WHAT THE FUCK IS BOFFEE?

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Fuck, was war das gestern für ein geiler Tag. Und wenn der letzte Tag so startet, dass Nightwish-Sänger Marco Hietala morgens im Hotel fragt, ob er sich zum Frühstück zu mir gesellen darf, dann kann es nicht besser losgehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer sehr intensiven Unterhaltung mit besagtem Sänger (inkl. kritischer Auswertung des gestrigen Sets) geht es auch wieder auf das Gelände. Ich komme mit meinen Kollegen gerade an, als die tschechische Motörhead-Coverband Motörgang das Publikum bereits mit den bekannten und beliebten Klassikern der Band erfreut. Zeit für mich und meine Kollegen, uns mit Getränken auszustatten, bevor es richtig losgeht. Denn nach Motörgang steht die deutsche Band Tri State Corner bereits in den Startlöchern.

Ich hatte die Band erst einmal als Vorband von Lordi damals im K17 gesehen, fand aber den Sound der Jungs interessant. Denn die Band mischt ihrem erdigen Rock den exotischen Sound einer griechischen Bouzouki, was sie definitiv von anderen Rockbands abhebt. Die Songs sind gut, die Band ist fantastisch drauf und hat mit Sänger Vassilios "Lucky" Maniatopoulos einen grandiosen Mann in ihren Reihen, der weiß, wie er das Publikum unterhalten kann. Leider finden sich in den frühen Morgenstunden bekanntlich nicht so viele Fans vor der Bühne ein, obwohl sich das Infield nach und nach füllt. Auch Rage-Chef Peavy Wagner schaut sich die komplette Show an, bedient Sänger Lucky doch in seiner Combo die Drums. Wir alle sind uns einig, von den Jungs wollen wir in Zukunft mehr sehen.

Es geht deutschsprachig weiter, denn auf Tri State Corner folgt die Hamburger Legende Iron Savior. Jetzt bin ich mit der Discografie der Jungs nicht so vertraut, aber Songs wie „Way of the Blade“, „Iron Watcher“ und „The Savior“ kenne ich auch. Die Band ist souverän und das Set macht Spaß. Aber irgendwie hat mir der sprichwörtliche Funke gefehlt, der dieses Konzert zu einem Ereignis gemacht hätte.

Bei den folgenden Bands Varg und Kreyson (eine tschechische Rockband mit Mike Terrana an den Drums) lege ich eine Pause ein, die ich nutze, um mit dem Manager von Twisted Sister-Sänger Dee Snider zu verhandeln, ob die Rock-Legende am heutigen Tag zur Verfügung steht. Auch der Tour Manager von Mötley Crüe-Sänger Vince Neil wird angehauen. Hier verrät man mir zwar, dass ein Interview wohl nichts wird, aber man verspricht mir zumindest, dass Vince alles signiert, was ich dabeihabe, sowie ein gemeinsames Foto und einen kurzen Talk – doch dazu später mehr.

Inzwischen stehen Rage in den Startlöchern und die greifen gleich zu Beginn tief ins Archiv, denn sie starten mit „Don’t Fear the Winter“ vom Album »Perfect Man« (1988). Auch der Rest des Sets ist ein guter Querschnitt durch die langlebige Bandgeschichte. Ich muss auch sagen, dass die neuen Musiker an Peavys Seite, neben Drummer "Lucky" Maniatopoulos noch Gitarrist Marcos Rodriguez, sich perfekt ins Bandgefüge einbringen. Und was für ein geiler Sänger Peavys Gitarrist ist, beweist dieser bei einem Medley, bei dem er unter anderem Dios „Holy Diver“ singt. Großartig! Auf Rage folgen die Italiener von Lacuna Coil.

Als ich mich auf dem Weg zur Bühne mache, bekomme ich noch schnell die Bestätigung vom Manager, dass Dee einem Interview mit mir zugestimmt hat. Von diesem Moment an kann es gar nicht mehr schlechter werden – dachte ich!

Aber kommen wir zurück zu Lacuna Coil. Auch von dieser Combo bin ich ein ausgesprochener Fan. Geile Musik, coole Band. Das Set legt natürlich den Fokus auf das aktuelle Album »Delirium«, das mit ganzen fünf Songs sehr prominent vertreten ist. Aber auch bandeigene Klassiker wie „Spellbound“, „Heaven’s a Lie“, „Trip the Darkness“ oder das geniale Depeche Mode-Cover „Enjoy the Silence“ dürfen nicht fehlen.

Nach diesem geilen Konzert passiert dann der Eklat für mich: Denn, als ich von der Bühne zum Backstage zurückkehre, um mich mit Getränken zu versorgen, bevor es zu Dee Snider geht, kommt der Tour Manager von Vince Neil auf mich zu und sagt mir, ich solle meine Sachen bringen, die ich signiert haben möchte, da Vince nun da ist. Geil. Eines meiner Jugend-Idole. Nachdem ich meine Sachen übergeben habe, kam dann die erste Ansage: „Bitte von der Garderobe Wegtreten! Vince soll Euch nicht sehen!“ Bidde? Dann schließt sich die Tür wieder. Als ich, immer noch sprachlos, ein paar Minuten später alles signiert wiederbekommen habe und nach dem versprochenen Foto fragte kam dann der nächste Schlag: „Vince braucht noch etwas Ruhe. Er fühlt sich noch nicht inspiriert genug für ein Foto.“ Ernsthaft? Monsieur fühlt sich nicht inspiriert genug für ein Foto? Schon am frühen Morgen wurden wir über die Ereignisse beim Bang Your Head informiert, wo Vince später auf die Bühne kam und früher gegangen ist. So setzte sich also das Puzzle Stück für Stück zusammen. Stinksauer mache ich mich also auf, um mir Bier für das Dee Snider-Set zu holen. Alter, war ich angefressen. Zumindest auf jemanden wie Dee Snider kann man sich verlassen.

Nach der Auflösung von Twisted Sister ist Herr Snider nun Solo unterwegs und hat auch ein grandioses Album im Gepäck, von dem er ganze fünf Songs präsentiert. Natürlich dürfen auch Twisted Sister-Klassiker nicht fehlen. Besonders hervor sticht hier das unzerstörbare „We’re not Gonna Take it“, das Dee für sein Solo-Album als Ballade neu arrangiert hat. Heute präsentiert er beide Versionen. Erst die Ballade, bevor er einmal laut mitten im Song ruft: „Fuck it! Let’s Rock!“. Und schon donnern seine Musiker den Fans die klassische Version um die Ohren, die alle kennen.

In der Zwischenzeit hatte ich das Glück von Dees Manager zur Bühnenseite gebracht zu werden, so, dass ich den perfekten Blick hatte. So konnte ich auch super sehen, wie das ganze Publikum steil geht. Das ganze Publikum? Nein. Da gibt es doch tatsächlich ein einsames rothaariges Mädchen in der ersten Reihe, die bei der gesamten Show von Dee ein gelangweiltes Gesicht zieht. Natürlich bleibt Dee das nicht verborgen und spricht die Dame direkt an, was mit ihr los sei, schließlich sei dies ein Rockkonzert auf einem Metalfestival. Die Antwort kam prompt, dass sie mit Dee Snider nichts anfangen kann, sie warte lediglich auf Edguy. Schlagfertig ist die Kleine. Doch Dee animiert das Publikum, dem Mädel den Mittelfinger entgegenzustrecken und einmal ganz laut „Fuck You!“ zu rufen.

Nach ein paar weiteren Songs präsentiert uns Dee und seine Band noch einen emotionalen Tribut an den kürzlich verstorbenen Sänger Chris Cornell in Form von Soundgardens „Outshined“, bevor es mit dem Twisted Sister-Klassiker „I Wanna Rock“ langsam auf die Zielgerade geht. Um das Publikum bei diesem Song so richtig zu animieren, holt sich Meister Dee auch gleich noch fette Unterstützung in Form von Lacuna Coils Cristina Scabbia und Andrea Ferro sowie Tobias Sammet (damit der Edguy-Fan auch mitmacht). Der Plan geht auf, denn das Publikum schmettert ein fettes „I wanna Rock“ zur Bühne zurück. Mit dem Song „So What“ von Dees Soloscheibe wird das Konzert schließlich beendet. Hier hat jemand gezeigt, dass er den Titel Rockstar definitiv verdient. Ein großer Entertainer.

Nun kommt auch endlich Tobias Sammet mit seinen Jungs zum Zuge. Die feiern in diesem Jahr Silberhochzeit und haben aus diesem Grunde einiges zu Feiern. Und wie kann man so eine Feier besser zelebrieren, als mit einem zünftigen Rock-Konzert? Genau, deswegen sind sie ja auch hier und steigen gleich locker ins Set mit der ersten Single vom letzten Album „Love Tyger“. Mit „Vain Glory Opera“, „Mysteria“ und „Tears of a Mandrake“ geht es gleich auf hohem Niveau weiter, bevor ich mit einem Kollegen das Geschehen verlassen muss – schließlich erwartet mich jetzt ein Interview mit Dee Fuckin‘ Snider!

Und hier muss ich sagen, während ich von Vince Neil enttäuscht war, werde ich bei Dee mehr als positiv überrascht. Ein geiler Typ und unheimlich witzig. Das Interview hat sich definitiv gelohnt – auch wenn ich dafür den Rest von Edguy sausen lassen musste – egal, die Jungs sind im September eh in Berlin.

Nach dem Interview waren wir alle zweigespalten: Sollten wir uns, nach den Berichten vom Bang Your Head und vor allem meinem persönlichen Erlebnis tatsächlich Vince Neil antun? Ich war immer noch extrem angefressen deswegen und wollte da hin, nur um das Konzert hier in diesem Bericht zu Zerreißen. Auf dem Weg zur Bühne kam dann auch Vince heraus und hat mich zu sich gewunken. „Come on, Buddy.“ Sollte er sich tatsächlich „inspiriert“ fühlen? Doch wie sich häufig herausstellen muss, ist es meistens das Management, dass so einen Arschaufriss macht, denn Vince stellte sich tatsächlich als angenehmer Zeitgenosse heraus, der sich auch brav bei mir für die Verzögerung entschuldigte und versprach, heute den Fauxpas von gestern wieder wett zu machen.

Na ja, lassen wir uns überzeugen. Inzwischen haben Edguy ihr Set beendet und haben erwartungsgemäß abgeliefert, wie man den Reaktionen des Publikums entnehmen konnte.

 

Kommen wir also zu Vince Neil. Erstens: es erschließt sich mir immer noch nicht, warum er solo mit Mötley Crüe-Songs tourt, obwohl er drei Soloalben in der Hinterhand hat. Aber gut, soll er, wenn er Spaß dran hat. Dirkschneider macht es ja auch so. Mit „Dr. Feelgood“ geht es richtig los und hier zeigt sich gleich das As, das Vince gezogen hat: seine Band, bestehend aus den Slaughter-Musikern Dana Strum (Bass), Jeff Blando (Gitarre) und Zoltan Chaney (Drums – was für ein Tier!) Aufgrund seiner Band gerät das Set eigentlich zur Nebensache, obwohl dies mit den typischen Mötley-Klassikern „Looks That Kill“, „Home Sweet Home“ oder „Kickstart my Heart“ gut ausgewählt wurde. Kommen wir auf die Vergleiche zum BYH zu sprechen: Ich war nicht da, kenne aber eine Menge Leute, die dort waren. Auch bei uns hat Vince im Endeffekt nur 65 Minuten gespielt, der Unterschied bei uns war allerdings, dass hier das Set auch im Programm von vornherein mit 65 Minuten angesetzt war. Der Veranstalter vom Masters of Rock hat mir in einem Gespräch auch verraten, dass Vince (bzw. sein Management) die Spielzeit im Vertrag vorgegeben hatte. Jetzt fragt man sich, ob es in Balingen einen Fehler in der Kommunikation gegeben hat.

Dann war ein Kritikpunkt, dass Vince ständig verschwunden ist. Ist er hier auch. Das hat er damals bei der Crüe allerdings auch so gemacht. Vince ist während der Soloparts hinter die Bühne gegangen, um etwas zu trinken und kurz durchzuatmen. Ich stand genau neben diesem Platz und konnte es sehen. Man muss auch nicht wirklich als Sänger auf der Bühne sein, wenn die Mitmusiker ihre Soliparts durchziehen. Auch das ist vollkommen okay. Okay, ob jetzt ein Medley, bestehend aus „Heaven and Hell“/ „Whole Lotta Love“/ „Flight of the Icarus“ mit Jeff Blando am Gesang tatsächlich notwendig war, auch wenn es geil war, sei mal dahingestellt. Im Endeffekt hat Vince eine sehr geile Show geliefert, bei der wir alle gut unterhalten wurden. Wir hatten weniger als nichts erwartet und wurden komplett überzeugt. Und das ist die einhellige Meinung von allen, mit denen ich gesprochen hatte. Selbst Edguy haben sich komplett hinter dem Drummer positioniert um den abzufeiern – zu Recht. Denn hier wurde echt alles geboten. Wenn man Kritikpunkte ansprechen möchte, dann wäre das tatsächlich die Zeit: Vince hätte durchaus 30 Minuten länger machen können, aber okay. Und dann auch die Show an sich. Mötley Crüe war neben Kiss der Inbegriff des großen Rock’n’Roll-Zirkus mit großem Tam-Tam. Davon war heute nichts übriggeblieben. Aber, weniger ist oftmals auch mehr. Ich für meinen Teil würde mir auf jeden Fall nochmal Vince mit Mötley Songs anschauen.

So geht dann für mich ein geniales Festival zuende, das wir in unserer Gruppe noch einmal im Pub ausklingen lassen, bevor es am nächsten Morgen in aller Frühe wieder nach Hause geht. Bis zum nächsten Jahr!

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