NORTHERN GHOSTS TOUR 2019
GAAHL’S WYRD | TRIBULATION | UADA | IDLE HANDS
21.02.2019 – Hamburg @ Kulturpalast „Kronensaal“
Heute und hier in Hamburgs Kulturpalast, dem Kronensaal, startet sie, die Northern Ghosts Tour 2019. Das Zugpferd des Trotts ist GAAHL’S WYRD, die neue Band um Black Metal Ikone Gaahl, doch auch die Co-Headliner TRIBULATION locken einige Fans in die Hansestadt. Im Laufe des Abends dieses lauen Februartages wird sich die Halle gut füllen, auch wenn der Club heute nicht ganz ausverkauft wird.
Bevor die „Großen“ dran sind, eröffnen zunächst jedoch IDLE HANDS die Show. Die vier jungen Burschen aus Portland liegen zwar weit entfernt vom Sound des Headliners und doch passen sie als Opener ganz gut ins Billing. Ihr Sound orientiert sich mehr in Richtung Heavy Metal und gothischen Rock und so wird das stetig anwachsende Publikum nicht gleich mit der vollen Dröhnung sondern etwas gediegener begrüßt. Mit Freude betont die Truppe, heute ihren allerersten Gig in Europa zu spielen, wozu das Publikum ihnen freundlich mit Beifall gratuliert. Allgemein ist die Stimmung schon ganz gut und die Kuttenträger zeigen sich recht offen gegenüber der verhältnismäßig soften Band. „By Way of Kingdom“ wird als letzter Song angekündigt und ich muss sagen, dass die Nummer echt was hat und mir als äußerst positiv im Kopf hängen bleiben wird. Das gute Stück könnte durchaus im Soundtrack eines netten Endzeitfilms laufen. Ohne sich dann lange bitten zu lassen entscheidet sich die Band dann aber noch kurzer Hand eine Zugabe anzuhängen.
Der Auftakt ist also getan und auch die letzten Gäste haben jetzt den Kulturpalast erreicht. Und die Dichte zwischen den Zuschauerplätzen steigt nun rapide an. Klar, denn jetzt entern UADA die Bühne. Den Stellenwert des Quartetts braucht man wohl kaum noch erklären, denn die 2014 gegründete Band verzückt die Fans seit ihrem Debüt vor drei Jahren enorm und auch das Zweitwerk vom letzten Jahr begeisterte viele Jünger der Metal Szene – und dies über die Schublade „Black Metal“ weit hinaus. Ihre Setlist besteht heute aus fünf Titeln und wechselt zwischen den beiden Alben ihres bisherigen Schaffens. So erfreue ich mich besonders am Einstieg durch „Natus Eclipsim“, dem Opener des Debüts, der für mich einer ihrer besten Songs überhaupt ist. Folgen werden dann „Snakes & Vultures“, „Devoid of Light“, „Cult of a Dying Sun“ und das großartige und epische „Black Autumn, White Spring“. Diese starke Setlist erfreut bei sehr gutem Sound und tighter Performance nicht nur mich, sondern auch das gut gelaunte Publikum, das zum Dank ordentlich Stimmung macht. Besonders glücklich war auch ein norwegischer Fan, der mich nach dem Auftritt auf mein UADA Shirt ansprach, und mir mitteilte, dass er extra von Bergen angereist sei um die Amerikaner heute zu sehen.
Nach einem kurzen Stopp am nun gut besuchten Merchstand nochmal fix zum Auto um die viel zu warme Jacke wegzubringen. Der Saal ist schließlich gut gefüllt jetzt und man köchelt etwas im eigenen Saft. Eine bewachte Garderobe gibt es leider nicht, sodass man die Klamotte leider nur auf einem für alle zugänglichen Haken „ohne Gewähr auf Haftung“ hängen könnte. Lieber Kulturpalast, da sehe ich Verbesserungspotential. Besser klappt dagegen die Versorgung fürs leibliche Wohl. Es gibt mehrere Anlaufstellen um den Durst zu senken und abgesehen vom kleinen Restaurant am Eingang sogar direkt im Konzertsaal eine Futterecke, wo sich Fleischfresser wie ich an Bockwurst und Vegetarier an Chili Sin Carne laben können.
Nun den Blick aber wieder zurück auf die Bühne gerichtet! TRIBULATION sind mit dem Umbau fertig und starten in ihr Set mit der Dame des Todes. Und „Lady Death“ wird nicht das einzige Stück vom Album „Down Below“ bleiben. Klar, die Scheibe ist gerade mal ein Jahr alt und somit ihr jüngstes Werk und wie üblich bekommen die „Kleinsten“ oft die meiste Aufmerksamkeit. Doch auch die „Children of the Night“ finden noch einige Beachtung. Die Band spielt wie gewohnt super stark auf und gibt mächtig Gas. Und in Sachen Stageacting und Posing macht dem androgynen Gitarristen Jonathan Hultén mal wieder niemand was vor. Manchmal ist es mir schon fast bisschen zu viel, was er da treibt, aber wenn er bei allem Getanze und Gewirbel eben so an seiner Klampfe abliefert, dann soll er doch. Meinen Segen hat er, solang die Musik eben nicht darunter leidet und davon kann nicht die Rede sein. Denn bei aller Show ist es eben die Mucke, die TRIBULATION auszeichnet. Starke (Bass-)Gitarrenarbeit, die sich manchmal durchaus mit den großen IRON MAIDEN messen kann, trifft auf eine echt fiese Stimme, welche mich nicht selten an WATAINs Erik erinnert. Nur die Drums dürften für meinen Geschmack ab und an noch etwas mehr treiben, was Schlagzeuger Oscar Leander bewiesenermaßen eben auch beherrscht – man höre nur „Suspiria de Profundis“, dem einzigen dargebotenen Song von „The Formulas of Death“ am heutigen Abend – aber das ist schon Gemecker auf extrem hohen Niveau. Jedenfalls beweist mir der Auftritt ein weiteres Mal, welch eine Qualität im Songwriting des Vierers liegt und das ich der Truppe echt noch öfter Gehör schenken muss.
Danach erst mal ab nach draußen und etwas Frischluft schnappen. Hier quatsch ich mich noch einmal mit dem netten Norweger von vorhin fest bis durch die Mauern des Kronensaals finster-fiese Töne dringen – also Beine in die Hand und rein mit mir! Denn nun ist er da, der Mann, der für mich wie kein anderer den Geist des Black Metals verkörpert. Kristian Eivind Espedal, den meisten eher bekannt als Gaahl, ist einfach eine Persönlichkeit mit einer ganz eigenen Aura. In den Jahren mag er abseits der Bühne etwas nahbarer geworden sein, doch auf dem Podium ist er nach wie vor eine Erscheinung, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen kann. Ja, seine Ausstrahlung dort oben ist einmalig und kann einem echt Angst machen. GAAHL’S WYRD starten ihr Set mit „Steg“, einem Stück aus TRELLDOM Zeiten. Der Song ist recht lang und hypnotisch und schafft gleich zu Beginn die entsprechende Atmosphäre für den bevorstehenden Gig. Vorbei ist es nun also mit der rockigen Gemütlichkeit des Abends. Das unterstreicht auch der nachgeschobene GORGOROTH Song „Carving a Giant“. Es ist einfach herrlich böse und somit genau das, was viele der Anwesenden heute sehen wollen. Dies beweisen die vielen Black Metal Kutten des Publikums und vor allem die Zustimmung von diesem. Natürlich werden auch einige GOD SEED Nummern („From the Running of Blood“, „Aldrande Tre“, später noch „Alt Liv“) und weitere Songs der TRELLDOM Ära dargeboten, doch findet mit „Ghosts Invited“ sogar ein Song vom kommenden GAAHL’S WYRD Debüt Platz im Set. Diese Vorstellung stellt zugleich die Live Premiere des Songs dar. Zu den Highlights gehören heute definitiv aber zwei Titel aus Gaahls Zeit bei GORGOROTH: „Incipit Satan“ wird regelrecht abgefeiert und als „Prosperity and Beauty“ den Auftritt glorreich beschließt, gehen die Fans nochmals mächtig steil. Wie könnte es auch anders sein? Der Song ist einfach mega, bringt meinen Nacken in Dauerbewegung und auch meine Körperbehaarung verwandelt sich in den reinsten Erpelparker. Dass danach dann Schluss ist und keine Zugabe trotz des Bettelns des Publikums gespielt wird, ist nur richtig. Dies Ende hätte man nicht mehr toppen können. Die Band verneigt sich dankbar und verlässt die Bühne. Frontmann Gaahl nimmt sich indes sogar noch die Zeit, etlichen Zuschauern in den ersten Reihen die Hand zu geben und verlässt mit den Worten „Vielen Dank“ dann als letztes die Bühne.
So endet ein großartiger Konzertabend, der durch eine gute Location und starken Sound sowie eine abwechslungsreiche Bandauswahl samt mächtig würdigem Headliner besticht. Der Hamburger Konzertpalast beweist sich ebenso wie die starke Tour, die gerade noch im vollen Gange ist und die ich jedem Leser nur empfehlen kann.