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STRYDEGOR – Isolacracy (2020)
(6.649) Olaf (8,0/10) Melodic Death Metal
Label: MDD Records
VÖ: 13.11.2020
Stil: Melodic Death Metal
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Mit der Pestmaske in den Techno Bunker und dabei etwas Harry Potter vor sich hin summend. Das waren meine allerersten Eindrücke, als ich das erste Mal die Play Taste niederdrückte und ein wenig Bammel vor dem hatte, was mich nun erwarten würde. Eines ist jedoch gleich von beginn an klar: Mit dem einst gespielten Viking/Pagan Metal haben Strydegor mittlerweile genauso viel zu tun, wie der Ruhrpott keine schmackhafte Currywurst zubereiten kann.
Bereits 2017 vermeldeten wir, dass das Quartett aus Hagenow mit neuen Ideen schwanger gegangen ist und diese mit Hilfe einer Crowdfunding Aktion in die Tat umsetzen wollten. Warum es nun doch über drei Jahre gedauert hat, bis der Nachfolger des durchaus starken „Enraged“ in die Pipeline geschoben wurde, ist unklar. Klarer hingegen ist, dass Strydegor nunmehr modernen Todesblei spielen, der wirklich interessant und kompositorisch stark aus den Boxen knallt, sich die früher gerne besungenen nordischen Gottheiten aber mit Grausen abwenden werden. Können sie ja machen, denn Stillstand bedeutet Tod und warum nicht mal einen Schwenk um 180 Grad?
Nach dem bereits kurz angedeuteten Intro, welches durchaus aus dem Harry Potter Universum stammen könnte, legen die Jungs stark mit „Innocence corroded“ los und walzen mit einem schweren und fetten Sound über den überraschten Zuhörer, der statt Anleihen aus dem hohen Norden nunmehr mit modernem Melodic Death Metal um Käufe buhlt und dabei keine schlechte Figur machen. Das augenscheinlichste Merkmal ist der abwechslungsreiche Gesang, bei dem sich tiefe Growls mit klaren Passagen abwechseln und somit einen starken Spannungsbogen aufbauen, die mit einer teils furiosen Schlagzeugarbeit mehr als nur untermauert wird. Leider wird von diesem Pfad nicht nur einmal abgewichen, was das Folgen einer klaren Linie etwas erschwert. Da schleichen sich dann schon solche, etwas cheesigen Earcatcher wie „Lucid“ oder „World in your hands“ ein, die sicherlich nicht schlecht sind, dennoch das Gefühl aufkommen lassen, dass man sich noch nicht so ganz auf einen bestimmten neuen Stil festlegen wollte. Dann doch lieber gleich so weitermachen wie auf „Stars and strife“, bei dem man alle vorhandenen Tugenden perfekt kombiniert und somit eine Blaupause für die neue stilistische Ausrichtung präsentiert. Dennoch komme ich als Hörer etwas zu oft von „himmelhochjauchzend“ hin zu Tode betrübt, denn ein Schunkelsong wie „Ocean“ zollt definitiv der mecklenburgischen Heimat Tribut passt aber irgendwie überhaupt nicht in das Gesamtkonzept und fällt hinten runter. War der vielleicht etwas älter, liebe Band?
Summasumarum ist „Isolacrcy“ ein ziemlich starkes Album, doch Strydegor hätten gut daran getan, sich für das hier Abgelieferte und den deutlichen Stilbruch einen neuen Namen zuzulegen, denn ich kann mir mehr als gut vorstellen, dass viele alten Fans mit dem neuen Stil nicht d’accord gehen und vor Entsetzen auf D’artagnan oder Santiano umschwenken werden. Sei’s drum. Mir gefällt es.
Bewertung: 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Beware the beast man
02. Innocence corroded
03. Lucid
04. Stars and strife
05. World in your hands
06. Into the unknown
07. Escape
08. Enemy inside
09. As April slowly fades
10. Oceans
11. Still alive