ROCK HARD FESTIVAL 2023
26. bis 28.05.2023 - Gelsenkirchen @ Amphitheater
Über Nacht beruhigte sich mein Magen endlich ein wenig und ich musste in Nachhinein mega lachen, denn kurioserweise bekam ich tags zuvor immer einen Kackreiz, wenn mir Messiah Manager Roger über den Weg lief, was aber bewiesenermaßen nicht an ihm lag, denn beim Chronical Moshers verhielt sich mein Verdauungstrakt mal ordentlich.
TAG 3
Sonntag, 28.05.2023
Die Harzer, die so gar nicht Käse sind, machten zu nachtschlafender Zeit um 12 der Anfang und bewiesen eindrucksvoll, warum unser Timo Iron Fate zurecht abgefeiert hat. Ein Sound, um den Testament gestern hätten betteln müssen und schöner schnittiger Heavy Metal bereiteten dem schon eindrucksvoll gefüllten Rund die richtige Dosis, um wach zu werden.
Iron Fate wurden mit Sprechchören, rhythmischen Klatschen und vielen der erneut brutal auf einen herniederprasselnden gelben Scheibe entgegen gereckten Fäusten gebührend unterstützt und es machte Spaß, den Goslarern beim Verrichten ihres Tagwerks zuzuschauen. Gerade das überragende "Malleus malificarum" machte es mir verdammt leicht, die Band als grandios starken Opener einzuordnen. Und mit dieser Einschätzung war ich nicht alleine, denn im Laufe des Tages sprachen viele über das Quintett, welches die ihnen gebotene Bühne perfekt nutzten, um sich eine Menge neuer Freunde zu erspielen. Dazu noch eine grandiose Version des Queensryche Klassikers "Walk in the shadows" zum Abschluss. Bärenstark!
Crimson messiah | Malleus malificarum | Strangers (In my mind) | We rule the night | Walk in the shadows
30 Jahre Undertow, 20 Jahre Rock Hard Festival und das Quartett aus Ellwangen ließ sich nicht lange bitten und schmetterte ihre groovenden, teils etwas melancholischen Hassbrocken in das weite Rund und vielen Ortes wurde beschwingt das Tanzbein geschwungen. Zurecht, denn Joschi und seine Bande machten ihre Sache wirklich gut, wobei der Sound direkt vor der Bühne etwas zu höhenlastig war und erst von etwas weiter hinten seine volle Wucht entfalten konnte.
Zur Freude von Cover Künstler Björn Gooßes, der sich für das grandiose Artwork der aktuellen Scheibe "Bipolar" verantwortlich zeigt und mit seiner auf dem Gelände befindlichen Ausstellung viele Interessierte anlockte, trug Gitarrist Brandy ein Shirt seiner Band The very End und zockte einen großen Stiefel, den Björn dann als Gastsänger auch noch auf Hochglanz polierte. Starker und solider Auftritt, den ich allerdings im stickigen Club bevorzugen würde. Ansonsten war alles im Lot, ich bekam mit "Call of the sin" meinen Lieblingssong und die Zuschauer waren zufrieden. So muss das!
Lieber Ian Anderson, höre deine Nachfolger! Wucan aus Dresden, deren aktuelles Album "Heretic tongues" von mir schlicht und ergreifend vergessen wurde zu reviewen (was unser Patrick dann aber nachholte, puuuh), sollten nun mit ihren 60er Flöten Rock für richtig Laune sorgen. Für mich ist das merkwürdig, da ich normalerweise auf diese Art von Mucke überhaupt nicht stehe und nicht selten bei Band wie Blues Pills oder Crobot schreiend die Flucht ergreife. Doch wer live ein Theremin benutzt, hat sofort meine Hochachtung sicher.
Die Dresdner legten auch gleich mit dem besten Song „Kill the king“ los und Fronterin Francis Tobolsky bewies an fast jedem Instrument ihre Fertigkeiten. Das sie nebenbei auch noch eine fantastische Sängerin ist, zeigte sie ebenfalls mehr als deutlich und das Publikum war aus dem Häuschen. Ja, manchmal klang mir das zwar ein wenig zu verjamt, dennoch verloren die Sachsen niemals ihren roten Faden und brillierten zu jeder Sekunde. Dazu passte die schon fast pervers grandiose Version des Klaus Renft Combo Klassikers "Zwischen Liebe und Zorn", der einfach passte wie Arsch auf Eimer. Das ging viel zu schnell vorbei und ich hoffe, Wucan schnellstmöglich wieder live erleben zu dürfen. Für mich Top 5 der besten Bands dieses Wochenendes. Und wer es gesehen hat, wird wissen, wovon ich rede, wenn ich sage, dass der Bühnenabgang das Beste war, was ich seit Ewigkeiten gesehen habe.
Kill the king | Fette Deutsche | far and beyond (Until wem et again) | Don’t break the oath | Zwischen Liebe und Zorn | Physical boundaries
Wer mit dem Überhit und dem namengebenden "Legion of the damned" einsteigt, hat trotz eines anfänglich bescheidenen Sounds meine volle Aufmerksamkeit verdient. Trotz des Umstandes, dass das bald erscheinenden neue Album bei mir noch nicht so recht zünden will, machten die Holländer mit ihrem Best Of Set alles richtig und brieten den nach thrashig todesbleiernden Mucke dürstenden Fans ein fettes Ei. Dazu macht sich die Hinzunahme einer zweiten Gitarre mehr als bezahlt, denn das war es immer, was mir live bei den Jungs gefehlt hat.
Dennoch schafften es Legion of the damned erneut nicht, ihren überragenden Albumsound live auf die Bühne zu bekommen, was den ausufernden Pit vor der Bühne aber nicht die Bohne zu stören schien. Mit "Contermination" gab es auch einen neuen Song, der tatsächlich live mehr Eier als auf Polycarbonat hat. Zum Ende hin wurde es tatsächlich dann noch besser und auch ich ging dann gut mit und freue mich im Nachhinein doch sehr darüber, die Niederländer kommenden Januar ebenfalls in Karibik erneut live bewundern zu dürfen.
Auch wenn mein Namensvetter aus Norddeutschland mit dem neuen Rundling von Enforcer nicht viel anfangen kann, freute sich zumindest der nordostdeutsche Olaf sehr darüber, dass die Schweden gerade live die neuen Songs von „Nostalgia“ prima mit alten Gassi…pardon…Gassenhauern kombinierten und somit eine mitreißende Setlist aus Alt und Neu präsentierten. Der Sound war fett, die Band im Spiellaune, überzog dann zum Ende hin aber leider ein wenig, so dass die finale Ansage von Frontmann Olof (noch einer!) im Nirvana verschwand. Für mich ein weiterer Gewinner des Wochenendes.
Bei Tankard kann man nichts falsch machen! Da gibt es immer Hit an Hit, eine gutgelaunte Band, ausrastende Massen vor der Bühne und einen Gerre, der immer abliefert. Auch die neuen Songs reihten sich nahtlos in das Bühnenprogramm der Frankfurter ein und hinterließen allerorts gutgelaunte Menschen, die irgendwie diesmal etwas mehr mit ihren mit Ekelbier gefüllten Bechern schwenkten als bei anderen Bands, Woran das wohl gelegen haben könnte? Wie immer sehr geil, amüsant und kurzweilig.
Schade nur, dass das eigentliche Festival für mich hier (zumindest) ein Ende fand, denn Katatonia sind und bleiben für mich eine Band, die so unsagbar furchtbar meine Gehörgänge quälen und auch Michael Schenker als Headliner war nicht unbedingt my Cup of Tea, wobei ich dem Gitarrenwizard allerdings ein Lob aussprechen muss, denn das U.F.O. Tripple mit „Rock bottom“, „Too hot to handle“ und „Only you can rock me“ war schon richtig geil.
Dennoch war ich froh, wie ich in mein Bettchen für die finale Nacht fiel und bereits am nächsten Tag auf der reibungslosen Rückfahrt in die Heimat beschloss, auch nächstes Jahr wieder am Start zu sein.