01.02.2024 - Live Musik und Interviews an Tag 6 und dem 4. an Bord
DONNERSTAG, 01.02.2024
Tag 6 – Live-Musik und Interviews
Es war eine verdammt kurze Nacht, denn traditionsbewusst wie wir nun mal sind, standen wir pünktlich um 5:15 Uhr wieder auf dem Pooldeck, um die letzte Band des Vortages, quasi die erste Band unseres Tages, etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Und dafür waren Crypta mehr als geeignet, was viele auf dem mehr als gut gefüllten Pool Deck ebenfalls so sahen. Fernanda, die wir am Strand in Puerto Plata kurz getroffen hatten und ihre Mädels machten gut Späne und ballerten ziemlich tight ihre todesbleiernden Hymnen in den karibischen Morgenhimmel. War mega fett und im Gegensatz zum letzten Jahr war Sabrina zu den Klängen der Brasilianerinnen diesmal nicht joggen.
Danach hieß es erst einmal richtig wach werden, den obligatorischen Speck-Berg eingenommen und den Tag mit Interviews verplant, die Ihr natürlich in unserem Tales from the hard Sde Special hier im Bericht nachhören und sogar über die Hauptseite runterladen könnt. Lohnt sich auf jeden Fall.
Man merkte aber am letzten Festival Tag schon ein wenig den Leuten an, dass die Energie ein klein wenig nachließ, dafür die Kostüme aber bunter wurden, denn traditionell geben sich an Tag 4 auf dem Boot die kostümierten Profilneurotiker die Klinke in die Hand, wobei der Kollege als Gwar-Frontmann Uderus Urungus verkleidet meinen Hauptpreis gewann. Geiler Typ! Aber auch ein Sturmtroopler, diverse Urzeit-Viecher, Feen, Zauberer und ähnliches Gedöns bevölkerten heute das Boot, was irgendwann allein aufgrund des dadurch entstehenden Platzproblems in den Fahrstühlen ein wenig nervte. Wer’s braucht…Wir genossen im hinteren Bereich des Schiffes ein wenig die Ruhe vor dem Sturm, denn heute sollte es Bandtechnisch noch einmal in die Vollen gehen.
Pünktlich um 10 Uhr standen auf dem Pooldeck das zweite Mal Lord of the Lost auf den Brettern und wie schon beim ersten Auftritt im Ice Rink konnten die Hanseaten erneut das Publikum komplett mitnehmen und begeistern. Sabrina jedenfalls rastete vollkommen aus und auch ich ertappte mich erneut, wie ich bei dem hier dargebotenen Songmaterial mitwippte. Hätte mir das Jemand vor 6 Monaten erzählt…Highlight war dann zum Schluss eine Eigeninterpretation des Cranberries-Klassiker „Zombie“, bei dem LOTL den Text leicht abwandelten und dem kleinen Gitarristen vor dem Speisesaal widmeten, der jeden Tag mit seiner Gitarre bewaffnet die Leute dazu aufrief, die Hygieneregeln einzuhalten. Dementsprechend sang Chris Harms „Wash your Haaaaands, wash your Haaaands, wash your hands, wash your hands“. Geile Aktion, die bis heute in den diversen Foren der 70k nachhallt.
Danach ging es in den für Fleshcrawl etwas zu großen Ice Rink, um den Todesmetallern aus Baden-Württemberg unsere Aufwartung zu machen. Ging mächtig steil, obwohl der Sound etwas matschig war, doch mir war das Wurscht, denn das, was ich sah, gefiel mir verdammt gut und da der Death Metal Anteil in diesem Jahr etwas gering war, freute ich mich sehr über diese todesbleiernde Abwechslung. Ich schaute noch kurz bei Einherjer auf dem Pooldeck vorbei, die mich gut abholten, ebenso wie der zweite Gig von Victory in der Star Lounge, wo man allerdings aufgrund der Körpergröße von Hermann Frank Angst haben musste, dass der mit Wollmütze gut behütete Hüne in dem sehr niedrigen Venue die Deckenplatten mitnehmen würde. Ging aber gut und somit waren jetzt nun die nächsten Interviews an der Reihe, wobei sich Aborted recht wortkarg gaben, Carnation hingegen in voller Besetzung gute Laune versprühten und auch Heidevolk voller Enthusiasmus von dem bisher Erlebten berichteten. Das ich dadurch die Franzosen von Acod mit ihrem symphonischen Black Metal nur teilweise schauen konnte, ärgerte mich ein wenig, denn die Truppe ist einfach bärenstark, was die nun im Mai erscheinende und bereits gehörte Platte mehr als nur bestätigt. Das wir dadurch den Bauchklatsch Contest und Edenbridge verpennten, war nicht unbedingt das Schlimmste. Schlimm wäre gewesen, wenn ich die Spanier von Avulsed verpasst hätte, die ebenfalls granatengeil agierten und die Star Lounge zum Kochen brachte. Ich hätte mir vor Ort auch einen Liegestuhl hinstellen können, da dies nicht die letzte Band war, die ich in dem kleinsten Venue auf dem Schiff heute noch sehen sollte.
Kurze Pause und ab zu Graceless, denn Gitarrist Björn Brusse versprach mir bei unserem Interview das von ihm während des Gigs getragene Shirt, welches ich leider im Bandcamp Shop nicht mehr ergattern konnte und natürlich musste ich mich vergewissern, ob er es überhaupt aufgrund der Authentizität überhaupt trägt. Tat er, doch direkt nach dem Konzert wollte er es doch nicht rausrücken, versprach mir aber, es mir nach der Cruise zuzuschicken. Und was soll ich sagen: Er hielt Wort! Das der Gig über alle Maßen geil war, brauch ich bei dieser Höllenband wohl nicht weiter erwähnen, oder?
Nun wurde es endlich Zeit für Pentagram (Chile), auf die ich mich echt tierisch gefreut hatte. Und was soll ich sagen…die Star Lounge erwies sich einmal mehr als viel zu klein für solch eine Kultband und deren feierwütigen Anhang, die die Südamerikaner mehr als einmal hochleben ließen. Brachial, fett und einfach nur sensationell geil! Ausnahmetruppe. Kann man vom Nachzügler Lich King ebenfalls behaupten, die ich mir tatsächlich nach dem Pooldeck von vor 3 Tagen noch einmal im Ice Rink antat. Und erneut riss der Ami-Express alles ein und der Moshpit war am Toben. Geilo! Der gleichzeitig stattfindende International Jam soll wohl auch ganz gut gewesen sein. Jedenfalls sah man dort angeblich auch mal Hansi Kürsch auftauchen. Holla!
Sabrina war jetzt mehr nach Melodiösem und somit trennten sich unsere Wege, denn es stand die Paarung Dynazty vs. Carnation auf dem Plan und für mich war klar, dass ich erneut meine Zelte in der Star Lounge aufschlagen würde, um dem belgischen Todesbleikommando zu lauschen. Brachial, brutal, finster und sinister. So sympathisch die Bande im Gespräch ist, so unbarmherzig agieren sie auf der Bühne. Wenn Ihr mal die Chance bekommt, Carnation live zu sehen: Hin da! Ich dulde keine faulen Ausreden…Danach schnackte ich noch ein wenig mit Johnny Hedlund von Unleashed und den Jungs von Blood Red Throne (nachzuhören in unserem dritten Teil des Tales from the hard side Specials), um danach mich umgehend von Threshold ein weiteres Mal verzaubern zu lassen, die mit einer komplett anderen Setlist erneut komplett begeisterten und mich umhauten. Ewig lang habe ich diese Götterband nicht mehr gesehen und nun zweimal hintereinander. Unfassbar! Achja…beim RHF dieses Jahr in Gelsenkirchen dann ein drittes Mal. Kann es kaum erwarten, denn die Briten sind von einem anderen Stern!!!
Zum vorletzten Mal in die Starlounge zu den teutonischen Landleuten von Disillusion, denen man auch während der gesamten Cruise diese kindliche Freude anmerkte, hier überhaupt dabei sein zu dürfen. Die Resonanz war auch ordentlich, obwohl ich im Vorfeld davon ausging, die Sachsen wären hier vollkommen unbekannt. Denkste, denn ein Kollege aus Kanada schwärmte die meiste Zeit während des Gigs der Jungens, wodurch ich fast nichts mehr mitbekam. Stark! Währenddessen bügelten auf dem Pooldeck Fleshgod Apocalypse die Falten aus dem Oberdeck. Sabrina kam jedenfalls nach wenigen Minuten zu mir zurück und berichtete, dass sie bei der Lauschung der Italiener eine deutliche innere Unruhe und Nervosität verspürte. Nachvollziehbar.
Kleines Nahrungsaufnahme-Päuschen, um dann in den musikalischen Endspurt überzugehen, der mich gleich vor eine horrende Aufgabe stellte. Ich wollte diesmal auf jeden Fall Mystic Prophecy sehen (Star Lounge, wo auch sonst an diesem Tag), aber auch nicht auf The Halo Effect verzichten, die für viele an Bord die heimlichen Gewinner und Headliner dieser Cruise waren. Also musste ich mich teilen, bzw. erst Lia und seinen Compadres lauschen, ehe ich dann auf dem Pooldeck noch die restlichen 30 Minuten der Schweden mitbekam. MP waren stark, aber für die Lounge einfach zu groß. Warum man die großartigen Power Metaller in dieses Kabuff statt auf Deck 11 in die Sonne steckt, bleibt mir ein Rätsel. Michael Stanne, Niclas Englin und ihre Kumpels hingegen waren genau da, wo sie hingehörten und das Publikum rastete vollkommen aus. Kein Wunder, denn die Skandinavier sind in Sachen Melo-Death einfach momentan das Maß aller Dinge. Und das mit lediglich einem vollständigen Album. Mein tiefster Respekt.
Nun aber fix zurück ins Royal Theater, wo Sodom mit ihrem „Agent Orange“ Set noch einmal für ein weiteres Highlight sorgen sollten. Sagen wir es mal so. Das Publikum im rappelvollen Rund war begeistert, doch man merkte der Band an, dass dies für sie eher Arbeit als Vergnügen war und sie wohl stattdessen lieber noch einmal solch einen brachialen oldschool Gig wie 2 Tage zuvor auf die Bühne gebracht hätten. Ich fands dennoch klasse, auch wenn die Pooldeck Performance noch besser war. Danach sollte eigentlich für uns die Messe gelesen sein, denn das tränenreiche Gejammer von Katatonia (ja, ich gehöre zu den Wenigen, die mit dieser Truppe absolut null anfangen kann) oder Epica konnte und wollte ich mir nicht antun. Lediglich Inhuman Condition um die ex-Massacre Mitglieder Taylor Nordberg, Jeramie Kling und Terry Butler, der sich im Übrigen für jeden Fan auf dem Schiff extrem viel Zeit nahm, wollte ich mal antesten, doch leider war der Sound im Ice Rink ein einziger Brei, der zur Folge hatte, dass Sabrina und ich uns zurückzogen und auf dem Deck bei herrlichen Abendtemperaturen noch einige Drinks zu uns nahmen. Das nebenbei Angra versuchten, bei diesem extremen Wind eine Live DVD aufzunehmen, störte dabei eigentlich gar nicht, interessierte aber auch nicht weiter.
Wir fielen danach ziemlich angeheitert ins Bett und starteten eine komatöse Ruhephase, die nach diesem letzten Tag auch dringend notwendig war. Dennoch ein verdammt starker musikalischer Durchgang an Tag 4.