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MÅNEGARM – Ynglingaättens Öde (2022)

(7.731) Patrick (10/10) Viking Metal


Label: Napalm Records
VÖ: 15.04.2022
Stil: Viking Metal

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Pagan- bzw. Viking Metal zählt aufgrund der oftmals weit in die Lächerlichkeit abdriftenden Attitüde so einiger Bands nicht wirklich zu meinem Lieblingsgenre. Allerdings gibt es auch in dieser Sparte der harten Gitarrenmusik ein paar Vertreter, welche mit der nötigen Ernsthaftigkeit, fernab von alkoholgeschwängerten Party- und Saufliedern in die Schlacht ziehen. Zu diesen seltenen Verfechtern der Szene zählen auch die schwedischen Berserker von MÅNEGARM, denn schließlich gelingt es der Band seit jeher, trotz der Verarbeitung eines erheblichen Folk Anteils in den Kompositionen und der Verwendung diverser weiterer genretypischer Stilmittel, völlig kitschfrei und meilenweit entfernt von dieser vielfach dargebotenen und furchtbar grausigen Humpa Humpa Affinität daherzukommen.

Der Name MÅNEGARM bürgt für beständige Qualität und spätestens seit dem Release ihres 2005er Albums „Vredens Tid“ sind die Nordmänner ein gern gesehener Gast auf meinem Plattenteller. Nun steht mit „Ynglingaättens Öde“ mittlerweile schon der zehnte Streifzug durch die uralte schwedisch-nordische Sagen- und Mythenwelt ins Haus und wieder einmal gelingt der Band das große Kunststück, harten (Black) Metal mit unheimlich eindringlichen und völlig umgarnenden Melodien zu kombinieren.

Dazu gesellt sich, dieses in weiten Teilen sehr gefühlvolle und mittlerweile im Bandsound nicht wegzudenkende Geigenspiel, diverse fantastische Klargesangspassagen und sogar das liebe Töchterchen von Sänger Eric Grawsiö kommt in einem Song eindrucksvoll zum Zuge. MÅNEGARM sind schlicht und einfach fantastische Geschichtenerzähler, die ihre Weisen mithilfe der hingebungsvoll getränkten und wahrlich emotional berührenden Musik vor dem inneren Auge des Hörers zum Leben erwecken.

Allein der zehnminütige Eröffnungsschlag „Freyrs Blod“ ist pures Vikingergold und jeden einzelnen, hart verdienten Cent für diese außergewöhnliche Platte wert. Die Band bündelt hier in beachtlicher Form sämtliche Trademarks und Stärken zu einem beispiellos intensiven und wahnsinnig gigantischen Monster von einem Song. Knüppelhart, teilweise blastend und treibend, in einer Schnittmenge irgendwo zwischen Black- und Melodic Death Metal, erhebt sich dieser Track mithilfe einer fabelhaften Melodieführung über heroische Chöre zu einem dermaßen Gänsehauterzeugenden Mittelteil, der einem in der richtigen Stimmung die Tränen in die Augen treibt.

Wenn nach gut dreieinhalb Minuten dieser wunderbar emotionale Klargesang einsetzt und er Song sich immer weiter zu einem so unglaublich gefühlsbetonten Höhepunkt entgegenwindet, dann gibt es einfach kein Halten mehr. Man taucht ein in eine andere, eine ferne und seltsam mystisch anmutende Welt und verliert sich letztendlich total in dieser. Immer wenn Musik diese seltene Eigenschaft besitzt und sich im Stande sieht, diese außergewöhnliche Kraft heraufzubeschwören, welche den Hörer im Inneren ganz tief berührt, dann hat der Künstler oder die Band definitiv ALLES richtig gemacht. Dieser Song ist ein Meisterwerk!

Weiter gehts mit der ersten Singleauskopplung „Ulvhjärt“, welche zwar im Gesamten, aus metallischer Sicht etwas gemächlicher daherkommt, aber ebenfalls mit einem so ergreifenden Refrain aufwartet, dass der immer noch bestehenden Gänsehaut gar keine Chance bleibt, sich wieder zurückzuziehen. Ich bin, bis auf wenige Ausnahmen kein wirklich großer Fan von Female Vocals, aber wenn Lea Grawsiö Lindström, die oben bereits angesprochene jüngste Tochter des anführenden Frontwikingers ihre Stimme zum fast balladesk anmutenden „En Snara Av Guld“ erhebt, dann wühlt einen das innerlich ganz tief auf und egal wie hart man sich selber gerne darstellen möge und egal wie sehr man sich dagegen wehren möchte, dass Herz schmilzt einfach nur so dahin.

Ynglingaättens Öde“ basiert auf dem altskandinavischen Gedicht Ynglingatal und berichtet in außergewöhnlicher und facettenreicher Art und Weise vom Schicksal einer längst vergessenen Dynastie eines altnordischen Königsgeschlechts. Jeder Song fügt sich dabei nahezu perfekt ins dargebotene Klangbild der Schweden ein und treibt so die Geschichte mit einer unvergleichlich atmosphärischen Dichte immer weiter voran. Besonders hervorzuheben ist hierbei, neben der grandiosen musikalischen Umsetzung, die absolut fantastische Gesangsleistung.

Mit tiefen Growls, garstigem Kreischgesang, epischen Chöre und einem unheimlich eindringlichem Klargesang erzählt die Band von uralten Sagen und Legenden, von Herrschern, Königen, Kriegern und von heroischen Schlachten, welche beim Hörer in cineastischer Breitwandoptik und einer derart beeindruckenden Opulenz, bewegte Bilder auf dem inneren Auge entstehen lassen. 

Mit „Ynglingaättens Öde“ liefern die Nordmänner von MÅNEGARMein Album ab, welches in der ohnehin starken Diskografie der schwedischen Berserker, nichts weniger als ihr absolutes Magnum Opus darstellt. Selten waren die Songs so ausgereift und perfekt aufeinander abgestimmt. Auf diesem Album stimmt einfach alles. Jeder Song ist ein absoluter Volltreffer und bietet den nötigen Raum für so ziemlich jede Gefühlslage. Das Coverartwork, erneut von Kris Verwimp gezeichnet, ist eine grenzenlose Augenweide und auch in Sachen Sound wurde wieder einmal nichts dem Zufall überlassen. Die Produktion von „Ynglingaättens Öde“ ist perfekt ausgewogen, knallt mit ordentlich viel Druck durch die Ohren, lässt aber den vielen hingebungs- und liebevollen feinen Facetten des Albums zu jeder Zeit genug Luft zum Atmen.

MÅNEGARM haben sich mit diesem Mammutwerk endgültig die gebührende Krone aufs kampferprobte Haupt gesetzt und thronen als Könige mit sehr weitem Abstand vor der Konkurrenz über dieses Genre! Unbedingte Kaufempfehlung und die erste Höchstwertung in diesem Jahr!

Tack för denna känslomässiga resa, MÅNEGARM!

Anspieltipps: „Freyrs Blod“ und „En Snara Av Guld“

 


Bewertung: 10 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Freyrs Blod
02. Ulvhjärtat
03. Adils Fall
04. En Snara Av Guld
05. Stridsgalten
06. Auns Söner
07. Vitta Véttr
08. Hagkomst Av Ett Liv
09. The Wolfheart (Ulvhjärtat – English Version) Bonustrack



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