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DONNERSTAG, 16.07.2015

Ein Glück also für alle Anwesenden, dass vor dem ersten Festival-Tag eine längere Nachtruhe als bisher üblich vorgesehen ist, schließlich folgt der Startschuss erst zu Mittag. Die Idee ist definitiv eine gute, denn schon bei Onslaught, denen die Ehre zuteil ist das Geschehen zu eröffnen, ist eine gehörige Menge an Freaks vor der Bühne zu finden. Mit jenen auch die Sonne, die an allen drei Tagen zu einem teilweise wahrlich unbarmherzigen Begleiter der Festivalteilnehmer wird, für die sich eine im hinteren Bereich des Geländes installierte Duscheinrichtung als absoluter Gewinn entpuppt. Logisch, dass diese nahezu durchgehend frequentiert wird. Als sich die britischen Thrasher auf die Bühne begeben um loszulegen, wird jedoch schnell klar, dass die Herren das Gegenteil einer Abkühlung bringen, denn die Darbietung lässt den Schweiß verstärkt von den Zusehern herunterrinnen. Vor einem riesigen Backdrop legen die Insulaner von Beginn an gehörig los und brettern mit amtlicher Geschwindigkeit und gut ausgewogenem Sound durch ihre Tracks. Die Setlist lässt kaum Wünsche übrig, wobei sowohl die Frühzeit abgedeckt wird, wie auch aktuelles Material zum Zug kommt. Vor allem “66 Fucking 6“ kommt verdammt gut an und wird lautstark mitgesungen, aber auch “Let There Be Death“, das Riff-Monster “The Sound Of Violence“ und das brachiale Finale “Onslaught (Power From Hell)“ sorgen für beste Stimmung und lassen den Opener zum ersten Gewinner des diesjährigen Festivals werden.

Besticht das Backdrop der Briten in erster Linie durch ein gigantisches Ausmaß, setzen die im Anschluss daran die Brettern enternden Schweden Hardcore Superstar auf das wohl weltweit bunteste seiner Art. Doch nicht nur optisch schaffen es Jocke Berg und seine Mannschaft für Akzente zu sorgen, es ist einmal mehr die bewundernswerte Spielfreude und Energie mit der die Band über die Bühne wuselt. Noch imponierender wirkt ihre Agilität, da die Burschen zum Teil, Gitarrist Vic Zino sogar komplett, in schwarzem Leder über die Bretter toben. Alter Schwede, da dürften wahre Bäche nach der Show aus der Garderobe geflossen sein….Die Band setzt wenig überraschend auf ihre bewährten Live-Hits und wird dafür entsprechend euphorisch gefeiert. Allen voran „Need No Company“, aber auch das vom aktuellen Dreher „HCSS“ stammende „Touch The Sky“ werden förmlich zelebriert. Noch mehr an Party-Faktor erhält die Show als sich für „Last Call For Alcohol“ einmal mehr unzählige weibliche Wesen auf den Brettern tummeln. Gemeinsam mit dem Publikum und jenen Weiblein wird diese Nummer in überaus fetziger Version dargeboten und spätestens zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass Hardcore Superstar einmal mehr ihren Status als Top-Live-Act bestätigen können.

Mit ausgelassener Stimmung war zu diesem Zeitpunkt zwar durchaus zu rechnen, nicht jedoch damit, dass sich kurz danach bereits eines der absoluten Highlights des gesamten Wochenendes auf die Bretter begeben würde. Bislang auf Grund ihrer Studiowerke zwar zu den Top-Adressen in der Melodic-Abteilung zu zählen, lassen uns die Burschen von H.E.A.T. wissen, dass sie auch verdammt hart zu rocken verstehen. Die Einspielung des 80er Hits “The Heat Is On“ als Intro passt in jeder Weise, wobei die Burschen diese Steilvorlage zu verwerten wissen und ein wahres Hitfeuerwerk liefern. Gewissermaßen in Zusammenarbeit mit der prallen Sonne stehend, lassen sie die Leiber der Zuseher abermals gewaltig ins Schwitzen geraten. Dadurch erscheint es noch beeindruckender mit welcher Laufleistung Frontmann Erik Grönwall bei gefühlten 50°C über die Bretter fegt. Aber auch Gitarrist Eric Rivers zeigt sich in überwältigender Spielfreude und kredenzt diverse feinakzentuierte Soli. Dabei lässt sich sein Faible für die ganz großen der Zunft nicht überhören, speziell Ritchie Blackmore scheint auch auf ihn gewaltigen Einfluss zu haben. Geradezu logisch scheint in diesem Zusammenhang das kurz eingespielte und entsprechend honorierte “Higway Star“ in dem sich Erik auch als Könner der „Höhenlagen“ entpuppt. Beide Daumen hoch für diese Vorstellung, mit deren Intensität wohl nur die wenigsten Zuschauer gerechnet haben!

Eine Abkühlung ist zwar nicht in Sicht, sehr wohl jedoch eine eher „gemäßigtere“ Vorstellung, schließlich ist es für ein Trio wie Grand Magus einfach nicht möglich auch noch kreuz und quer über die Bretter zu huschen. Dennoch schafft es die Formation locker die Stimmung zu halten. Nicht zuletzt, weil der Dreier inzwischen über ähnliches Charisma verfügt wie nur ganz Große der Zunft und JB obendrein zu einem echten Entertainer gereift ist. Die Truppe stellt mehrfach unter Beweis, dass Songs wie “Kingslayer“ für die Ewigkeit geschaffen sind und nicht nur in kleinen, versifftesten Clubs, sondern sehr wohl auch auf den ganz großen Open Air-Bühnen funktionierten. “Triumph And Power“ gedeiht nicht zuletzt deshalb zum Programm und lässt die Fanschar - zu der neben Traditionalisten längst auch diverse „Extremisten“ zählen - mit Sicherheit noch einmal gehörig anwachsen. Mitzuverfolgen ist die Euphorie vor allem im Finale “Hammer Of The North“, in dem zunächst das Mitsingspielchen ganz hervorragend funktioniert und die Band in weiterer Folge von lautstark intonierten Sprechchören vom Publikum verabschiedet wird. Wer so etwas schafft, kann nur ein Gewinner sein!

Wer jetzt nicht kurz zur Dusche eilt, ist selbst schuld, denn es wird noch ein wenig heißer vor der Bühne und das keineswegs nur aus meteorologischen Gründen. Schließlich ist die Bay Area-Institution Death Angel einmal mehr angetreten um abzuräumen und das gelingt dem Quintett wieder einmal einwandfrei. Nach allen Regeln der Kunst wird hier Thrash Metal in seiner energiereichsten Form vorgetragen, wobei es sich als völlig bedeutungslos herausstellt, ob die Formation auf ihren aktuellen Dreher “The Dream Calls For Blood“ zurückgreift, oder aber Klassiker aus dem Hut zaubert, wie das von tausenden Kehlen mitgegröhlte “Voracious Souls“ oder das nicht minder bejubelte “Seemingly Endless Time“. Es ist einfach immer wieder ein Genuss diese Band über die Bretter flitzen zu sehen, ihre Spielfreude ist schlicht unschlagbar! Nicht minder euphorisch wie die Songs selbst werden auch die Danksagungen von Sänger Mark angenommen, der nicht müde wird zu wiederholen, welche Ehre es für die Band ist hier zu spielen. Keine Widerrede. Im Gegenteil, das Publikum empfindet definitiv dasselbe und gemeinsam lässt man die gute Stunde Thrash zum definitiven Highlight des ersten Festival-Tages werden. Chapeau!

Es gibt einfachere Aufgaben als nach Death Angel ein Publikum für sich gewinnen zu müssen, noch dazu bei derartigen Witterungsbedingungen. Fast schon logisch also, dass es beim Auftritt der Finnen Sonata Arctica danach vergleichsweise ruhig bleibt. Dabei haben sich die Jungs einiges einfallen lassen und greifen nicht nur beim Intro auf eine „Tonkonserve“ zurück um den Auftritt kurzweilig zu gestalten. Das gelingt im Großen und Ganzen auch ganz gut, dennoch ist es im Vergleich zu den „Wirbelstürmen“ davor verhältnismäßig ruhig vor der Bühne. Diese Tatsache einzig den - zugegebenermaßen imposanten - Vorstellungen der anderen Bands zuzuschreiben wäre jedoch zu einfach. Ebenso die mangelnde Stimmung auf „Verfallserscheinungen“ des Publikums zu schieben, das sich zu einem großen Teil in den hinteren Bereich des Geländes begibt um ein wenig zu relaxen. Es liegt sehr wohl an der Band selbst, wobei sich auf jeden Fall die auf progressive Tracks angelegte Setlist als unvorteilhaft entpuppt. So wird einzig und allein zu “X Marks The Spot“ gehörig gerockt, während auf Tonträger durchaus überzeugendes Matetrial wie der fast schon verquer klingende Opener “White Pearl, Black Oceans“ hier und heute deplatziert wirken. Doch nicht nur die Songs erwecken ein eigenartiges Bild, auch die Band selbst wirkt heute irgendwie zu routiniert und lässt sich zudem nur selten auf Interaktion mit dem Publikum ein. Kaum verwunderlich, dass Euphorie erst bei der obligatorischen Wodka-Huldigung zum Abschluss aufkommt. Da wär‘ bestimmt mehr zu holen gewesen.

Wenig überraschend also, dass die zur Halbzeit des Auftritts der Finnen loslegenden Traditionalisten von Enforcer einer überaus feierwütigen und stetig anwachsenden Meute in der Halle gegenüberstehen, schließlich haben sich die Schweden längst eine verdammt guten Ruf als Live-Act machen können. Das Festival selbst dürfte die Burschen zusätzlich motivieren, denn die Burschen legen sprichwörtlich los wie die Feuerwehr. Zwar sind es einmal mehr die eher im Mid-Tempo angesiedelten Tracks wie das famose “From Beyond“ die für „Party“ und Dampf sorgen, doch selbstredend werden auch die knallenden, immer wieder die Grenze zum Speed Metal überschreitenden Geschosse wie “Death By Fire“ oder “Destroyer“ von den Zusehern gebührend gefeiert. Zu Recht, denn bei Enforcer bilden Spielfreude, Elan, Energie und Qualität der Songs eine ausgewogenen und harmonische Mischung. Thumbs Up!

Beste Stimmung herrscht in diesem Moment aber auch vor der Hauptbühne, schließlich stehen W.A.S.P. bereit um abzuräumen. Die Show wird von einer deftigen Version von “On Your Knees“ fulminant eröffnet und von ersten Feuerfontänen begleitet. Die Pyro-Show ist generell ein essentieller Bestandteil des Sets, wodurch aber selbstredend nicht von der Musik abgelenkt werden soll. Wozu auch, das „Best-Of“-Programm des Quartetts würde auch ohne jegliche Hilfsmittel perfekt funktionieren. Einzig die Tatsache, dass mitunter nicht nur Keyboards aus der „Konserve“ durch übertriebene Lautstärke auffallen, sondern auch Backing Vocals zu hören sind, als sich just kein einziger Musiker in der Nähe eines Mikrophons befindet, trübt ein wenig den positiven Eindruck. Nehmen wir aber dennoch das Beste an und gehen davon aus, dass Blackie tatsächlich dermaßen gut in Form ist, wie er auch weit hinten noch zu hören ist. Der Stimmung und dem Jubel tut dies ohnehin keinen Abbruch und noch nicht einmal, dass zumindest mein Zeitplan an sich zumindest fünf Minuten mehr für die Herrschaften vorgesehen hätte, scheint die überaus zufriedenen und bis zum Ende hin feiernde Menge zu stören. Insofern nachvollziehbar, da Setlist keine Wünsche übrig lässt und ausschließlich Klassiker beinhaltet, von denen “L.O.V.E. Machine“ inklusive „Dauerfeuer“ den mächtigsten Eindruck hinterlässt.

Die „Arschkarte“ haben am ersten Festival-Tag definitiv Orden Ogan gezogen, schließlich müssen zeitgleich mit Blackie und Co. in der Halle antreten. Doch das in einheitlichen „Endzeit“-Outfits loslegende Quartett hat sich im Laufe der Jahre längst eine getreue Fanschar erspielen können und diese ist definitiv auch in Balingen vor Ort. So kommt es, dass die Burschen vom die Show eröffnenden “F.E.V.E.R“ an lautstark unterstützt und bejubelt werden. Frontmann Sebi versteht es obendrein den eloquenten Conférencier zu geben und duelliert sich zudem auf technisch ansprechende Weise mit seinem Mitstreiter Tobi an der Axt. Ein vollmundig und lautstark mitgegröhltes “The Things We Believe In“ beendet eine mehr als nur respektable Leistung, die trotz der „Konkurrenz“ zu Beginn gegen Ende hin doch noch von einer beachtlichen Menge an Fans besucht wird.

Das Warten auf den im Vorfeld in diversesten Foren und Medien heftig diskutierten Headliner Sabaton findet bald darauf ein Ende, wobei sich schon vor Beginn der Show feststellen lässt, dass die Schweden mit zu den sogenannten Bands der Stunde zählen. Nicht nur, dass einem an diesem ersten Tag eine schier unfassbare Anzahl an Sabaton-Shirt-Trägern über den Weg läuft, ein derartiges Gedränge bei einem Headliner hat man auf dem Messegelände bislang nur selten miterleben können. So gesehenen also eine schlaue Entscheidung die Schweden als Top-Act zu verpflichten, denn was auch immer man von der Musik des Quintetts halten mag, die Jungs verstehen definitiv etwas von „Entertainment“ und unterhalten ihre Fans von der ersten Sekunde an blendend. Allerdings muss man auch festhalten, dass die Burschen schön langsam aber sicher ein wenig zu sehr auf plumpe Unterhaltung setzen und Gefahr droht, dass die Musik in den Hintergrund gedrängt wird. Klar, Schlachtgesänge wie „Noch ein Bier“ kommen bei einem Festival immer gut zur Wirkung, dennoch hätte die Band wohl durchaus noch zwei (oder noch mehr) Songs untergebracht, wäre das „Unterhaltungsprogramm“ dazwischen nicht dermaßen ausgeufert. Aber egal, die Fans gehen dennoch von Anfang an voll mit und fressen Sänger Joakim förmlich aus der Hand, völlig egal, womit er auch ankommt. Die Setlist an sich wirkt gut ausgewogen und auch was die Show selbst betrifft, haben wir es längst mit einer hochprofessionellen Aufführung zu tun, bei der sich ständig etwas tut. Sprich, das „mitessende“ Auge wird von Sabaton bestens bedient, weshalb es auch nicht weiter verwundert, dass während des Festival verlautbart wird, dass die Band für ihr in Gelsenkirchen stattfindendes „Noch ein Bier“-Festival einige Wochen später bereits im Vorfeld das berühmte „Sold Out“ vermelden können. Nach gut anderthalb Stunden endet das mit “Ghost Division“ eröffnete Spektakel mit einer furiosen Version von “Metal Crüe“ und lautstarkem Jubel sowie nicht enden wollendenden „Noch ein Bier“-Rufen. Das vom Veranstalter gewagte - mit Sicherheit auch im Nachhinein für konträre Meinungen sorgende - Experiment, gibt Horst Franz und seinem Team absolut Recht, eine solche Stimmung herrscht nicht bei jedem Headliner!

Einige der nur bedingt von den Songs der Schweden angeturnte Zuseher begeben sich jedoch schon kurz nach deren Beginn in die Halle um sich von den „Langohren“ Finntroll unterhalten zu lassen. Für alle, die nicht von Sabaton „bespaßt“ werden wollen und sich in die Halle begeben, gibt es tatsächlich ein echtes Kontrastprogramm. Wobei man durchaus hinzufügen muss, dass ein dermaßen „unterkühltes“ Programm wie es die „Trolle“ darbieten auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sein kann. Interaktion mit dem Publikum gibt es bei FINNTROLL nämlich während der ersten halben Stunde Spielzeit gerade einmal in homöopathischen Dosen, weshalb außer den eingeschworenen Fanatikern kaum jemand wirklich in Begeisterung versetzet werden kann.

Deutlich besser kommen ihre Landsleute von Korpiklaani an, nicht zuletzt weil sich die Formation zwar routiniert, aber dennoch mit Spaß an der Arbeit vor und mit dem Publikum erweist. So gesehen verständlich, dass die Halle bereits verdammt gut gefüllt ist als die Finnen kurz vor dem Ende des Auftritts des Headliners loslegen. Im Verlauf des Sets wird es sogar richtig eng, da zahlreiche Sabaton-Jünger offenbar auch weiterhin unterhalten werden wollen. Und das funktioniert bekanntermaßen mit den Finnen ganz einfach prächtig, auch wenn die „Waldschrate“ im Vergleich zu ORDEN OGAN bei wesentlich diffuseren Soundbedingungen aufgeigen.

Den „Garaus“ bereiten den Fans am ersten Festival-Tag die Schweden Crazy Lixx, deren Sleaze-Schnittchen jedoch nur noch verhältnismäßig wenige Anwesende miterleben. Kein Wunder, denn an einem dermaßen intensiven und gnadenlos heißem Festival-Tag fordert jeder Körper irgendwann seine Ruhe. Zwar dürfte man gerne beim nächsten Mal auch die Beginnzeiten für das Programm in der Halle nach vorne verlegen, ansonsten gibt es als Fazit nach Tag Eins aber nichts zu meckern.

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