Wenn man als geneigter Todesblei Fan nach seinen Legenden oder Vorbildern gefragt wird, werden gerade die Altvorderen immer den Namen Obituary mit im Gepäck haben und das ist auch gut so, denn die Jungens aus Tampa haben mit ihrem furztrockenen Death Metal nunmehr 28 Jahre die Szene gerockt und sind immer noch so quicklebendig wie eh und je. Mit einer neuen EP im Gepäck, einem neuen Album in der Warteschleife und einer grandiosen Tour war es natürlich ein Muss, sich mit der Band zu unterhalten und wenn man dann noch mit Donald Tardy einen mehr als gesprächigen, sympathischen und eloquenten Gegenüber hat, vergehen die Minuten wie im Fluge…

Donald, willkommen zurück in Berlin! Ist ja gar nicht so lange her, dass Ihr uns in unserer Hauptstadt beehrt habt…

Stimmt…letztes Jahr im Dezember. Ich erinnere mich da noch sehr gut dran. Eine unglaubliche Show, sehr intensiv.

Kommen wir gleich noch drauf zu sprechen. Heute Nacht war ja Präsidentenwahl in den USA und überraschenderweise hat ja Dein Namensvetter die Wahl gewonnen. Soll ich Dich nun beglückwünschen oder eher Trost spenden?

Keine Ahnung, denn ich rede nicht viel über Politik, weil sie mich einfach nicht die Bohne interessiert. Ich bin Musiker und meine einzige Partei heißt Obituary, hahaha. Allerdings muss ich durchaus eingestehen, dass es einige Dinge in diesem Wahlkampf gab, die mich ansprachen, wie die Erneuerung unserer Infrastruktur. Dennoch halte ich mich aus solchen Debatten raus und kann auch nicht verstehen, warum wir im Endeffekt auch immer nur die Wahl zwischen 2 Leuten haben. Doch es ist nun mal das System des Landes, in dem wir leben und somit muss man halt zwischen Pest und Cholera entscheiden (lacht).

Zurück zur Musik. Wie läuft denn die Battle of the Bays Tour bislang?

Absolut unglaublich! Das ist bei jedem Gespräch die mit Abstand leichteste Antwort, wenn es sich um diese Tour dreht. Als die Idee entstand, dass Exodus zusammen mit Obituary auf Tour gehen sollten, waren wir sofort Feuer und Flamme. Zusammen jeden Abend auf der Bühne, den selben Bus teilen und die ganze Zeit aufeinander hocken, den ganzen Tag lang totalen Dünnschiss labern …kann es etwas Schöneres geben? Wir lieben das total, denn wir sind keine von diesen Bands, die sich nach ihrer Show einigeln und von allen in Ruhe gelassen werden wollen. Wir sind alle Dudes, erzählen uns den ganzen Abend über Peniswitze, sind super Freunde. Ein echter Traum!

Ich dachte im Vorfeld so ein bisschen, dass sich da eine Menge Alpha Tiere auf einem Haufen tummeln…

Ach überhaupt nicht. Wir sind ganz normale american guys, die ihren Spaß haben wollen. Außerdem sind beide Bands schon seit Jahrzehnten im Business, da gibt es gar nichts mehr von wegen Alpha, hahaha. Das Alter merkt man uns aber zumindest ein wenig an unserem Music-Taste im Bus an, denn statt Slayer oder anderer Rabauken Musik (muss breit grinsen) hören wir ZZ Top oder Journey die ganze Zeit, quatschen Blödsinn und genießen unsere Freundschaft zueinander. Ich glaube, ich spreche hier für beide Bands.

Und die Fans sollten eigentlich mit diesem Package auch mehr als zufrieden sein…

Die Reaktionen sind Killer, denn du bekommst auf dieser Tour eine Dosis von allem, was du als Metalhead brauchst. Bay Area Thrash, Florida Death Metal, dazu die Maniacs von King Parrot und natürlich nicht zu vergessen Prong, die Legende, die damals wie heute immer noch Killer sind. Das Package ist einfach Wahnsinn…

Aber etwas unüblich ist es schon, wenn man bedenkt, dass weder Exodus noch Ihr ein aktuelles Album auf dem Markt habt…

Unser neues Album ist jedenfalls in Sack und Tüten, kommt im März 2017 auf den Markt und wir haben ja im Vorfeld auf der "Ten thousand ways to die" schon 2 neue Songs vorgestellt, um den Leuten zu zeigen, wie das neue Album klingen wird. Diese Tour ist für uns einfach ein guter Abschluss, um dann im März mit der neuen Scheibe ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Da hast Du mir ja nun Futter gegeben. Willst Du uns noch ein paar mehr Infos zum neuen Album geben?

Es wird ein selbstbetiteltes Album werden, das zehnte Album insgesamt und wird gerade gemastert. Es wird wieder ein schickes Andreas Marshall Cover haben und die Fans können sich sicher sein, dass es wieder ein herausragendes Album von uns wird (grinst). Es sind unerbittliche, schnelle und urtypische Obituary Songs geworden und ich habe die fetteste und schnellste Doublebass aller Zeiten auf dieser Scheibe gespielt. Es ist groovy, Midtempo und hat das typische Death Metal Feeling. Außerdem ist mein Bruder John in absoluter Hochform und klingt besser denn je.

Das hört man auch schon auf der „Ten thousand…“ Ist das eigentlich für Euch eine EP mit 2 neuen Songs, oder ein komplettes Album, da sich ja ebenfalls ein tolles Livealbum dahinter verbirgt?

Wir nennen es einfach den „Ten thousand release“, hahaha. Wir wissen selber nicht, wie man das Teil nennen soll, denn 2 neue Songs, dazu 11 Live Songs…ich finde, wir haben da was richtig Gutes rausgehauen.

Vor allem die Live Scheibe ist ein Killer geworden, vor allem der Sound…

Das freut mich sehr, danke für das Kompliment…aber…ich gebe Dir recht, hahaha. Wir sind sehr stolz auf die Aufnahmen…

Ich habe Dich aber richtig verstanden, dass „Loathe“ und der Titeltrack genauso klingen wie das neue Album?

Absolut! Genauso wird auch das ganze Album klingen. Ok, das Tempo wird schon variieren, denn es werden auch die schnellstens Songs drauf sein, die wir je geschrieben haben. Natürlich auch Sachen wie „Loathe“…

…den ich persönlich für einen der besten Songs halte, den Ihr je geschrieben habt…

Wow, vielen Dank! Johns Stimme ist auch unglaublich und wird auch auf der neuen Scheibe die Leute umhauen. Wir haben uns beim Songwriting keinerlei Gedanken gemacht, sondern einfach drauf los gespielt und haben komplett auf unseren Bauch gehört und Vieles erst im Studio fertiggestellt. Dort sind auch die beiden Songs des „Ten thousand“- Release entstanden, allerdings vor der eigentlichen Recording Session. Das ganze Set Up ist aber das Gleiche. Als wir die beiden Songs bei Relapse ablieferten, waren die ebenfalls mehr als begeistert.

Das sieht man an Deinen Augen, die den puren Enthusiasmus widerspiegeln…

Es ist ja auch so! das Schöne ist ja, dass das Studio uns gehört und wir alles machen konnten, was wir wollten und somit alles in unserer eigenen Hand haben und hatten und Niemanden dafür verantwortlich machen können, wenn es scheiße klingen sollte…

Wie fühlt man sich denn als so große Band nun bei Relapse Records, die zwar schon so manche große Band unter Vertrag hatte (Dying Fetus, Suffocation oder auch Amorphis), doch nun mit Euch einen echt dicken Fisch an der Angel hat.

Großartig! Wir waren schon bei einigen Labels unter Vertrag und man wird schnell frustriert, wenn man sich selbst komplett den Arsch aufreißt und die Firma dann das fertige Produkt nicht mit dem notwendigen Respekt behandelt, wie es eigentlich Gang und Gäbe ist. Gerade bei großen Labeln ist das so, dass sie dir wenig Aufmerksamkeit schenken. Bei Relapse hingegen begegnen dir immer wieder Leute, die voller Passion, Intelligenz und Enthusiasmus dabei sind, an dich glauben und dich das auch in jedem Moment spüren lassen. Unsere Scheibe wird in diversen Vinyl Editionen erhältlich sein und noch ein paar andere Gimmicks wird es geben…und da machen Relapse echt tolle Vorschläge und man merkt an diesen, wie sehr sie hinter Obituary stehen. Wir sind ein tolles Team.

Also habt Ihr nach 28 Jahren endlich eine Heimat gefunden?

Hahaha, ja, genauso könnte man es ausdrücken. Es ist einfach ein gutes Gefühl und ja…wir sind eine Familie und das ist ein tolles Gefühl.

Vor ein paar Wochen habe ich mit "Choosing death" ein tolles Buch über die Geschichte des Death Metal und Grindcore gelesen, in dem Ihr auch einen nicht unerheblichen part einnehmt. Ist das für Dich persönlich ein schönes Gefühl, in einem solchen Referenzwerk Erwähnung zu finden und über alte Anekdoten zu lesen?

Du wirst es nicht glauben, aber ich habe das Buch überhaupt nicht gelesen. Wir sind eine Band, die gerne und viele Interviews gibt und wenn wir für ein Buch nach Gesprächen gefragt werden, beantworten wir die Fragen auch gerne und gewissenhaft. Wir fragen da auch nie: Hey, für was oder wen schreibst du? Was ist das für ein Buch? Wir machen es einfach, was aber im Umkehrschluss auch bedeutet, dass wir nicht alles lesen, was wir da selbst verzapft haben, hahaha. Wir sind ganz normale Typen die sich freuen, aus ihrem Leben erzählen zu können und zu dürfen und hoffen dann natürlich auch, dass alles halbwegs wahrheitsgetreu widergegeben wird. Also…wenn den Leuten das Buch gefällt…super! Wenn nicht, pisst mich nicht dafür an (lacht).

Anfangs hattest Du ja kurz schon die Deathcrusher Tour 2015 angesprochen, die ja ebenfalls mit einem irren Billing damals für volle Hallen sorgte. Sind Obituary mittlerweile eine echte Legenden-Band?

Wenigstens hast Du jetzt nicht Rentner-Band gesagt, hahaha. Nein, diese Tour war für uns ebenfalls unglaublich, denn allein Carcass sind legendär und unfassbar geniale Songwriter und es war uns einfach eine Ehre und Vergnügen, mit den Jungs die Bühne zu teilen. Es sind supercoole Typen und ich bin seit Ewigkeiten ein großer Fan von Bill Steer, denn seine Gitarrentechnik ist einfach unerreicht. Gib mir 200 Gitarristen, Bill hört man immer und sofort raus. Er ist da ein bisschen wie Randy Rhoads, den man auch sofort erkennt, wenn man ihn hört. Dazu noch Napalm Death, mit denen wir seit mehr als 25 Jahren befreundet sind und uns auch den Bus geteilt haben, es war fun as hell.

Wenn Du hier und heute mal Revue passieren lassen würdest. 28 Jahre Obituary. Konntest Du Dir jemals vorstellen, mit dieser Art von Musik so lange im Geschäft zu sein? Fühlt man sich nicht irgendwann auch zu alt für den ganzen Scheiß?

Hahaha…Niemals! Als wir „Slowly we rot“ geschrieben hatten wussten wir nicht einmal ansatzweise, wie es weitergehen würde…und nun sitzen wir nach einer solch langen Zeit erneut in Berlin und freuen uns, dass wir mit dem was wir machen, Erfolge haben, die Welt bereisen können. Das ist ein Privileg, denn wir machen nicht mehr als Musik. Ich wollte schon als Zehnjähriger nur Drums spielen, jetzt bin ich 47 und will immer noch nur Drums spielen, hahaha. Es ist einfach nur cool, dass wir das immer noch machen und sind dankbar dafür, immer noch fit und gesund zu sein, damit wir weiterhin die Obituary Fahne hochhalten können. Was natürlich sehr wichtig ist, dass die Band eine Familie ist.

Kleines Flashback. Kannst Du Dich an das Datum 01.09.1990 erinnern?

Hmmm….(grübelt) Ich weiß, dass 1990 für uns ein sehr gutes und erfolgreiches Jahr war und wir erstmals in Europa unterwegs waren.

Es war der Tag, an dem Ihr in Berlin Halt gemacht habt und zusammen mit Morgoth und Demolition Hammer das alte Ecstasy komplett in Schutt und Asche gelegt habt und das Kondenswasser in Sturzbächen die Wände herunterlief…und wo ich Euch das erste Mal live gesehen habe.

Wow…wir sind alt, hahaha. Das waren damals 44 Shows in 2 Monaten und es war eine großartige Erfahrung für uns. Ich erinnere mich an fast alles, denn es war das erste Mal für uns, außerhalb von Tampa Shows zu spielen und dann ausgerechnet bereits auf einer ganzen Europa Tour. Es war so unfassbar für uns, wir mussten uns wirklich öfter kneifen, um das alles zu realisieren. Finanziell war das Ganze ein echter Witz für uns, doch wir hatten als junge Band ja absolut keine Ahnung von dem ganzen Business Bullshit und wollten einfach nur raus, spielen, saufen und mit den Fans abhängen. (wird ganz euphorisch) Vielleicht war das damals wirklich die Initialzündung für uns, denn diese Tour war einfach das Beste und Größte, was wir zum damaligen Zeitpunkt gemacht haben und wir haben dort unglaublich viele Freundschaften geschlossen, die bis heute noch aktuell sind. Wenn ich länger darüber nachdenke, werde ich richtig nostalgisch. Ja, das waren echt tolle Zeiten…scheiße, wir sind alt, hahaha.

Die letzten Worte sollen Dir gehören…

Es ist ein Privileg für uns und ein großer Spaß, mit Obituary durch die ganze Welt zu reisen und das haben wir EUCH zu verdanken. Aber immer, wenn wir nach Deutschland kommen, ist es etwas Besonderes, unser zweites Zuhause. Die Leute kennen und verstehen uns, sie sind mit Hingabe dabei, respektieren und supporten Obituary, wo sie nur können und lassen uns viel Liebe erfahren…und dafür danken wir aus tiefsten Herzen…

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