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KATATONIA – City Burials (2020)

(6.189) Siggi (10/10) Progressive/Alternative Rock/Metal

Label: Peaceville Records
VÖ: 24.04.2020
Stil: Progressive/Alternative Rock/Metal

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Ich muss mich erst mal sammeln, die ersten zwei Durchläufe habe ich hinter mir. Wie soll ich das alles da beschreiben, was dieses Album, diese Werke mit mir und meinen Emotionen macht, wie sehr begeistert ich von der musikalische Umsetzung der Ideen bin (Edit: Bei Beendigung des Reviews ist es 3 Stunden später). Der vorher auf Youtube bzw als Video veröffentlichte Titel „Lacquer” zeichnete mir vor Wochen schon ein Gänsehautkostüm auf den Körper und Tränen ins Gesicht, ja – Tränen, ähnlich meinen Emotionen des Katatonia-Auftritts auf dem Party.San 2014, was gleichzeitig das erste bewusste Live-Erlebnis mit den Schweden für mich war, traurig aber wahr.

Ich muss sagen, Katatonia schaffen es, seitdem ich dieser Band folge, mich einzufangen, mich zu berühren, meine Emotionen zu wecken und mich von der Musik und dem Schaffen tragen und treiben zu lassen, bin ich ein Fan? Ja, man darf mich so bezeichnen und ich fühle mich auch so.
Am 08. April war bereits zu lesen, dass der Metal Hammer davon spricht, dass die neue Langrille zum besten Album der nächsten 20 Jahre (für Katatonia) avancieren wird, so wuchs meine Spannung noch mehr, denn Fakt ist, alle bisher veröffentlichten Alben sind großartig, sei es von den frühen Doom/Death Metal Werken, über die Phasen der Gothic Rock/Metal Ära bis hin zum Progressive/Alternative Rock/Metal. Katatonia haben es in meinen Augen geschafft, in jedem Metier zu überzeugen und zu glänzen. Nun steht Nr. 11 in den Startlöchern und nach mehr als drei Jahren Pause (dennoch kürzer als gedacht), veröffentlichen die 1991 gegründeten, schwedischen Meister des Dark Progressive Rock/Metal das Album „City Burials", das es auf eine Spielzeit von guten 50 Minuten und 11 Songs bringt (Die Doppel-Vinyl-Edition von „City Burials" enthält den Bonustrack „Closing of the Sky", sowie lyrische Radierungen auf der D-Seite.) So, genug der Schwafelei, lasst uns bitte in das musikalische Schaffen des Albums eintauchen.

Heart Set To Divide” eröffnet den Reigen und schon in den ersten Zeilen bin ich (fast) sprachlos, ergriffen - In times of surrender I am shedding my scars I was sick But I was set for the stars The robe wasn’t mine But I wore it still In the sunset of age On the weight of my limbs - Closed was the door to my past perception And my disposition Had then been changed I opened my mind to all the love forsaken You saw my white flag You saw our shadows merge - .Was dann folgt, ist typisch Katatonia, für die einen etwas sperrig, für die anderen durchdacht, gut arrangiert und mit emotionaler Wucht. Beim progressiv rockigen „Behind The Blood” mag vorerst der gefundene Faden verloren zu sein, denn er entwickelt sich in eine komplett andere Richtung, macht dann aber im Gesamtkontext des Albums wieder Sinn.
Was soll ich zu „Lacquer”, der Song kursiert, wie eingangs erwähnt, seit Wochen im Netz, ich hörte den Titel zum ersten Mal auf meinem Balkon zu nächtlicher Stunde, zu den Sternen blickend und mit einem Bier in meiner Hand. Ich glaube, ich habe die knapp fünf Minuten meinen Atem angehalten und blickte voller Vorfreude gen Party.San Open Air, wo ich Katatonia 2020 endlich wieder live erleben wollte, ist doch das letzte Mal so ca. ein Jahr her (22. Mai 2019 Columbia Theater - Berlin). Ein Titel, der Emotionen und Atmosphäre bündelt, und geballt auf den Hörer loslässt. Das kann in falscher Stimmungslage frustrierend wirken, ich persönlich finde es einfach wunderschön.
Rein” schlägt in die gleiche metaphorisch gerissene Wunde, nur etwas rockiger. Die aktuelle Single-Auskopplung „The Winter Of Our Passing” weiß mit ihrer Hymnenhaftigkeit und ihrem Abwechslungsreichtum zu überzeugen, der wird live richtig zünden, versprochen!
Vanishers“ startet gediegen, so eine richtige Ballade und die Wahl der Duettpartnerin fiel auf Anni Bernhardt von Full Of Key und das ist definitiv keine schlechte Wahl, ihre Stimme harmoniert bestens mit der von Jonas Renkse, dennoch könnte es sein, dass dieser Song nicht jedem gefällt, vielleicht zu kitschig sein vermag, für mich ist er es nicht.
City Glaciers” ist wieder so ein typisch Katatonia-geprägter Song, wie man ihn erwartet, was gleichermaßen auf „Flicker“ zutrifft, der nur noch tiefgreifender daherkommt und abrupt endet. Jetzt wird es doch ein „Track-By-Track“-Review, ist aber auch nur gerechtfertigt. Nach dem kurzen atmosphärisch und doch minimalistischen ruhigen „Lachesis” folgt mit „Neon Epitaph“ eine geile Prog-Rock Nummer, passt auch wieder in das Gesamtbild dieses Albums, absolut livetauglich die Nummer.

Mit „Untrodden“ beschließt eine, in meinen Augen, richtige Hymne ein meisterhaftes Album. Ein Song, eingehüllt voller vielfältiger Melodien und einer wunderschönen Melancholie. Das was die fünf Schweden hier kreieren, ist sehr schwer zu beschreiben, man versucht das hier Gehörte zu verarbeiten und auf einmal ist der Song zu Ende, Streicher-Outro und zurück bleibt die Sehnsucht, diesen Titel und vor allem dieses Komplettwerk wieder von vorn zu starten. Ist es nur bei mir so, dass ich mich hier nicht satthören kann oder ist es bei Euch auch so?

Katatonia sind sich treu geblieben, behängen sich aber auch nicht mit genrefesselnden Ketten, die künstlerische Freiheiten verbieten, eine Band die sich nicht neu erfinden muss, eine Band, die noch voller Leidenschaft und Kreativität ist, die die Fans erreicht und neue Fans gewinnen kann. „Citiy Burials" ist eingängig, aber nie langweilig, etwas härter als „The Fall Of Hearts“, aber auch nicht zu hart, um die Spannung der atmosphärischen Melancholie zu wahren.
Ich verlasse kurz den Raum, kehre zurück und aus der Box kommt „Lacquer“ – sofort Gänsehaut, sofort Gedankenversunken, ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich diesen Song den letzten Wochen gehört und vor allem gefühlt habe. Ich möchte dieses für mich sehr emotionale Review mit einem Songtext („Lacquer“) beschießen – lasst Euch fesseln, lasst Euch gehen, geht mit auf eine schwedisch‘ melancholisch‘ wunderschöne Reise und bleibt gesund. My voice channeling | A circuit’s end |The house we lived in |Stricken with blight |Finding ways to kill the pain | Let the river run wild | Dreams shattering | Aerial sound | Scrape the lacquer | Can’t you see it’s all tarnished | Tried the poise | To radiate | Tried my words | To illustrate | Finding ways to end the pain | I let the river run wild | Dreams shattering | Fixing to die | The levee breaking | I can’t live to fight once more | The road to the grave is straight as an arrow | I’m just staying around to sing your song | Baby | My voice travelling | Soaring bird above your head | The house we lived in | Ridden with disease.

Und wenn jetzt noch Ghost Brigade ihr Comeback bekanntgeben, ist 2020 vielleicht doch nicht so scheiße.

Anspieltipps: „Alle“ und ja, nochmal „Alle

Bewertung: 10 Punkte / Meisterwerk – CD des Monats – vielleicht sogar des Jahres ,wir werden sehen

Tracklist:
01. Heart Set To Divide
02. Behind The Blood
03. Lacquer
04. Rein
05. The Winter Of Our Passing
06. Vanishers
07. City Glaciers
08. Flicker
09. Lachesis
10. Neon Epitaph
11. Untrodden

Bonus (bei einigen Packages):
Closing Of The Sky (Bonus Track)



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