Alben des Jahres 2023

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Warum? Darum! Ja, ich bin ausgesprochener Fan der Hannoveraner und feier diese immer wieder hart ab, wenn ich sie auf irgendeinem Festival in unseren Breitengraden zu Gesicht bekomme. Doch nicht nur live überzeugen die Spaß-Grinder, auch auf Polycarbonat wie zuletzt mit "Vorsprung durch Hektik" machen die Jungs unbändig Laune. Also…schieb mal Euer Verbissensein beiseite, lauscht diesen wundervollen Weisen und lest, was Kai und Rob auf meine Fragen zu antworten hatten…

Samstagnachmittag, 14:30 Uhr und gleich gibt es endlich wieder Bundesliga Fussball mit meiner Hertha. Wie bitter war denn für Euch als Hannoveraner der Abstieg in die Zwoote nach der letzten Saison? Durch meine 8 Jahre in Niedersachsen, genauer gesagt in Celle, weiß ich, wie ernst der Niedersachse solche Sachen nimmt, fast persönlich…

Kai: Beim Thema Fußball bin ich raus. Im Namen aller Hannoveraner möchte ich allerdings die Gelegenheit nutzen, uns von Celle eindeutig zu distanzieren.

Rob: Als Hannoveraner ist man eigentlich recht gelassen. Hannover wird nicht nur fußballerisch vom Rest Deutschlands belächelt. Aber unterschätzt werden ist nicht immer die schlechteste Ausgangslage. Wenn wir von einem ernsthaften Abstieg sprechen wollen, dann eher vom Hamburger SV nächstes Jahr.

Album Nummer 7 „Vorsprung durch Hektik“. Musikalisch halte ich es für die beste Scheibe, die Ihr bislang aufgenommen habt, textlich fehlt mir manchmal etwas die beißende Ironie, die Ihr auf „Ohne kostet extra“ bis zu Perfektion hochgetrieben habt. Ich weiß, Objektivität ist da schwer, aber wo ordnest Du das neue Album ein?

Kai: Beißende Ironie hätte ich mit unseren bisherigen Platten eher nicht in Verbindung gebracht. Das was auf „Vorsprung durch Hektik“ etwas weniger vorkommt, waren die eher kindischen oder bierseligen Momente. Wir hatten einfach mehr Bock auf Grindcore und Gebretter, nachdem die letzten Platten gefühlt immer gemäßigter geworden waren.

Rob: Das neue Album ist schon noch bissiger als unsere älteren Scheiben. Klar sind wieder auch ein paar alberne Nummern dabei, aber es ist auch wieder Sarkasmus stark vertreten. Der Unterschied zu „Ohne kostet extra“ liegt eher in der Musik. Die Platte ist musikalisch wesentlich brutaler und temporeicher ausgefallen.

Ich finde das Cover ganz großartig. Wer kommt bei Euch auf solche Ideen und warum muss sich der Panzer selbst fotografieren? Warum ist er golden…Fragen über Fragen…

Rob: Wir arbeiten mit wechselnden Grafikern zusammen. Diesmal haben wir mit Stephan Eidt erstmals zusammengearbeitet und waren von seinem Entwurf mit dem goldenen Selfie-Panzer sofort begeistert. Ihm kam die Idee mit dem Panzer beim ersten Hören der Platte und es passt auch perfekt. Der Panzer konfrontiert einen mit brachialer Gewalt, während der Selfie-Stick das Ganze ins lächerliche abdriften lässt. Und in goldenem Look ist das ganze einfach noch bekloppter.

Vorsprung durch Hektik“ ist das erste Album ohne Euer Gründungsmitglied Him. Was für ein Gefühl war es, erstmals ohne ihn ein Album aufzunehmen?

Rob: So neu war die Situation ohne Him nicht. Him hat sich aus privaten Gründen schon ein paar Jahre vor seinem Ausstieg mehr und mehr aus den Bandaktivitäten zurückgezogen. Sein Ausstieg vor bald 2 Jahren war zwar traurig, aber nicht der Einschnitt der unsere Arbeitsweise verändert hätte.

Kai: Insgesamt ist das Album sehr entspannt zusammengekommen. Wir haben erst beim Aufnehmen den Großteil der Musik geschrieben und Texte stammen von allen fünf Bandmitgliedern. An Ideen hat es auch nicht gemangelt, wir könnten eigentlich gleich wieder loslegen und das nächste Album aufnehmen. Vielleicht dauert es ja dieses Mal wirklich keine drei Jahre, hehe.

Warum brauchen Helden kein Trinkgeld? Die Frage hat mich schon beschäftigt, handelt es sich doch im weitesten Sinne um eine Dienstleistung…

Kai: Der Song musste einfach sein für all die Helden des Alltags aus dem Niedriglohn-Dienstleistungssektor. Wie oft haben uns Pizzaboten, Kioskbesitzer, Tankwarte und andere Leute vor dem Verhungern bewahrt, ohne das wir es je wertzuschätzen hatten?

Rob: Glaub mir... kein Geld der Welt würde mich bei dem derzeitigen November-Wetter abends noch vor die Haustür bringen. Deswegen großen Respekt an Fahrradkuriere, die bei Minusgraden ihren Arsch aufs Rad schwingen um meine Kalorienbilanz zu ruinieren. Und wofür machen die das? Bestimmt nicht für die paar Cent extra. Es geht nur um Ruhm und Ehre... ganz sicher!

Erkläre mir doch bitte mal den Sinn hinter „Der Mann mit der albernen Maske“, auf dem man als geneigter Fan viele Zitate aus älteren Songs von Euch findet. Dazu der fast theatrale Songaufbau. Ein selbst für Eure Verhältnisse mehr als ungewöhnliches Stück.

Kai: Wir wollten nach 15 Jahren Grindfuckers einfach nur mal auf die arroganteste Art und Weise feststellen, das wir die Größten sind. Das erfordert natürlich ein Epos bisher ungekannten Ausmaßes.

Rob: Wir hatten einfach Bock ein kurzes Musical zu machen. Da kommen schnell mal 10 Minuten Quatsch zusammen, aber einen tieferen Sinn neben ein paar Lachern gibt es nicht.

Ich musste ein klein wenig schmunzeln, als ich erstmals „Brandschatzen“ zu Gehör bekam und sofort daran dachte, Euch schon mal mit Wasserflaschen vor UND nach dem Konzert gesehen zu haben. Wie geht das zusammen?

Rob: Das ist kein Wasser, wir schmuggeln Schnaps in Wasserflaschen auf die Bühne.

Kai: Da hast du uns sicherlich mit irgendwem anders verwechselt. Ich glaube, Christus putzt sich sogar mit alkoholischen Getränken die Zähne.

Welches sind denn Eure Favoriten auf der neuen Scheibe?

Kai: „Brandschatzen“ und „Abwärts“ machen live am meisten Spaß, das ist schon mal ein Bonus. „Die braune Lagune“ ist außerdem derart bescheuert, das man den Song nur lieben kann.

Rob: Mein Lieblingssong ist „Ab an die Arbeit“. Der ist so unbändig schnell und wütend. „Sex mit dir“ ist aber auch ein Highlight für mich. Der Text ist echt nen Lacher und der Kontrast zwischen Polka und Black Metal drastisch.

Ich habe Euch in diesem Jahr beim R.U.D.E. und dem Coast Rock gesehen, wo die Publikumsresonanz nun nicht sooo überragend war. Im Gegensatz dazu erinnere ich mich an Auftritte beim With Full Force und dem Summerbreeze, wo Ihr hingegen vor eine Unmenge an Leuten gezockt habt. Dennoch…es gab immer die volle Dosis Grindfuckers. Ist Euch die Masse an Zuspruch egal?

Rob: Es ist natürlich schon geiler, wenn das Publikum zahlreich ist. Aber jedes Festival ist halt anders. Beim RUDE war das Programm eher Black- und Pagan-Metal-lastig, da waren wir kein Hauptact. Das Coast-Rock hatte wiederum wenig Besucher. Sehr schade, weil das Festival wirklich klasse organisiert war. Aber wir geben immer Vollgas und hoffen, dass das Publikum dabei ebenfalls angefixt wird. Egal wie viele Leute nun vor der Bühne stehen.

Kai: Außerdem kriegen wir so oder so unsere Kohle. Brandschatzen!

Bekannt und berüchtigt sind ja mittlerweile die Backprints auf Euren Shirts „Musik machen andere“. Wenn ich mir aber nun die Kompositionen auf dem neuen Album anhöre muss ich sagen: Nö, Ihr auch, oder?

Rob: Absolut. Wir machen natürlich Musik. Aber verrate es keinem! Das würde unseren Ruf als lärmende Dilettanten nachhaltig beschädigen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass unser guter Alf Ator freiwillig eine Obertrikotage von Euch anzog? Oder geschah das unter Zwang oder Androhung von körperlicher Gewalt? Spaß beiseite…ich glaube, Ihr trefft exakt seinen Geschmack…oder?

Kai: Auf dem Wacken 2014 stand er auf jeden Fall mit im Publikum, Mike meinte er hätte es nicht so scheiße gefunden. In erster Linie kennen sich die beiden Keyboarder.

Rob: Ich war nicht dabei. Vielleicht hat Mike dem Alf Geld angeboten, um sich mit unserem Shirt ablichten zu lassen.

Fata Morgana“, „Ein bisschen Spaß muss sein“…haben sich eigentlich die Urheber Eurer liebevoll verhohnepiepelten Songs mal zu Wort gemeldet? Ich könnte mir gut vorstellen, das die EAV das ganz witzig fand…

Rob: Die EAV ist für uns ein wichtiger Einfluss gewesen. Das dürften die mittlerweile wissen. Wir planen in der Richtung noch etwas. Allerdings ist momentan nicht klar, ob das auch wirklich klappt. Man darf gespannt sein.

Ihr veröffentlicht seit Anbeginn Eurer Karriere alles in Eigenregie, beweist durch Eure günstigen Merchpreise eine große Fannähe. Will denn niemand mit Euch zusammenarbeiten oder rentiert es sich für Euch einfach, alles in die eigene Hand zu nehmen?

Rob: Es macht deutlich mehr Arbeit, aber auf diese Weise haben wir auch mehr Freiheiten. Niemand macht uns Auflagen oder redet bei der Umsetzung rein. Auch bei den Merchpreisen können wir selbst abwägen, was bezahlbar für uns und fair für die Fans ist. Rentieren muss es sich ohnehin nicht, schließlich ist das nur unser Hobby. Keiner in der Band muss davon leben.

Bei Eurer Band verhält es sich unter den Metal-Liebhabern nach dem Motto „Love it, or hate it“. Ich kann mir gut vorstellen, dass Euch auch schon mal offener Hass entgegengeschlagen ist. Wie begegnet Ihr sowas und gibt es eventuell auch ne Anekdote über eine Bekehrung?

Kai: In erster Linie haben die Leute im Internet natürlich eine große Klappe. Wir bekommen schon eine ganze Menge von den Hatern mit, aber das gibt uns nicht groß zu denken. Immerhin werden wir wahrgenommen und sind den Leuten nicht egal genug, dass sie nicht drüber sprechen würden. Das ist irgendwo auch ganz cool.

Rob: Es kommt eher selten vor, aber manchmal wird man angefeindet von Leuten, die deine Band scheiße finden. Das ist nie ne große Sache, die Welt ist groß genug um sich aus dem Weg zu gehen. Manche nehmen dieses Metal-Ding sehr ernst und kommen mit unserer Ironie nicht klar. Aber das ist nicht mein Problem, wenn die Leute nicht in der Lage sind über sich selbst zu lachen.

Mein 14jähriger Sohn wurde 2013, sprich als 11jähriger, Fan von Euch, als er zufälligerweise „Philosofotze“ erstmals gehört hat. Ich selber schämte mich ein wenig und brabbelte die ganze Zeit was von „Verletzung der Aufsichtspflicht“ vor mich hin. Seid Ihr Euch eigentlich dem erzieherischen Auftrag bewusst, den ihr mit Euren Texten habt?

Kai: Wir hatten öfter schon mal Kinder auf den Konzerten, die das offenbar ganz unterhaltsam fanden, was wir da machen. Ob die die Texte groß verstanden haben, wissen wir allerdings nicht. Ich weiß auch nicht inwiefern man als Konsument davon ausgehen kann, dass eine Band mit unserem Namen besonders pädagogisch wertvolle Musik macht.

Rob: Am besten den Kindern klarmachen: lernt was Anständiges, sonst werdet ihr noch wie die Excrementory Grinduckers. Das sollte genug Antrieb zu schulischen Höchstleistungen liefern.

Der letzte Rest gehört Euch. Was gibt es noch zu sagen? Was wurdet Ihr noch nie gefragt?

Rob: Wir wurden bislang noch nie gefragt, ob wir uns nicht langsam zu alt dafür fühlen. Bin da ganz froh darüber.

Kai: Wär ich an deiner Stelle allerdings auch, hehe. Ansonsten danke für das Interview und euren Support und Gruß an alle die das hier lesen!

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