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MEMORIAM – Rise To Power (2023)

(8.159) Patrick (9,5/10) Death Metal


Label: Reaper Entertainment
VÖ: 03.02.2023

Stil: Death Metal


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Zugegeben, MEMORIAMs aktuelles Album hat es mir anfangs wirklich nicht leicht gemacht, ja ich sprach nach dem Hören der ersten Single „All Is Lost“ sogar von einer herben Enttäuschung, denn obwohl der Song als eine Art Paradebeispiel aus dem „Groove-Handbuch“ für Musiker entnommen zu sein scheint, hatte ich aus irgendeinem Grund unheimliche Probleme, Zugang zu demselben zu finden. Auch der erste Hördurchgang des kompletten Albums lies keinerlei Lichtblicke erkennen, diese Tatsache zu ändern. Glücklicherweise ging mir die Platte aber trotzdem nicht aus dem Kopf und so verformte sich dieser Zustand von kurzer geistiger Umnachtung mit dem zunehmenden Konsum von „Rise To Power“ und die anfängliche Skepsis wich totaler Begeisterung, aber fangen wir mal langsam und von vorne an……..

Aufgrund der Tatsache, dass bekanntermaßen bei MEMORIAM niemand geringerer, als Obersympath Karl Willets am Mikro steht und den old school ausgerichteten Death Metal Sound der Band mit seinen einzigartigen Vocals veredelt, liegt der stete Vergleich mit BOLT THROWER natürlich relativ nah. Dementsprechend versuchen die Jungs seit ihrer Gründung im Jahre 2015, die übermächtig erscheinenden Schatten der illegitimen Vorgängerband abzuschütteln. Fakt ist jedoch, dass dieses Unterfangen bisher nur so semiprofessionell funktionierte, und infolgedessen lassen sich auf jedem der vier Alben so einige Querverweise auf der textlichen, sowie auf der musikalischen Ebene finden. Außerdem sorgt die gerade erwähnte und überaus charismatische Stimme des Frontmannes unausweichlich dazu, eben genau in Richtung des legendären „Bolzenwerfers“ zu schielen. Was also als Segen für den Fan durchgeht, entwickelte sich zu einem Fluch für die Band. Schicksal?

Genau hier möchte ich nun an den einleitenden Absatz anschließen, denn was sich auf dem Vorgängeralbum „To The End“ bereits stellenweise angedeutet hat, setzt sich auf „Rise To Power“ konsequent fort und es scheint tatsächlich so, als ob es MEMORIAM mit ihrem fünften Gegenschlag endlich geschafft haben, sich einigermaßen erfolgreich aus dem Schatten der oben angesprochenen und längst verblichenen Death Metal Legende zu lösen. Das Kampfgeschwader geht diesmal deutlich losgelöster, freier und irgendwie erwachsener ans Songwriting heran, feuert sich dabei aber etwas sperriger, jedoch nicht minder eindrucksvoll durchs zerklüftete Schlachtfeld und beschreitet somit ein paar neue Wege, die abgesehen von der Tatsache, dass es sich um Death Metal mit einer markant bekannten Stimme handelt, schlicht und ergreifend keinerlei Vergleiche mehr zulassen. Wer jetzt aber schon befürchtet, nicht die nötige Vollbedienung in Sachen Death Metal ala MEMORIAM zu bekommen, befindet sich allerdings schwer auf dem Holzweg, denn was sich am Anfang als etwas klobiger und weniger zugänglich darstellte, entwickelt sich mit jedem verdammten Hördurchlauf immer weiter und lässt alle acht Songs des Albums zu wahrhaft großartigen Hymnen emporwachsen, wobei zu jeder Zeit klar ist, welche illustre Truppe da unverkennbar aus den Boxen schallt.

Die ursprüngliche Enttäuschung machte nach und nach totaler Begeisterung Platz, denn die Songs sind dieses Mal insgesamt alle etwas länger, z.T. auch etwas progressiver und demzufolge wesentlich vielschichtiger und gleichzeitig unberechenbarer arrangiert, als das in der Vergangenheit der Fall war. Dieser Umstand sorgt letztendlich dafür, dass in den acht scharfen Vollmantelgeschossen einfach unglaublich viel passiert, was sich natürlich erst nach mehrmaligem Hören, respektive einer etwas intensiveren Beschäftigung mit dem Album restlos offenbart. Kurz gesagt, man kann sich an diesem Album einfach nicht satthören und vermag ständig neue Feinheiten und/oder Facetten zu entdecken.

Besonders hervorzuheben ist auf „Rise To Power“ die herrlich drückende und verdammt abwechslungsreiche Schlagzeugarbeit, das kraftvolle und knackige Riffing, welches immer wieder von fantastischen Leadgitarren begleitet wird und ganz nebenbei liefert Mr. Willets auf diesem Album ohne Widerrede seine beste Performance im Dienste MEMORIAMs ab. Dabei ist es völlig egal, ob man nun das ultragroovige und ohne Rücksicht auf Verluste ins Hirn schraubende Statement „Never Forget, Never Again (6 Million Dead)“ , das folgende und etwas treibendere, teils in typischer ufta-ufta old school Manier vorgetragene „Total War“ oder die doomig angehauchte und schwer epische Walze „I am The Enemy“ hernimmt, man kann es schlussendlich drehen und wenden wie man will „Rise To Power“ klingt in sich von vorn bis hinten absolut stimmig und schlüssig, wirkt wie aus einem Guss und lässt bis zum Ausklingen der letzten Note von „This Pain“ keinerlei Schwachpunkte erkennen. Gerade dieses fantastische Schlussepos, welches mit fast zerbrechlich zart wirkenden Akustikgitarrenklängen eingeleitet wird, im weiteren Verlauf zu einer unglaublich dichten und beispiellos intensiven Death/Doom Walze heranwächst, hat es mir besonders angetan und spätestens, wenn der blonde Schreihals in absoluter Verzweiflung „this pain will end“ ins Mikro bellt, gleitet die Gänsepelle in höchster Ausprägung über den geschundenen Leib.

Am Ende bleibt die schonungslose Gewissheit, dass die Jungs aus Birmingham endlich angekommen sind, ihren Sound nicht nur gefunden, sondern absolut gefestigt haben und dementsprechend stellt „Rise To Power“ das bisherige Opus Magnum des britischen Panzerbataillons dar. Wie erwähnt, greift MEMORIAMs fünfter Angriff nicht sofort auf die gepeinigten Gehörgänge über, sondern bedarf einer etwas ausführlicheren Beschäftigung als dies bisher bei den Männern der Fall war. Wenn man diese Tatsache allerdings beherzigt (was man unbedingt tun sollte) und dem Album die nötige Zeit zum Wachsen gibt, dann wird man mit einem erstklassigen und hochabwechslungsreichem Death Metal Album belohnt.

Zudem verfügt „Rise To Power“ über einen derart heavy klingenden, wunderbar fetten, ausdifferenzierten Sound und hebt das Album auch klangtechnisch auf eine neue Ebene. Allein der Schlagzeugsound (was für eine wunderbare Snare) killt alles! Das mittlerweile schon obligatorische Dan Seagrave Cover bietet ebenfalls wieder mal eine Augenweide und rundet dieses Paket nahezu perfekt ab.

MEMORIAM liefern mit „Rise To Power“ ein sehr geiles, fast makelloses Death Metal Album ab und da ich „To The End“ vor gut zwei Jahren begeisterte 9 Punkte auf die Fahnen schrieb, bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, als auf 9,5 Punkte zu erhöhen und eine unbedingte Kaufempfehlung auszusprechen!

Anspieltipps:I am The Enemy” und “Never Forget, Never Again (6 Million Dead)


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Never Forget, Never Again (6 Million Dead)
02. Total War
03. I Am The Enemy
04. The Conflict Is Within
05. Annihilations Dawn
06. All Is Lost
07. Rise To Power
08. This Pain




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