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GRÁ – Lycaon (2023)
(8.132) Patrick (9,0/10) Black / Death Metal
Label: Avantgarde Music
VÖ: 13.01.2023
Stil: Black / Death Metal
Schreihals Heljarmadr ist den schwarzmetallisch angehauchten Insidern als das Sprachohr des Teufels im Dienste DARK FUNERALs ja hinlänglich bekannt. Kein Wunder, immerhin verpasste der gute Mann der schwedischen Black Metal Institution den nötigen Feinschliff im Sound und veredelte mit seinem außergewöhnlichen Organ die letzten beiden Alben des dunklen Begräbnisses.
Das der Satansbraten aber im Jahre 2010 zusammen mit Drummer Dimman die Black Metal Band GRÁ gründete, sich dort für das Songwriting, den Gesang und die Gitarre verantwortlich zeigt, ist allerdings den Wenigsten bewusst.
Besagte GRÁ läuten nun die Black Metal Saison 2023 ein und starten mit ihrem mittlerweile vierten Album „Lycaon“ gleich mal eindrucksvoll in die Vollen. Fairerweise muss man allerdings attestieren, dass die dunkel musizierende Bande auf ihrem neuesten Werk weit offener und breitflächiger agiert, als es dem traditionellen Black Metaller lieb sein mag. Im Grunde mag man das Gebotene als Schwarzmetall bezeichnen können, doch speist sich dieses Werk aus vielerlei Zutaten und vermischt diese auf grandiose Art und Weise zu einer absolut homogenen, die Hirnwindungen nicht mehr verlassen wollenden pechschwarzen Masse.
Der Opener „White City Devil“ startet dann auch dementsprechend und für die standesgemäß schwarzmetallische Erwartungshaltung erstmal ungewöhnlich treibend, groovend und irgendwo ganz tief im Sumpf des melodischen Todesstahl verwurzelt. Trotzdem, oder gerade deshalb hinterlässt der Song aber einen enorm bleibenden Eindruck und sorgt unmissverständlich dafür, die Faust zu recken, das lichte Haupthaar zu schütteln und sich seinem verstärkt aufkommenden Bewegungsdrang hinzugeben. Ebenfalls sofort auffällig ist die absolut klare, ausgewogenen und ultrafette Produktion der Scheibe, welche ebenfalls für eine dicke Portion Hörspaß sorgt. Das Schlagzeug mag evtl. ein kleines bisschen überproduziert wirken, aber das ist Meckern auf hohem Niveau und durchaus zu verkraften.
Das folgende „Flame Of Hephaestus Master“ liegt dann im Gesamten schon etwas näher am Black Metal, doch startet auch dieses Monster von einem Song erstmal genreuntypisch. Schwer düster, fast bedrohlich doomig schleifen sich die pechschwarzen Noten in den Gehörgang, bevor sich der Track kurze Zeit später einer alles vernichtenden Blastbeat Eruption hingibt, welche wiederum in einen unglaublich episch anmutenden und furchtbar treibenden Teil mündet. Wow. Was für ein Song! Songwriting ind Perfektion.
Im Gegensatz zu seinem Hauptbrötchengeber, der bekanntermaßen für präzise, traditionell schwedische und pfeilschnelle Sperrfeuerangriffe steht, greift der keifende Frontmann bei GRÁ eher auf die gemäßigtere Gangart des schwarzen Stahls zurück und trotz der offeneren und vielseitigeren Ausrichtung des dargebotenen Materials lassen die Jungs zu keiner Zeit die nötige Grundhärte vermissen. Überhaupt wird Abwechslung auf diesem Album ganz großgeschrieben und wahrhaft selten gelang einer Band dieses Unterfangen so dermaßen gut, ohne beim Hörer den Eindruck zu erwecken, dass das Songmaterial zerfahren oder gar ziellos wirkt, bzw. die Band beim Hörer den Eindruck erweckt, sich beim Songwriting total verkünstelt zu haben und dabei den vielzitierten und wichtigen roten Faden verloren hätte.
„Lycaon“ bietet einfach grandiose Unterhaltung. Und so verwundert es auch nicht wirklich, dass im Titeltrack dann auch noch leicht thrashige Versatzstücke in den Sound mit einfließen, während sich andererseits das relativ geradlinige und derb durchgeblastete „Chariots Of Fire“ zum härtesten Track des Albums mausert. Sehr zu meiner persönlichen Freude, haben GRÁ auch ein paar Songs („Ett Avskedsbrev“, „Lycaon“ und „Brännmärkt“) mit aufs Album gepackt, welche in Landessprache vorgetragen werden, denn schließlich passen die nordischen Sprachen zu Black Metal einfach wie die berühmte Faust aufs Auge und geben mir zusätzlich das gewisse Etwas.
Ausnahmslos JEDER der acht Tracks von „Lycaon“ kommt einem kleinen funkelnden und tiefschwarzen Juwel gleich und somit steht am Ende ein unheimlich starkes Album, welches auf eindrucksvolle Art und Weise die Zeit der dunklen Gitarrenmusik im Jahre 2023 einläutet und das Qualitätslevel, bzw. die Messlatte im Genre gleich mal besonders hochlegt.
Die Jungs sollte man definitiv auf dem Schirm haben. Ich gönne mir noch einen Durchlauf und ihr solltet den schwedischen Dunkelheimern unbedingt eine Chance geben. Geile Scheibe!
Anspieltipps: „White City Devil“, “Ett Avskedsbrev” und „Flame Of Hephaestus Master”