IN SLUMBER – While We Sleep (2022)
(7.868) Patrick (9,0/10) Melodic Death Metal
Label: War Anthem Records
VÖ: 01.07.2022
Stil: Melodic Death Metal
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Während die neue PURGATORY immer noch in schöner Regelmäßigkeit ihre Runden auf dem heimischen Plattenteller dreht, kommt die deutsche Qualitätsschmiede War Anthem Records schon mit dem nächsten Hammer um die Ecke.
Schlappe 13 Jahre haben sich die Oberösterreicher IN SLUMBER für ihr neues Album „While We Sleep“ Zeit gelassen, doch diese scheint in Linz einfach stehen geblieben zu sein, denn im Sound der Band hat sich über diesen längeren Zeitraum des Stillstandes, bis auf die Tatsache, dass auf dem aktuellen Werk im direkten Vergleich zum älteren Material oftmals abartig derb geknüppelt wird, glücklicherweise fast nichts verändert und genau diese ultraschnell blastenden Drum-Orgien bringen enorm frischen Wind in den Klangkosmos von IN SLUMBER.
Treibende Kraft hinter der Band ist nach wie vor Multiinstrumentalist Wolfgang Rothbauer, Gründungsmitglied von THIRDMOON, der seit 2021 auch die Axt bei der deutschen Death Metal Institution PURGATORY bedient. Als neuer Schlagzeuger steht ihm dabei Flo Musil (AGRYPNIE) zur Seite und so agiert die komplette Band aktuell als Duo. Dem brachial melodischen und leicht angeschwärzten Todesstahl scheint dieser Umstand aber überhaupt keinen Abbruch zu tun, denn die beiden Jungs knallen uns hier eine amtliche Vollbedienung in Sachen harter Gitarrenmusik vor den Latz, scheißen dabei auf jegliche Anbiederei von Trends und servieren uns eine außerordentlich rohe, blutige und in einigen Teilen irrsinnig brutale Schlachtplatte.
Schon mit dem Opener „Clairvoyance“, der nach einer kurzen, tragenden Einleitung in einen ultraheftigen, absolut kompromisslosen, aber zu jeder Zeit hochmelodischen Brecher übergeht, wird der Hörer unaufhaltsam und gnadenlos zusammengefaltet. Irrwitzige Blastbeats, Gift und Galle spuckende Vocals, ein abwechslungsreiches Songwriting und zu jeder Zeit schimmern diese wunderbar melodiösen Gitarren durch den Brachialsound, welche aber bei aller musikalischen Schönheit, immer noch genügend Eier besitzen, um dem Hörer eindrücklich zu demonstrieren, wo der Frosch die Locken hat.
In eine ähnliche und nicht minder intensive Kerbe schlägt das folgende „Stillborn“. Zudem kommt in diesem Song zum ersten Mal die schwarze Seite des Metals zum Tragen und lässt den Hörer durch diese wunderbar flirrenden Gitarren, welche in perfekter Verbindung zur rasenden Schlagzeugarbeit stehen, nicht nur einmal an DARK FUNERAL, oder ähnlich gelagerte schwedische Black Metal Kapellen denken.
Mir persönlich gefallen IN SLUMBER am besten, wenn sie wie in „Parasomnia“, „Manacle Of Dogma“ und in „Demon Whispers“ das Bodenblech nicht überwiegend bis zum Anschlag durchdrücken und die treibend groovende Melo Death Metal Schiene fahren. Dabei glänzt die Band mit einer wunderbar melodischen Griffbrettarbeit, wobei das fantastische Riffing stets eine leicht melancholisch angehauchte Schlagseite aufweist, welche wiederum dafür sorgt, dass sich die Songs in bester DISSECTION Manier, auf Grund der hohen Melodiedichte sofort und unweigerlich im Hirn festsetzen. Viel besser kann man Melodic Death Metal einfach nicht zelebrieren!
Lukas „Där“ Haidinger (PROFANITY) hat dem Album in seinen DDP Studios zudem einen richtig fetten Sound verpasst, der das benötigte Quäntchen Dreck und Rotz aber keinesfalls vermissen lässt und somit können Fans der früheren DARK TRANQUILITY, alter IN FLAMES oder generell des Death Metals der Göteborger Prägung, die auch gerne mal in den tiefschwarzen Bereich des Metals schielen, hier bedenkenlos zugreifen. IN SLUMBER gehen allerdings im Vergleich zu den genannten Bands, wesentlich aggressiver und stellenweise um ein Vielfaches heftiger an die Sache heran, vernachlässigen dabei aber niemals den Schwerpunk Melodie, während permanent die alles vernichtende Death Metal Keule geschwungen wird.
Klar, das Rad wird hier sicherlich nicht neu erfunden, aber gerade der enorme Härtepegel von „While We Sleep“ sorgt definitiv für ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und führt unweigerlich dazu, nach den knappen und wie im Flug vergehenden 36 Minuten, erneut auf die Play-Taste zu drücken. Gerade in der heutigen Zeit, in der fast alles immer auf Hochglanz poliert sein muss, wirkt dieser ungeschliffene Rohdiamant wahrlich sehr erfrischend. Geiles Teil. Unbedingt anchecken!
Der größte Kritikpunkt bleibt dann nach wie vor, das War Anthem Records bisher leider KEIN Vinyl angekündigt haben, aber ich hoffe einfach, dass hier nochmal was nachgeschoben wird. Verdient hätte es die Platte auf jeden Fall!
Anspieltipps: „Parasomnia“ und „Manacle Of Dogma“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Clairvoyance
02. Stillborn
03. Parasomnia
04. The Lake Of Visions
05. Sleep Paralysis
06. Manacle Of Dogma
07. The Demon Whispers
08. Subconscious Scars
09. A Moral Of Strain