ROCK HARZ 2013
Das Bier muss atmen - Der Bericht
Und noch ein Jubiläum. Neben dem With full force feiert auch das Rock Harz in diesem Jahr sein Zwanzigstes und da wir letztes Jahr von diesem Kleinod im Mittelgebirge mehr als begeistert waren stand schnell fest, dass wir Ballenstedt einen erneuten Besuch abstatten würden. Leider konnte Jette in diesem Jahr nicht mit, doch dafür feierte Thor als Fotograf seine Feuertaufe und führte sich mit der Buchung einer wunderschönen Pension nur wenige Kilometer vom Gelände entfernt mehr als perfekt ein. Also ab zur Akkredetierung, das erste Pils verhaftet, den herrlichen Sonnenstrahlen entgegen geblickt und ab vor die Bühne, um am Donnerstag Mittag den Grailknights zu lauschen.
DONNERSTAG
Der Fünfer aus Grailham City entpuppte sich doch tatsächlich als perfekter Anheizer für die 20.Festspiele am Fuße der Teufelsmauer, obwohl ich mit den bunten Vögeln wenig bis überhaupt nichts anfangen kann, was die Massen vor der Bühne natürlich gänzlich anders sahen. Vielleicht lag es auch am schon recht hohen Alkoholpegel, der allerdings weniger dem Bierausschank auf dem Gelände geschuldet war, der in meinen Augen dieses Jahr unverhältnismäßig hoch war (im VIP Bereich kostete ein halber Liter satte 5,40 €), sondern vielmehr an den tausenden von Hülsen, die auf dem Campingplatz konsumiert wurden und danach leer zum größten Teil den Jungs und Mädels von Glück in Dosen (http://www.rotaract-clz.de/projekte/gluck-in-dosen-rockharz/) gespendet wurden die damit soziale Projekte für Kinder unterstützen. Toll...achja...im Gegensatz zu den Gralssuchern.
Thor freute sich jetzt auf meine Landmänner von Toxpack, denn neben den Berlinern in der Band ist Sänger Schulle gebürtig aus Schwerin und mit unserem Fotografen bekannt, was sich vor dem Konzert Backstage in innigen Umarmungen entlud. Ich selbst konnte aufgrund einer mehr als interessanten Führung über das Gelände mit Veranstalter Jens-Martin Baumgartner dem Gig nicht beiwohnen, doch mir wurde aus zuverlässiger Quelle zugetragen, dass der Streetpunk des Fünfers durchaus zündete und die Menge aufs Vortrefflichste animierte. Na so muss dit sein!
Ich gebe unumwunden zu, dass ich auf den Gig der Norweger von Audrey Horne mehr als...ääähm...geil war, den gerade das letzte Album "Youngblood" ist ein Manifest, wie moderner Hardrock zu klingen hat. Mit einem völlig geilen Sound ausgestattet, der auf der Rock stage an diesem Wochenende leider nicht immer der Beste sein würde, starteten die Jungs um Ausnahmesänger Torkjell mit "Redemption blues", bei dem wirklich viele "...going nowhere" mitbrüllten und somit den Weg für einen mehr als fulminanten Auftritt ebneten. Was soll bei solch einer hervorragenden Band mit so vielen Hits eigentlich schief gehen? Richtig, gar nichts. Gitarrist Thomas Tofthagen schüttelte ein ums andere Mal breit lächelnd ein Hammerriff nach dem anderen aus dem Ärmel und sorgte bei mir für ein fettes Grinsen.
"Pretty little sunshine", "Cards with the devil", "Threshold" oder das absolut obergeniale "There goes a lady"...jeder Schuss war ein Treffer und auch Thors bessere Hälfte Angela wippte mehr als beschwingt im Takt mit. Die Sonne knallte und die Bande zockte einen unfassbar geilen und straighten Gig, der an diesem Tag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Audrey Horne eine Menge neuer Freunde eingebracht haben dürfte. Leider kam ich nicht in den Genuss meines aktuellen Lieblingssongs "The open sea", doch das war aufgrund dieser tollen Darbietung Jammern auf allerhöchstem Niveau. Applaus!
Ein absolutes Megadrama bahnte sich nun an, denn Jesper Strömblad, der nach seinem Ausscheiden bei In Flames The resistance gründete, stolperte aufgedunsen und strunzbetrunken auf die Bühne, um den wohl furchtbarsten Augenblick auf dem diesjährigen Rock Harz einzuläuten. Meine Fresse, was ist aus diesem Heroen des Melodic Death Metal nur geworden? Ein absolutes Trauerspiel. Uninspirierend, strunzlangweilig und nach dem Motto "Business as usual" trümmerte dieses Projekt (als Band konnte man die Jungs nun wahrlich nicht bezeichnen) gelangweilt die Songs ihres Albums "Scars" heruinter, welches eigentlich ein nettes Teil ist. Um Himmels Willen, war das schrecklich...
Nach diesen Desaster schlenderten wir ein wenig über die Zeltplätze, frischten unsere Biervorräte auf und trafen mehr als zufällig erneut auf die Jungs von Zero degree, die ich ja schon bei Iron Maiden in Berlin zu Gesicht bekam und wir parlaverten über das gerade Gesehene und kamen alle zu der einhelligen Meinung, das dies absolut furchterregend gewesen war. Thor jedenfalls staubte noch eine CD der Jungs ab, die am nächsten Morgen beim Frühstück mehr als einmal rotierte und mit dem Thor'schen Gütesiegel ausgezeichnet wurde. Ohrenfeindt hingegen ließen wir ausnahmsweise mal links liegen, denn auf den Rock'n'Roll der Hamburger hatten mir zu diesem Zeitpunkt keinen großartigen Bock. Die Leute, die die Jungs allerdings begutachteten, sprachen von einer hervorragenden Performance. Na bitte!
Nun hatte ich allerdings mächtig Appetit auf ne satten Ladung Todesblei, die mir das polnische Abrisskommando nun servieren sollte und wer die Jungs schon mal live gesehen hat wird wissen, was nun kam: Blastgewitter und brillante Musiker an ihren Arbeitsgeräten...aber was zur Hölle war das für ein beschissener Sound? Vader müssen laut und glasklar sein, was da jedoch aus den Boxen quoll war leise und undifferenziert. Was für eine Schande und dennoch wurde der Vierer gnadenlos abgefeiert und mit Sprechchören bedacht. Das warn vom Publikum stark, von der band ebenso, doch der Soundmann sollte was auf die Fußsohlen bekommen.
Etwas deplatziert fand ich an diesem Tag Unearth, die eigentlich mehr die Coreler ansprechen und dennoch eine beträchtliche Anzahl von Volk vor die Bühne lockten und mächtig Thrashlastig lospolterten. Aber wo um alles in der Welt ist die Matte von Fronter Trevor Phipps geblieben? Hab ich die Jungs tatsächlich so lange nicht mehr live gesehen? Muss wohl so sein und obwohl sich meine Böcke etwas in Grenzen hielten, war das hier Dargebotene richtig guter Stoff. Die Pits zirkulierten, es gab sogar eine Wall of Death und Drummer Nick Pierce verblüffte mich trotz zeitweiligem Geblaste mit seine jazzigen Spieltechnik. Nee, war mehr als gut.
Danach standen Mono Inc. auf dem Spielplan, doch ich muss ehrlich zugeben, dass mir dieser deutschsprachige Gothic Rock komplett abgeht. Ich mag dieses dumpfe Gedudel einfach nicht und überlies daher Thor die Aufgabe, die Jungs und die Drummerin näher zu begutachten, doch auch unser "Meisterschütze" an der Kamera kam nach wenigen Minuten entnervt aus dem Fotograben zurück, murmelte was von "auweia" und genoss mit mir zusammen eines der unzähligen Schnitzelbrötchen, die wir an diesem Wochenende am erneut hervoragenden Cateringzelt zu uns nahmen. Leckaaaa...
Nun war ich aufgeregt, denn der Meister Devin Townsend sollte nun die Rock stage niedermetzeln, was leider der absolut beschissenen Sound verhinderte. Dazu fehlte noch der zweite Gitarrist aufgrund familiärer Verpflichtungen und somit war Devin etwas mehr auf Technik angewiesen als sonst, was eine verpickelte 17jährige neben mir dazu veranlasste, dem König auf der Bühne Playback vorzuwerfen. SAKRILEG!!! Dennoch machte es erneut Spaß Songs wie "Grace" oder natürlich das überragende "Ziltoid" live zu hören. Jeder, der ein wenig Open minded ist, kann sich den Klangwelten des Kanadiers nicht verschließen und somit war auch diesmal der Gig herausragend...trotz des miesen Tons...
Subway to Sally habe ich schon so dermaßen oft gesehen, dass ich eiegntlich nicht vorhatte, Eric Fish und seine Mannen (und natürlich auch Frau) zu begutachten, doch irgendwie zog es mich dann doch vor die Bühne und ich muss sagen, dass mich der Gig durchaus ansprach. Das lag vor allem auch daran, das die Subs meinen absoluten Lieblingssong "Sieben" im Repertoire hatten, den ich lauthals mitsang. Das war auch bitter nötig, denn Singen und Bewegung tat gut, da die am Tage vorherrschenden Wärme nun einer ziemlichen Kälte gewischen war. Trotzalledem und einem gelungenen Auftritt freute ich mich nun auf Kreator, denn auf die Jungs hatte ich so richtig Bock.
Das Bühnenbild war natürlich wieder vom Allerfeinsten, der Sound auch, als die Altenessener die Planken stürmten, doch irgendwie kam mir alles so bekannt vor. Die Setlist war kein allzu großer Unterschied zur letzten Tour, die Ansagen von Mille sind immer wieder die gleichen und irgendwie schlich in mir das Gefühl hoch, dass Kreator mal eine kleine Pause benötigen. Klar, die Leute, die völlig ausklinkten und das deutsche Thrash Flagschiff noch nicht live zu Gesicht bekommen hatten, hatten ihren Spaß, ich persönlich fand es irgendwie langweilig. Hab die Jungs schon bei weiten besser gesehen.
Somit war Tag 1 Geschichte und wir folgten nun dem Ruf Morpheus in unsere gemütliche Ferienwohnung wo ich merkte, dass Zelten ja schön sein kann, ein eigenes Bett und eine frische Dusche vor dem Schlafengehen auch was für sich hat.
FREITAG
Boah, wie herrlich! Ein Schläfchen wie aus einem Guss, dazu dann ein tolles, gemütliches Frühstück auf der Terrasse und die erstren Sonnenstrahlen aufgesogen...so konnte Tag zwei kommen und das Billing versprach ja heute Einiges. Also sammelten wir unsere Plünnen zusammen und turnten relativ schnell und zeitig zum Gelände, um nur nichts zu verpassen, denn gerade auf den heutigen Opener war ich mehr als gespannt.
...denn Alpha Tiger hatte ich bislang nur aus der Konserve genießen können und ich war gespannt, wie die Biene Majas ihren 80er Jahre Retro- speedy Metal live umsetzen würden. Das gelang den Sachsen ganz hervorragend und auch die Zuschauer gingen zu so früher Stunde fantastisch mit und feierten den Fünfer gebührend ab. Das war auf jeden Fall ein mehr als gelungener Start in den Tag.
Nun gab's Kassler, denn Furious anger aus der gleichnamigen Stadt (ääh...Kassel, nicht das andere...) kredenzten feinsten Todesstahl, hatten allerdings mit dem erneut bescheidenen Sound zu tun, der das oppulente Hörvergnügen an manchen Stellen etwas schmälerte. War mir aber nach einer Weile egal, denn in der Mucke des Fünfers kann man sich wunderbar verlieren und das Mittagsbierchen schmeckte dadurch noch um einige Nuancen besser. Komisch, dass mir die Rabauken bis Dato noch nicht weiter aufgefallen sind, was sich nach diesem Auftritt allerdings ändern wird.
Schade, dass Chris nicht mit am Start war, denn somit verpasste er einen wirklich geilen Gig seiner Faves von Orden Ogan, die es aber allerdings nicht nötig haben, mit solch einem klamottentechnischen Firlefanz aufwarten zu müssen, denn a) sehen alte Reifenteile auf den Schultern irgendwie kurios aus und b) lenkt das einfach nur von der genialen Mucke ab, den der Vierer auf der Pfanne hat. Geile Leads, toller Rhytmus und vor allem (wie verwunderlich) auf der Rock stage ein glasklarer Sound. Holla die Waldfee, alles wunderbare Vorassetzungen für 40 Minuten feinsten teutonischen Hartweizengrieß, den ich mir gut und gerne auch noch länger hätte geben können. Handgeklapper allen Ortes war dann auch der verdiente Lohn.
Emergency gate fielen nun einem Interviewtermin zum Opfer, was laut Augen- und Ohrenzeugen auch nicht weiter ins Gewicht fiel und daher ging es nahtlos weiter mit meinen heimlichen Favoriten, den Excrementory grindfuckers, die bei herrlichstem Sommerwetter für fantastischste Laune bei allen Anwesenden sorgten. Thor schlug nur entsetzt die Hände über seinem Kopf zusammen, trollte von dannen und überlies mir das Feld, was ich auch ausgiebig nutzte und mich bei "Muss aber nicht" sogar in den Circle Pit zu werfen. So ein bißchen Sport nach dem Mittag soll ja gesund sein. Das war erneut so ein herrlicher Blödsinn, dass die 40 Minuten leider viel zu schnell verflogen. Das die Grindfuckers später im VIP Bereich noch eine flotte Grilsession hinlegten, könnt Ihr hier begutachten. Achja...warum kam nicht "Ein bißchen Grind muss sein"??? Schande...
Hatte ich meinen Kollegen bereits im Vorfeld angespitzt, so stammelte er später nur noch "Irre, Wahnsinn"...denn exakt das war es, was Melechesh in der prallen Nachmittagssonne da ablieferten. Die Sumerian Black Metal Warriors brannten ein regelrechtes Feuerwerk ab, profitierten von einem Bombensound auf der Dark stage und zogen die Leute, die bislang von dieser außergewöhnlichen Band noch nichts gehört hatten, komplett in ihren Bann. Ashmedi war in allerbester Spiellaune und ballerte ein Mörderriff nach dem anderen in das begeisterte Publikum. Meine Fresse, ich habe Melechesh schon öfter live gesehen, aber das hier und heute war einer der besten Gigs überhaupt. Sahen die Jungs wohl ähnlich und feierten später im VIP Bereich noch zünftig mit einigem Hochprozentigem...wobei der Erfolg an der weiblichen Front eher bescheiden ausfiel. Bei der "holden Weiblichkeit" die da auch rumstakste kein großartiger Verlust.
Jetzt hieß es echt für mich Zähne zusammenbeißen und durch, denn mit Arkona, Delain und Moonspell kamen drei Bands, die so gar nicht in mein Schema passen und mir zuweilen ganz gehörig den Tag vermiesen können. Wobei ich doch eine kleine Lanze, oder vielleicht doch nur einen Schaschlik Piker für Delain brechen muss, denn der auf Platte ziemlich altbackende Gothic Rock kam live recht gut an. Ok, bei der durchaus hübsch anzusehenden Fronterin Charlotte Wessels kamen bei den jungen Burschen doch einige Hormone in Wallung, was vermischt mit Alkoholika natürlich für entsprechende Stimmung sorgt. Da hatte es Mascha von Arkona schwerer, denn bei gefühlten 30 Grad mit Fell aufzutreten, hat schon was masochistisches, was mir dann mit Moonspell zuteil wurde, denn ich gebe es unumwunden zu: Ich mochte die Portugiesen noch nie, was dem Volk allerdings scheißegal war, feierten sie die Jungs doch recht amtlich ab. Nunja, jedem das Seine...
Ein klein wenig ärgerte ich mich im Vorfeld über Chrstopher Bowes, seines Zeichens Oberpirat von Alestorm, der mir partout kein Interview zu seiner Zweitband Gloryhammer geben wollte, die ich für weitaus relevanter halte als seinen Hauptbrötchengeber. Dies liegt gar nicht mal an der musikalischen Qualität der Bacon powered pirate Coreler, sondern vielmehr an der anhaltenden Übersättigung, denn egal auf welchem Festival ich bin, welche Festival Tourneee ich besuche...Alestorm sind überall präsent. Für die Band sicherlich gut, für mich eher ermüdend und daher schaute ich eher aus Höflichkeit vorbei und war überrascht, dass die Mucke heute tatsächlich bei mir ging und ich mich sogar dabei ertappte, bei "Nancy the tavern wench" mitzusingen. Welch Fauxpas...ich schäme mich.
Kommen wir nun zu meinem absolut persönlichen Waterloo, denn meine Vorfreude auf den Gig von Dark Tranquillity wich blankem Entsetzen, denn was die Schweden hier auf die Bühne brachten war sowas von dermaßen strunzlangweilig und lieblos vorgetragen, dass mir fast die Tränen in den Augen standen. Selbst Obergrinser Michael Stanne schien wie einst Tim Taler sein Lachen verkauft zu haben und absolvierte routiniert sein Programm, was bei einer solch geilen Liveband einfach nicht der Standard ist. Der Meinung war nicht nur ich, denn ich sah viele Zuschauer enttäuscht von der Rock stage weichen und sich dem Bierstand zuwenden. Ich habe die Melodic Death Bastion schon häufig gesehen, doch das hier und heute war der mit Abstand schlechteste Gig der Jungs. Ich hoffe auf Besserung und schnelle Genesung!
Ziemlich konsterniert wendete ich mich nun Dragonforce zu und bekam kurioserweise sofort wieder gute Laune, denn was Herman Li und seine Flitzefingerchen da auf die Bühne zauberten, war ganz großes Enterteinment. Mucketechnisch sind die Engländer bei mir zwar nicht allererste Wahl, doch die Perfektion und Spielfreude zu beobachten, ist schon ein Highlight. Mein Gott, was haben sich Chris und ich bei Guitar Hero schon die Finger verknotet und da auf der Bühne steht dieser kleine, filigrane Saitenhexer und schreddert alles in Grund und Boden...das verdient größten Respekt. Klasse Auftritt!
Ebenso geil waren danach Eluveitie, denn ich verehre die Bande einfach und Christian Glanzmann ist ein hervorragender Frontmann mit einer tollen und ergreifenden Attitüde. Außerdem steht die Klasse von Songs wie "Helvetios", "A rose for epona" oder "Alesia" einfach völlig außer Frage. Dennoch mag ich die Eidgenossen im Club ein klein wenig mehr, konnte aber hier und heute dennoch gepflegt abfeiern und mich so langsam mit dem Gedanken an Iced earth befassen, die ich live eigentlich noch nie so richtig mochte, heute aber verzückten sie mich. Das lag vor allem an dem aktuellen Sänger Stu Block, den ich bis Dato noch nie live gesehen hatte und der mich komplett überzeugte. Ok, ich war immer ein großer Fan von Mat Barlow, doch Block komplettiert irgendwie das bestehende Line Up der Band und fügt sich nahtlos in dieses ein. Alle in Blue Jeans mit diesem komischen schwarzen Knieschonern versehen, machten einen geschlossenen Eindruck und lieferten eine energiegeladene Show mit einem Bombensound ab. Vor der Bühne war jedenfalls kein freies Plätzchen mehr zu ergattern und die Jungs wurden gnadenlos abgefeiert. Thor war ebenfalls restlos bedient...äääh...begeistert und bezeichnete Iced earth sogar als eines der großen Highlights des gesamten Festivals...ganz Unrecht hatte er damit nicht.
Zeit für das eigentliche Finale furioso, denn die teutonische Dampfwalze Accept stand auf dem Tableau und wer die Jungs in letzter Zeit live gesehen hat wusste genau, was ihn erwartete. Mit "Hung, drawn and quattered" gab es den in meinen Augen erneut etwas schwachen Einstieg, doch danach gab es kein Halten mehr. Ein Mördersound, eine Band in Spiellaune und ein Wolf Hoffmann, der wie kein anderer das perfekte Gitarrenspiel mit einem Monsterposing vereinen kann. Die Stimmung war riesig, was bei Hits wie "Fast as a shark" (mit einer etwas abgewandelten Einleitung), "Princess of the dawn", "Balls to the wall", "Stalingrad" (Gänsehaut), "Teutonic terror" oder oder oder...auch nicht weiter verwunderlich war. In althergebrachter Manier wurde gepost, ein fettes Gitarren / Bass Duell abgeliefert und einfach jedes Rock'n'Metal Klischee bedient, was es so gibt. Accept zeigten bei diesen mehr als kurzweiligen 80 Minuten dem Nachwuchs wie man es bitteschön zu machen hat und verteilte ganz nebenbei einen derben Handkantenschlag. Das war extrem großes Entertainment!
Eigentlich sollte es danach ziemlich schwierig für Soulfly werden, den Stimmungspegel oben zu halten, was Maxe aber locker gelang und der natürlich mit ollen Sepultura Klassikern genau wusste, wie er aus den müden Knochen vor der Bühne noch etwas Energien freisetzen konnte. Der Sound war erstaunlich gut und die Meute fraß dem sympathischen, aber leider immer mehr nach Obdachlosen aussehenden Brasilianer aus der Hand.
Abschließend noch Feuerschwanz und es bedarf kaum einer Erwähnung, das nach zwei solch exquisiter Bands vorher es ein fast aussichtsloses Unterfangen war, die Menge noch einmal zu motivieren, was den Spielleuten aus Erlangen aber dennoch gelang, die somit für einen mehr als vergnügliche Abschluss des Abends sorgten.
Danach zollten wir der Kälte Tribut und verzogen uns in unsere Wohnung, wo wir bei einem Kaltgetränk den vergangenen Tag Revue passieren ließen und zu dem Schluß kamen, dass Accept heute extrem großes Tennis waren. Alle Daumen zeigen nach oben!
SAMSTAG
Ausgepennt, nach einem erneut herrlichen Frühstück bei schönstem Wetter und mit frischen Kräften gestärkt gingen wir erst einmal zur örtlichen Einkaufsmöglichkeit und versorgten uns mit frischen Hopfenschalen, doch irgendwie hatten wir kein Bock, die Suppe aus diesen ekligen Aluminiumgefäßen zu konsumieren. Also nach einem vernünftigen Behältnis Ausschau gehalten, doch lediglich ein Dekandierer aus Plastik fand unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, aus dem wir dann im Laufe des letzten Rock Harz Tages unser Bier konsumierten. Die neugierigen Blicke waren uns jedenfalls Gewiss.
An dieser Stelle muss ich noch geschwind ein riesiges Lob an unsere Kollegen von Metal.de loswerden, die uns den Abend zuvor in Ermangelung eines kalten Hopfentees mit selbigen versorgten und sich dann auch noch wunderten, dass wir die an uns geliehenen Dosen am nächsten Tag frisch wieder in ihren Kühlschrank einlagerten. Hallo? Das versteht sich natürlich von selbst. Danke Jan!
Also ab vor die Bühne, um den letzten und in meinen Augen schwächsten Tag einzuläuten, der mit Schwarzer Engel ziemlich düster begann. Ich kenne die Combo (oder das Projekt, wie ich aus dem Internet erfuhr) nicht, werde da aber zukünftig mal ein Auge drauf werfen, denn sooo schlecht wie es mein Nachbar vor der Stage behauptete, waren die keinesfalls. Mal gucken, was da in Zukunft noch kommen wird.
Nun aber unser beider kleiner Headliner, denn Akrea standen auf dem Plan und wer die Jungs kennt weiß, dass da fünf Mann auf der Bühne stehen, die mit voller Hingabe und Leidenschaft zocken. So auch heute und zur Überraschung aller war es vor der Bühne sauvoll, wass die Bajuwaren natürlich zu Höchstleistungen anspornte. Erneut mit ihren kleinen Podesten ausgestattet zockte die Bande in ihren leider lediglich 30 Minuten voller Elan, hatte einen Bombensound und die Massen komplett auf ihrer Seite. Seid gespannt auf das neue Album "Stadt der toten Träume", welches am 02.08.2013 in die Läden kommt und Hauptbesdtandteil unseres Interviews war, welches wir direkt im Anschluss an diesen famosen Gig führten. Klasse!
Die Schweden von Psychopunch waren mit ihrem Rock'n'Roll genau die Richtigen in der Mittagssonne, doch aufgrund des Interviews mit Akrea hatte ich keine Gelegenheit, mir die Skandinavier zu Gemüte zu führen, die allerdings nach Ohren-und Augenzeugenberichten ziemlich abräumten und die Fans begeisterten. So soll das ja auch sein...
Hmmm...warum hing denn plötzlich das Banner von Mustasch auf der Bühne? Eigentlich waren ja jetzt Dark at dawn angesagt, doch die Jungs hatten im Vorfeld irgendwie die Plätze getauscht was zur Folge hatte, dass Viele, die sich auf die Stoner gefreut hatten, erst zu späterer Stunde davon Wind bekamen und ziemlich sauer waren. Shit happens, aber dafür haben sie in meinen Augen nicht viel verpasst, denn zünden wollte das irgendwie überhaupt nicht. Ganz im Gegensatz zu Der Weg einer Freiheit, die ich so auch noch nie live gesehen hatte und ziemlich beeindruckt war. Das drückte, das rummste und machte echt Appetit auf mehr. Auch die Jungs werde ich mal im Auge behalten. Ich hätte mich ja gerne noch mit ihnen später unterhalten, was allerdings aufgrund von Dämon Alkohol nicht mehr möglich war, denn scheinbar hatten die Würzburger nach ihrem umjubelten Auftritt mächtig Durscht...
Nun aber kamen dann Dark at dawn und die alten Hasen legten los wie die Feuerwehr. Schade nur, dass nicht allzu Viele das Spekktakel erleben wollten, denn sie verpassten definitv was. Da war Spielfreude und Spektakel drin, was mir sehr gut gefiel und im Gegensatz zu dem, was etwas später danach kommen sollte, noch etwas mit Musik zu tun hatte.
Jetzt aber erstmal die Herren Doktoren von Dr.Living Dead, auf die ich mich persönlich sehr freute, ist dieser Thrash/olle Suicidal Tendencies Mix genau mein Gusto. Das ich mit dieser Meinung nicht alleine war zeigten die Fans, die fast permanent auf "Rundgang" waren und dabei mächtig Staub aufwirbelten. Es war zwar nicht voll vor der Bühne, dafür aber umso intensiver und besser zu beobachten. Die Jungs müssen nur aufpassen, dass nicht irgendwann mal He-Man auftaucht, um ihnen die Rübe abzuhacken.
An Van Canto scheiden sich komplett die Geister. Ich gebe zu, dass ich die Jungs mal interessant und sogar gut fand, mittlerweile allerdings nerven sie umso mehr. Erstaunlicherweise stand ich mit dieser Meinung ziemlich allein auf weiter Flur, denn vor der Rock Stage war es brechend voll und die Leute feierten die A-Capella Mucker mehr als gebührend ab. Nunja, bei Coverversionen we "Fear of the dark" oder "Master of puppets" auch kein Wunder. Ich brauch das zukünftig echt nicht mehr.
Leider hatte dieses fragwürdige Spektakel zur Folge, dass sich bei The bones danach nur noch wenige Leute tummelten, was ich als ausgemachtes Sakrileg betrachte. Die Mannen aus Landskrona legtehn nämlich einen äußerst engagierten Gig hin und ballerten mit ihren Punkrock Hymnen so ziemlich alles weg, was sich an diesem späten Nachmittag vor die Bühne gestellt hatte. Das war energetisch und voller Lust an der Musik, was Beef, Spooky, Andi und Boner da hinlegten. Ich jedenfalls amüsierte mich mehr als prächtig und schleuderte mehrfach die verkalkten Tanzbeine.
Für Thor und mich kam jetzt eine Band, die es neben Accept in unser beider Top 5 schaffte und uns komplett umnietete: Tankard! Was die Jungs aus Mainhatten da ablieferten, war grandios ohne Ende. Saufett gab es gleich zu Beginn "Zombie attack", "The morning after" und "A girl called cerveza" und die ließen die Stimmung explodieren. Gerre hat ja immer noch ordentlich was auf den Rippen und ließ sich es dennoch nicht nehmen, wie ein Derrwisch über die Bühne zu fegen. Tight wie Sau gab es einen schönen Querschnitt aus der bisherigen Schaffensperiode der Hessen, das Publikum zog mit und feierte daen Vierer gnadenlos ab. Das war fantastisch bis zum abschließenden und obligatorischen "(Empty) Tankard". Ich will nochmal!
Nun war für mich etwas Entspannungsphase angesagt, denn Ensiferum konnte und wollte ich einfach nicht sehen, denn den Finnen bin ich einfach überdrüssig. Immer der gleiche Zinnober, musikalisch belanglos und komplett uninspirierend wartete ich auf J.B.O., die mich allerdings auch nicht sonderlich aus den Latschen haute. Mit "Bolle" fand man zumindest den richtigen Einstieg und bot ansonsten ebenfalls altbewährtes, was den Leutenh gefiel und sie zumindest zum mitmachen animierte. Viel lustiger waren die Jungs später, als sie im VIP Bereich mit ihren rosa Bademänteln umher stapften, dass hatte Stil.
Warum dann allerdings eine solch unwichtige Band wie Eisbrecher auf solch einem späten Slot aufliefen, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Sorry, aber selbst ein solch charismatischer Frontmann wie Ales "Der Checker" Wesselsky kann dieses stumpfe und monotone Rumgebumse nicht mehr retten. Kurioserweise gefiel aber den Meisten das hier Dragebotene, ich zog es vor mit einem kalten Bier so langsam Revue passieren zu lassen. Doch was danach kam, überraschte selbst mich alten Hasen...
Denn nun sollten Avantasia den Hauptslot für zwei Stunden inne haben und was Tobi Sammet da mit seinen Mannen hinlegte, war absolut fantastisches Entertainment. Logistisch gesehen war es nach den davor stattgefundenen Japan Gigs wohl ein riesiges Unterfangen, die Musiker und Gastsänger aus allen Himmelsrichtungen in den Harz zu kutschieren, was bis auf Pretty Maids Frontröhre Ronny Atkins, der leider einen Unfall hatte, auch wunderbar funktionierte. Soundtechnisch anfangs etwas mit Problemem behaftet, legten die Jungs dann ziemlich geile Scheite ins Feuer und als Michael Kiske mit seiner immer noch göttlichen Stimme "Reach out for the night" intonierte, war es um mich geschehen. Meine Güte, was das fantastisch!!! Selbst die neben mir stehende, sich in den Sechzigern befindliche Einheimische sprach: "Ich mag diese Musik zwar nicht, aber das hier ist toll". Recht hat'se jehabt, denn auch Bob Catley und Mr.Big Frontmann Eric Martin, sehr völlig locker und ohne jeglichen Allüren (was wir später noch feststellen konnten) lieferten stimmliche Glanzleistungen ab. Auch Tobi sprühte wieder vor Witz und veralberte vor allem die schadhafte Lockenpracht von Kiske und seinem zweiten Gitarristen, was das Publikum dazu animierte "Du hast die Haare schön" zu intonieren. Nee, das war großes Kino, tolle Musik und ein Schaulaufen, wie man großes Metal Theater aufziehen muss. Ich muss Chris an dieser Stelle Recht geben, der ja Avantasia bereits im Tempodrom sah: Das war SPITZENKLASSE!!!!!
Nach dem gerade Erlebten mussten wir uns langsam auf den Weg machen, denn wir wollten Sonntag recht früh los und ein wenig Schlaf muss auch sein. Daher verzichteten wir auf Finntroll und auch die abschließenden Fiddler's green, die wir allerdings beide musikalisch noch von unserer Terrasse genießen konnten und resumierten, dass die Jubiläumsausgabe des Rock Harz erneut eine tolle, friedliche und fast familiäre Veranstaltung war, auf der wir uns definitiv nächstes Jahr wieder einfinden werden. An alle Beteiligten und Organisatoren ein dickes fettes "MOOOOSH" und auf ein Neues in 2014!!!
Top 5 Olaf
- Avantasia
- Accept
- Tankard
- Audrey Horne
- Excrementory grindfuckers
Top 5 Thor
- Accept
- Tankard
- Akrea
- Vader
- Melechesh