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TULUS – Fandens Kall (2023)

(8.176) Patrick (9,0/10) Black Metal


Label: Soulseller Records
VÖ: 17.02.2023
Stil: Black Metal






TULUS und KHOLD. KHOLD und TULUS. Egal wie man es drehen und wenden mag, auf den ersten Blick bedienen die beiden Bands die gleiche Zielgruppe, doch lassen sich meiner bescheidenen Meinung nach, die Kapellen trotz der stilistischen Nähe zueinander und der Tatsache, dass beide Kombos aus nahezu der gleichen Besetzung bestehen, relativ gut auseinanderhalten. Die Unterschiede mögen für ungeübte Ohren zwar verschwindend gering ausfallen, doch bei genauerem Hinhören ergeben sich so einige feine Differenzen im Sound der Schwarzmetaller.

KHOLD geben sich grundsätzlich immer etwas grooviger und eingängiger und sind im Gesamten, mehr auf treibendes und z.T. abartig schädelspaltendes Midtempo bedacht, während TULUS hingegen, das groovende Rhythmusgerüst zwar nie völlig verschmähen, jedoch in ihren pechschwarzen Meisterwerken vermehrt die Blastbeatkeule schwingen und ihre Kunst in der Darbietung ein klein wenig dissonanter und weniger eingängig gestalten. TULUS stehen somit, trotz diverser, über die Jahre hinweg verwendeter und manchmal genreuntypischer (aber niemals fremd wirkender) Experimente im Sound, dem traditionellen Black Metal, zumindest in meiner Definition etwas näher.

Der neue TULUS Auswurf „Fandens Kall“ bildet da absolut keine Ausnahme. Nach dem grandiosen und heftig rockendem KHOLD Album „Svartsyn“ aus dem letzten Jahr, begeben sich die drei Herren Sarke (Drums), Crowbell (Bass) und Blodstrup (Gitarre, Gesang) wieder einmal auf den primitiven Weg in die vertonte und abartig kalte Finsternis. Fans und Kenner der Norweger können hier eigentlich aufhören zu lesen, sich die Scheibe ungehört bestellen und ein weiteres Meisterwerk in ihrer Plattensammlung genießen.

Allen anderen Black Metal-affinen Menschen hingegen, möchte ich dieses Album sehr eindringlich ans tiefschwarze Herz legen. Seit nunmehr über 30 Jahren aktiv, fristen die Herren ihr Dasein bis heute, aus mir völlig unbegreiflichen Gründen immer ein wenig auf der Ersatzbank und standen somit unentwegt etwas im Schatten der ganz großen Namen des dunklen Genres und wenn es eine Band dieser Stilrichtung verdient hat gehört zu werden, dann sind es TULUS!

Los geht die Reise in die klirrend kalte Dunkelheit mit dem Titeltrack „Fandens Kall“ und sofort bin ich um die 25 Jahre jünger. Mit einem derart harschen und schneidenden Riffing blastet der Opener alles kurz und klein, fährt dem Hörer wie ein eisiger Schneesturm direkt in die Kauleiste und hinterlässt dort innerhalb kürzester Zeit die ein oder andere Frostbeule. Nach nicht mal 3 Minuten befinden wir uns schon im zweiten Song „Lek“ und auch hier kommt dieses wunderbar einfache und absolut bandtypische Riffing zum Einsatz, welchem immer eine ordentliche Prise nordische Kälte mitschwingt. Das folgende „Slagmark“ ist dann ein Paradebeispiel von einem Song, bei dem der Bass auf großartige Art und Weise die Führung an sich reißt und demselben im weiteren Verlauf eine unfassbar dicke Portion Groove aufzwängt. Wer hier oder im unüberbietbaren Glanzstück des Albums „Isråk“ keinerlei Bewegungsrang verspürt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen!

Der experimentellen Trickkiste im TULUSschen Soundkosmos bedienen sich die drei ergrauten Recken erst in der zweiten Hälfte des neuen Werkes. Den Anfang macht mit „Samuelsbrenna“, der wohl ungewöhnlichste Song von „Fandens Kall“, denn der Track wird von einer eigentümlich verstimmt wirkenden Akustikgitarre und einer Orgel begleitet. Richtig, das klingt komisch, mutet beim ersten Hördurchgang auch stellenweise seltsam unharmonisch an, passt aber letztendlich wie der berühmte Arsch auf den Eimer zu diesem langsamen, dahinkriechenden und ultradüsteren Stück. Das folgende „Sjelesmerte“ wird durch perfekt platzierte und hinreißend ergreifende Female Vocals veredelt und in „Bloddråpesvermer“ kommen eine wunderschöne, fast Flamenco-artig gespielte Akustikgitarre und ein zart gefühlvolles Piano zum Einsatz. Großartig!

Aufsehenerregende und übertrieben technische Spielereien, sowie ausufernde Griffbrettwichserei oder gar grundlegende Veränderungen im Sound sind bei TULUS nach wie vor und zum Glück nicht zu erwarten. Vielmehr liegt der Fokus bei dieser Ausnahmeband auf der schlichten Einfachheit und der dementsprechend effektiven Durchschlagskraft eines guten Gitarrenriffs. Hinzu gesellt sich ein wahrlich famos gespielter Bass, der zu jeder Zeit durch den Sound hindurchragt, gerne auch mal die Rhythmik, bzw. die Melodieführung der Songs übernimmt und die simple, aber jederzeit treibende und perfekt arrangierte Schlagzeugarbeit auf fantastische Art und Weise unterstützt. Über diesem relativ primitiven, aber dem Sound der Band unheimlich förderlichen musikalischem Gerüst, stehen dann die angesprochenen kleinen Experimente und diese wundervoll brillanten und einzigartigen (von KHOLD mal abgesehen) Vocals von Blodstrup, einem der besten Sänger im gesamten Black Metal Genre. Niemand krächzt und spuckt das rrrrrrollende R so prächtig kauzig und dabei so völlig authentisch und knochentrocken ins Mikro. Herrlich!

Die aktuelle Jahreszeit ist ja prinzipiell perfekt für die Veröffentlichung eines solch unterkühlten Albums und auch wenn es sicherlich aktuell, bzw. in letzter Zeit in unseren Breitengraden für frostig winterliche Gefühlsregungen ein kleines bisschen zu warm ist, so sorgt der Genuss dieses kleinen Meisterwerkes unmissverständlich dazu, die Außentemperatur, um einige Grad rapide nach unten zu senken. Ich bin hin und weg und absolut begeistert von „Fandens Kall“. Ich würde sogar so weit gehen und völlig dreist behaupten, dass wir es mit der hier vorliegenden Langrille, unter Beachtung der ausnahmslos hochwertigen Diskographie der Jungs, mit dem besten TULUS Album seit „Evil 1999“ zu tun haben.

Da auch der Sound mächtig druckvoll aus den Boxen donnert und der Scheibe obendrein noch ein wahnsinnig stimmiges Coverartwork verpasst wurde, komme ich nicht umhin, für dieses außergewöhnliche Werk eine unbedingte Kaufempfehlung auszusprechen. Keine weitere Band vermag es, die vielzitierte Floskel „weniger ist mehr“ in solch einer beispiellosen und absolut eindrucksvollen Art und Weise in eine schwarzmetallische Form zu gießen und derart sensationell umzusetzen! Kaufen!!!

Anspieltipps: Isråk und Bloddråpesvermer


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Fandens Kall
02. Lek
03. Slagmark
04. Allstøtt
05. Isråk
06. Samuelsbrenna
07. Sjlesmerte
08. Bloddråpesvermer
09. Snømyrkre
10. Barfrost




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