KREATOR | MORBID ANGEL | NILE | FUELED BY FIRE
01.12.2012 - Berlin @ Huxley's
Machen wir uns nichts vor: Diese Tour ist das Sahnehäubchen eines mit konzerttechnischen Highlights gespickten Jahres. Brillanter Neo Thrash, Ägyptologen Death, Todesblei Legenden und eine Nachwuchs-Thrashband aus Essen, was sollte da noch schiefgehen? Nix, sagten sich auch richtig viele Leute, die das Huxleys spätestens bei Nilerichtig auseinander nahmen und für einen exorbitanten Bierumsatz sorgten. Da flossen einige hundert Liter Gerstentee in die durstigen Kehlen. Leider auch bei Chris und mir und während mein Kompagnon noch pennt, sitze ich an diesem Bericht und habe Kopf…
Pünktlich um 18 Uhr fängt samstags immer die Sportschau an. Leider auchFueled by fire was zur Folge hatte, dass ich an diesem Samstag komplett auf meine Dosis Rasensport verzichten musste. Doch was macht man nicht alles, um eine satte Dosis Neo-Thrash ins Fressbret gedonnert zu bekommen…Die Jungs legten sich dementsprechend ins Zeug und konnten mit einem fetten Sound behaftet gleich mal ordentlich punkten, was bei Monstersongs wie „Dreams of terror“ oder „Thrash is back“ auch keine großartige Überraschung ist. Allein für die Soli von Chris Monroy, der ja ebenfalls bei Skeletal remains seine Leidenschaft für Metal, in diesem Falle Todesblei, ausgiebig frönt, lohnte sich das Kommen. Leider befanden sich zu dieser frühen Stunde nur eine Handvoll Leute in der Halle, was allerdings nicht weiter störte, denn die die da waren feierten die Kalifornier frenetisch ab. Da flogen die Haare und das Volk war begeistert…wir ebenso.
Rising from beneath
Amongst the dead
Dreams of terror
Unidentified remains
Thrash is back
Eye of the demon
Kurz bevor Nile die Bühne stürmten, füllte sich nun auch die Halle zusehends und als die Ägyptologen mit “Sacrifice unto sebek” brutal einstiegen, war Stimmung angesagt. Kein Wunder, denn was die Herren Kollias, Toler-Wade, Sanders und der ewig im Propeller Modus befindliche Todd Ellis hier boten, war Technik und Spielfreude pur. Allein das Drumming von George Kollias ist das Eintrittsgeld wert gewesen, denn im Gegensatz zu beispielsweise Ventor, der bereits nach 3 Songs immer aussieht, als ob er gleich umkippt, war das Drummonster sogar zu Späßchen mit der Bühnencrew aufgelegt und hatte nicht eine größere Schweißperle zu verzeichnen. Is schon klar, denn „Enduring the eternal molestation of flame”, “The inevitable degradation of flesh” oder “Kafir!” ist auch ganz leichte und einfache Kost und kann von jedem Schüler bereits nach drei Stunden gezockt werden. Unfassbar! Ebenfalls ließen sich Karl Sanders und Dallas Toler-Wade nicht lumpen und feuerten in annähernd perfektem Niveau ihre Riffsalven ins feierwütige Volk, die die ersten Pits eröffneten. Selbstverständlich gab es zum Abschluss „Black seeds of vengeance” und die Erkenntnis, das Nile einfach eine der geilsten Bands auf diesem Planeten sind.
Sacrifice unto sebek
Defiling the gates of ishtar
Kafir!
Hittite dung incantation
Enduring the eternal molestation of flame
Sarcophagus
The inevitable degradation of flesh
Black seeds of vengeance
Eigentlich eine recht schwierige Aufgabe fürMorbid angel den Stimmungspegel nach dieser Demonstration musikalischer Perfektion hochzuhalten, doch wenn man mit einem solchen Brecher wie “Immortal rites” einsteigt, sind alle Befürchtungen in Sekundenbruchteilen eliminiert. Auch „Fall from grace“ wurde intoniert und dem Album „Blessed are the sick“ Tribut gezollt. Und weiter ging die Zeitreise mit dem fantastischen „Rapture“ vom ebensolchen „Covenant“ Album, dem auch noch „Pain divine“ folgte, bevor mit „Maze of torment“ der zweite Hammer des legendären „Altars of madness“ Albums gezockt wurde und meine Mitsingstimme ziemlich in Mitleidenschaft zog. Das neue Material kam diesmal auch irgendwie sicker rüber als früher und so waren beispielsweise „Existo vulgoré“ ebenso überraschengut, wie beispielsweise „Bil ur-sag“ vom „Formulas fatal to the flesh“ Scheibchen oder „Where the slime live“ von „Domination“. Doch all das war natürlich Fischfutter zu „Lord of all fevers and plague“ und „Chapel of ghouls“, bei dem der Verfasser dieser Zeilen noch mal alles aus sich herausholte. David Vincent hatte sichtlich Bock, Tim Yeung entwickelt sich immer mehr zu einem vollwertigen Bandmitglied und lässt (leider) Peter Sandoval vergessen und die Gitarrenfraktion Thor und Trey Azagthoth schredderte vorzüglich. Das war großer Sport und eine absolute Punktlandung.
Setlist:
Immortal rites
Fall from grace
Rapture
Pain divine
Maze of torment
Existo vulgoré
Nevermore
Lord of all fevers and plague
Chapel of ghouls
Dawn of the angry
Where the slim live
Bil Ur-sag
God of emptiness
World of shit (The promised land)
Dennoch merkte man nun langsam die Spannung steigen, denn Niemand Geringeres als Kreatorsollten sich nun daran machen, die Hauptstadt zu zerstören, was sich allerdings etwas in die Länge zog, da man ja pünktlich um 22 Uhr wegen dem Livestream anfangen musste und somit warteten wir fast eine geschlagene dreiviertel Stunde, bis die Essener dann fulminant mit “Phantom antichrist” einstiegen. Was für ein Sound, was für ein Bühnenaufbau! Grandios und trotz der langsam einsetzenden Ermüdungserscheinungen wurde dieser Gig ein wahrer Triumphzug. Ich weiß nicht den wievielten Frühling die Essener gerade erleben, doch so stark habe ich sie lange nicht mehr erlebt. Ein bunter Strauß an alten und neuen Krachern und das Publikum ging frenetisch mit. Selbst als Sami nach „Violent revolution“ alleine auf der Bühne mit seiner Akustikklampfe seine Fingerfertigkeiten zur Schau stellte, brodelte das Volk. Ebenfalls als äußerst angenehm empfand ich, dass Mille heute, statt irgendwelche politische Parolen rauszuhauen, sich mal ausschließlich dem Metal widmete. Natürlich mit den obligatorischen „The Kreator has return“, „Ich will einen Moschpit sehen“, „Jetzt zerstören wir diese scheiß Halle“ oder „Seid Ihr aggressiv?“, mit denen er auch in hundert Jahren keinen Originalitätspreis gewinnen wird. Absolut Wurst, ebenso das langsam der Zugabenblock mit den beiden abschließenden „Flag of hate“ und „Tormentor“ mal einer Überholung bedarf. Lemmy spielt ja auch immer „Ace of spades“ und „Bomber“ zum Ende. Mission erfüllt, Huxley’s vernichtet!
Setlist:
Mars mantra
Phantom antichrist
From flood into fire
Enemy of god
Phobia
Hordes of chaos
Extreme aggression
Voices of the dead
Civilization collapse
People of the lie
Death to the world
Endless pain
Pleasure to kill
The patriarch
Violent revolution
United in hate
Betrayer
Flag of hate
Tormentor