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DARK TRANQUILLITY - Endtime Signals (2024)

(9.055) Olaf (9,0/10) Melodic Death Metal


Label: Century Media
VÖ: 16.08.2024
Stil: Melodic Death Metal






Ich nähere mich an herauszufinden, wer denn nun Band Nummer 1 bei Metal Archives war und ist. Dark Tranquillity sind jedenfalls als Nummer 8 ziemlich nah dran und beweisen damit, welch enormen Stellenwert diese außergewöhnliche Truppe besitzt.

Kein Wunder, ist man doch bereits seit 1991 auf fast gleichbleibend hohem Niveau unterwegs, hat mittlerweile inklusive der neuen 13 Alben veröffentlicht, die gesamte Welt bereist und immer wieder aufs Neue bewiesen, dass man musikalisch die ehemalige Band von Michael Stanne, In Flames, bei gleichbleibender finanzieller Erfolglosigkeit gegenüber seiner von ihm gegründeten Band, in die Tasche steckt. Doch wenn am Ende solch gute Musik dabei herauskommt, sei dem rotblonden Dauergrinser auch verziehen, dass er einst scheinbar aus Verzweiflung das Mikrofon bei Hammerfall schwang.

Endtime Signals“ heißt also das neue Scheibchen und ich war verwundert, dass es fast vier Jahre dauerte, den Nachfolger des hochdotierten „Moment“ Albums einzutüten und unters Volk zu werfen. Ebenso verwundert war ich, dass ich fast vergas, dieses starke und unter die Haut gehende Album zu reviewen, nachdem ich mit Keyboarder Martin Brandström so ein schönes Interview geführt hatte, welches Ihr unten am Ende jederzeit nachhören könnt. Doch trotz aller Verwunderung stellte ich ebenso fest, dass man diese enorme Wartezeit gar nicht so mitbekommen hat, da Dark Tranquillity immer irgendwie und irgendwo präsent waren und sind.

Natürlich werden einige Puristen wieder einmal laut aufjaulen, denn DT sind wahrlich nicht für jedermanns Ohr, denn von Hart bis Zart wird hier so ziemlich alles geboten, was die Göteborger in ihrer langen Karriere schon einmal gemacht haben. Das schmeckt nicht jedem, mir allerdings schon und vor allem ist es schon erstaunlich, dass man trotz eines sich rasant drehenden Besetzungskarussells und einer komplett neuen Rhythmus Sektion keinesfalls an Qualität eingebüßt hat. Vielmehr scheint mir, als hätte diese Frischzellenkur dazu beigetragen, eines der besten DT-Alben in derer Karriere einzuspielen.

Den Beweis dafür liefert der doomige Opener „Shivers and Voids“, das rasante „Unforgivable“ und das stampfende „Drowned out Voices“, die allesamt zeigen, in welch starker Verfassung sich die Schweden befinden. Ergreifend ist das in Dave Gahan-Manier eingesungene „One of us is gone“, welches dem 2022 verstorbenen Gitarristen Fredrik Johansson gewidmet ist, der bis 1999 Bandmitglied und später guter Freund war. Gänsehaut Garantie!

Was „Endtime Signals“ so außergewöhnlich macht ist der riesige Abwechslungsreichtum, bei dem sich etwas Industrial-angehauchte Brecher wie „The last Imagination“ mit Nackenbrechern a’la „Enforced Perspective“ oder dem tiefbösen „A bleaker Sun“ die Klinke in die Hand geben. Leider ist mir das ein wenig zu sehr auf Radio getrimmte „Wayward Eyes“ ein kleiner Dorn im Auge, ebenso wie das sehr weichgespülte „False Reflection“, welches aus Rausschmeißer in meinen Augen etwas unglücklich gewählt ist.

Nichtsdestotrotz besticht „Endtime Signals“ nicht nur mit tollen Songs, sondern auch das Auge hört mit. Tolles Artwork und dazu eine knackige Produktion, die eigentlich nie das Problem bei DT war. Man kann sich perfekt fallenlassen und mit geschlossenen Augen dem teilweise etwas zu dick aufgetragenen Weltschmerz lauschen, auf den Evergrey nunmehr scheinbar ihr Monopol verloren haben.

Außerdem finde ich es schön, dass Michael Stanne neben The Halo Effect und den bald erscheinenden Cemetery Skyline (freue ich mich schon richtig drauf) auch noch Zeit für dieses, wirklich bewegende Dark Tranquillity Album gefunden hat und somit erneut seine Qualifikation für eine erneute Teilnahme an der 70.000 Tons of Metal geschafft hat. Wobei die ja erst 2023 dabei waren, aber irgendwie wird die es die Grinsebacke einmal mehr an Bord schaffen. Tolles Album!



Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


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