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Donnerstag, 18.08.22 – Ein Unwetter naht!

Laut Dö, zählte der Shit´n´Shower Bändel vom PSOA nicht auf dem SBOA, wie er hoffte. Dazu war das Teil auch noch ein paar Euronen teurer als in Schlotheim. Aber was tut man nicht alles für einen etwas entspannteren Schiss. Wie so oft, spielen meine Favoriten früh am Tage. Evile aus Huddersfield/UK (ja, ja, da wohnt der Sheriff von…/ma) gehören zur ersten Speerspitze der New Wave Of Thrash Metal, die ab 2000 ihr Unwesen trieb. Da ich sie bisher noch nicht gesehen hatte, stand ich kurz vor 13 Uhr auf der Matte, vor der Main Stage. Ein paar wenige taten es mir gleich und von Song zu Song füllte sich das Rund vor der großen Bühne und die vier Engländer hatten sichtlich Spaß, was man auch daran merkte, dass Sänger Ol Drake seine deutsch Kenntnisse überprüfte, mit Sätzen wie: „Meine Oma hat den Hamster gegessen“, oder „Ich habe Durchfall“. Nun gut, damit kann man sich fast überall durchschlagen in good old Germoney. Evile spielten in ihrem 40-minütigem Set  eine gute Mischung aus ihrem Repertoire, das mich und die anderen Anwesenden zufrieden stellte. Sehr guter Start in den Tag.

Darkest Hour waren die nächsten auf der Main Stage, die ich mir von etwas mehr Entfernung mit einem Bier anschaute. Die fünf Jungs aus Washington D.C. zockten ihre Melodic Death Metal/Metalcore professionell runter und das fanden auch wesentlich mehr Leute vor der Bühne gut als noch bei Evile. Das ist halt das Los der frühen Bands.

Warum Dö und ich uns immer noch vor der Main Stage aufhielten, war dem nächsten Slot geschuldet. Jetzt sollten Ghostkid dran sein. Die neue Band um EX-Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler von Electric Callboy. Da bot sich ja regelrecht ein Vergleich an. Weil die alten Band Mates fünf Stunden später auf derselben Bühne spielen sollten. Jedenfalls sahen das viele SBOA Gänger ähnlich und es füllte sich merklich mehr vor der Bühne, um kurz vor 14 Uhr. Sushi und seine vier Mitstreiter von Ghostkid hatten sich mächtig in Schale geworfen. Offensichtlich wollte man nicht nur musikalisch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Da das Songmaterial von ihrer Debütscheibe mit gleichem Namen recht eingängig klang und die Band ständig Action auf der Bühne machten, ernteten sie als erste Band des Tages frenetischen Applaus. Wenn es auch nicht ganz mein musikalisches Beuteschema war, muss auch ich Ghostkid meinen Respekt zollen. Das war sehr professionell.

„Leider“ konnte ich nicht den ganzen Gig von Ghostkid anschauen, denn nun war der Klopapierrollen Weitwurf Contest vor der T-Stage angesagt. Beim letzten SBOA spielten Gutalax noch auf der Wera Tool Rebel Stage und in diesem Jahr hatte man wesentlich mehr Platz auf und vor der Bühne. Das tat auch Not, weil wirklich tausende Shit-Nerds anmarschierten. Nicht nur voll beladen mit allerlei Toiletten Artikeln, gab es auch wieder unzählige „lustige“ Kostümierungen. Das entwickelt sich regelrecht zu einem Volksport, was Gutalax von Gig zu Gig zelebrieren.

Musikalisch immer noch unterster Gossen-Grindcore, der mehr vom Unterhaltungswert auf und vor der Bühne lebt, als dass es sich um musikalische Finessen handelte. Dö erwähnte zurecht zum Ende des Gigs, dass die verrückte Meute zum Glück nicht das Behinderten Dixie beim FOH entdeckt hatte. Denn es wird ja alles zur Bühne getragen, oder geworfen, was nach Toilette, etc. aussieht. Wo das noch endet, da bin ich mal gespannt. (kleine Anmerkung: Ein mit mir befreundeter Musiker lobte erst letztens die technische Finessen der Truppe...so sind Meinungen ;-) - Olaf)

Nach einer nötigen Pause im Männercamp, Peter war mittlerweile auch eingetroffen, zog es mich wieder zur T-Stage, auf der nun Omnium Gatherum spielten. Über die Band zerreißen sich die Rezensenten die Münder. Viele finden die Band, gerade auf der neuen Platte, viel zu atmosphärisch und zu Keyboard lastig. Dem kann ich insoweit zustimmen, das Omnium Gatherum nur noch marginal als Melodic Death Metal bezeichnet werden können und trotzdem gewinn ich der Band immer noch viel ab. Ich konnte den Sound der Finnen an einem lauen Sommerabend sehr genießen.

Natürlich waren da die Lokalmatadoren Necrotted aus Abtsgmünd ein ganz anderes Kaliber. Die fünf Jungs hauten auf der Wera Tool Rebel Stage ihren Brutal Death Metal ins Rund, bei dem ich nur staunen konnte, wie Drummer Markus Braun mit seinem hyperschnellen Drumming regelrecht Hochleistungssport betrieb. Vor der Bühne ging es erwartungsgemäß derbe ab, was die Band weiter anheizte. Ein Höhepunkt war noch die Aufwartung eines Fans, der seiner zukünftigen Frau auf der Bühne von Necrotted einen Antrag machte. Sie sagte „Ja“ und es gab wilden Applaus. Bleibt nur die Frage, ob Necrotted, dann auch zum Hochzeitstanz aufspielen werden?! Allerdings fragte ich mich auch, wieviel es Sinn machte, mit einer Glatze die Propeller Walze der anderen Bandmitglieder mitzumachen? Das sah etwas albern aus.

Nach diesem musikalischen Gewitter gab es jetzt wieder Old School Thrash von Death Angel auf der T-Stage. Zu Death Angel habe ich leider seit Jahren ein zwiespältiges Verhältnis. Live sind die Jungs, von der Bay Area, immer eine Bank. Allein die ganzen alten Gassenhauer sind eine wahre Freude zu hören. Weniger warm werde ich mit ihrem Veröffentlichungen der letzten Jahre. Ja, da sind immer geile Songs darauf, jedoch im Gesamt sind diese Scheiben lange nicht zu vergleichen mit ihren alten Glanztaten Ende der 80er und Anfang der 90er.

Wie auch immer, wenn eine Band mit dem Triple „Mistress Of Pain“, „Seemingly Endless Time“ und „Voracious Souls“ anfangen kann, bliebt kein Köper ruhig stehen. Das ging ab, wie Schmitz Katze und dann war ich auch sehr angetan von neueren Hits wie „The Dream Calls For Blood“ oder „The Moth“. Geiler Gig!

Ok, eigentlich wollte ich mir das nicht antun, aber da sich der direkte Vergleich vom Nachmittag hier anbot, wollte ich natürlich wissen, wie sich Electric Callboy vor einem Metal-Publikum schlagen würden. Wenn man aber nur mal in das Rund kuckte, vor der Main Stage, konnte man meinen, das jetzt ein Headliner spielt. Nun gut. Electric Callboy haben alles Mögliche für ihre Publicity gemacht, so dass auch wirklich jeder mittlerweile wissen dürfte, dass die Jungs Malle-Metal machen, bzw. wie Dö treffend formulierte Disco-Metal. Schaute man genauer in die Zuschauer Menge, schien da kaum einer der Anwesenden über 30 Jahre zu sein.

Das zeichnete sich auch im absoluten Crowdsurfer Rekord für dieses (?!) Jahr ab, mit geschlagenen 1768 Crowdsurfern, laut den Grabenschlampen, die wirklich alle Hände voll zu tun hatte. Super negativer Nebeneffekt war das völlig distanzlose Grabschen von irgendwelchen debilen Wichsern, die den crowdsurfenden Mädels einfach zwischen die Beine fassten. Warum packt diese Wichser nicht gleich Jemand an den Eiern und hängt sie falschrum auf?! Ist das der Preis von größeren Festivals, dass auch automatisch mehr solcher Vollspacken angezogen werden. Gerade wohl auch besonders, wenn solche Disco Metal Bands spielen, die Leute anziehen, die rein gar nichts vom Metal verstehen. Echt zum Kotzen die Aktion.

Über diese Aktion mag auch nicht die so feudal inszenierte Show der Electric Callboys darüber hinwegtäuschen. Das müssen die echt in den Griff bekommen. Die Ruhrpotter sind nun wirklich im Main Stream angekommen, daher würde ich glatt Ghostkid den Vorzug geben und es würde mich nicht wundern, dass Sushi diese Entwicklung hat, kommen sehen und so für sich den Schlussstrich zog bei Electric Callboy.

Da waren nun Cannibal Corpse die absolute erwünschte Abwechslung, welche nun auch der T-Stage ihren brachialen Death Metal in die Menge peitschten. Wenn man so den einwöchigen direkten Vergleich zu PSOA hat, kommen einem zwar viele Ansagen gleich vor und auch in der Songauswahl wurde wenig verändert. Aber das machen andere Bands auch so und bei Cannibal Corpse gibt es immer eine Vollbedienung. Allein die ewig langen Propeller Drehungen mit seinem Stiernacken, sind weit und breit einzigartig und das zelebrierte Mr. Fisher auch vorzüglich. Mein Hirn war wieder frei!

Ich hatte eigentlich regelrecht Bock auf Arch Enemy, aber das Wetter machte (für mich) einen Strich durch die Rechnung und ich versuchte irgendwo unterzustehen, damit ich mein Bier genüsslich leertrinken konnte, ohne dass sich der Becher ständig mit Regen füllte. Von weiter weg, bekam ich so nur wenig mit von Arch Enemy, die trotz dem Regen viel Publikum zogen, die offensichtlich nicht so ein Weichei wie ich waren. Die Band zockte äußert professionell ihr Set runter und Alissa peitschte immer wieder die hartgesottenen Fans an, die dem Regen trotzten und viel Spaß hatten.

Bei Avatar beruhigte sich der Regen und die Schweden konnten somit befreiter ihren schön derb-progressiven Metal der Meute kredenzen. Ich schaute nicht den kompletten Gig an, da ich zurück zum Männercamp wollte, da Dö zu Mitternacht Geburtstag haben sollte.

Aber was war das? Es hingen nur Dö, Fritti und ich rum. Kein anderer war da, oder war noch Jemand im Infield, oder sind alle doch schon im Bett? Das ist ja eine traurige Gesellschaft! Ich vernahm aber noch, dass zum nächsten Morgen noch was geplant war. Wir gratulierten und wer noch in den nächsten 1-2 Stunden eintrudelte, tat dies auch. Dö trug es mit Fassung.


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