CD-Reviews A-D

CATTLE DECAPITATION – TERRASITE (2023)

(8.333) Patrick (9,5/10) Death Metal


Label: Metal Blade Records
VÖ: 12.05.2023
Stil: Death Metal






Was? Der ewig gestrige Old Schooler hat ne relativ modern angehauchte Scheibe auf den Tisch bekommen? Das riecht von vornherein nach Verriss! Mitnichten, denn ab und an kann auch der nostalgisch veranlagte Metalfan, der ein oder anderen soundtechnischen Entwicklung aus der Neuzeit etwas abgewinnen und gerade die Jungs von CATTLE DECAPITATION konnten mich, entgegen meinem normalerweise präferierten Geschmack, mit ihrem letzten Überalbum „Death Atlas“ voll und ganz in ihren Bann ziehen.

Nun, knappe vier Jahre später sind die Hardcore Veganer wieder da und schädeln uns ihre neue Schlachtplatte „Terrasite“ um die gepeinigten Ohren. Prinzipiell hat sich im Sound von CATTLE DECAPITATION nicht viel geändert, vielmehr hat man den Kurs des mächtigen Vorgängers weiter verfeinert und fährt immer noch mit Überschallgeschwindigkeit, wahnsinnig vielen Breaks und Tempowechseln durch die Galaxie und dreht auf der textlichen Ebene, die Gattung Mensch in all seinen Perversionen, mit vehementer Brutalität durch den Fleischwolf. Gerade die vielen eingestreuten langsamen und fast schleppenden, teilweise mit atmosphärischen Keyboards und diversen Effekten bestückten Momente, werten den ultraderben Krawall extrem auf und heben „Terrasite“ auf ein dermaßen episches Level, welches eine Atmosphäre heraufbeschwört, in der man sich förmlich und völlig verlieren kann.

Großen Anteil an dieser Tatsache trägt, neben der irrwitzig fantastischen Griffbrettarbeit und der Tentakelartigen Machtdemonstration am Schlagzeug (was macht der Mann mit seinen Füßen?) natürlich wieder der Gesang, denn dieser ist zum wiederholten Male nicht von dieser Welt und zeigt jedem Hobbysänger eindrucksvoll, was am Mikro alles möglich sein kann. Purer Wahnsinn! Bei all den unmenschlichen Geräuschen, die da so aus Travis Ryans Resonanzkörper herauskommen, ist die Performance zu jeder Zeit schlichtweg unglaublich. Dieser Mann growlt, grölt, flüstert, schreit, kreischt, gurgelt und singt (ja, auch das beherrscht er auf einem bemerkenswerten Level) seinen ganzen angesammelten Weltschmerz so derart authentisch von der Seele, dass man das Herz und die Hingabe zur Musik im brutalen Sound der Band zu jeder Zeit spüren kann.

Wenn einen ein Death Metal Album auf der mentalen Ebene so tief berühren kann, dann hat die Band definitiv so einiges richtig gemacht und ganz nebenbei beherrschen die Jungs auch noch die Fähigkeit, bei all dem Gebolze und Gerülpse, verdammt eingängige, einprägsame und vor allem, hochemotionale Songs zu schreiben!

Nach zwei endgeilen, aber dennoch eher typischen Eröffnungsnummern tritt mit dem dritten Song „Scourge Of The Offspring“ ein absolutes Albumhighlight zu Tage. Unbändiger Groove in Verbindung mit diesem fast emotional gesungenem Refrain erzeugen bei mir eine ultrafette Gänsehaut, welche auch im teilweise schwer schleppenden „The Insignificants“ nicht weichen möchte. Hier kommt zum ersten Mal vermehrt die „orchestrale“ Seite der Band zum Tragen und wenn im furchtbar epischen Finale des Songs diese göttlichen Chöre ertönen, dann ist es um mich geschehen. Was für ein intensiver Ritt durch die krankhaften Abgründe der Menschheit.

Mit „The Storm Upstairs“ geht es dann in leicht coreige Gefilde, bevor „…And The World Will Go On Without You” wieder die dicke Death Metal Keule schwingt und abermals mit abartig grandiosen Gesanglinien zu überzeugen weiß. Wahnsinn. Den absoluten Oberkracher haben sich CATTLE DECAPITATION aber bis zum Schluss aufgehoben. Im über 10minütigen Mamut-Opus „Just Another Body“ ziehen die Männer aus San Diego alle Register und knallen uns eine so wunderbar eindringliche und bewegende Hymne vor den Latz, bei der man trotz aller Härte, die einem nach dem wunderschönen Piano-Intro entgegenschlägt, die Augen schließen und einfach nur genießen kann. Der Song wird nach hinten raus immer „softer“, eingängiger, epischer, symphonischer und beschließt somit würdevoll eine wahrhaft großartige Platte, welche sicherlich noch so einige Umdrehungen auf meinem Plattenspieler absolvieren wird.

Der Sound von „Terrasite“ ist ebenfalls wieder über jeden Zweifel erhaben und knallt ultrafett und direkt in die Fresse des Hörers. Lediglich das Cover empfinde ich diesmal als nicht so gelungen. Das Artwork von „Death Atlas“ war ein vorzüglicher Augenschmaus und bot einfach eine gewisse Form von Ästhetik, während das aktuelle Werk eher ein wenig verstörend und abstoßend wirkt, aber im Kontext zur Geschichte hinter dem Cover, steckt möglicherweise genau hier der Sinn des Ganzen.

CATTLE DECAPITATION bescheren uns mit „Terrasite“ ein wahnsinnig intensives, von vorn bis hinten stimmiges und unfassbar atmosphärisches Death Metal Brett, welches unter Verwendung anderer Stilmittel auch gerne mal über den eigenen Tellerrand hinausschaut, dabei permanent auf höchstem technischem Niveau dargeboten wird und definitiv einen ganz heißen Anwärter für das Siegertreppchen im kommenden Jahrespoll darstellt. Megascheibe! Kaufen!

Anspieltipps: “Scourge Of The Offspring” und “Just Another Body”

 


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Terrasitic Adaption
02. We Eat Our Young
03. Scourge Of The Offspring
04. The Insignificants
05. The Storm Upstairs
06. …And The World Will Go On Without You
07. A Photic Doom
08. Dead End Residents
09. Solastalgie
10. Just Another Body



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