31.01.2024 - Lug, Betrug und Techno Mucke! Der Landausflug an Tag 5
MITTWOCH, 31.01.2024
Tag 5 - Lug, Betrug und Techno Mucke! Der Landausflug
Landgang! Und damit ist nicht der erste Toilettenbesuch nach 3 Tagen Verstopfung gemeint, sondern die Erkundung unserer Destination Puerto Plata in der Dominikanischen Republik. Blöd war nur, dass vor Ort noch einmal ein Zeitunterschied von einer Stunde vor zu verzeichnen war und somit einige an Bord in leichte Panik gerieten, da der Transfer zu ihren gebuchten Exkursionen wie Wasserfälle streicheln oder Delphine besteigen (kann auch umgekehrt gewesen sein) scheinbar ohne sie losgefahren sind. Entwarnung kam dann aber vom Kapitän, der mitteilte, dass alle Zeiten in Bordzeit gelten würden, sprich der normalen, mit der wir in Miami den Hafen verlassen hatten. Es wäre doch langsam sinnvoll, die allgemein geltenden Sternzeit einzuführen. Live long and prosper.
Direkt an Land der erste Kulturschock. Touristen Nepp, wo man nur hinschaut. Der Hafen gleicht einer Miniaturausgabe von Las Vegas. Überteuerte Shops, Poolanlagen und überall verschissene Techno und Euro Dance Mucke. Wusste die denn nicht, was da für ein Schiff anlegen würde? Nun ja, Sabrina und ich sind ja eher die Menschen, die alles auf eigene Faust erkunden und somit gelangten wir (etwas unfreiwillig) hinter die Kulissen der touristischen Alptraums und wurden prompt von der Security wieder in das Plastik Reich verwiesen.
Irgendwann fanden wir den Ausgang, wo uns direkt Sebastian und Stefan von Décembre Noir über den Weg liefen, die ebenfalls daran interessiert waren, Puerto Plate auf eigene Faust zu erkunden. Was liegt da also näher, als sich zusammenzutun. Doch unser Weg in die Innenstadt wurde prompt unterbrochen, als uns durch einheimische Führer mitgeteilt wurde, dass es nicht ganz ungefährlich sei, alleine die Stadt zu erkunden. Also dezent bequatschen lassen und sich die Dienste von Marcelinho gesichert, dessen Name für mich als Hertha Fan natürlich für Qualität bürgt. Was das denn koste? Als Antwort gab es ein: „So viel, wie es Euch wert ist.“. Na gut, also dann, ab nach Puerto Plate Downtown.
Schnell stellte sich heraus, dass der Gute natürlich nur Läden ansteuerte, von denen er selbst finanziell profitieren würde. Eine Kaffeerösterei, eine Zigarren Manufaktur und einige weitere Nepp-Läden, die allerdings von uns nicht mit finanziellen Aufwendungen bedacht wurden. Ätschibätsch. Natürlich zeigte er uns auch ein wenig Geschichtliches und ein paar Hotspots, die aber nicht weiter erwähnenswert sind. Lediglich sein Tempo war angesichts der karibischen Temperaturen ein wenig hastig, so dass ich mehrfach darum bat, mir irgendwo was zu trinken zu kaufen. Gesagt, getan doch der Laden war nicht gerade vertrauenserweckend. 5 finster dreinblickende Kollegen, die scheinbar gerade im Darknet mit merkwürdigen Sachen dealten und die 3 an der Wand lehnenden Macheten machten diesen Stop zu einem ziemlich schnellen.
Nun sollte es an einen Strand gehen, der ja nur 30 Gehminuten entfernt sein sollte. Entlang an zugemüllten Stränden wurde der Weg immer länger und bei jeder Beachbar, an der man seinen sonnengeplagten Leib in die karibische See wuchten konnte, wurde uns mitgeteilt, dass es ebenjener nicht wäre und wir weiter müssten. Nach fast einer Stunde, die mit meinen Badelatschen irgendwann zur Tortur wurden, erreichten wir endlich den Strand, der an sich gar nicht schlecht und vor allem sauber, doch mit einer Bar versehen war, bei der unser Führer anscheinend ebenfalls prozentual profitierte. Ein einheimisches kleines Bier für 5 Dollar fand ich doch ziemlich dreist. Egal, rein ins Meer und endlich ein wenig Karibik Gefühle, die allerdings nicht lange anhalten sollten.
Ich jedenfalls verspürte eine Böcke mehr, die knapp 6 Kilometer zurück in die Innenstadt zu laufen (ich erwähnte mein Schuhwerk) und bat um ein Taxi. Dieses entpuppte sich als privates Auto und der Fahrer faselte irgendwas von 20 Dollar pro Person. Leute, das wären 80 Dollar für eine Fahrt von 15 Minuten gewesen. Dafür fahre ich zweimal quer durch Berlin. Also runtergehandelt auf 25 für alle, bis mich die Erkenntnis ereilte, dass die Karre uns gar nicht alle transportieren könnte. Ach was, Pustekuchen. Drei Leute hinten, Marcelinho auf dem Beifahrersitz und ich auf seinem Schoß. Jede Polizei in Europa hätte vor Freude den Strafzettel-Block gezückt, nicht so in der Dominikanischen Bananen Republik. Als ich dann auch noch bei voller Fahrt gebeten wurde, mal kurz die Tür zu öffnen und wieder zu schließen, sehnte ich mich nach der Rush Hour auf dem Berliner Stadtring.
Zurück in der Innenstadt verspürten wir ein leichtes Hüngerchen und erneut schleppte uns unser Guide in ein einheimisches Lokal, in dem die Speisen wirklich verlockend aussahen, sich aber fast durch die Bank weg als ungenießbar für einen normalen europäischen Magen entpuppten. Das Einzige, was keine Knochen hatte, was die gegrillte Banane. Ansonsten nur tierische Skelette und alles, was man sonst so an Innereien findet, zusammengerührt zu einem nach Stew aussehenden Brei, der mir schnell meinen Appetit verdarb. Also hieß die Devise: Es langt, zurück Richtung Schiff.
Als wir dann erneut in der Plastikoase ankamen die nächste unerfreuliche Überraschung. Von wegen wir geben unserem Guide das, was wir für richtig erachten. Er wollte für diesen wirklich vollkommen überflüssigen Trip von jedem 20 Dollar, sprich 80 Ocken, was nicht nur ich als bodenlose Frechheit empfand. Naja, wieder mal etwas gelernt. Sebastian und Stefan verabschiedeten sich dann Richtung Schiff, während wir noch ein wenig in diesem merkwürdigen Resort verweilten, um uns von 2Unlimited, Snap und Captain Jack, gefolgt von Pantera und Slayer vollkommen verwirren zu lassen. Also noch schnell ein Cocktail verhaftet und rauf aufs Schiff in der Erkenntnis, dass fast alle Geschichten über die DomRep, die ich im Vorfeld zu gehört hatte, voll und ganz der Wahrheit entsprachen. Wie hieß nochmal die Serie damals im ZDF? Nepper, Schlepper, Bauernfänger und ja, genauso fühlten wir uns. Schwamm drüber.
Eine kleine Anmerkung noch zu den buchbaren und sauteuren Exkursionen. Wenn ich als Normalsterblicher eine solche buche in der Hoffnung, mit einer bestimmten und vielleicht sogar meiner Lieblingsband den Tag zu verbringen, sollte exakt diese Band dann auch auftauchen, um den Fans ihren Herzenswunsch zu erfüllen. Ich nenne hier keine Namen, bekam aber von Vielen eine sehr enttäuschte Rückmeldung über eben jene Geschichte. Ebenso wirkten die meisten der Teilnehmer am späten Nachmittag eher gehetzt und genervt von diesem Tag, der eigentlich ein unvergessliches Highlight hätte werden sollen. Von dem Kollegen, der morgens aufgrund der Zeitverschiebung dachte, seinen Shuttle verpasst zu haben, mal ganz abgesehen.