Unsere Ex-Memberliste hat fast Telefonbuchstärke

Heute starte ich mal eine kleine Reihe und beleuchte ein wenig die Berliner Metal Szene. Gab’s schon? Klar gab’s das, aber in letzter Zeit schleicht sich einfach bei mir das Gefühl ein, dass immer mehr Bands aus der Haupt- und meiner geliebten Geburtsstadt an der Schwelle zum Durchbruch stehen…und das meine ich überregional. Den Anfang mache ich mal mit RedGodDawn, die mich mit ihrem ersten Album „H.O.M.E“ ziemlich begeisterten. Hier lassen wir als Erstes Frontmann Steven Winckler zu Wort kommen…

ZO Review zu "H.O.M.E."

Steven, erzähle mir doch mal ein klein wenig über den Werdegang von RedGodDawn? So richtig hatte ich Euch nämlich bislang nicht auf dem Schirm…

Streng genommen hat RedGodDawn erst 2009 das Licht der Welt erblickt. Der Grundstein wurde aber schon 2006 mit dem Vorgänger AnimaSola von Gitarrist Lars und mir gelegt. Noch mit gänzlich anderem LineUp (2 Sänger, 2 Gitarristen, Bass, Drums, Sampling) haben wir begonnen, Songs zu schreiben, die stilistisch noch sehr stark im New Metal verankert waren. Das Projekt AnimaSola wurde dann 2007 mit der EP “Firefly“ abgeschlossen. Ab dem Zeitpunkt begannen wir schon Songs für „H.O.M.E.“ unter dem RedGodDawn-Banner zuschreiben und uns nach passenden Musikern umzusehen. Letztendlich fanden wir mit Tobias Junghanns und Andreas Jung, Mitstreiter, die durch ihre individuelles Stil und ihre Können der Musik von RedGodDawn ganz neue Dimensionen ermöglichten. Beide sind zu unverzichtbaren Elementen in RedGodDawn´s Soundbild und zum festen Bestandteil der Band geworden. 2012 ging es dann gemeinsam ins Studio um unser Debüt-Album “H.O.M.E.“ aufzunehmen.


2008 gegründet und vier Jahre später erst mit „H.O.M.E.“ die erste CD. Woran lag es, dass so viel Zeit ins Land gehen musste?

4 Jahre für ein Album ist natürlich eine lange Zeit, aber in erster Linie auch dem leider ständigen LineUp-Wechsel geschuldet. Unsere Ex-Memberliste hat fast Telefonbuchstärke. Fähige Musiker zu finden ist eine Sache, aber es muss vor allem auch zwischenmenschlich passen. Das war uns sehr wichtig. Hinzu kommen noch die Geburt von Lars Sohn und der Umzug in 2 Proberäume mit dazugehörigem Ausbau. Das frisst wahnsinnig viel Zeit, indem man leider zur musikalischen Untätigkeit verdammt ist.

Was mich persönlich sehr positiv überraschte war die Aufmachung Eurer CD. DigiPack, sehr edel und überhaupt ein Hingucker. Das muss doch ein Haufen Kohle gekostet haben, oder?

Oh Gott, ja! Wir haben viel Geld in die Produktion und Zeit ins Design investiert, damit die CD so aussieht, wie sie jetzt ist. Wir wollten, dass die CD auch optisch überzeugt. Das waren wir uns selbst, nach einem so langen und steinigen Entstehungsprozess, und auch dem Album einfach schuldig. Und wenn dann noch die CD, nicht nur wegen der Songs, sondern auch wegen des Looks gelobt wird, ist das ein Zeichen, dass sich die Zeit und die Investition gelohnt hat.

In meinem Review verpasste ich Euch den Stempel „Melodic Death Metal“. Seid Ihr damit einverstanden oder wie würdest Du selbst Eure Musik charakterisieren?

Melodic Death Metal ist definitiv eine wichtige Komponente in all unsern Songs und unserer Stilistik, wenn auch nicht die Einzige. Jeder einzelne Song auf dem Album hat wahrscheinlich seine eigene Schublade und bewegt sich zwischen Death- über Progressiv- bis hin zum New Metal. Uns ist die Vielschichtigkeit in der Musik von RedGodDawn sehr wichtig, da Monotonie auf einem Album tödlich ist. Eine Freiheit, die wir sehr bewusst genießen. Beschreiben würde ich daher unseren Stil als Modern Metal.

Mein damaliger Kritikpunkt richtete sich an Deine Stimme. Wenn Du brüllst und keifst kommt das extrem gut rüber, aber in den cleanen Passagen sah ich ein starkes Leistungsgefälle. Soll das so bleiben oder ist da in naher Zukunft Besserung zu erwarten? (grins)

Wie kannst Du es wagen…(lacht). Ich glaube, die Leistungsdifferenz im Gesang kommt daher, dass der Clean-Gesang auf „H.O.M.E.“ noch etwas Neuland für mich war und viel gesangliche Unsicherheit mit einwirkte. Wenn man wie ich, Wut, Schmerz und Frustration über den Gesang verarbeitet, kommen dabei leider selten “wohlklingende“ Töne raus. Daher lagen meine Stärken immer in der aggressiven Gesangsstilistik und selten im klaren Gesang. Bei den neuen Songs wird der Fokus stärker auf dem Gesang liegen und wesentlich facettenreicher als auf „H.O.M.E.“ sein. Also…Ja. Ich gelobe Besserung! (grins)

Irgendwie beschlich mich beim Hören der Songs und lesen der Titel der Verdacht, dass es sich bei „H.O.M.E.“ um ein Konzeptalbum handelt. Wenn ja, erzähle mal was drüber?

Bei „H.O.M.E.“ handelt es sich tatsächlich um ein Konzeptalbum. Der rote Faden des Album sollte vor Augen führen, das Home (Zuhause oder Heimat) eben nicht immer für das behaglich Kakaoschlürfen vor dem heimischen Kamin steht, sondern auch ein Ort sein kann, an dem die schrecklisten Dinge passieren. Ob häusliche Gewalt, totale soziale Isolation durch die zunehmende Digitalisierung oder seelischer Missbrauch von Schutzbefohlenen. Jedes Zuhause hat seine eigene dunkle Geschichte. Ich wollte den Fokus nicht auf die großen Konflikte unserer Zeit richten, sondern eher auf die traumatisierenden Dinge, die in unserer unmittelbaren Umgebung, tagtäglich hinter verschlossenen Türen stattfindet. Das, was niemand sehen will. Deshalb wählten wir für das Cover auch einen sterbenden, erdähnlichen Planeten mit dem Saturnring aus menschlichen Schädeln. Selbst die warme, behagliche Färbung sollte im Kontrast zum dargestellten stehen.

Dafür, dass ich Euch vorher nicht richtig wahrgenommen habe, stelle ich nun momentan vermehrte Live Aktivitäten bei Euch fest. So ein klein wenig habe ich das Gefühl, dass Ihr was nachzuholen habt, oder täuscht der Eindruck?

Nach 7 Jahren Bühnenabstinenz hast du natürlich etwas nachzuholen. Da will man 7 Tage die Wochen live spielen, 365 Tage im Jahr! Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, erst 3 Monate vor dem Release von „H.O.M.E.“ live zu spielen, da sich die Songs während der Aufnahmen nochmal leicht veränderten. Erst nachdem wir das Maximum aus den Songs rausgeholt haben, wollten wir sie live präsentieren. Außerdem konnten wir so noch einmal vorzufühlen, wie die Songs bei den Leuten ankommen und hatten noch die Möglichkeit, Songs für das Album zu selektieren. Die Anzahl der Tracks auf „H.O.M.E.“ schrumpfte dadurch von 11 auf 8. Die Konzerte, die wir 2012 und 2013 spielten, sind dennoch das, was wir unter normaler Livepräsenz verstehen. Wir werden alles versuchen, um das aufrecht zu halten.

Wie reagieren denn die Leute auf Euch Live? Ich hatte ja leider bislang noch nicht das Vergnügen, Euch auf der Bühne zu erleben…


Zugabe…Zugabe…(lach). Bis jetzt hatten wir nur durchgehend gutes Feedback bei unseren Konzerten. Sobald Tobias einzählt, gibt es für uns nur noch Vollgas bis zum letzten Ton, egal ob Du vor 40 oder 400 Leuten spielst. Wir haben einfach Spaß auf der Bühne. Das merken die Leute natürlich auch und lassen sich dann auch gern mitreißen. Als Frontmann ist mir vor allen die verbale und nonverbale Kommunikation mit dem Publikum sehr wichtig. Der Spaß steht dabei natürlich immer im Vordergrund, denn schließlich geht es ja auch darum, gemeinsam an dem Abend eine gute Zeit zu haben. Spielerisch sorgt besonders unser Bassist Andreas durch seine Slapstilistik immer wieder für erstaunte Blicke im Publikum. Aber wie Leute auf uns reagieren, hängt natürlich von der Location und der Art der Veranstaltung ab. Wir beim Ikea-Family-Fest… das würde dann nach hinten losgehen! Ein „RedGodDawn feat Achim Menzel“ während einer Autohauseröffnung halte ich mir trotzdem gern offen. (grins)

Ihr habt ja kein Plattenlabel im Rücken und macht alles selbst. Habt Ihr denn überhaupt schon einmal die Fühler ausgestreckt?

Wir haben während des Releases von „H.O.M.E.“ natürlich die Fühler ausgestreckt und auch einige Angebote bekommen. Aber unterm Strich war die Zusammenarbeit mit einem Label, nach der kompletten Produktion der CD, für uns nicht mehr attraktiv. Natürlich hat man als unsigned´te Band etwas weniger Optionen, zBs. was den Bereich Booking oder die Vertriebswege angeht, aber dafür haben wir ein Produkt, dass zu 100 % uns gehört. Man sollte genau abwägen, ob man von einem Label unter Vertrag genommen werden will, da man sehr viele Freiheiten dadurch verlieren kann, wenn man nicht aufpasst. Heutzutage in meinen Augen eher ein Prestige, als eine „Must Have“.

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