AWAKENING OF THE WRETCHED
THE GATES OF SLUMBER | LORD VICAR | CARDINALS FOLLY | LEADEN FUMES
06.03.2020 in Berlin @ Zukunft am Ostkreuz
Es gibt nicht viel Schöneres, als an einem Freitagabend, nach vollbrachter Arbeitswoche, das Wochenende mit etwas lautstark riffigen von der Startrampe zu stoßen. So kam mir das kleine Doom Metal Festival „Awakening of the Wretched“, von Doom in Bloom & Greyzone arrangiert, ja gerade recht. Der alternative, kleine Klub Zukunft am Ostkreuz, der mich immer mit seinem selbtsgebrauten Gerstensaft lockt, sollte somit eine dröhnende Doom Messe abliefern. Bei den Headlinern THE GATES OF SLUMBER & LORD VICAR, sollte dabei auch nicht viel schief gehen. Aber was ist bei den mir bis dato unbekannten Openern? Man durfte sich überraschen lassen...
Beim Betreten der gut gefüllten Zukunft schepperte das traditionelle Doom Metal Trio LEADEN FUMES aus Basel bereits mit einer gut sortierten Riffwand. Die völlig entspannten Herren aus der Schweiz präsentierten die frisch gebackenen Songs ihres in diesem Jahr erschienenen Debutalbums „Abandon Ship“ mit voller Hingabe. Das sehr wohl traditionelle, fies schleppende und auch sludge`ig bis postige Brandmarken setzen konnte und durchaus viele gelungene Momente offenbarte, wie ich fand. Ganz besonders ist mir das herausstechende „The Bleeding Cavity“ in Erinnerung geblieben. Eine interessante Mischung die einer näheren Kostprobe am heimischen Dröhnpult nach sich ziehen sollte. Ein wirklich gelungener Einstieg in den Abend.
Nach einer kurzen Pause legten die finnischen Heavy Doomer von CARDINALS FOLLY nach, die auch in dieses neue Jahr mit einem neuen Album starteten mit stimmigen Elan los. Kaum zu glauben, dass das Trio bereits nunmehr 5 Alben veröffentlicht hatte, ich hatte meine Hausaufgaben nicht im Mindesten erfüllt. Die kauzige und obskure Spielart mit dem knurrigen Gitarrensound gefiel gleich vom ersten Ton an. Besonders enthusiastisch startete Fronter Count den Gig der Horde aus Helsinki, mit einem lautstarken „Hail Satan“, dat passte. CARDINALS FOLLY die eine ziemlich eigene Interpretation ihres klassischen Doomsounds in das Zukunft quellen ließen zogen im Laufe des Gigs so ziemlich alle Anwesenden in ihren Bann. Sie vereinbarten erfrischende Spielfreude mit einer gelungenen Bühnenpräsenz, da denke ich auch an den forschen Bewegungsdrang des Gitarristen Nordic Wrath, diese Eindrücke brannten sich je länger der Gig dauerte umso tiefer in meine erfreuten Sinne. Besonders beeindruckend fand ich allerdings das Drumming von Battle Ram, der trotz der vorhandenen, massiven Einschränkung in Form von Blindheit einen eigenen Stil zu spielen entwickelt hatte und dies auch mit voller Inbrunst tat. Großen Respekt dafür Bruder! Höchste Zeit im Nachgang sich mal näher mit dieser interessanten Band aus dem Norden Europas zu befassen. Stark!
Einer der Headliner LORD VICAR, sind auch längst keine Unbekannten mehr auf der Doom Metal-Landkarte. Immerhin servieren sie ihre kraftvollen, traditionellen Hymnen bereits seit 2007 und konnten im letzten Jahr das mittlerweile vierte Album aus dem Schmiedebecken wuchten. Mit „The Black Powder“ landeten sie in einigen Toplisten von 2019. Schön sie für den Abend im Berliner Zukunft zu wissen, denn mit ihrem traditionellen Doom Metal passten sie wunderbar auf das Billing für jenen Tag. Sänger Chritus der schon bei Helden wie Saint Vitus und The Obsessed zu Gange war lieferte grandios. Die Band zog alle Anwesenden spielend in ihren Bann und ließ den Auftritt zu einem magischen Moment werden. Die Finnen wirken in jedem Moment ihrer Show unglaublich tight und treibend und die fast komplett in Orginalbesetzung agierenden LORD VICAR mussten keine große Anstrengung leisten um hier zu punkten. Gitarrist Kimi war ein vorzügliches Pendant zu Chritus und pushte die Doom Maniacs immer wieder mit seinen gelungenen Ansagen zwischen den Songs. Somit legten sie einen wunderbaren Übergang zu einem weiteren Highlight mit dem nun folgenden Act.
Mit einer legendären Band aus Indiana fand der gelungene Abend dann einen finalen Abschluss. THE GATES OF SLUMBER, die Jungs hatte ich mal im Berliner Amnesie mit Spiritus Mortis gesehen, ich denke heute immer noch oft an diesen genialen Gig. Ja lange ist es her, wir sind alte Knacker geworden. Die Band hatte sich 2014 dann aufgelöst, als Jason Mc Cash damals plötzlich verstarb. Dass die kultige Kapelle jemals wieder auf die Bretter kommt, damit war wirklich nicht zu rechnen, die Band selbst hätte sich das wohl kaum vorstellen könne. Fast ein kleines Wunder. Mein alter Freund Jense Thorin vom damaligen Endzeit Magazin war jedenfalls schwer begeistert von deren Gig in Dortmund wenige Tage zuvor. Bei all diesen Lobeshymnen war ich natürlich doppelt gespannt auf das Konzert dieser altehrwürdigen Helden. Die Band hatte immer ein gewisses Undergroundflair und eine ausgewogene Rohheit auf ihren Alben. Das konnten sie auch live immer noch mit voller Inbrunst aus den Boxen dröhnen lassen, was mich nicht überraschte, aber durchaus beruhigte. Das Trio um des einzigen Gründungsmitglied Karl Simon bratzte auch gleich von Beginn an mit ihren klassischen Doom-Salven treffsicher los. Der mit etwas mehr als 100 Maniacs solide gefüllte Laden bereitete den Rednecks einen gelungenen Rückhalt. Man merkte ihnen mit ihrer ungezähmten Spielfreude ihre jahrelange Erfahrung an, hier waren keine blassen Anfänger am Werk, sondern richtige Warriors. Mit Songs wie „Awakening“ von ihrem Debut passte es gar perfekt zu dieser Re-Awakening Tour, der einen wunderbaren Groove mit ihrer treibenden, doomigen Urkraft vermittelte. Da konnte nicht viel schief gehen Mit „Dweller in the Deep“ und der Saint Vitus Hymne „Children Of Doom“, der zusammen mit Chritus von Lord Vicar intoniert wurde, fand man einen prachtvollen Abschluss für diesen tollen Abend. Großen Dank an die Veranstalter für diese geile Doom-Messe! Es war mir ein vorzügliches Fest! Grandios & Weitermachen!