Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (02/24)

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Irgendwie war bei mir alles, was ein „Core“ im Namen hatte (Hardcore mal ausgenommen, die Musik natürlich, Ihr Ferkel!) immer ein wenig No-Go, doch bei Whitechapel machte ich meist eine Ausnahme. Dass die Jungs auch anders können, beweisen sie seit gestern, als mit „Kin“ das nunmehr achte Album in der Karriere des aus Tennessee stammenden Fünfers, denn hier wird mehr todesbleiernd zu Werke gegangen, was unseren Stephan ebenso begeisterte wie mich. Von daher nahmen wir das Angebot gerne an, mit Neumitglied und Drummer Alex Rüdiger ein wenig zu plaudern. Das Gespräch übernahm Stephan. [Olaf]

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Es stellte als absolut beeindruckend heraus. So eine runde Geschichte habe ich seit langer Zeit nicht mehr gehört. Des Weiteren schon mal vielen Dank im Voraus für deine Zeit und die Beantwortung der Fragen.

Als erstes gleich eine Frage die mich brennend interessiert. Bist du mittlerweile ein vollwertiges Mitglied der Band geworden? Ich hatte dich nur bei Live-Shows für einige Zeit auf dem Schirm. Wenn Du bereits offiziell vorgestellt wurdest, ist das an mir vorbeigegangen. Ich bitte um Entschuldigung. Du bist ein extrem technischer und talentierter Schlagzeuger. Wie hat die Band dich gefunden bzw. wie habt ihr euch kennengelernt?

Zum Anfang, vielen Dank für all die freundlichen Worte (sowohl auf meine spielerischen Fähigkeiten als auch das neue Album betreffend!). Um deine Frage zu beantworten – Ja, ich bin jetzt ein Vollzeitmitglied der Band (Anm. d. Verf.: es wurde erst vor kurzem angekündigt, also fühle dich nicht schlecht, weil du es verpasst hast!).

Vor Whitechapel war ich in vielen Bands und habe oft ausgeholfen. In ähnlicher Weise hatten sie eine ganze Reihe von Schlagzeugern (Vollzeit & Fill-in). Weder sie noch ich hatten es eilig, es "offiziell" zu machen; Wir waren alle an einem Punkt, an dem wir es lieber langsam angehen und sehen wollten, wie wir alle miteinander auskommen. Nach einigen Jahren hatten wir alle das Gefühl, dass es gut passte (
Anm. d. Verf.: sowohl musikalisch als auch persönlich), also beschlossen wir, es zu einer offiziellen Sache zu machen.

Dass ich sie das erste Mal getroffen habe, liegt tatsächlich einige Zeit zurück. Damals half ich einige Male aus. Aber die Dinge wollten sich einfach nie ganz fügen – ich hatte andere Verpflichtungen bzw. sofern ich tatsächlich zur Verfügung stand, hatten sie bereits jemand anderen. Ich glaube, sie haben mich zum ersten Mal entdeckt, als ich vor vielen Jahren das YouTube-Video zu „End of Flesh“ gepostet habe. Glücklicherweise hat unser Timing schließlich funktioniert, und hier bin ich!


Wie ist der Songwriting-Prozess während der Corona-Pandemie verlaufen? In Deutschland war es teilweise verboten, mit 5 Personen im Proberaum aktiv zu sein und einige Studios waren sogar geschlossen. Hattet Ihr die gleichen Probleme auch in den Staaten?

Um ehrlich zu sein, hat die Pandemie tatsächlich zu unseren Gunsten funktioniert - zumindest in Bezug auf das Schreiben von neuem Material. Normalerweise gibt es harte Fristen einzuhalten, aber wegen der Pandemie hatten wir keine. Es erlaubte uns, die nötige Zeit zu nehmen und die bestmöglichen Songs auszuarbeiten. In Bezug auf das Zusammenkommen/ Proben – wir schreiben eigentlich auf diese Art und Weise, also hat es keinen großen Unterschied für uns gemacht. Wir schreiben alle sitzend an unseren Computern (Anm. d. Verf.: mich eingeschlossen! Haha), also gab es keine Sorgen, dass zu viele Leute im selben Raum gewesen wären.

Ich bin zwar ein paar Mal von meinem Wohnort in Maryland nach Tennessee hinunterfahren – aber ich habe meine ganze Zeit dort in Zachs Haus (
Anm. d. Red.: Zach Householder; Guitarist von WHITECHAPEL) verbracht. Wir haben immer noch nur auf Computern geschrieben, aber es war schön, dabei im selben Gebäude zu sein. Ich habe ansonsten in meinem Zimmer gearbeitet und dann ein paar Dateien an Zach gemailt, sind in seinen Studioraum gegangen und haben uns zusammen Sachen auf seiner Anlage angehört. Es war viel effizienter als das Hin- und Hersenden von Dateien zwischen Staaten (Anm. d. Verf.: mal ganz abgesehen vom Spaßfaktor… Haha)

Wann und mit wem hast du deine letzte Show vor der Corona-Pandemie gespielt? Gab es in dieser Zeit unter bestimmten Bedingungen Shows oder habt ihr sie ganz aufgegeben? Wann kommt Ihr wieder nach Europa? Plant Ihr bereits neue Touren?

Die letzte Show, die ich gespielt habe, war mit WHITECHAPEL – es war eigentlich die Weihnachtsshow, die die Band jedes Jahr in ihrer Heimatstadt Knoxville, TN, macht (Anm. d. Verf.: es ist jedoch nicht an Weihnachten. Haha. Wir machen es Mitte Dezember). Wir waren gerade von einer Europatournee zurückgekehrt und hatten ein paar Tage später die Weihnachtsshow.

Wir legten für die Feiertage ein paar Tage Pause ein, bevor es dann im Februar wieder rausgehen sollte. Dann wurde die Februar-Tour aber abgesagt, und wir haben seitdem keine Show mehr gespielt. Ich denke, das ist jetzt fast zwei Jahre her (
Anm. d. Verf.: verrückt darüber nachzudenken). Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Live-Stream mit der Band LIGHT THE TORCH in L.A. gemacht [Anm. d. Red.: ex-DEVIL YOU KNOW; Band um Howard Jones (ex-KILLSWICH ENGAGE) und Francesco Artusato (ALL SHALL PERISH)]– sie sind eine Band, für die ich manchmal arbeite, und ich habe auch auf ihrer neuesten Veröffentlichung gespielt. Aber ich war mir nicht sicher, ob das wirklich als "echte" Show zählte (lacht). Wir haben Touren für 2022 geplant, aber im Moment nur in den USA. Reisen ins Ausland ist noch etwas unsicher, aber sei versichert - sobald es möglich ist, kommen wir wieder zurück!

Die Platte ist klanglich ein tolles Erlebnis, wirkt stellenweise sehr atmosphärisch und emotional, aber gleichzeitig auch brutal. War das Absicht? Eine Weiterentwicklung von "The Valley"?

Ja, das war sehr gewollt. Im Allgemeinen ist jeder in die Einbeziehung dieses Sounds/ Stils involviert. Wir lieben das brutale Zeug natürlich auch, und es wird immer ein Teil von Whitechapels Sound sein. Aber wir alle lieben auch progressivere Musik. Einige Leute wollen, dass Bands immer wieder das gleiche Album veröffentlichen, aber ich denke, ich kann für alle sprechen, wenn ich sage, dass wir lieber hier und da Neuland erkunden würden. & Ja, 'KIN' ist eigentlich eine Art "Teil II" zu 'The Valley'. Textlich ist es eine Erweiterung davon.

Einige stilistische Veränderungen sind auf der neuen Platte offensichtlich. Phils cleaner Gesang steht mehr im Fokus. Es gibt auch viele Elemente, die sich eher im Alternative Rock und Post Metal verorten lassen. Seht ihr das auch so?

Ja, dem würde ich zustimmen! Auch hier passt es irgendwie zu dem, was ich oben über das Erkunden neuer Gebiete und das Ausprobieren neuer Dinge gesagt habe. Dazu kommt, da Phil (Anm. d. Red.: Phil Bozeman; Sänger von WHITECHAPEL) sich immer wohler damit fühlt, cleane Vocals zu machen, haben die Jungs sich dazu durchgerungen, Sachen zu schreiben, die sich dafür mehr eignen und manchmal generell. Ich persönlich liebe es – Phil hat eine phänomenal saubere Stimme, also bin ich froh, dass er es mehr erforscht. 

Kannst du ein wenig über den lyrischen Inhalt erzählen? Ich habe das Gefühl, dass es oft sehr persönlich ist. Worum geht es hauptsächlich? Ist es auch ein Konzeptalbum wie „The Valley“?

Das ist eher eine Frage für Phil – er kümmert sich um alle Texte. Aber ja, sie sind sehr persönlich für ihn. Er verlor seine beiden Eltern in jungen Jahren, und viele der neueren lyrischen Inhalte sind eine Erkundung seiner Lebenserfahrungen und der Kämpfe, mit denen er als Kind konfrontiert war. Er ist einer der wenigen Metal-Sänger, der manchmal Sachen schreibt, die so schwer sind (das heißt emotional), dass es mir buchstäblich Gänsehaut bereitet.

Für mich ist die beste Musik, das Zeug, welches dich wirklich etwas fühlen lässt. Phil trifft den Nagel ständig auf dem Kopf, und deshalb bin ich ein großer Fan seiner Arbeit. Wie ich bereits erwähnt habe, ist „KIN“ eine Erweiterung von „The Valley“, daher denke ich, man kann es auch in die Kategorie „Konzeptalbum“ werfen.


Auf welche Songs von "Kin" freust du dich besonders, sie das erste Mal live zu präsentieren?

Ich denke, ich freue mich am meisten darauf „A Bloodsoaked Symphony“ live zu spielen. Dieser Song ist so unverschämt heavy. Ich denke, es wird ein Publikumsliebling mit viel Live-Energie. Ich bin auch sehr aufgeregt, den Album-Opener „I Will Find You“ zu spielen. Der macht am Schlagzeug sehr viel Spaß.

Bitte lasst uns ein wenig vom Album wegkommen. Ein paar andere Fragen, die für den einen oder anderen von Interesse sein könnten. Welche Art von Musik hörst du selbst? Ich finde es immer interessant, welche Antworten ich bekomme. Oft bekommt man Antworten, die man nie erwartet hätte. Gibt es Bands, von denen du sagst, dass sie einen Einfluss auf dich oder deinen Sound haben würden?

Es kommt wirklich darauf an, wie ich mich fühle! Ich durchlaufe verschiedene Phasen – manchmal höre ich eine ganze Tonne an Metal, und manchmal höre ich fast gar keinen. Ich mag auch etwas Electronische Musik, sowie etwas Rap & Pop. In letzter Zeit habe ich LIL NAS  X's neues Album „Montero“ gehört – ich liebe seine Arbeit (Anm. d. Red.: angesagter US-Rapper).

Ich bin mir nicht sicher, ob irgendetwas von diesem Zeug meinen Sound direkt beeinflusst, aber vielleicht tut es das auf eine indirekte Weise. Manchmal schreibe ich Parts/ nehme Drum-Videos für Songs auf, die mehr in diese Richtung gehen. Dann schreibe ich für diese definitiv anders als bei dem Metal-Zeug. Ich vermute, dabei nehme ich Dinge auf, die sich in Metal übersetzen lassen oder sich irgendwann in einen Metal-Song einschleichen. Wie bestimmte Fills oder Licks (wenn das sinnvoll ist).

Ihr gehört neben CARNIFEX, JOB FOR A COWBOY oder SUICIDE SILENCE auch zu den Pionieren des Deathcore-Genres. Haltet ihr irgendwie Kontakt zu diesen Bands? Einige von ihnen sind emotionaler oder synphonischer. Wie siehst du die Entwicklung von Deathcore? Würdet ihr euch immer noch dem Deathcore zuordnen?

Haha, nun ja – WHITECHAPEL mag eine der Pioniere des Deathcore sein, aber als neuestes Mitglied habe ich definitiv keine Anteile an dieser Baustelle. Sie prägten ihren Platz in den Geschichtsbüchern des Deathcore, lange bevor ich involviert war (Haha). Das heißt, ich weiß, dass sie mit einigen der Jungs in diesen Bands hier und da in Kontakt stehen - Sie haben im Laufe der Jahre viele Touren mit Ihnen gemacht.

In Bezug auf Deathcore als Genre: Als jemand, der ein Fan von
WHITECHAPEL war, bevor er bei Ihnen spielte, habe ich sie nie wirklich als Deathcore betrachtet. Klingt vielleicht albern, aber ich weiß jetzt, dass sie technisch so gesehen werden (bzw. gesehen wurden). Ich dachte nur an sie als... Ich weiß es nicht... eine badass Metal Band. Haha.

Heutzutage glaube ich jedoch nicht, dass der Sound dem ähnelt, den Deathcore-Bands in den frühen 2000er Jahren hatten. Also persönlich würde ich die Band nicht Deathcore nennen. Ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die damit nicht einverstanden sind, aber auch das ist in Ordnung. Ich sehe die Band eher als Progressive Metal.

Wie ist die lokale Szene in Knoxville? Gibt es viele Hardcore-Fans oder Metal Maniacs? Ich habe gesehen, dass Sie jedes Jahr vor Weihnachten eine Benefizshow in Ihrer Heimatstadt auf die Einemisserie machen. Worum geht es genau? Gibt es interessante Underground-Bands in dieser Gegend, die wir uns ansehen müssen?

Um ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung. Ich bin das einzige Mitglied, das nicht in der Gegend von Knoxville aufgewachsen ist, und ich habe noch nie dort gelebt. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Zeit dort verbracht, dass es jetzt eine Art "zweites Zuhause" geworden ist, aber mein Hauptwohnsitz ist immer noch in Maryland (ca. 8 Stunden nördlich von Knoxville mit dem Auto). Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie die Musikszene dort ist.

Die Weihnachtsshow – das macht die Band schon seit vielen, vielen Jahren. Ich denke, es ist eine Art und Weise, der lokalen Gemeinschaft etwas zurückzugeben, was ich wirklich cool finde. Sie alle sind sehr stolz auf ihren Heimatstaat Tennessee (etwas, das in den Fotos der Band und sogar in bestimmten Songs textlich wie „The Saw Is The Law“ offensichtlich wird). Sie sind stolz darauf, von dort zu sein, und sie wollen sich um die Gegend/ Gemeinschaft kümmern, ihren besonderen Dank aussprechen, welche sie zu dem gemacht haben, was sie jetzt sind. Das ist es, worum es bei der Weihnachtsshow geht, denke ich. Ich mochte schon immer ihren Patriotismus in Bezug auf ihren Bundesstaat, obwohl ich nicht aus TN bin. Ich bin auch immer stolz auf meinen Bundesstaat Maryland (wo ich herkomme). Es ist also etwas, auf das ich mich beziehe und unterstütze.


Abschließend wünsche ich euch maximale Erfolge mit dem neuen Album und hoffe, euch bald wieder in Deutschland zu sehen. Nochmals vielen Dank für deine Zeit. Hast Du zum Abschluss noch eine Botschaft an die "Zephyrs Odem"-Leser?

Vielen Dank, Junge! Es war mir eine Freude deine Fragen zu beantworten. Ich danke auch allen, die es so weit gelesen haben – ich hoffe, ihr werdet euch unser neues Album „KIN“ anhören und ich hoffe auch, euch bald „on the road“ wiederzusehen!



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