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HYPOCRISY – Worship (2021) (Plus/Minus Review)
(7.417) Clemens (6,9/10) | Jury (8,5/10) Death Metal
Label: Nuclear Blast
VÖ: 26.11.2021
Stil: Death Metal
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(Minus)
Knapp 8 Jahre hat es gedauert und da ist es endlich! Das neue Album von Peter Tägtgren´s Schweden Death Metal Flaggschiff HYPOCRISY. Der Nachfolger des 2013 erschienenen „End of Disclosure“, hört auf den Namen „Worship“ und bietet in Sachen Death Metal 11 neue Tracks auf 50 Minuten Gesamtspielzeit. Mensch, was habe bestimmt nicht nur ich auf diese Scheibe gewartet. Immerhin kamen in den 8 Jahren 1 PAIN Album heraus, sowie die ganze Geschichte rund um das Projekt LINDEMANN. Es wurde also langsam mal Zeit.
Und da ist es nun und auch wenn ich als anerkannter Tägtgren Fan bei HYPOCRISY eher in die Anfangs-, bzw. mittlere Schaffensphase musikalisch greife, so findet man doch Gefallen an dem ein oder anderen Track der letzteren Platten. Ändern wird es das neue Album „Worship“ aber definitiv auch nicht, soviel schon einmal vorweg. Warum ist dies so? Da die Platte mit Akustikgitarren anfängt, wer hätte dies jemals gedacht? Nein Spaß beiseite, ich werde mit dem aktuellen Output irgendwie einfach nicht warm und er zeigt mir erneut verschiedene Stärken, aber auch Schwächen meiner doch so geliebten Band auf, mit denen man sich öfter mal bei Gesprächen über das Genre und Fans anderer Truppen auseinandergesetzt hat.
HYPOCRISY sind HYPOCRISY und der Name steht, so wandelbar wie die Band in ihrer Schaffenszeit auch war, für einen ganz bestimmten Sound, ein bestimmtes Feeling und auf der Aktuellen Platte finden sich so ein paar Songs, in denen ich zumindest denke, man versucht hat wer anderes zu sein („Greedy Bastards“, „Brotherhood Of The Serpent“). Diese Titel sind nicht schlecht, aber passen irgendwie nicht in das Konzept für mich hinein und sind mittelmäßige Lückenfüller, welche anderen Bands besser gestanden hätte und besser umgesetzt worden wäre. An sich der Fakt, dass „Worship“ kein einheitliches Gesamtfeeling mehr besitzt ist total neu für mich. Jede Platte war in sich mit seinen Höhen und Tiefen stimmig, was in der gesamten Bandgeschichte das erste Mal nicht mehr so ist. Verschiedene Stile und Ansätze, die bei mir eher den Hörgenuss stören, anstatt für Überraschungen und Spannung zu sorgen.
Dazu kommt, dass nicht die Luft heraus ist, aber irgendwie zumindest gefühlt das Tempo, bzw. der Druck fehlt. Da wo gerade die letzten beiden Platten mit knackigen und schnellen Tracks geglänzt haben, ist nun die Bremse angezogen und es fehlen so manche Hooking-Lines über das Album verteilt. Aber es gibt natürlich, bzw. zum Glück auch einige Lichtblicke und ein paar Höhepunkte. Unter anderem die erste Singleauskopplung „Chemical Whore“, welche im typischen HYPOCRISY Stil für Aufsehen und Vorfreude sorgte. Dazu der Opener „Worship“, der, wenn auch ungewohnt perfekt in den neuen Output einleitet. Ein wenig Retrofeeling ist auch dabei. „Dead World“ hätte auch mit einer „Lars Ullrich Snare“ beim Album „Catch22“ dabei sein können und auch „Bug In The Net“ lässt das Fan-Herz wieder im Rhythmus schlagen und ist mein Höhepunkt der Platte.
Lyrisch behandelt Mister Tägtgren wieder die bekannten HYPO-Themen und wenn auch die Musik mir nicht zu 100% gefällt, so finde ich inhaltlich die Lyrics wirklich gut gelungen. Auch das gesamte Artwork der Platte ist ein schönes Highlight, die Idee das „Kreuz“-Logo als Raumschiffe umzusetzen ist einfach großartig. Alles in Allem ist „Worship“ aber ganz anders als gedacht, erwartet oder auch erhofft. Muss oder kann eine Band diese Erwartung immer erfüllen? Natürlich nicht, aber für meine Einzelmeinung reiht sich die Platte im gesamten Rating aller Alben der Band sehr weit, wenn nicht sogar ganz Hinten ein.
Anspieltipps: „Chemical Whore“, „Dead World“ und „Bug In The Net“
Bewertung: 6,9 von 10 Punkten
(Plus)
Wow! Mit einem Album im Stile wie „Worship“ habe ich nach den letzten drei Platten eigentlich nicht mehr gerechnet. Eine Ansammlung voller atmosphärischer, düsterer und hymnischer Gitarrenleads und Tonnen an Groove, wie es von der Handschrift her nur Peter Tägtgren & Co hinbekommen.
Worship“ besteht aus überwiegend ballastfreien Songs, die sich um epische Refrains herum zentrieren. Am ehesten sehe ich die Platte in der großen zweiten Hypocrisy-Phase verortet, die mit „Abducted“ und „The Final Chapter“ Mitte der 90er eingeleitet wurde, mit der Tendenz zum Midtempo. Große Hits, die demnächst die Setlist der Band für lange Zeit bereichern dürften, gibt es zuhauf. Zu nennen sind hier exemplarisch der Uptempo - Banger und Opener „Worship“, welcher sich nach einem hymnischen Gitarrenaufbau sogar ein wenig vor der „Osculum Obscenum“ - Scheibe verbeugt, das als erstes ausgekoppelte und düstere „Chemical Whore“, das angepisste und saucoole Riffmonster „Dead World“ (soll Peters Sohn geschrieben haben, Respekt!) oder das epische „We‘re The Walking Dead“, welche sogar den guten alten „4th Dimension“ - Vibe wiederaufleben lässt.
Eigentlich ist „Worship“ totaler Fanservice und sehr vieles kommt einem durchaus sehr vertraut vor. Aber ist es schlimm, wenn ein Veteran wie Peter hier nach Jahren wieder genau das macht, was er nun mal am besten kann und auch etabliert hat? Nein, denn: Es gibt zuhauf düstere und ausdrucksstarke Growls zum Faustrecken sowie ein Bombardement an Leads, Gitarrenflächen und Emotionen. Niemand außer Hypocrisy bekommt bspw. so einen simplifizierten aber unglaublich tiefgehenden Endzeit - Death -Metal - Song wie „We‘re The Walking Dead“ besser hin, dafür muss man der Band einfach unfassbar dankbar sein.
Ein paar Songs, die im Verhältnis zu den Riesensongs abfallen, gibt es allerdings auch auf „Worship“. Zu nennen sind hier insbesondere „Greedy Bastards“, „Brootherhood Of The Serpent“ und „Bug In The Net“. Die kommen meiner Meinung nach nicht so ganz aus dem Quark, schlecht sind sie dennoch nicht. Vielleicht hätte die Platte für meinen Geschmack auch ein wenig mehr Uptempo und Überraschungen vertragen können. Aber letztlich ist das alles eher der Erbsenzählerbereich, weil die Platte wie gesagt immer wieder mit massiver Attitüde und Melodien für Millionen um die Ecke kommt und einem somit fast dauerhaft ein Lächeln ins melo-deathige Gesicht zaubert.
Was ich richtig geil finde, ist, dass die Band sich wieder auf die wahre Essenz von Hypocrisy konzentriert. Schlagzeuger Horgh hat den ein oder anderen Lars Szöke - Gedächtnisbeat eingebaut bekommen („Dead World“) und blastet und rührt nicht mehr so wie auf den letzten 3 neuzeitlicheren Platten („Virus“, „A Taste Of Extreme Divinity“ und die durchaus starke „End Of Disclosure“) Immortal-mäßig umher. Das gefiel mir bei aller Grundklasse der letzten Scheiben persönlich nicht mehr sonderlich gut und machte Hypocrisy für mich ein stückweit auch zu einer anderen Band, die mich ab dem Jahr 2005 viel kälter ließ als zuvor. Auch die Song- Arrangements sind wieder entschlackter und weniger zerfahren.
„Worship“ ist also insgesamt betrachtet eine ganz tolle und äußerst gut produzierte Hypocrisy „Best Of - Platte“ geworden, die sich jeder Fan zulegen sollte und für mich wahrscheinlich auch die Death Metal Veröffentlichung des Jahres wird. Vielen Dank dafür!
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Worship
02. Chemical Whore
03. Greedy Bastards
04. Dead World
05. We´re The Walking Dead
06. Brotherhood Of The Serpent
07. Children Of The Gray
08. Another Day
09. They Will Arrive
10. Bug In The Net
11. Gods Of The Underground