TAG 3 - SAMSTAG, 12.08.2023
Es reichte! Drei Tage Eiswasser aus der Antarktis in der Männerdusche auf dem VIP-Camp sorgten dafür, dass man sein Geschlechtsteil nach diesem nassen Schock nur noch erahnen konnte.
Als dann noch Sabrina aus der Frauendusche kam und meinte, sie hätte sich fast verbrüht, war das Maß voll und kurzerhand wurde eine Unisex-Dusche aus der Taufe gehoben, was die anwesenden Mädels bei den vielen „aaaahhhs“ und „oooohs“ der endlich warm duschenden Männer mit lautem Lachen quittierten.
Danach das erste Frühstücks-Bierchen verhaftet und ab ins Zelt, denn hier gab es heute etwas Legendäres zu beobachten.
Auf eine Idee von Party San-Erik basierend sollten heute zum Frühschoppen zwei Tribute Bands auf der Bühne stehen, wobei gerade die erste heute für ein Novum sorgen sollte. Die von uns im Vorfeld interviewten Spearhead (siehe oben) gebührte die Ehre, mit ihren Bolt Thrower Coverversionen den letzten Tag in Schlotheim einzuläuten und wie es eigentlich üblich ist, verlieren sich bei diesen Matineen meist nicht ganz so viele Leute im Zelt.
Heute allerdings war das Ding proppevoll und alle, wirklich ALLE bangten sich die Seele aus dem Leib, als ob die Kult-Deather aus Coventry leibhaftig auf der Bühne stehen würden. Und wenn man die Augen schloss, war dies gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt.
Die Jungs gaben Vollgas und trotz des Versprechens des Frontmanns, keine Tränen zu vergießen, überkam es ihn bei dieser unfassbaren Reaktion der Leute zum Schluss doch noch und es wurde feucht in den Augenwinkeln. Bei mir überwog Gänsehaut, denn Bolt Thrower sind und bleiben meine absolute Lieblingsband und Spearhead sorgten dafür, dass diese Liebe bestätigt wurde. Das Zelt rastete komplett aus, es wurde mitgesungen, gebangt und überall sag man strahlende Gesichter.
Auch Erik stand mit verschränkten Armen da und grinste über das ganze Gesicht und wären die Ohren nicht im Weg gewesen, hätte der ehemalige Rogash Frontmann im Kreis gelacht. Das war legendär und mir lange in Erinnerung bleiben.
Achja, unser Clemens durfte dann auch noch ran, doch warum öffnete man nun das Zelt in Richtung Infield, wo man es bei Spearhead noch verschlossen hatte? Somit herrschte reger Durchgangsverkehr und trotz der Tatsache, dass Chaos and Confusion richtig geil klangen und für mich sogar ein wenig besser und vor allem agiler wirkten als das Original vom Vorabend, waren nicht einmal ein Drittel der vorher anwesenden Leute vor der Bühne. Schade, denn das machte richtig Spaß und den kritischen Stimmen im Vorfeld zum Trotz, darf man an diesem Konzept der Coverbands am letzten Tag zum Frühschoppen sehr gerne festhalten. Vielleicht mit den Unnamed Deathers im nächsten Jahr?
Punkt 12 standen für mich viel zu früh unsere Göttinger Freunde von ATOMWINTER auf den Brettern und eröffneten den finalen Tag. Leider ohne den etatmäßigen Basser Martin, der mit einer Mandelentzündung im Krankenhaus lag und recht solide von Burden of Grief Tieftöner Dominik vertreten wurde. Die Todesblei Walze machte dann auch exakt das, was man von ihr erwartete und es gab so richtig schön was zwischen die Kauleiste. Der Sound war anfangs ein wenig matschig, besserte sich aber ziemlich schnell, so dass die zur Leier getragene Lyrik vollends zur Geltung kam.
Auch sah ich heute erstmals Florian Bauer als neuen Mann am Mikro und muss schon sagen, dass ich keinen großen Unterschied zu Olle feststellen konnte. Im Gegenteil, denn irgendwie wirkte der Neuzugang frischer, agiler und auch brutaler als sein in Szenekreisen beliebter Vorgänger. Und auch wenn es ab und an kleine Ausfälle an der Gitarre gab, holzte sich der sympathische Vierer quer durch seine Discographie und begeisterte die Meute im Infield komplett. Aber nochmal…wie kann man so eine Killertruppe als Opener auf die Bühne schicken?
Die sympathische Texaner von Frozen Soul waren nun an der Reihe und trotz des wirklich coolen Auftretens von Frontmann Chad Greed und einem bärenstarken Album namens „Glacial domination“ im Gepäck, wollte zumindest bei mir der Funken einfach nicht überspringen. Dem Publikum aber waren meine Befindlichkeiten egal und dementsprechend wurde die Truppe gnadenlos abgefeiert, die sich sichtlich darüber freuten, dem Party San mit ihrer kleinen Band (O-Ton) ihre Aufwartung zu machen. Sehr sympathischer Auftritt, obwohl dieser nicht unbedingt zu meinen Favoriten gehörte.
Bei den Kanadiern von Spectral Wound kammir wieder unweigerlich die Frage, warum die und nicht andere einen späteren Slot auf der Hauptbühne bekommen haben? Das black metallische Geknatter ist absolut nichts für meine Ohren, obwohl die rotzig punkige Attitüde der Truppe durchaus zu gefallen weiß. [olaf]
Brachialer Crustpunk aus Schweden von Skitsystem, der zeigt, dass die Skandinavier auch in diesem Genre einfach gefühlt die Nase vorne haben. Schnell, kompromisslos und laut wurde in das Publikum gespielt und die Menge war begeistert. Kein hin und her, unnötiges Gerede, die Musik sprach für sich und so schnell und kurz war die Show auch vorbei. Die Herren wissen eben, was sie tun und auch wenn die Musik nicht meinem Gusto entspricht, so habe ich gerne die Sache beobachtet und mich headbangend in den Bann ziehen lassen! [clemens]
Ich muss zugeben, dass ich von den Österreichern von Tabula Rasa noch nie was gehört habe, sei es vom Bandnamen her, oder in musikalischer Form. Also schaute ich mal interessiert im Zelt vorbei und wurde verdammt angenehm überrascht. Dieser schwarz angehauchte Heavy Metal der Mannen aus Abtenau ging gut ins Ohr und hatte konträr zu den bemalten Gesichtern nicht viel mit dem ansonsten üblichen Geknatter und Geknarze gemeinsam. Im Gegenteil…
Teilweise recht punkig und psychedelisch angehaucht wussten viele Anwesende nicht unbedingt, wo man die Truppe einparken sollte und gerade das gefiel mir. Sehr, sehr eigenwillig, eigenständig und weit ab der Norm schissen Tabula Rasa auf gängige Normen und mutierten somit zu einer der Überraschungen beim diesjährigen Party San.
Bei Regen zieht an sich entweder in sein eigenes, mobiles Refugium zurück, oder man testet gut beschirmt Bands aus, die man so gar nicht richtig auf dem Schirm hat. Ellende aus Graz sind da eines der nun folgenden Beispiele, die mit ihrem Ambient Post-Black Metal durchaus zu gefallen wussten. Und da mir ein Kollege die ganze Zeit mit „Ey, hör dir mal unbedingt „Ballade auf den Tod“ an“ dezent die Ohren volljaulte muss ich zugeben, dass nicht nur der Song richtig gut ist, sondern auch die Performance der Österreicher. Werde mich mit denen doch mal näher beschäftigen.
Endlich mal kein Gewummer und Gekreische, sondern richtig geiler klassischer Heavy Metal, der mir dieses Jahr ein wenig zu selten auf dem Party San geboten wird. Ähnlich wie Thrash und somit sind The Night Eternal eine mehr als willkommene Abwechslung. Die Kollegen aus Essen teilen sehr sozialistisch ihr Bühnenbier mit der Masse und Frontmann Ricardo ist in Spitzenlaune. Kein Wunder, können viele der Anwesenden doch einige Songs vom tollen (und von uns scheinbar nicht reviewten) „Fatale“ Album lauthals mitsingen. Ziemlich geil und definitiv für Wiederholungen mehr als geeignet.
Endlich mal wieder herrliche Gute-Laune-Mucke. Die seit 31 Jahren lärmenden New Yorker Brutal Deather haben nicht nur mit Sherwood Webber einen der amüsantesten Frontmänner des Wochenendes im Gepäck, nein, auch herzerweichende Balladen wie „Fetus goulash“ finden den Weg in das feierwütige Publikum, welches den Jungs freudig aus der Hand frisst. Und Deutsch kann der Skinless Fronter auch noch, der seinem zerfledderten Strohhut die Ode „Mein Hut, der hat drei Ecken“ angedeihen lässt. Einer der besten Auftritte am dritten Tag![olaf]
Als ich für den Auftritt von Stormkeep das Zelt betrete, ist dieses (für mich überraschend) gut gefüllt. Offensichtlich bin ich bei weitem nicht der Einzige, der die Hexenmeister sehen möchte. Und so kann ich auf Entfernung kaum mehr als das Fliegen des Hutzipfels von Keyboarder Lord Dahthar sehen. Sei’s drum, denn vor allem überzeugt mich die Musik der Fantasy Blackis aus Denver, Colorado. Viel wusste ich bisher nicht über die Band, doch die wenigen Hörproben in Summe mit diesem Auftritt machen wirklich Lust auf mehr. [schaacki]
Mit Impiety gibt es mal wieder Exotenbonus, denn wann spielt schon einmal eine Band aus Singapur beim Party San? Und dass sich die Truppe aus dem Stadtstaat diesen redlich verdient hat, da waren sich danach fast alle einig. Dieser herrlich räudige Black-Death-Mix traf den Nerv vieler Anwesenden und bestärkte den großartigen Eindruck, den die Jungs auf ihrem letzten Album „Versus all godz“ hinterlassen hatten. Geiler Gig!
Eine weitere Band aus dem hiesigen Fundus der heute auftretenden Ván Records Bands sind Arsgoatia, denen ich leider fast gar nichts abgewinnen kann. Minutenlang intoniert der Gitarrist alleine auf der Bühne einen einzigen Ton, bevor ein etwas difuser Atmospheric Black Metal einsetzt, der mich nicht abholt. Kann ja nicht alles geil sein, oder?
Ich bin eigentlich Fan von IMMOLATION, fand deren letztes Album „Act of god“ überragend, doch ich gebe unumwunden zu, dass ich mich auf Vital Remains gefreut hatte, deren Ersatz die New Yorker heute sind. Problematisch ist ebenfalls, dass ich Ross Dolan und seine Truppe schon inflationär oft gesehen habe und mich heute die Hyperblast-Keule nicht ganz so mitnimmt, wie bei früheren Konzerten. Da gibt es lieber noch ein Bier, um sich gewissenhaft auf Wound einzustimmem…
Die kurz darauf im Zelt loslegen und leider unter einem etwas zu lauten und breiigen Sound zu leiden haben. Die ersten Reihen lichten sich nämlich ziemlich schnell, weil einfach zu laut. Am Material und der Spielfreude der Hessen kann es nicht gelegen haben, denn da stimmte so ziemlich alles. Außerdem muss ich zugeben, dass ich Fan der Jungs bin. Schon aufgrund der Tatsache, dass mir damals Gitarrist Last bei einem Konzert in Erfurt seinen höchsteigenen Wound-Pin von seiner Lederjacke überreichte, den ich bis heute an meiner Kutte mit Stolz trage. Trotz des Sound war ich sehr angetan und hoffe, dass der angesagte letzte Auftritt auf unbestimmte Zeit nur eine Ente ist, denn ich will mehr davon! [olaf]
Auch wenn ich mit unserem Chefredakteur Olaf in Sachen Black Metal nicht immer einer Meinung bin und ich ihm nur zu gern widersprechen würde, wenn es um seine Meinung zu Endstille-Konzerten geht, so muss ich doch einräumen, dass auch ich diesmal nicht annähernd mit dem Kieler Kanonenboot zufrieden sein kann.
Alles beginnt mit dem „Ortungssignal“ und dem folgenden Statement „Dominanz“ noch gut, doch schon bald stellt sich meine Begeisterung für den Auftritt der sonst viel von mir gefeierten Truppe ein. Die offensichtlichen Soundprobleme wirken sich arg auf den gesamten Auftritt aus und Zingultus hält seinen Unmut nicht zurück. Leider führt das aber nicht zu einer fieseren und garstigen Performance, sondern wandelt sich lediglich in Übellaunigkeit und Frust. Auch die anderen Musiker scheinen davon nicht sehr angetan.
Mit dieser Grundstimmung und anhaltenden Schwierigkeiten im Sound springt der Funken natürlich nicht ansatzweise über und vom Genuss einer Band, auf die ich mich im Vorfeld enorm gefreut hatte, kann nicht die Rede sein. Und dies ist einmal mehr schade, da das, was man von den vorgestellten neuen Songs wahrnehmen konnte, schon sehr neugierig machte. Ein kleiner Trost: am Van Records Stand war das neue Album „DetoNation“ bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Release verfügbar – und das ist immerhin ein ziemlich gutes Stück geworden. [schaacki]
Holländischer Black’n’Roll mit satanischem Anstrich: Das sind Heretic aus Best in Nord Brabant und die Bande reißt vollkommen ab! „Horns of hell“ oder der Rausschmeißer „Berserker“ sind Killertracks sondergleichen und es wird langsam echt mal wieder Zeit, dass nach 2016 endlich ein neues Album kommt. Das war schweißtreibend.
Nun sollte aber mein absolutes Wochenendhighlight folgen, denn es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich Borknagar das letzte Mal live gesehen habe und ich war unendlich gespannt, was die Norweger hier heute reißen würden. Um es vorwegzunehmen: Die Truppe um die beiden Ausnahmesänger Simen Hestnaes, aka ICS Vortex, und Keyboarder Lars Nedland hat abgeliefert und mir fast durchweg eine fette Gänsehaut beschert.
Trotz der begrenzten Spielzeit hat die Truppe aus Bergen eine Setlist im Petto, die einfach nur perfekt abgestimmt ist. Etwas ruppiger mit „Colossus“, dass etwas überraschende „The dawn of the end“ und die besten Songs ihrer letzten drei Alben, wobei gerade das Material der überragenden „True north“ Scheibe komplett überzeugte, allen voran „Voices“, bei dem ich fast ein wenig Pippi in den Augenwinkeln hatte. Borknagar waren nahezu perfekt und spielten sich und die Fans um den Verstand. Das war ganz großes Eisstockschießen und mit das Beste, was ich in den letzten Jahren gesehen und gehört habe. Brillant!
Auch wenn alle Welt The Ruins of Beverast abfeiert, ich komme an dieses etwas aufgesetzt wirkenden Post-Black-Gewusel einfach nicht ran, auch wenn einige um mich herum vor Verzückung am liebsten ihre vier Tage getragene Boxershorts auf die Bühne pfeffern wollen. Von daher entziehe ich mich dem pechschwarzen Zelt, wanke in die pechschwarze Nacht und bekomme etwas zu sehen, was mich schockiert.
Die Northern Hyperblast in Form von Kataklysm, die ich mir seit nunmehr mehreren Jahren immer wieder versuche schönzuhören haben abgeliefert, und zwar im negativen Sinne. Der Sound war eine Vollkatastrophe, die permanenten Ansagen von Maurizio inmitten der Songs nervten wie Hulle und das neue Material ist eh mehr für den Komposthaufen geeignet.
Mich nerven die Kanadier seit Jahren, da hilft es auch nicht, dass ich bei „As I slither“ immer ein leichtes Zucken im Fuß bekomme. Die Truppe hat einen Arschvoll Hits im Petto doch nicht ein einziger Song vom Überalbum „In the arms of devastation“, wo man noch nach Death Metal für Erwachsene und nicht für den vorpubertären Nachwuchs klang. Nein, die Band und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Grauenhaft und mit weitem Abstand die schlechteste Band des…ach nee…da war ja noch die Band, die Schaacki reviewt hat *zwinker*
Noch nie zuvor haben Enslaved außerhalb ihrer norwegischen Heimat ihr Killer Debüt „Vikingligr veldi“ live aufgeführt. Heute allerdings war es soweit und wir wurden in eine so unfassbar großartige Klangwelt entführt, wie ich sie von den Mannen aus Bergen noch nie in meinem Leben gesehen habe…und ich habe sie schon oft gesehen und dabei meist irgendeine Form von Langeweile verspürt. Auf Platte ist die Truppe großartig, aber auf der Bühne haben sie mich noch nie so richtig abgeholt. Bis zu diesem Abend…
Das war Atmosphäre, eine Band in grandioser Spiellaune und ein Bandchef in Form von Ivar Björnson, der nicht nur in überragender Form war, sondern die Leute mit lockeren Sprüchen immer wieder mitnahm und zwischendurch sogar seine Bewunderung für Kraftwerk zum Ausdruck brachte, die man auf den letzten Alben bei einigen Songs durchaus zu hören bekommt.
Enslaved waren brillant, ergreifend, großartig, der Sound war überragend und als letzten Sog hatte man sogar mit „793 (Slaget om Lindisfanr)“ einen weiteren Klassiker vom 97er „Eld“ Album im Gepäck, der mir einen weiteren schauer über den Rücken jagte und ein Party San beendete, welches einmal zum Besten gehörte, was man in diesem Bereich auf die Bühne bringen kann.
Dennoch wünsche ich mir für nächstes Jahr vielleicht ein klein wenig mehr Abwechslung, etwas mehr Thrash und das man, wie eigentlich vorher angekündigt, seine Cuba Libre wirklich mit Karte bezahlen kann, denn aufgrund eines kleines Exzesses mussten wir bereits Donnerstag Geld holen, was aufgrund der ätzenden Umleitung nach Schlotheim zu einer Odyssey ausartete. See U next Year!!!! [olaf]