber die ständige persönliche Selbstbeweihräucherung, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Ätzend! Darüber konnte auch Genre Klassiker wie „I Know Them“ oder das immer famose „Outcast“ zu Ende, nichts mehr an meinem, gesamt negativen Eindruck ändern. Somit hatte für mich Onkel Max gegenüber der Diva Zoltan die Nase, äh die Dreadlock vorn. Das coolere Stageacting können demgegenüber Ektomorf für sich verbuchen, die mehr Alarm auf der Bühne machten und dabei noch tighter spielten. Abzug in der B-Note gibt es hier jedoch wegen dem doofen Film Mann. Bei der Songauswahl gab es hüben wie drüben noch Verbesserungsbedarf. Somit Gleichstand in Sachen Gesamtperformance für Soulfly und Ektomorf.

Zu Beast in Black und Cirith Ungol, legte ich erst mal eine Pause ein. Ich wollte fit sein für den Auftritt von Dust Bolt, als erste Band am heutigen Tag in der Halle. Glück, oder Unglück, als wir in der Halle ankamen spielten die vier Bajuwaren bereits und es wurden schon wild die Matten geschwungen zu „Dead Inside“. Megageiler Song, mit megageilen Rhythmen. Es gab aufgrund einer Unwetterwarnung wohl leichte Zeitverzögerungen, die jedoch meiner Frau und mir, offensichtlich in die Karten spielten. Neben dem Staunen meinerseits, über das mittlerweile sehr professionelle Auftreten von Dust Bolt, kam meine Frau gar nicht mehr runter von ihrer Bewunderung für die vier feschen Jungs und deren megacooles Stageacting, denn es flogen unentwegt die Matten. Die haben vielleicht lange Haare! Wenn nicht gerade gesungen wurde, wechselte man die Position. Somit war immer für Bewegung gesorgt. Sänger Lenny hat sich mittlerweile zu einem richtig guten Entertainer entwickelt und agierte immer mit dem Publikum, wenn es ging. Er schaffte es sogar bei den unsäglichen Temperaturen in der Halle, einen Circle Pit zu initiieren. Granaten wie „Soul Erazer“ oder „Sick x Brain“, wechselten sich ab mit gemäßigteren, aber nicht weniger intensiven Songs der Marke „Bloody Rain“, oder „Another Day in Hell“. In dieser Form sind Dust Bolt bereit für die nächste Karrierestufe – Hammer Show!

Als ich, noch schwer beindruckt von dem gerade Gesehenen und Gehörtem, aus der Halle kam, spielen Dark Tranquility gerade ihren letzten Song. Mittlerweile schien auch wieder die Sonne, was jedoch zum Wave-Gothic-Metal Sound der Schweden, um den markanten Sänger Mikael Stanne, nicht so recht passen wollte.

Zum gediegeneren Abend sollte dann Krokus eine ihrer letzten Shows auf dem BYH!!! spielen. Ich zähle mich durchaus zu den Fans der Schweizer Hardrock Institution. Alben wie „Metal Rendez-Vous“ oder „One Vice At A Time“ höre ich immer noch gerne. Die rund 70-minütige Show, beinhaltete auch so Heavy Rock Perlen wie „Headhunter“ und „Long Stick Goes Boom“, mit denen das Set begann. Mark Storace war gewohnt bei bester Stimme und es ist für mich, nach wie vor, unbegreiflich, warum AC/DC zur Gesangpause von Brian Johnson, nicht ihn, sondern die Heulboje Äksel Rose, holten?! Erwartungsgemäß gab es mit „Winning Man“ und der Hippie Schnulze „Rockin´ In A Free World“ auch langsamere Songs. Diese Verschnaufpause konnte genutzt werden, um bei dem anschließenden Hit „Eat The Rich“ wieder richtig abzurocken. Der Reigen wurde nur zu Beginn von „Bedside Radio“ unterbrochen, durch ein erneutes Donnergrollen, bei dem sich Jeder, der die Möglichkeit hatte, unter ein Dach flüchte. So verfolgte ich nur noch hörbar das Ende des Sets, mit den Songs „Easy Rocker“ und „Headstrokes“. Den Rausschmeißer bildete das Bob Dylan Cover „Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn). Definitiv ein denkwürdiger und guter Auftritt, trotz heftigem Regenguss, den man gerne in Erinnerung behält. Macht´s gut!

Als immer noch Fan von Steel Panther, zog ich diese, dem Thrash Reigen von Exhorder in der Halle, vor. (bist du vollkommen beknackt? Alter!!! – Olaf) Zum Beginn der Show der vier Sexprotzen aus Kalifornien, hielt sich das Wetter noch. Van Halen´s „Running With The Devil“-Intro ertönte und es folgte, wie zuletzt, als erster Song „Eyes Of A Panther”, gefolgt von “Goin´ In The Backdoor“ und „Party Like Tomorrow Is The End Of The World“. Zwischen jedem Song gab es die bekannten Gimmicks wie, die Haare kämen von Basser Lexxi, oder so unsägliche Ansagen der Marke „Show me your Schwanz“. Wegen der teils ellenlangen Monologe und verbalen Witzigkeit zwischen jedem Song, wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen, trotz so Hits wie „Just Like Tiger Woods“. Bezeichnend dafür war auch der wenig kickende neue Song „All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight)“. Jetzt gab es nicht nur in den Pausen ein ständiges skandieren von „Ficken“ und „Titten“. Jetzt wurde auch noch während dieses Songs ständig „Fuck“ gerufen. Sänger Michael Starr trieb es gar noch auf die Spitze, indem er einen Mitsingteil zu „Fuck“ initiierte. Lag es an meinem noch fehlenden Rausch? Lag es am immer wieder regnerischen Wetter?

Bei mir stellten sich jedenfalls mehr und mehr, erste Verschleißerscheinungen ein. Michael Starr und besonders auch Gitarrero Satchel laberten unentwegt und ziemlich nervtötend. Die liefen sogar Oberprediger Mike Muir von Suicidal Tendencies den Rang ab, obgleich der wenigsten keinen Stuss erzählt. Da konnte eine relativ gute Hommage an Randy Roads, mit dem Anspielen von „Crazy Train“ auch nichts mehr ändern. Die Enttäuschung schlechthin wartete jedoch noch auf uns. Fotograf Dö stand im Besonderen bereit für die Aktion bei „17 Girls In A Row“, um ein Paar Schnappschüsse von einer Bühne voller schwäbischer und bayrischer Oberweiten zu machen. Zunächst musste er jedoch vorlieb nehmen mit Mathilda, welche von Michael Starr auf die Bühne gebeten wurde, zum Song „Girl von Oklahoma“. Dann die Sensation! Bei dem nun folgenden „17 Girls In A Row“, kamen zwar mehr als zwei Hände voll „williger“ Frauen auf die Bühne, jedoch zog keine von ihnen blank! Nicht das die männlichen Voyeure im Publikum, nicht auf ihre Kosten gekommen wären, aber das war ein Skandal. Gab es das schon einmal bei einer Steel Panther Show?

Damit können sich die Jungs wahrlich nicht rühmen. Ist das der Anfang vom Ende? Werden Steel Panther ihre Strategie ändern müssen? Oder lag es nur an dem zwar wilden, aber in diesem Falle, recht prüden Süden? Selbst das gute Ende mit „Death To All But Metal“, sowie „Gloryhole“ konnten an meiner Enttäuschung nichts mehr ändern. Der Auftritt von Steel Panther war kein Panther, sondern im besten Falle eine tollpatschige Katze. Warum ich dann einfach nicht zu Exhorder gewechselt bin? Hm. Irgendwie war bei mir die Luft raus und die Aussicht auf eine erneute Heimfahrmöglichkeit mit Fränk, ließen uns den Abend, wieder mit „heimischen“ Bier in der FeWo ausklingen.

SAMSTAG, 13.07.19

Wieder mal ohne Kopfschmerzen aufgewacht, machte ich mich wieder erneut früher auf den Weg, zum dritten und letzten Tage des diesjährigen BYH!!! Immerhin versprach der Nachmittag ein Billing, wie es kaum besser sein könnte. Erst Flotsam & Jetsam, dann Armored Saint, gefolgt von Candlemass und Metal Church. Liebe Metal Gemeide, der Hammer, oder? Beim Einlaufen auf das Open Air Gelände spielten RAM gerade ihre letzten zwei Songs. Das klang richtig kräftig und gut – Shit, leider verpasst!

Flotsam & Jesam können nicht viel falsch machen. Schon bei ihrem Gig auf der Killfest Tour im Frühjahr in Berlin, mit Overkill und Destruction, konnte die fünf Power Thrasher aus Phoenix/Arizona absolut überzeugen. Ihre Mischung aus Songs vom bärenstarken aktuellen Output „The End Of Chaos“ und den Evergreens „Hammerhead“, „I Live You Die“ und vor allem „No Place For Disgrace“, bringt auch die Metalheads in Balingen in Stimmung und es wird mächtig abgerockt und mitgesungen. Abermals ein gelungener Auftritt, der richtig Spaß machte.

Es ging jetzt Schlag auf Schlag und als nächste waren Armored Saint, um Sangesgott John Bush und den Megabasser Joey Vera, an der Reihe. John trat abermals im mexikanischen Look auf, was definitiv Geschmacksache ist. Gesanglich ist er immer noch auf der Höhe und bei solch Gassenhauer wie „Last Train Home“,Win Hands Down“ oder „March Of The Saint“ blieb kein Fuß still und es wurde allerseits inbrünstig mitgesungen. Auffallend war auch der druckvolle und präzise Sound an diesem Nachmittag, der dem geilen Gig noch die Krone aufsetzte.

Mit Candlemass habe ich so persönlich meine Schwierigkeiten. Als herzhafter Thrasher ist mir der Doom Sound im Allgemeinen zu langatmig und oftmals zu schwerfällig. Klar, davon lebt diese Art von Mucke und Candlemass gehören, vor allem mit ihren zwei ersten Outputs („Epicus Doomicus Metallicus“ und „Nightfall“), zur Creme de la Creme dieser Spielart. Wenig verwunderlich lag deshalb auch das Hauptaugenmerk des heutigen Sets auf diesen beiden Scheiben. Auch wenn Sänger Messiah Marcolin unersetzbar zu sein scheint, machte der aktuelle Sänger und Gründungsmitglied Johan Langquist einen guten Job. Mir fehlte heute natürlich „Crystal Ball“, welcher mir am besten von Candlemass gefällt. Nichtsdestotrotz war das schwermütige „Solitude“ ein episches Ende, eines durchaus gelungenen Auftritts.

Dann kam endlich ein richtiges Highlight des heutigen Tages. Vielleicht lag das auch an meiner Erwartungshaltung, da ich Metal Church in der Version, mit dem wieder eingestiegenen Sänger Mike Howe, heute zum ersten Mal sehen würde. Was soll ich sagen. Noch im Fotograben stehend, konnte ich vor lauter Aufregung keine ruhigen Bilder knipsen, denn die Band fand einen Einstieg nach Maß mit „Damned If You Do“ und „Neddle And Suture“. Die Meute fraß Mike Howe regelrecht aus der Hand, woran er offensichtlich viel Spaß hatte und auch der Rest der Band legte sich voll ins Zeug. Ich kann euch nicht beschrieben was ich bei „Bandlands“, als nächsten Song, fühlte. Das kommt für mich mit meinem Erlebnis bei der Fates Warning Show, mit John Arch, als sie das komplette „Awaken The Guardian“ Album spielten, gleich. Ekstase pur, überirdische Gefühle, eine wahre Erleuchtung. Ich war wie geflashed, so geil und soundtechnisch perfekt klang der Sound von Metal Church. Für weitere Verzückung sorgte „Start The Fire“, „Watch The Children Play”, sowie “Beyond The Black”, dass Mike Howe hervorragend interpretierte und somit seine Reifeprüfung bestand, gegenüber Sangesgott David Wayne (Gott hab in seelig!). Ja, vielleicht vermisste ich noch „Anthem To The Estranged“, aber das ist Klagen auf hohem Niveau. In dieser Form sind Metal Church unbestechlich und nicht wegzudenken, aus dem überaufgeblasen Metal-Kosmos. Weltklasse Gig!

Noch immer geflashed von dem hypergeilen Auftritt von Metal Church, machten Dö und ich uns auf den Weg, in die Halle. Dort sollten nun Omnium Gatherum spielen, ein doch etwas härterer Grad, gegenüber dem klassischen Heavy Metal des Nachmittags. Drin in der Halle war es noch dürftig gefüllt, als die sechs Finnen aus Kotha die Bühne enterten. Das änderte sich jedoch recht schnell, weil der druckvoll-brachiale Sound noch mehr Leute anzog, die nicht Bock auf die parallel spielenden Skid Row hatten. Es ist ja wahrlich nichts neues, Melodic Death Metal mit Keyboards zu versehen. Wer jetzt die Nase rümpft und den Absatz überspringen will, dem sei gesagt, dass der Gig von Omnium Gatherum einem Triumphzug gleichkam.

Schon als zweiten Song spielten sie „Frontiers“, bei dem die vordersten Reihen, inklusive uns, lauthals mitgrowlten. Keine Band verbindet so schön epische Melodien und Death Metal Growls, wie die Jungs aus Suomi. Aber es gab auch richtige Thrasher („Rejuvenate!“) zu hören, zu denen man richtig abschädeln konnte. Das machte Live noch mehr Laune, als auf Platte. Song um Song spielte sich die Band in Ekstase und erschloss sich mit diesem Auftritt bestimmt viele neue Fans. Ein unglaublich kompaktes Paket, das derb genug ist und trotzdem mit frischen Melodien aufwartet. Für mich eindeutig der Gewinner des BYH!!! Mehr Brachialität und Magie gehen nicht!

Da interessierte mich auch nicht mehr sonderlich der letzte Song „Youth Gone Wild“, von Skid Row, der recht fett zu uns herüber schwappte. Laut Aussagen der „draußen Gebliebenen“ haben Skid Row richtig gerockt und keiner hätte Sebastian Bach vermisst. Offensichtlich hatte der neue Sänger ZP Theart einen guten Job gemacht.

Mit der Aussicht auf die nun folgenden Avantasia, stellte ich mich schon darauf ein, frühzeitig zu verschwinden. Wir wollten früh morgens wieder zurück nach Berlin fahren, weshalb ich mir im Vorfeld schon das letzte Schmankerl Ross The Boss nicht mehr geben wollte. Das konnte ja nicht besser werden als 2016, auf dem Keep It True?! Trotz allem wollte ich natürlich einen Blick auf das (erste) Bühnenbild werfen. In diesen Fall sicherlich eine der aufwendigsten Bühnenproduktion der BYH!!! Historie, mit vielen Bäumchen Aufstellern, Zäunen und Treppchen, samt stimmungsvollen Backdrops. Da läuft Tobi Sammet ja King Diamond fast den Rang ab. Nun ja, der Einstieg mit „Ghost in The Moon“ und „Book Of Shallow“ mag gelungen sein, aber schon beim darauffolgenden „The Raven Child“, schlich sich bei mir Langeweile ein. Zu gut war das nachmittägliche und abendliche Programm mit Metal Church und Omnium Gatherum. Ich sagte meinen Freunden Tschüss und arrivederci. Ein „Vielen Dank“ geht raus an Horst und seine Crew, fürs Durchhalten und Weitermachen und vor allem für ein, alles im Allem, gelungenes Festival.

Ein Ausblick auf BYH!!! 2020 gibt es bereits schon mit der Ankündigung von den ersten Bands. Hardore Superstar wurde ja schon erwähnt. Dazu kommen noch: Unleashed, Kissin´ Dynamite, Rage, Tankard, Heathen, Memoriam, Leatherwolf, Skull Fist, Winterstorm und unseren Lieblingen aus Berlin – Space Chaser.


Das Zephyr's Odem Team

Marky [Bericht[ | Dö [Fotos]


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