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WHITE VOID – Anti (2021)
(6.902) Patrick (8,5/10) Rock
„Lars Are Nedland“, seines Zeichens Keyboarder und Sänger bei Borknagar, der sich mit seiner bemerkenswerten Stimme gerade auf deren 2019er Meisterwerk mit dem Song „Voices“ selbst ein Denkmal gesetzt hat, kommt hier mit einer neuen Band um die Ecke. Selbstverständlich handelt es sich aber bei WHITE VOID in keinem Fall um Viking, Pagan, oder gar um Black Metal. Nein, vielmehr hat man hier eine klassische Rockband aus der Taufe gehoben welche aber auf Grund der schön bratenden Gitarren und den zum Teil fantastisch düsteren und melodischen Hits mit absolutem Ohrwurmcharakter so manchen „Die Hard“ Metaller ansprechen dürfte.
Tatsächlich ist es die unheimlich charismatische Stimme, die für ihn so typischen Gesangslinien und Melodiebögen des hier als Frontmann agierenden Gesangwunders, welche „Anti“ nicht selten wie vergangene Glanztaten von Borknagar´s Mega-Album „True North“ klingen lässt. Versteht mich nicht falsch, beide Bands agieren von Grund auf völlig unterschiedlich, sind im Kern total verschieden und trotzdem hätte die ein oder andere Gesanglinie auch bei den „kalten Nordmännern“ ihre Verwendung finden können. Ich kann das schlecht beschreiben, aber irgendwie gelingt es den Mannen von WHITE VOID scheinbar spielend einfach, dass ich mich beim Hören des Debütalbums sofort heimisch und wohl fühle.
Songs wie „Do.Not.Sleep“ oder „There Is No Freedom But The End” nehmen einen durch die grandiose Melodieführung sofort gefangen. Diese zarte, fast zerbrechliche und düster anmutende Melodramatik will einem partout nicht mehr aus dem Kopf weichen. Auch auf der musikalischen Seite agieren die Jungs hier auf höchstem Niveau, wissen instrumental völlig zu überzeugen und schon allein wegen der recht ordentlichen Grundhärte, kommt die Ganze Sause mit den nötigen „Eiern“ aus der Hüfte und somit dürfte auch der ein oder andere Headbanger von WHITE VOID sehr verzückt sein.
Mein Favorit auf der Scheibe ist der vorletzte Song des Albums „The Fuckung Violence Of Love“. Hier laufen die Jungs in knapp acht Minuten Spielzeit zur absoluten Höchstform auf und verbinden treibenden Rock inklusive 70´s Orgelsound mit angenehm progressiven Strukturen und gipfeln schließlich in einem wunderbar grandiosen Refrain, der seit dem ersten Hören in meinem Gehörgang unlösbar festzusitzen scheint.
Natürlich kann nicht jeder Song mit dem unglaublich hohen Niveau der drei genannten Kracher mithalten, aber das ist auch gar nicht nötig, denn auch die restlichen fünf Werke bewegen sich im gleichen Fahrwasser, speisen sich aus den gleichen Zutaten und sind somit meilenweit von einem Totalausfall entfernt. Die Norweger haben mit „Anti“ eine sehr bemerkenswerte erste Duftmarke gesetzt und ein in sich wahnsinnig stimmiges und melancholisches Rockalbum abgeliefert.
Ich bin, schon allein wegen meinen musikalischen Vorlieben sehr skeptisch an dieses Album herangegangen und wurde letztendlich mit einem fantastischen Potpourrie aus sehr geilen Songs belohnt. Es lohnt sich also definitiv, wenn man ab und an mal ein wenig über den bekannten Tellerrand hinausschaut.
Ach, hab ich schon diese unglaubliche Stimme erwähnt? Egal……kaufen!
Anspieltipps: „There Is No Freedom But The End“ und „The Fucking Violence Of Love“
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Do. Not. Sleep
02. There Is No Freedon But The End
03. Where You Go, You´ll Bring Nothing
04. The Shovel And The Cross
05. This Apocalypse Is For You
06. All Chains Rust, All Men Die
07. The Fucking Violence Of Love
08. The Air Was Thick With Smoke