Die französischen Progressive Metaller ETERNAL FLIGHT beackern schwieriges musikalisches Terrain in einem Land, welches für das Metal Genre nicht unbedingt prädestiniert zu sein scheint. Das hemmt die Franzosen jedoch keineswegs, ihren Weg unbeirrt und konsequent weiterzugehen. Mit welchen Unwägbarkeiten heutige Bands allerdings konfrontiert sein können, lest ihr hier.

Lieber Gérard, zunächst vielen herzlichen Dank für die Möglichkeit eines Interviews zum neuen Album „Retrofuture“, welches am 17.11.2017 veröffentlicht wurde.

Es ist mir ein Vergnügen, danke für die Gelegenheit!

ETERNAL FLIGHT hat sich 2001 gegründet. „Retrofuture“ ist das zwischenzeitlich vierte Album von ETERNAL FLIGHT. Würdest Du mir bitte in kurzen Worten etwas zur Entstehung des Albums sagen? Unsere Leser interessieren sich dabei sicher auch für die technische Seite eines Albums. Also wer war Produzent und wer hat die ganze Sache dann gemischt. Was hatte Dich inspiriert, welches Ziel hast Du mit „Retrofuture“ inhaltlich verfolgt? Und warum gerade habt ihr euch dem Progressive-Metal zugewandt? Was unterscheidet Euch konkret von anderen Progressive-Metal Bands?

Die meisten Songs wurden bereits 2012-2013 geschrieben und existierten bereits in Form von Demos. Einige der Songs hatten dabei sehr unterschiedliche Textinhalte und Arrangements. Nach der Europa-Tour mit CIRCLE II CIRCLE bot ich der Band an, dass wir die Songs alle gemeinsam recorden könnten (mit meinen eigenen, geringen finanziellen Mitteln). Aber all das ging schlussendlich schief, denn die Band löste sich komplett auf. Ich war mitunter auch deswegen so deprimiert, da wir die Dynamik der Tour somit nicht in das Recording übertragen konnten. Außerdem erwarteten die Fans ein neues Album.

Also musste ich die ganze Sache neu überdenken und brauchte einige Zeit, um ein Line-Up mit den richtigen Leuten aufzubauen. Zudem brauchte auch ich etwas Zeit für mich, da ich Ende 2013, Anfang 2014 zudem noch diverse persönliche Probleme hatte. Dieser ganze Prozess dauerte am Ende länger als erwartet. Im Juli 2014 habe ich dann Jérome Fischer (Gitarre) kennengelernt und wir haben uns von Beginn an super verstanden. Er hatte sich die Demos angehört und war sofort verliebt in die Songs! Ebenso dann mit Thibaud Ducrot (Gitarre), kurz danach! Also hatte ich zwei Killergitarristen! Nur war es sehr schwierig, einen geeigneten Schlagzeuger in unserer Gegend zu finden.

Anfang 2015 kontaktierte ich dann John Macaluso (Drums) und im April waren wir uns einig, insgesamt drei Songs aufzunehmen und ein Video dazu zu drehen. Unser anfänglicher Wunsch war es, diesen großartigen Schlagzeuger und Typen in die Besetzung aufzunehmen, aber da er in der Nähe von Rom lebt, gestaltete sich dies ein wenig kompliziert. Also begannen wir 2015 damit, diese Songs aufzunehmen und veröffentlichten einige als Vorschau auf unserem Album im Jahr 2016, um die Band in den sozialen Medien wieder sichtbar und hörbar zu machen.

Im Jahr 2016 habe ich dann Thibaud Pontet (Drums) kontaktiert, um bei uns die Drums einzuspielen und so begannen wir Ende August mit den Aufnahmen. Mit einigen Pausen waren wir dann bis Ende des Jahres in meinem Studio. Arnaud, unser Bassist, hatte dann leider Schwierigkeiten in seinem Job, wie auch in seinem privaten Umfeld, so dass ich dann zusätzlich auch den Bass zu den restlichen 9 Songs einspielen musste! 
Ich habe das ganze Album in meinem Studio Morphoenix produziert, Ende Februar den Mix fertig gestellt und dann gemastert. Ab Frühjahr 2017 hielten wir dann Ausschau nach einem Label.

Da es auf unserem vorherigen Album "Diminished Reality ..." ziemlich viele lange Songs gab, war es mir dieses Mal sehr wichtig, dass das neue Album insgesamt direkter werden sollte. Ich denke, dass der Arbeitstitel für das Album auch deshalb "Direct" lautete. (lacht)

Wenn du Songs wie "Poison", "The Journey", "Danger Calling", "Sinner" und "Angels of Violence" hörst, weißt du was ich meine. Das Songwriting ist deutlich aufgeräumter. Noch progressivere Songs wie "Retrofuture" und "Labyrinth" werden dabei unter 5 Minuten gehalten, haben komplexe Arrangements, sind aber dennoch melodisch. "Nightmare King II" und „Pandora's Box" sind eher epische Power-Metal Stücke, als progressive Songs. Ich glaube eigentlich nicht, dass wir wirklich eine reine Progressive-Metal-Band sind. Ich halte uns für eine melodische Multi Facetten Metal Band! Was uns aber sicher am ehesten beschreiben könnte, wäre melodischer Power Metal mit progressiven Einflüssen.

Wir sind mehr textorientiert als die meisten Progressive Metal Bands. Das Komplexeste an dem Album ist die Vielfalt im Songwriting. Zudem muss man „Retrofuture“ mehrmals hören, um sich dafür zu begeistern.

Du zeigst Dich sozusagen als Bandleader und warst zu einem sehr großen, wenn nicht sogar für die gesamte Produktion verantwortlich. ETERNAL FLIGHT besteht dabei aus 5 Musikern, die sicher auch ihren Teil dazu beigetragen haben. Geht ihr im normalen Leben noch ganz normalen Jobs nach, oder seid ihr allesamt Berufsmusiker? Könnt ihr von der Musik, von ETERNAL FLIGHT leben?

Die Persönlichkeit der Musiker, ihre Begeisterung und die Art und Weise, wie sie meine Lieder gespielt haben, gehören sicherlich zum Sound des Albums!
Wir alle sind Pro-Musiker, aber wir leben mehr davon, Unterricht zu geben oder in Cover-Bands zu spielen. In meinem Fall nehme ich von Zeit zu Zeit auch andere Bands auf und mische sie. ETERNAL FLIGHT bedeutet für uns hauptsächlich die Leidenschaft, diese Musik zu spielen und zu schreiben!

In Zeiten der Sozialen Netzwerke, der Sozialen Medien und der Digitalisierung an sich, haben es Musiker generell nicht mehr ganz so einfach, sich und ihr Produkt so zu vermarkten, so dass es am Ende zu einer ausreichenden Refinanzierung der Produktionskosten kommt. Ohne Geldgeber ist das sicher schwierig. YouTube zum Beispiel ist sicher eine tolle Sache, aber als Musiker wünschte man sich hier sicher andere Wege, wie der Hörer letztendlich an das Endprodukt herankommt. Stellt das beschriebene für Euch, für ETERNAL FLIGHT auch ein Problem dar?

Das sind tatsächlich schwierige Übergangszeiten für Bands wie uns, die sich noch weiterentwickeln müssen. Aber ich denke, dass diese Art, Bands zu vermarkten und zu verkaufen, in naher Zukunft noch effektiver werden wird, wenngleich Metal-Freaks immer noch gerne CDs und Vinyls mögen! Das Gute am Internet ist, dass Metal-Fans sich das Zeug schnell anhören und eine eigene Meinung dazu bilden können. Die Chance, die wir hatten, war, dass ich mich entschloss, das Album in meinem eigenen Studio zu produzieren, ohne dabei zu viel über die Zeit an sich nachzudenken. Und deshalb sicher auch nicht über das Budget. Ich bin sozusagen mein eigener Philanthrop. (lacht)

Wie sieht es aus Deiner Sicht mit dem Heavy Metal in Frankreich aus? Ist der Heavy Metal in Deiner Heimat vollkommen etabliert?

Der Metal als Ganzes ist zwischenzeitlich etwas etablierter. Heavy Metal Bands haben es aber trotzdem immer noch schwer mit dem Verkauf von CDs, vor allem, wenn sie nicht "trendy" oder so groß sind wie IRON MAIDEN sind.

Wie sieht es ganz aktuell mit Gigs oder mit einer eigenen Tour aus? Ist das eher schwierig oder rennen die Veranstalter euch nun die Tür ein? Wer übernimmt für Euch das Management?

Auch um dieses Thema kümmere ich mich. Aber wir suchen tatsächlich ein echtes Management, was allerdings einiges an Geld kostet! Wir arbeiten an einer Tour für 2018. Es stehen zudem einige einzelne Konzerte mit anderen Bands an. Ferner sind wir aber auch stets auf der Suche nach Sponsoren, um auch mit einer größeren Band auf Tour gehen zu können, das ist eines unserer vorrangigen Ziele! Im Moment ist es so, dass wir auch Angebote bekommen, ohne speziell auf der Suche sein zu müssen, das ist natürlich gut so!

Das Album ist seit wenigen Tagen auf dem Markt, kannst Du schon etwas zu den allgemeinen Resonanzen sagen?

Ja, wir haben in der Tat einige Fans, die uns auf Facebook mit großartigen Rückmeldungen zum Album kontaktiert haben! Wir haben auch ein paar Showcases und Listening-Partys gemacht, in denen wir enorm gute Resonanzen auf das neue Material bekamen! Ich selbst habe einige wirklich positive Kritiken zu „Retrofuture“ gelesen. Darunter ein paar langweilige und ein oder zwei irgendwie seltsame Reviews. Bei den seltsamen Reviews jedoch glaube ich, dass die Autoren das Album keinesfalls mehr als einmal gehört haben ;) Wie kann man behaupten, dass „Nightmare King II“ langweilig sei und im Songs nichts passiert? Wenn doch genau dieser Song neun verschiedene Parts, Riffs und Atmosphären beinhaltet - hat der Autor da wirklich zugehört? (lacht)

Wie sind eure Erfahrungen mit Massacre Records bisher? Fühlt ihr euch als Künstler dort gut aufgehoben und meint ihr, dieses Label ist genau das Richtige, um eure Ziele zu erreichen?

Wir haben Massacre Records deshalb ausgewählt, weil sie einen größeren Status haben, als die vorherigen Labels, die wir hatten. Aber auch deshalb, weil sie einen sehr guten Vertriebsweg haben und mehr in die Werbung stecken. Aber, es ist sicher noch zu früh, Abschließendes zu sagen ...

Thematisch hast Du Dich im Album mit den Einflüssen Weltuntergang, Kindern im Krieg, menschlichen Emotionen, der bestehenden Liebe nach dem Tod, der Genetik, dem ewigen Leben, dem Sex, einem dämonischen Wesen sowie einer digitalen Gottheit auseinandergesetzt. Gibt es konkrete Gründe dafür? Bist Du generell ein eher sozialkritischer Mensch?


Die konkreten Gründe sind, dass die meisten von ihnen ein Spiegelbild dieser Welt sind, in der ich lebe. Selbst wenn die Texte von "Machine God" oder "Nightmare King II" aus Fantasie oder Science-Fiction-Art entstanden sind. Ich würde von mir selber nicht behaupten, dass ich politisiere, aber ich bin ein durchaus sozial bewusst lebender Mensch. Oder auch humanistisch, wie in "Angels Of Violence", wo ich über die Tragödie spreche, dass Kinder in Kriegsgebieten aufwachsen, und somit der Krieg und die Gewalt deren Erziehung ersetzen! "Pandora's Box" handelt von der Absurdität und Besessenheit der Menschheit, sich selbst und die Natur und ihre Bewohner zu vernichten! Schau dir die Tragödie an, die wir zum Beispiel mit gefährdeten Arten haben! "Routine Of Darkness" ist romantischer, es geht im Grunde um Lenore von Edgar Allan Poe, wo das Gedicht eine Klage über den Verlust seiner Frau ist. Ich versuche dabei immer mein Bestes zu geben, mit vielen Themen umzugehen, um die Dinge frisch und interessant zu halten.

Euer Album wird meiner Meinung nach sicher auf positive Kritiken stoßen. Gibt es Bands innerhalb dieses Genre, mit denen ihr gerne auf Tour gehen würdet? Welche Bands haben euch musikalisch eigentlich inspiriert?

Das wäre FANTASTISCH, mit Bands wie Judas Priest, Iron Maiden, Queensrÿche, Dream Theater, Black Sabbath auf Tour zu gehen. Gleichzeitig könntest du Bands wie Savatage, Vicious Rumours, Nevermore, Crimson Glory und sogar Opeth hinzufügen und du hättest sofort eine gute Auswahl von Bands, die einen direkten Einfluss auf unser Songwriting hatten.

Wo siehst Du ganz persönlich den Heavy Metal in 10 Jahren? Die Szene hat sich ja zum Glück wieder neu belebt. Aber mal ganz ehrlich. Wenn man die großen Festivals und deren Lineup betrachtet, finden sich immer noch größtenteils die Schwergewichte aus den Achtzigern und Neunzigern darin enthalten. Das ist ja auch gut so. Heißt das für Dich nicht aber auch, dass es mit dem Heavy Metal Nachwuchs nicht ganz so gut bestellt ist? Woran meinst Du, liegt das?

Es wird immer einen Platz für den Heavy Metal geben, es ist ein bekanntes und etabliertes Genre. Meine einzige Sorge ist, dass es keine neuen Bands gibt, die mit einer klaren Stimme erfolgreich sind. Ich meine, es gibt erfolgreiche Bands wie Sabaton, aber ihr Sänger ist nicht à la Bruce Dickinson zum Beispiel. Nun, ich denke, dass die großen Festivalveranstalter versuchen, viele Besucher mit großen Bandnamen zu locken. Aber auch das ist normal, jeder will seinen Liebling sehen und hören, ich habe da keinen Stress damit, solange sie auch neues Blut auf die Rechnung bringen. Irgendwann in ein paar Jahren werden einige ältere Bands aufhören und selbst, wenn das dann auch sehr traurig sein mag, hoffe ich dennoch, dass dann die Aufmerksamkeit der Leute auf neuere oder auch weniger bekannte Bands wie uns gelenkt wird! Ich bin mir überdies aber ziemlich sicher, dass ich ein Hologramm nicht weiterentwickeln will!

Abschließend. Möchtest Du unserer Leserschaft noch etwas ganz Persönliches mit auf dem Weg geben?

Vielen Dank für die Unterstützung. Seid generell neugierig auf neue Bands! Wir zum Beispiel haben sehr viel Leidenschaft in unser Album gesteckt und hoffen, dass ihr uns eine Chance gebt und zumindest eure eigene Meinung bildet, indem ihr euch das anhört!

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