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IMMORTAL – War Against All (2023)
(8.344) Patrick (9,0/10) Black Metal
Label: Nuclear Blast Records
VÖ: 26.05.2023
Stil: Black Metal
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Endlich ist es da. Das neue IMMORTAL Album. Ja, über diverse Gegebenheiten, welche diese Band umgeben, kann man sicher etwas schmunzeln, aber gerade die ersten drei Veröffentlichungen zählen unantastbar zu den absoluten Meisterwerken des norwegischen Black Metals.
Wie ja mittlerweile so ziemlich jeder halbgare Metaller mitbekommen haben müsste, hat Ex-Sänger und Krabbengitarrist Abbath vor knapp 8 Jahren das Handtuch bei IMMORTAL geworfen und seitdem lag die Band in den Händen vom verbliebenem Gründungsmitglied Demonaz und Drummer Horgh, der immerhin auch schon seit dem „Blizzard Beast“ Album (1997), bei den nordischen Jungs die Kessel rührt. Recht überraschend erschien im Jahre 2019 mit „Northern Chaos Gods“ ein wirklich gutes Album der beiden Musiker, welches man der Band in dieser Form überhaupt nicht mehr zugetraut hätte und endlich ließ die Musik, den Geist der alten IMMORTAL wieder ein wenig durchschimmern. Gute vier Jahre später kam es zum nächsten Zerwürfnis innerhalb der Kapelle. Nun durfte Drumbiest Horgh seinen Platz hinter der Schießbude räumen und folglich besteht die Band mittlerweile nur noch aus Harald „Demonaz“ Nævdal.
Mit tatkräftiger Unterstützung von Drummer Kevin Kvåle (GHAALS WYRD) und Bassist Ice Dale (u.a. ENSLAVED) hebt der alleinige Herrscher über Blashyrk nun Album Nummer zehn aus den Tiefen des ewigen Eises. Dieser frostig klirrende Bastard hört auf den klangvollen Namen „War Against All“ und soll nach eigenen Aussagen an die Glanzzeit des Black Metals erinnern und seine Einflüsse größtenteils vom bandeigenen Klassiker „Battles In The North“ beziehen. Kleine Brötchen backt man also nach wie vor nicht und somit steigt die Erwartungshaltung und die damit verbundene Skepsis beim nostalgischen Black Metal Fan schonmal fast ins Unermessliche!
Dementsprechend vielversprechend und zufriedenstellend startet die Platte mit dem Titeltrack, welcher als erste Vorabsingle bereits vor einigen Wochen ausgekoppelt wurde, in die Vollen. Brachiale Raserei, dieses typisch barbarische und kalte Riffing und ein relativ eingängiger Refrain beherrschen die ersten knapp drei Minuten des Albums und hinterlassen im Gehörgang des Konsumenten eine Schneise der Verwüstung. Dennoch versprüht der Song, trotz seiner kurzen Spielzeit und des enormen Härtepegels, eine gewisse Epik, wie sie nur diese Band in der Lage ist, zu erschaffen. Man fühlt sich sofort in eine andere Zeit zurückversetzt. Ein Opener nach Maß. Zudem liefert der Banddiktator auf „War Against All“ eine bemerkenswerte Performance am Mikro ab, die ganz nebenbei erwähnt, dem früheren Mann am Mikro durchaus nicht gänzlich unähnlich ist, dabei aber wesentlich fieser und düsterer aus den Boxen schallt.
Das anschließende „Thunders Of Darkness“ schlägt in die gleiche Kerbe und verfolgt ebenfalls diesen rasenden, alles vernichtenden, furchtbar harschen Ansatz im Songwriting und trifft gleichermaßen, mit tödlicher Präzision, voll und ganz ins düstere Herz des schwarzen Metallers. Die zweite ausgekoppelte Single „Wargod“ erinnert stark an „Tyrants“ vom „Sons Of Northern Darkness“ Album und konnte mich beim ersten Kontakt nicht wirklich überzeugen. In der Tat funktioniert dieser Song im gesamten Albumkontext, gerade nach den beiden brutalen, vorher gebotenen Geschwindigkeitsattacken wahrlich vorzüglich, fügt sich perfekt in die Platte ein und mausert sich zu einem weiteren Volltreffer.
Weiter geht es im Land von Sturm und Eis mit dem grandiosen „No Sun“, der vom Sound her durchaus auch auf der „Blizzard Beasts“ hätte stehen können. Anfangs schwer geknüppelt, mit leichter MORBID ANGEL Kante im Riffing, verfällt der Song kurze Zeit später in ein episch treibendes und alles plattwalzendes Midtempo, in dem sich auch das folgende „Return To Cold“ sehr wohlzufühlen scheint. Beide Songs verfügen trotz des gedrosselten Tempos über die typische Intensivität, gepaart mit ganz großen Harmonien, die diese Band früher auszeichnete und so einzigartig machte.
Mit „Nordlandihr“ steht nun der längste, aber leider auch der überflüssigste Song des Albums an, denn hierbei handelt es sich um ein Instrumentales Stück. Ich bin grundsätzlich nicht der größte Fan von rein gesangloser Musik und gerade bei Black Metal macht das in meinen Augen wenig Sinn. Prinzipiell ist der Song nicht schlecht und wenn man „War Against All“ am Stück genießt, dann fügt sich auch dieser Song echt gut in die Platte ein. Dennoch wäre mir an dieser Stelle ein richtiger Song definitiv lieber gewesen. Versöhnung eilt in Form von „Immortal“ heran, denn hier verbindet der gute Demonaz dann nochmal eindrucksvoll die rasend brutale Seite, mit der treibend epischen Ausrichtung der Band, bevor mit der extrem atmosphärischen Hymne „Blashyrk My Throne“ bereits das Albumfinale eingeläutet wird.
Das textliche Konzept des Albums dreht sich wieder einmal rund um das Fantasiereich von Blashyrk und wirkt dementsprechend stellenweise etwas hölzern, aber seien wir doch mal ehrlich. IMMORTAL sind die MANOWAR des Black Metals! IMMORTAL dürfen das und eigentlich will doch auch niemand, dass sich an dieser Tatsache irgendetwas ändert. „War Against All“ besitzt einen herrlich knalligen, richtig fetten und dennoch schön kalten und rotzigen Sound, der sich gerade in den langsamen und groovigen Passagen äußerst druckvoll aus den Boxen schiebt. Das wunderschöne Coverartwork, auf dem ich mir zur Vollendung lediglich noch den alten Schriftzug gewünscht hätte, stammt diesmal aus der Feder von VANHELGD Frontmann Mattias Frisk aus Schweden und bietet auch ein wahres Glanzlicht fürs Auge.
Ich bin, vom instrumentalen Track mal abgesehen, restlos begeistert von diesem überaus kurzweiligen Album und kann als abschließendes Fazit sehr zufrieden feststellen, dass die werbetechnisch geschickt angekündigte Zeitreise zur „Battles In The North“ zwar nur bedingt aufrechterhalten werden kann, denn dafür befindet sich schlichtweg zu wenig Chaos, Geknüppel und Geballer auf der Scheibe, aber trotzdem stellt „War Against All“, den ohnehin schon guten Vorgänger qualitativ in vielen Punkten locker in den Schatten. Dieses Album ist in seiner Gesamtheit viel ausgeklügelter, homogener, ausgereifter und wesentlich runder als „Northern Chaos Gods“ und sollte den nostalgischen IMMORTAL Fan durchaus überzeugen können. Man kann das bedingungslose Herzblut, die Liebe und Hingabe des kreativen Schöpfers dieses Werkes, in jeder Note förmlich hören. Verdammt schönes Ding. Ich bin schwer angetan! Kaufen!
Anspieltipps: “No Sun” und “Blashyrk My Throne”
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. War Against All
02. Thunders Of Darkness
03. Wargod
04. No Sun
05. Return To Cold
06. Nordlandihr
07. Immortal
08. Blashyrk My Throne