Alben des Jahres 2023

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TAG 3 - Samstag, 22.06.2024 - Die geschenkte Mütze


Heute war also dann endlich tatsächlich Samstag und der letzte Tag der Jubiläumsausgabe des 24er Protzen Open Airs, welches bislang alle Erwartung übertroffen hatte und komplett zu begeistern wusste. Viele dusselige Gespräche, viel Fachsimpelei und ein feierwütiges Publikum waren Umstände, die denen, die dem Spektakel in diesem Jahr fernblieben, mal zu denken geben sollten.

Aufgrund der etwas verspäteten Anreise und der daraus resultierenden Extrastunde Schlaf verzichteten wir auf den Frühshoppen mit den Kollegen von Attacktion und kamen wir erst zum Ende des Gigs von Victim auf den Platz und was ich zum Ende hin von den Weimarer Thrashern sah, gefiel mir verdammt gut und ich ärgerte mich ein klein wenig, dass wir erst so spät auf dem Gelände eintrudelten. Leider musste unser Thor nach körperlichen Problemen schon die Heimreise antreten, Jano war noch nicht auf dem Platz auffindbar, so dass wir leider nicht mehr über diesen Gig berichten können.

NALAR

Dafür aber von Nalar und das, was die schwarz angehauchten Deather aus der bundesdeutschen Hauptstadt einmal mehr ablieferten, lässt mich immer noch auf eine glorreiche Zukunft dieser Band hoffen. Das ist innovativ, geht mächtig gut ins Ohr und auch das Stageacting ist was für’s Auge. Mich persönlich freut es ja, wenn sich eine Band aus meiner Heimat traut, in die große weite Musikwelt aufzubrechen, doch viele scheitern meist kläglich. Bei Nalar habe ich allerdings so fast das Gefühl, dass man sich in 10 Jahren gerne daran zurückerinnert, dass man die Anfänge hautnah miterlebt hat. Starker Auftritt.

DRILL STAR AUTOPSY

Die Eislebener Deather haben momentan einen Lauf. Nicht nur, dass deren letztes Album „Futuremembrance“ immer noch ein gern gesehener Gast in meiner Playlist ist, sondern auch der Umstand, dass man neben dem Protzen nun auch bald bei der Rückkehr nach Roitzschjora und dem dort stattfindenden Full Rewind Festival seine Visitenkarte abgeben wird zeugt von der Qualität, den der Fünfer gerade an den Tag legt. Und auch wenn vor der Bühne scheinbar Hangover-bedingt der Mob noch nicht am Toben war, so ließen sich die Jungs davon nicht beeindrucken und spulten routiniert wie alte Hasen ihren Gig runter, der mächtig Eindruck hinterließ und eine schöne Schneise in das angrenzende Waldstück schlug. Freu mich schon, die Truppe bald wieder zu sehen.

MAGGOTS

Falkensee, besser bekannt als Anhängsel Spandaus, ist nicht unbedingt für eine florierende Metalszene bekannt. Ergo haben Maggots dort quasi ein Alleinstellungsmerkmal, den sie nunmehr seit auch schon 31 Jahren innehaben und somit nicht an Konventionen oder irgendwelche Vorgaben gebunden sind. Dementsprechend räudig und herrlich dumpf nach alten Autopsy klingend ist auch ihr Todesblei, den sie nun im Hangar öffentlich zur Schau stellen.

Und es rumpelte famos, was auch an der Hinzunehme eines zweiten Gitarristen lag, der dem Sound der Havelländer einen zusätzlich Kick einbrachte. Sich so schön rotzig in den frühen Nachmittag prügeln zu lassen hat schon was und auch das Celtic Frost Cover von „Dethroned Emperor“ bedarf einer zusätzlichen Erwähnung. Bombe!

SOUL DEMISE

Und noch einmal Bajuwarischer Edelstahl, auf den sich gerade unser Patrick diebisch freute: Soul Demise, deren letztes Album „Thin red line“ auch schon schlanke 7 Sommer auf dem Buckel hat und seinerzeit von Siggi bei uns in den höchsten Tönen gelobt wurde. Dementsprechend gespannt war ich auf die Performance der Truppe aus Neumarkt, die dann auch wirklich mächtig ins Gebälk schlug. Sound war prima, die Drums hätten vielleicht ein klein wenig lauter sein können, aber ansonsten gab es an diesem feinen Auftritt nicht viel herumzumäkeln. Jetzt aber mal hinsetzen und an einem neuen Album schrauben die Herren!

NECROMOPRH

Eine in meinen Augen sträflich unterbewertete Band war jetzt angesagt und auch wenn natürlich ein wenig Lokalpatriotismus mitschwingt, freute ich mich wie Sau auf Necromorph, deren letztes Album „World’s disgrace“ ein Spitzenprodukt in Sachen Deathgrind darstellt. Und exakt das bot die Truppe dann im Hangar, von dessen blechernen Wänden dieser Abriss noch um ein Vielfaches räudiger wirkte.

Fette Riffattacken, bösartige Vocals und ein Strauß großartiger Melodien unterstrichen einen DER Überraschungs-Gigs auf dem diesjährigen Protzen. Ich konnte nur leider nicht erkennen, ob sie meinen Lieblingssong „Unperfekter Mensch“ gespielt haben. Schön war mein Kumpel Matty, der die Jungs leider verpasste, aber mit dem Satz „die haben ja auch verdammt schnell gespielt“ ein wenig Trost erfuhr. Obergeiler Abriss und jederzeit und gerne wieder! Wäre doch mal was für Freitagfrüh beim Parmesan, oder?

SLAUGHTERDAY

Nein, bei Slaughterday kann man absolut nichts falsch machen, denn der oldschoolige Todesblei ist einfach ein Garant für gute Laune und knackende Bandscheiben und daraus folgernd legten Jens und Bernd los wie die Feuerwehr und wurden vollkommen zurecht abgefeiert. So sehr, dass mein Sohn nunmehr Besitzer von 2 Leibchen der Mannen aus Leer ist. Mit einem knackigen Sound im Rücken gab es einen repräsentativen Querschnitt aus der bisherigen 14jährigen Schaffensphase, der einfach von Anfang bis Ende mächtig Furchen in die Wiese zog.

Blickfang war allerdings Live Bassiste Ulf Imwiede mit seiner blonden Mähne, der wie ein Kind von Karl Willets und Doro Pesch aussieht und eigentlich gar nicht bangen braucht, denn die Flusen fliegen gänzlich von alleine. Slaughterday sind einfach eine Institution im teutonische Todesblei Universum und machen immer und überall Spaß.

FROM THE CRYPT

Nach dem Ableben meiner Lieblings-Grinder von Cliteater ist Gitarrist Ivan Cuijpers mittlerweile mit den Deathern aus Helden unterwegs und ich war gespannt, was mich da erwarten würde, denn bis auf ein Demo aus dem Jahr 2022 gibt es noch nicht allzu viel von den Niederländern auf Konserve. Das, was im Hangar aber entgegenschallte war nicht von schlechten Eltern. Fetter groovender Death Metal, der ohne viel Schnörkel die Tradition des Holländischen Todesstahls fortführt. Meine Bewunderung geht hier an Frontmann Ben Janssen, der hier erst an den Vocals dazu beitrug, dass From the Crypt als faustdicke Überraschung des Wochenendes dastanden, um dann eine Stunde später als Gitarrist von Inhume nochmals die Bühne zu malträtieren. Mega Abriss!

OBSCENITY

Wenn man als 303.Band in Metal Archives gelistet ist heißt das im Klartext, dass man schon ein paar Äonen auf dem Buckel hat. Und tatsächlich gehören Obscenity zu den Alteingesessenen Death Metal Veteranen in Deutschland und ich freute mich wirklich darauf, nach einer extrem langen Zeit die Truppe um Hendrick Bruns endlich mal wiederzusehen. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn neben einem großartigen Sound präsentierten sich die deutschen Morbid Angel in spielerischer Laune, wobei der Live-Bassist 1.) mit seiner Frisur herausstach und 2.) mit das Beste spielte, was ich an diesem Wochenende sah und einem Derek Boyer in Nichts nachstand.

Frontmann Manuel Siewert war ebenfalls in Geberlaune und brüllte sich die Seele aus dem Leib, so dass aller Wahrscheinlichkeit nach der Mozzarella am Knobibrot-Stand sauer wurde. Ansonsten gab es keinerlei Grund, irgendetwas zu bemängeln, denn Obscenity kamen, sahen und lieferten komplett ab!

INHUME

Obwohl ich mir fest vornahm, an diesem Wochenende wirklich jeder Band meine Aufwartung zu machen, bekam ich nur ein kleines bisschen was von den niederländischen Metzel-Meistern mit, die im Hangar für eine volle Hütte sorgten. Doch das, was ich sah und hörte, gefiel mir ebenso gut, wie einst auf dem In Flammen, wo ich Inhume erstmals live sah und prompt von der Band einen Patch geschenkt bekam, der seitdem meine Kutte zierte. Die Jungs beschlossen damit die Auftritte im Hangar, die sich trotz meiner Aversion gegenüber dieser Spielstätte als wahrer Glücksgriff erwies.

Danach saß ich im Backstage ewig lange mit Still Slayer Chef Claudio zusammen und fachsimpelte mit ihm über die gute alte Zeit. Ein unfassbar angenehmer und sympathischer Typ, der mir dann zum Abschluss das nicht käuflich zu erwerbende Basecap der Band als Geschenk anbot, ich ihn aber bat, diese meinem Sohn zu überlassen, der seit dem Abend zuvor nichts anderes als „Slayer“ vor sich hinmurmelte. Sören freute sich jedenfalls ein zweites Arschloch und ich denke, dass die Schweizer damit einen lebenslangen Fan mehr haben.

LAY DOWN ROTTEN

Tja, wenn Concrete Cold schon nicht können holt man sich einfach 3/5 der Band aufs Protzen, verpackt es in einen einmaligen Reunion Gig (was nicht ganz stimmte, da man vorher schon einen spielte) und kredenzt den eingefleischten Fans mit Lay Down Rotten 9 Jahre nach deren Existenzende ein denkwürdiges Ereignis, welches von der ersten Sekunde das hielt, was es versprach: Einen fulminanten Trip zurück in die Zeit. Was haben wir mit der Truppe damals bei der legendären Knüppelnacht gelacht und gefeiert, Daniel mehrfach im Interview und mit Frontmann Jost einen immer herrlich aufgelegten Gesprächspartner gehabt und nun also wieder auf der Bühne. Großartig!

Natürlich gab es einen wunderbaren Strauß an altvorderen Melodien und auch die Band hatte sichtlich ihren Spaß daran, die permanent auf die Bühne gebrachten Biere zu vernichten, dabei aber nicht zu vergessen, ihren technisch hoch versierten Todesblei an die Frau und den Mann zu bringen. Und auch wenn es im Vorfeld vielleicht ein paar atmosphärische Störungen gab, was den Posten an den Drums betraf (Ferli übernahm bei den beiden Konzerten diesen) konnten diese das hier Dargebotene trüben. Danke für diesen Nostalgietrip!

ENDSEEKER

Schon wieder Endseeker? So langsam reicht es, sah ich die Truppe schon Ende Januar zweimal bei der 70.000 Tons of Metal und ein paar Tage zuvor beim Gig im Vorprogramm von Asinhell und überhaupt schon gefühlte 385 Mal. Und soll ich Euch was sagen? Gerne auch immer wieder, denn neben der musikalischen Qualität der Hanseaten sind mir die Jungs über die letzten Jahre einfach ans Herz gewachsen und ich freue mich immer wieder darauf, vor, während und nach dem Gig diese feinen Herrschaften genießen zu dürfen.

Tja, schien das fachkundige Publikum ähnlich zu empfinden, denn vom ersten Ton an hatte das Quintett Protzen im festen Würgegriff und das proppevolle Infield bereitete der Band einen fulminanten Nachmittag. Soundtechnisch wie immer feinstes Filet und mit Gummigesicht Lenny einfach einen der coolsten Frontsäue im gesamten Business, was soll da schon schiefgehen? Absolut gar nichts und einmal mehr unterstrichen Endseeker ihre momentane Ausnahmestellung im deutschen Death Metal.

MASTER

Der Speckmann Paule ist und bleibt ein absolutes Unikat in der Metalwelt. Ausgestattet wie ein persischer Großhändler vereinnahmte er fast ein Drittel des erneut vom Thrasher und Jochen hervorragend geführten Merchstandes und bot alles an, was man sich nur vorstellen kann.

Das der bärtige und seit Jahren in Tschechien lebende Amerikaner aber mit Master auch einen nicht unerheblichen Anteil daran hat, dass der oldschoolige Todesblei heute so klingt wie er klingt, sollte man niemals außer Acht lassen. Und dementsprechend freuten sich die Protzen Besucher über einen herrlich stumpfen Death Metal Set, der keinerlei Überraschungen bot, was man bei Master auch nicht erwarten sollte oder braucht, denn die Truppe ist so gut, wie sie ist. War geil und immer eine sichere Bank

SCHIRENC PLAYS PUNGENT STENCH

Vor ein paar Jahren war Martin Schirenc schon einmal beim Protzen zu Gast und sorgte dafür, dass der Herr Siebke und ich beim moshen wild übereinander fielen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen, die dann leider komplett enttäuscht wurden. Natürlich gab es alle Klassiker aus der Feder von Don Cochino, doch das wirkte irgendwie lieblos heruntergespielt, ohne Motivation oder dem Gefühl für das musikalischen Erbe seiner eigenen Band. Nur drei Leute, die sich kaum bewegten, ein Drummer mit einem doofen Shirt einer aufgrund brauner Vergangenheit in Verruf geratenen Band und ein Bassist, der nicht einmal ins Publikum blickte. Sorry, aber das war einfach nur schlecht und langweilig und enttäuschte mich komplett.

MESSIAH

Als Rausschmeißer gab es heute feinste Schweizer Death/Thrash Kost und ich freute mich schon den ganzen Tag darüber, endlich mit Brögi livehaftig ein wenig zu schwatzen. Dass Messiah dann auch noch bei ihrem Gig vollkommen abrissen und begeisterten, konnte ich so nicht erwarten. Unfassbar tight, timingsicher und mit Songs im Gepäck, die ich auf Platte vielleicht manchmal ein wenig sperrig finde, live aber ein komplett anderes Kaliber haben. Im Vorfeld hatte die Band ein paar Bedenken, ob bei ihnen als letzte Band noch ein paar Leute auf dem Gelände sein würden, doch je länger man spielte, desto voller wurde es vor der Bühne und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass Messiah nicht nur ein mehr als würdiger Headliner waren, sondern mit zum Besten gehörten, was ich in diesem Jahr schon sehen durfte.

Brögi schüttelte unentwegt seine ergrauten Locken, Neu Frontmann Marcus Seebach lieferte eine grandiose Performance ab und Drummer Steve Karrer, einer der sympathischsten Dudes die ich je kennenlernen durfte, gab dazu den exakten Takt an. Herrschaftszeiten, wie geil war das denn? Das es mit „Extreme cold weather“ auch noch einen meiner absoluten Faves aller Zeiten gab, bestärkte mich in meiner Erkenntnis, dass bei Messiah hoffentlich noch lange kein Ende in Sicht ist und jeder, der irgendwie mal die Möglichkeit haben sollte, sich die Schweizer reinzuziehen, dies auch unbedingt tun sollte. OBERGEIL!!!!

WAS BLEIBT?

Ein Fazit zum Protzen Open Air zu verfassen ist immer schwierig, denn das Stelldichein im Nirgendwo irgendwo zwischen Berlin und Neuruppin ist mehr als nur ein schnödes Musikfestival, sondern vielmehr ein Klassentreffen der Leute mit gutem, ausgeprägten Geschmack für gitarrenorientierte Unterhaltungsmusik. Dazu trifft man Leute, mit denen man irgendwie nimmer gerechnet hätte wie Katja von der Pressecrew der 70.000 Tons of Metal, die wir an Bord schätzen gelernt haben und eventuell auch 2025 noch einmal wiedersehen werden, man wird sehen.

Essen war klasse, gerade im Backstagebereich, wo es statt der handelsüblichen und zu Festivals gehörenden Bratwurst auch mal eine schicke Rinderroulade gab, die hervorragend mundete. Und ja, ich muss tatsächlich mal eine Lanze für den Hangar brechen, der sich als zweite Spielstätte tatsächlich zurück ins Rampenlichte gebracht hat. Ob dies allerdings eine Fortsetzung finden wird, wird die Zeit und das Budget zeigen.

Danke an alle Beteiligten, allen voran Andrea und Mario, die einmal mehr dieses Wochenende zu einem ganz Besonderen gemacht haben. An alle, die uns mit Speis und Trank versorgten, an alle, mit denen ich mal mehr mal weniger geistreiche Konversationen führte, an Ernsti für einen starken Sound, ebenso wie an Chris Eggers für ebenjenen solchen im Hangar…ach Fuck…fühlt Euch alle gedrückt, Ihr Rabauken und bis nächstes Jahr!


TAG 3 - Samstag, 22.06.2024 - Die geschenkte Mütze


OLAF

Fotos by Thor, Jano & Olaf


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