DAMNATION DEFACED feat. EKLIPSE
11.01.2020 - Hamburg @ Planetarium
Damnation defaced konnten sich an diesem nasskalten Januar Samstag für ihren Science-Fiction Todesblei keine bessere Location als das Hamburger Planetarium im Stadtpark aussuchen, welches sich imposant in den Hamburger Nachthimmel erstreckt und schon zu Beginn für ein mehr als optisches Highlight sorgte. Als ich dann beim Durchstöbern des über allen Maßen interessanten Programms auch noch über eine Show eines meiner Lieblingsmusikers, Jean-Michel Jarre stolperte stand fest, dass wir im Februar noch einmal an den heutigen Ort des Geschehens zurückkehren würden. Doch das tut hier nichts Sache.
Es war schon cool zu beobachten, wie sich das bunte Völkchen der todesbleiernden Anhängerschaft brav und gesittet im hauseigenen Bistro einfand, um sich vor dem gleich beginnenden Spektakel noch einmal ein wenig die Kehle zu benetzen, da man a) verständlicherweise keine Getränke mit in das Planetarium nehmen und b) man erst wieder zur Pause den Saal verlassen durfte, um die von der flüssigen Hefe verursachte Notdurft zu verrichten. Also entschieden sich Viele dafür, dem Gerstensaft vor dem Gig abzuschwören was dazu führte, dass ich heute das wohl „nüchternste“ Death Metal Konzert aller Zeiten miterleben durfte. Die "streichenden" Mädels von Eklipse, die heute die Celler musikalisch unterstützen würden, hatten sich ebenfalls dem Anlass entsprechend schnieke herausgeputzt, was gerade bei der männlichen Anhängerschaft für einige "oohs" und "aaahs" sorgte.
Nach einigen einleitenden Worten des Verantwortlichen ging es im ausverkauften Haus auch pünktlich gegen 21 Uhr los und gleich zu Beginn stellte ich fest, wie sehr sich hier die von der Band genutzte In-Ear Technik bewährte, da e3in Monitorsound hier nur störendes Beiwerk gewesen wäre und den Sound empfindlich gestört hätte. Das von Lucas Katzmann sauber und im Laufe des Abends sehr zurückhaltend gespielte Schlagzeug war hinter einer dicken Plexigalswand versteckt, damit dieses nicht alles übertönen würde. Witzig hierbei war zu beobachten, wie sich Lucas ein ums andere Mal richtig zurücknehmen musste, um nicht voll drauf los zu donnern. Herrlich!
Der Rest der Band legte nach dem Intro mit „Between innocence and omnivores“ mächtig los, nutzte jeden freien Millimeter des zur Verfügung stehenden Raums und bewegte sich in den Reihen der Zuschauer, so dass man immer mittendrin statt nur dabei war. Natürlich konnte hier kein großes DM-Konzert-Feeling aufkommen, denn trotz der Aufforderung von Frontmann Philipp auch mal aufzustehen, traute sich dies niemand und man lauschte andächtig dem hier vorgetragenen Liedgut, welches in dieser tollen Umgebung wunderbar funktionierte. Dazu gab es meterdicke Nebelschwaden, mehrere Einsätze des hauseigenen Lasers und ein paar kleinere Projektionen am Himmel des Planetariums, die gut gerne etwas opulenter hätten ausfallen können, doch das hätte die Technik bei den pfeilschnellen Kanonaden von Damnation Defaced wohl nicht mitgemacht.
Als dann mit „Tiefenrausch“ einer meiner Favoriten vom aktuellen Album "The devourer"aufgeführt wurde, kam nun erstmals das Streicher-Quartett Eklipse zum Einsatz und ich hatte am ganzen Körper Putenpelle. Diese harten Riffs gepaart mit zarten Violinen und Cello Klängen ließen die Musik des Celler Quintetts gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen. Apropos Licht. Unser Thor und vermutlich auch jeder andere Fotograf hätte vor Wut gewettert, denn es war bei der vorherrschenden Dunkelheit fast unmöglich, ein paar vernünftige Bilder zu schießen. Dafür stimmte die Atmosphäre und die Saitenfraktion hatte eh an ihren Gitarrenhälsen kleine Leuchten, damit man nicht ganz im Blindflug durch die tolle Setlist stolperte.
Nach „Mark of cain“ von ebenfalls herausragenden "Invader from beyond" Album und dem noch älteren „Magma“ von „The infernal tremor“ gab es die bereits im Vorfeld angekündigte Pause von avisierten 20 Minuten, die aufgrund des Andrangs am Abort und dem Getränkestand von der band einfach verlängert wurde. Es war jedenfalls drollig zu beobachten, wie aufgedreht gerade Fronter Philipp durch die Reihen raste und sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Bei dem obligatorischen Pausenkippchen hörte ich mich dann mal ein wenig rum und vernahm des Öfteren wohlwollende Worte und ein wenig Kritik, aufgrund der von manchen erwarteten Planetenshow am Himmel des Planetariums, doch darauf gingen wir ja ein. Der Grundtenor jedenfalls überall positiv und man freute sich auf die zweite Halbzeit, die dann mit besagter Verspätung angepfiffen wurde.
Mit „Rendezvous with destiny“ fand man auch gleich wieder den perfekten Einstieg in den Set und auch das Publikum war auch wieder voll bei der Sache, welches zwar immer noch nicht aufstand, dafür aber nach jedem vorgetragenen Song lautstark applaudierte. Wobei man „lautstark“ ein wenig differenzieren muss. Vielen kam es so vor, als ob die Beifallsbekundungen eher mau seien, doch die Wölbung des Planetarium Daches und dessen schallisolierende Wände schluckte enorm viel des Handgeklappers, welches weit über das normale Maß hinausging.
Neben all den optischen Reizen gab es auch die aktuellen Videos der Band zu sehen, bei dem gerade „The dark companion“ herausragte, welches man eben in jenem Planetarium aufnahm, doch nicht im Zuschauerraum, sondern in den historischen Gemäuern, die versteckt über diesem zu finden sind. Somit beantwortete sich die mir im Vorfeld gestellte Frage, was da oben denn noch sei, von ganz alleine.
So langsam setzte man zum Endspurt an und präsentierte kurz vor Schluss dann noch die hauseigene Interpretation des Entombed Klassikers „Wolverine blues“, der zwar nicht zu meinen Favoriten der Schweden gehörte, von Damnation defaced aber einer netten Frischzellenkur unterzogen wurde und in neuem Glanz erstrahlend durchaus für einen hauseigenen Song gehalten werden könnte. Danach wurde lautstark eine Zugabe gefordert, die von der Band mit „Invader from beyond“ auch prompt und gerne erfüllt wurde. Danach war Pumpe und obwohl zu diesem Zeitpunkt meine San Francisco 49ers gegen die Minnesota Vikings um den Einzug in das NFC Championship Game kämpften, genoss ich die Show in vollen Zügen und war nach Beendigung komplett begeistert. Schade, dass es kein bedrucktes Leibchen von diesem Großereignis zu erwerben gab.
Mein Dank geht raus an Philipp, Lucas, den unermüdlich herumrennenden Lutz G. und Hannes und Basser Kim-Patrick, der direkt vor dem riesigen Projektor der Sternenwarte unermüdlich seinen blonden Haarschopf zum Takt der Musik wiegte, für diese Einladung zu einem unvergesslichen Abend…nicht nur für mich, sondern, wie ich schätze, für Damnation Defaced ebenso. Grandios und zu Nachahmung empfohlen.
Die Setlist (mal etwas anders)