CHEMICIDE – Violence Prevails (2025)
(9.394) Phillip (7,0/10) Thrash Metal
Label: Listenable Records
VÖ: 28.02.2025
Stil: Thrash Metal
Die weltweite politische Lage ist ja nun hinlänglich bekannt. Es wird unterdrückt und ausgebeutet, wo es nur geht. Im besten aller Systeme werden die Reichen immer reicher und die Armen immer mehr. Nährboden für politische Extreme. Aber auch Nährboden für eine metallische Spielart die wie keine andere dazu geschaffen ist lautstark soziale Ungerechtigkeiten anzuprangern. Das heißt, dass wir uns in den kommenden paar Jahren auf sehr geilen Thrash freuen dürfen der nicht „nur“ mit Party- und Nuklearzombielyrics auftrumpfen möchte, sondern hoffentlich wieder vermehrt Gift und Galle Richtung Politik und Kapitalismus spuckt.
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Costa Rica schickt hier Chemicide ins Rennen, die auch gleich mit starker Crossover-Kante in den Opener „Do As I Say, Not As I Do“ starten bevor bei herrlich knarzigem Bass das Einmaleins des Thrash Metal durchgespielt wird. Aggressive Gangshouts, scharfes Solo, alles komplett auf die 12. So schmeckt das gut. Der „Red Giant“ kommt anschließend in schepperndem Midtempo daher, kurzer Refrain, cooles Solo, aber so ganz will ich die Fist noch nicht raisen. Im dritten Song „Systemic Decay“ wird mir dann auch klar warum. Die Intros der Song sind gut und gerne 20 Sekunden zu lang, die erklingenden Riffs peitschen zwar amtlich, doch die dann ansetzende Gesangsstimme von Gitarrist und Sänger Frankie lässt die eingangs erwähnte Galle vermissen. Er klingt etwas gleichförmig, keineswegs schlecht, aber ich nehme ihm die Angepisstheit nicht glaubhaft ab.
Ich bin jedoch überzeugt, dass Chemicide live noch einmal anders rüberkommt, bissiger als hier auf Platte. Frankie scheint das irgendwann auch bemerkt zu haben, denn in den folgenden Songs ab Parasite wird er am Mikrophon punktuell durch Growls unterstützt, eine feine Nuance die auch „Prey of Failure“ variabler, muskulöser, erscheinen lässt. Die abschließenden „Chokehold“ und „Scalped“ (das in der mir vorliegenden Version noch wesentlich cooler „Supremacy“ betitelt wurde) können grundsätzlich auch überzeugen. Wobei insbesondere „Scalped“ zum heimlichen König des Albums avanciert. Die Nummer fängt als atmosphärischer Akustikrausschmeißer an und legt dann los, ganz so, als hätten die vier Musiker nur noch die folgenden dreieinhalb Minuten Zeit um zu zeigen was sie können. Ein herrliches Solo dient als Einstieg in einen Kracher, der alle Stärken von Chemicide noch einmal anspielt. Köstlich!
Aber danach geht es noch weiter. Warum ich am Ende eines Albums unbedingt drei Coversongs setzen muss, erschließt sich mir absolut nicht. Die 30-Minuten-Marke haben wir doch längst geschafft, da hätte auch lediglich einer der wirklich gut dargebotenen Songs gereicht. Besonders das in Windeseile geil runtergerotzte „72 Seasons“ zeigt wie der Knüppel von den jüngeren Metallica geschwungen worden wäre. Auch die Discharge-Huldigung kommt gut, aber vermutlich konnten sich die vier einfach nicht entscheiden wie sie ihr fünftes Studioalbum zu Ende bringen wollen und sind deshalb breit gefächert wildern gewesen. Sei’s drum.
Die Platte macht wirklich Spaß, wenn ihr auf zum Beispiel Traitor und Warbringer steht, Gesang aber nicht so sehr euer Fokus ist, der ist im Gegensatz zu den beiden genannten Bands nämlich das einzige kleine Manko der Platte. Nächstes mal eine Spur angepisster, bitte.
Anspieltipps: „Do As I Say, Not As I Do“, „Prey of Failure“ und „Scalped/ Supremacy“
Bewertung: 7,0 von 10 Punkten
TRACKLIST:
01. Do As I Say, Not As I Do
02. Red Giant
03. Systemic Decay
04. Parasite
05. Violence Prevails
06. Prey of Failure
07. Chokehold
08. Scalped
09. That's Right, We're That Spic Band!!! (Los Crudos cover)
10. 72 Seasons (Metallica cover)
11. Hear Nothing, Say Nothing (Discharge cover)