CD-Reviews A-D

AT THE GATES – The Nightmare Of Being (2021)

(7.165) Patrick (6,5/10) Melodic Death Metal


Label: Century Media Records
VÖ: 02.07.2021

Stil: Meldodic Death Metal

 

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Ich bekenne mich, als einer der wenigen Menschen dieses Erdballs, der die ´95er Götterscheibe „Slaughter Of The Soul“ von AT THE GATES nicht ganz so göttlich findet wie die meisten meiner Artgenossen. Gutes Ding…..keine Frage, aber diesen Kult um diese Band habe ich nie verstanden. Ja, ich weiß….. Asche über mein Haupt, aber ich habe mich zu dieser Zeit eher in solch wahrhaften Überalben wie UNANIMATED´s „Ancient God Of Evil“, NAGLFAR´s „Vittra“ oder eben in DISSECTIONSStorm Of The Lights Bane“ völlig verloren. Es sollten nun satte 23 Jahre verstreichen, bis mich endlich ein AT THE GATES Album völlig abholen konnte. Der 2018er Kracher „To Drink From The Night Itself“ war ein Geniestreich sondergleichen und rotiert auch heute noch regelmäßig auf meinem Plattenteller. Dementsprechend hoch schraubte ich meine Erwartungen an den nun erscheinenden Nachfolger „The Nightmare Of Being“.

Die Platte startet fulminant mit dem bereits vorab ausgekoppelten „Spectre Of Extinction” und mit diesem Opener zeigt die Band eindrucksvoll, dass Death Metal „Made in Sweden“ keinesfalls immer nur altbacken klingen muss. Dieser Track besitzt alles was diese Band ausmacht. Grandioses Riffing, starkes Drumming, glorreiche Melodiebögen, ein Solo zum niederknien und einen fantastischen Chorus. Weiter geht es mit dem überaus treibenden und ebenfalls bereits vorab ausgekoppelten „The Paradox“ und erneut präsentieren uns die Mannen um Brüllwürfel Tomas Lindberg ein wunderbares Meisterstück des melodischen Death Metal´s. Mit dem nun folgenden Titeltrack tauchen dann zum ersten Mal so einige Fragezeichen vor meinem inneren Auge auf. Langsames Midtempo, gesprochene Vocals und ein allgemein eher sperriges Arrangement lindern ein wenig die anfängliche Euphorie und schnell erreicht mich die bittere Gewissheit: Das war erst der Anfang!

Nach dem ersten Hördurchlauf wird mir relativ zügig und z.T. leider auch schmerzlich bewusst, dass auf „The Nightmare Of Being“ so einiges an opulentem und größtenteils auch wirklich überflüssigem Klimbim verbraten wird. Unverhältnismäßig viele Keys, Streicherensembles, diverse Spoken Word Passagen und allerlei sonstige Elemente und Stilmittel, welche im Genre des „Melodic Death Metal“ eher fremd erscheinen, tummeln sich auf dieser Platte zuhauf. Letztendlich gipfelt diese „Experimentierfreudigkeit“ im vierten Track „Garden Of Cyrus“ und findet mit dem Einsatz eines Saxophons seinen Höhepunkt.

Hinzu kommt die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Anteil an Songs von sphärischen Gitarrenklängen und/oder symphonischen, ja fast klassisch anmutenden Einleitungen versehen wurde, was zum einen oftmals eher überflüssig wirkt und zum anderen den Hörfluß leider auch erheblich schmälert. „Touched By The White Hands Of Death“ ist zum Beispiel ein absolut grandioser AT THE GATES Abriß. Feines und kraftvolles Riffing trifft auf Tempoausbrüche und diese ureigene Bandtypische Melodieführung, aber auch in diesem vier Minuten Hammer, muss man zum Einstieg erstmal eine knappe Minute zu Gunsten der Klassik opfern. Hätte man diese Spielereien als Zwischenstücke verwendet, würde definitiv nicht so viel Esprit, zu Gunsten der eigentlichen Songs flöten gehen. Wenn man das Album am Stück genießt, mag das ja noch in Ordnung sein und evtl. sogar die aufkeimende Atmosphäre noch zusätzlich unterstützen, aber beim Hören einzelner Songs geht hier leider extrem viel verloren. Beim ebenfalls sehr guten „Fall Into Time“ darf man dann sogar eine Minute und 33 Sekunden warten, bis die Metal Keule geschwunden wird.

Versteht mich nicht falsch, ich mag Klassik sogar sehr gern und die Tatsache, dass man nicht immer das gleiche Album schreiben und ewig dasselbe Klientel bedienen möchte, sich als Künstler, in diversen Ausdrucksformen verwirklichen und in irgendeiner Form weiterentwickeln und entfalten möchte und dementsprechend ein wenig experimentiert, ist mir durchaus bewusst und auch verständlich. Das Gebotene Material auf diesem Album ist auch ohne Zweifel extrem gut gemacht, perfekt in Szene gesetzt und hat unter bestimmten Voraussetzungen auch durchaus seinen Reiz, aber die spannende Frage lautet am Ende einfach schlicht und ergreifend: Möchte ich so etwas von einer Band wie AT THE GATES wirklich hören?

Zurück bleibt also ein Album, welches ich mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen habe. Ein Album mit sehr guten Songs, aber eben auch mit unheimlich viel „Glanz und Gloria“ die kein Mensch so wirklich braucht und mit „Cosmic Pessimism“ hat man dann auch kurz vor Schluss noch einen Song aufs Album gepackt, bei dem man absolut nichts verpasst hat, wenn man bedenkenlos die Skip Taste betätigt.

Ich für meinen Teil habe hier definitiv mehr erwartet, aber wie eingangs erwähnt, bin ich in Sachen AT THE GATES auch nicht unbedingt der Maßstab. So bleibt mir am Ende nur die traurige Gewissheit, dass man einerseits die beiden Besten (weil wohl auch typischsten) Songs bereits vorab ausgekoppelt hat und sich andererseits „To Drink From The Night Itself“ immer noch als einziges AT THE GATES Album über eine Dauerrotation auf meinem Plattenteller freuen kann.

Schade, hier wäre meiner Meinung nach wirklich mehr drin gewesen, bzw. war die Floskel „manchmal ist weniger mehr“ selten so zutreffend. So bleibt „The Nightmare Of Being“ letztendlich kein wirklich schlechtes Album, aber eben auch eines, welches den Test der Zeit höchstwahrscheinlich nicht ohne schwerwiegende Blessuren überstehen wird.

Wir werden es sehen…..in ein paar Jahren…..irgendwann. 

Anspieltipps: „Spectre Of Extinction“ und „The Paradox“


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Spectre Of Extinction
02. The Paradox
03. The Nightmare Of Being
04. Garden Of Cyrus
05. Touched By The White Hands Of Death
06. Fall Into Time
07. Cult Of Salvation
08. The Abstract Enthroned
09. Cosmic Pessimism
10. Eternal Winter Of Reason




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