ANREISE | TAG 1-MIAMI BEACH | TAG 2-MIAMI BEACH | EINSCHIFFEN | TAG 3-AUF SEE | TAG 4-AUF SEE | TAG 5-BIMINI, BAHAMAS | TAG 5.1-DIE BANDS | TAG 6-AUF SEE | TAG 7- RÜCKREISE | SHIP HAPPENS-DIE KOSTEN
TAG 6-AUF SEE
Der letzte Tag auf dem Boot, natürlich vollgepackt mit Bands, doch man merkte schon, dass bei vielen die Luft so langsam raus war. So schön es auch war und ist, irgendwann macht auch der Körper schlapp. Ich merkte es, als ich mich gegen halb sechs auf das Pooldeck schwang, um ein wenig Warbringer zu lauschen, nach gut 15 Minuten (und einer bärenstarken Performance) merkte: Ich muss nochmal ins Bett. Bimini forderte seinen Tribut und somit verzog ich mich noch einmal in meine Koje.
Nach einem ausgedehnten Frühstück und einem Spaziergang mit anschließenden Zigarettenkauf wurde ich drauf aufmerksam gemacht, ich dürfe nur pro Person eine Stage mit nach Deutschland nehmen. Puh…hier sei mein Dank an Klaus Sperling ausgerichtet, der mir eine Stange abkaufte und ich später (erfolgreich) eine Stange schmuggeln konnte. Passiert mir nicht noch einmal.
Auf meinem Rundgang traf ich dann noch Ashmedi von Melechesh, meinen alten Freund Schmier und Sabrina bekam endlich ihr Foto mit Evergrey…naja zumindest mit zwei Fünftel der band. Und nein, meine Frau steht auf dem Bild und sitzt NICHT.
Nun aber stand der traditionelle Bellyflop Contest auf dem Plan, der Bauchklatsch-Wettbewerb, zu dem ich von einigen der Animateure angesprochen wurde, ob ich nicht mitmachen wollen würde. Als ich aber die vermeidliche Konkurrenz sah, winkte ich dankend ab, denn der spätere Sieger aus den Niederlanden hievte den Begriff Adipositas auf ein neues Level.
Klar, eine totale Ballermann-Geschichte, aber dennoch irgendwie lustig. Vor allem als einer der Teilnehmer seinen grünen String verlor und plötzlich im Adamskostüm vor der Jury stand, die unter anderem aus besagtem Ashmedi und Mikael Stanne (natürlich!) bestand, der schon wieder schelmisch lachte, sei es nun aufgrund dieser Veranstaltung oder dem erneut in seiner Faust sitzenden Bieres. Keule, du musstes abends noch auf die Bühne!!!
Musikalisch begann der Tag etwas zäh, obwohl mir Abysmal Dawn, anders als auf Platte, ziemlich gut gefielen. Ganz im Gegensatz zu den Trauerklößen von Nightmare, die nur mit enem Gitarristen spielen konnten, da sich der Zwoote kurz vor Abflug bei einem Unfall verletzt hatte. Gute Besserung an dieser Stelle und die Erkenntnis, dass selbst 3 Gitarren nicht gereicht hätten, um mich zu begeistern.
Ich jedenfalls freute mich jetzt auf Iron Savior, die ich am ersten Tag ausgelassen hatte, um Piet Sielck und seine hanseatische Power Fraktion nunmehr bei Sonnenschein auf Deck 11 genießen zu können. Und ja, es machte Laune und die Setlist war stark, hatte man sich für 8 Songs aus 5 Alben entschieden, was einen schönen Querschnitt aus der Schaffensphase der Mannen darstellte.
Natürlich grölten alle bei „Heavy Metal never dies“ herrlich schief mit und die Band hatte sichtlich Spaß, auf der großen Bühne die Masse zu bespaßen. Der Sound war knackig, Iron Savior machten Spaß und hätten durchaus gerne länger als die angesetzten 45 Minuten spielen dürfen.
Somit sah ich leider nur noch die Schlussakkorde von Nuclear, die ich ja schon früh in mein Herz geschlossen hatte, da diese so gut wie zeitgleich mit dem norddeutschen Metal Kommando auf die Bühne mussten. Machte aber gar nichts, denn der erste Gig war schon überragend genug, um nach der Rückkehr nach Deutschland basierend auf dieser grandiosen Band ein Chile-Special für unsere Audio Show aufzunehmen.
Nun war aber erstmal etwas Ruhephase angesagt, da Bandtechnisch war jetzt ein wenig Leerlauf angesagt war. Trällelsen-Gekeife, Depressives Gemurmel oder dissonanten Tech-Death von Fractal Universe, die ich schon im Vorprogramm auf der Evergrey Tour grauenhaft fand, war nicht unbedingt das, was mir den Tag verschönern sollte. Dann doch lieber ein zweites Mal The Crown, die mit einer veränderten Setlist an den Start gingen und sogar meinen Lieblingssong „Blitzkrieg Witchcraft“ im Repertoire hatten. Erneut eine ganz starke Vorstellung!
Nun wollten wir uns die Jamsession in internationalen Gewässern im Theater anschauen, die allerdings nicht ganz das hielt, was ich erwartet hatte. Die Moderatoren Alex Krull und Visions of Atlantis Fronterin Clémentine Delauny, der ich gerne ein Lunchpaket auf die Bühne geworfen hätte aufgrund ihres doch etwas abgemagerten Erscheinungsbildes, machten ihre Sache ganz gut, aber die Songauswahl ließ mich ziemlich kalt. Dazu schaffte es Sirenia Sirene Emmanuelle Zoldan JEDEN Song, den sie mit den Allstars performte, in Grund und Boden zu schreien, dass wir es nicht mehr aushielten und die Flucht ergriffen.
Die Idee an sich war nicht schlecht, die Umsetzung eher so semi, wobei zumindest Dragonforce Zappelphilipp Herman sichtlich seinen Spaß hatte. Somit ging ich ans Deck, um mir bei praller Sonne die Griechen von Rotting Christ endlich mal anzuschauen, was ich vorher aus irgendwelchen Gründen verpasst hatte.
Die Griechen feuerten aus allen Rohren, doch die Magie wollte sich bei diesem Wetter irgendwie nicht so ganz entfalten, so dass ich nach ungefähr der Hälfte des Sets beschloss, kurz bei den Argentiniern von Skiltron reinzuschnuppern, machen Südamerikaner doch recht selten Mucke mit Dudelsack. War ok, aber auch nicht umwerfend und so langsam kam in mir das Gefühl hoch, dass der letzte Tag musikalisch doch ziemlich mager werden würde.
Wären da nicht Jungle Rot gewesen, die in meinem geliebten Ice Rink erneut alles in Grund und Boden trümmerten und von Anfang bis Ende begeisterten. Zweimal noch in diesem Jahr und ich kann es kaum erwarten! Leider war das Merch der Jungs aus Wisconsin etwas mager und ich hoffe auf Besserung bei den anstehenden Sommerfestivals.
Auf dem Pooldeck zelebrierten nun Batushka, in welcher gearteten Formation auch immer (das weiß man bei denen ja nun auch nicht so genau) ihre schwarze Messe und waren…vollkommen deplatziert! Gerne in einem dunklen Saal, aber doch nicht unter der Sonne der Karibik! Davon mal abgesehen, dass ich die Truppe abartig langweilig finde. Dann doch lieber ein zweites Mal Atrocity, wieder im Ice Rink, wo erneut nicht unbedingt viele Fans vor der Bühne waren, was Alex und Co. aber nicht die Bohne störte und sie erneut einen tierisch intensiven Gig hinlegten, der fast noch besser war, als der vorangegangene.
Hier sah ich dann auch zum ersten Mal den Kollegen in seinem Patrick Star Kostüm, der aufgrund seiner Masse vielen Anwesenden oft im Weg stand. Dazu kamen noch Minions, Dinosaurier reitende Profil-Neurotiker und überhaupt hatte man heute das Gefühl, dass der Freakbaum noch einmal aufs heftigste geschüttelt wurde. Von dem öffentlich kopulierenden Pärchen auf Deck 12 mal ganz zu schweigen. Da kommt dann wieder meine Wacken Neurose zum Vorschein, doch dadurch wollte ich mir den letzten Abend nicht versauen lassen.
Die finnischen Fellmützen-Hoschis von Korpiklaani waren nun bei einsetzender Dunkelheit an der Reihe und Sabrina hatte endlich die ausschweifende Gelegenheit, ausgiebig das Tanzbein zu schwingen, um schlussendlich festzustellen, dass sie nun mit den Jungs aus dem hohen Norden eine neue Band auf ihrer Favoritenliste hätte. Und ja, ich muss ihr recht geben, denn wo ich mir vor Jahren Korpiklaani einfach überhört hatte, da die bei jeder Tour, bei jedem Festival und mir einfach inflationär viel vor die Augen kamen, so hatte auch ich Spaß zu sehen, wie das Pooldeck bei „Happy little boozer“ komplett ausrastete. Polonaisen um das gesamte Deck, Moshpits, Crowdsurfer und eine sichtlich angefixte Band, die Vollgas gab und meine Befürchtungen in alle Winde zerstreute. Ganz ehrlich, meine absolute Überraschung dieser Cruise!
Danach konnte ich mir endlich Vreid angucken, die beim ersten Gig irgendwann zu einer unchristliche Zeit ihr erstes Set spielten und ich war begeistert! Nicht nur, dass mit dem Titelsong und „Into the mountains“ die beiden besten Songs des aktuellen Albums gespielt wurden, es gab auch zwei Windir Songs, aus denen Vreid ja hervorgegangen sind: „The spiritlord“ und vor allem „Svartesmeden og Lundamyrstrollet“ waren überragend und gänsehauterregend. Leider war auch hier das Zuschauerinteresse eher mau, was für mich aber kein Problem darstellte, hatte ich somit vor der Bühne mehr Platz zum Ausrasten, denn die Norweger waren heute für mich die beste Band des Tages!
Ich war froh, dass nun Kamel Kot…äääh…Kamelot auf dem Pooldeck spielten, denn somit hatte ich genügend Platz, um in der Star Lounge ein zweites Mal Bodyfarm zu begutachten, die für mich in dieser bärenstarken Form auf die Hauptbühne gemusst hätten, wo die im Ice Rink spielenden Isole auch hingehört hätten. Auch beim zweiten Mal eine majestätische Vorstellung und ich kann es kaum erwarten, Euch meine Meinung zum neuen Album kundtun zu können.
Hypocrisy kurz reingeschnuppert (wieder nix für mich) und ich konnte sogar noch ein Stück Cryptosis mitnehmen, bevor wir erneut auf dem Pooldeck zu Dark Tranquillity das Tanzbein schwingen konnten. Mikael Stanne war perfekt bei Stimme, super drauf, machte seine Faxen und auch die aufblasbaren Haie waren wieder mit von der Partie, die allerdings irgendeinen traurigen Hintergrund haben müssen, den ich aber leider vergas zu recherchieren und die bereits im Royal Theater zum Einsatz kamen. Bei DT kann man einfach nichts falsch machen. Grandioser Gig, tolle Band!
Jetzt war aber so langsam wirklich die Luft aus dem Ballon und obwohl mich Destruction im Theater noch einmal etwas aus meiner Lethargie erweckten, wollte ich nur mal kurz bei Nightwish vorbeischauen, nur um sicherzugehen, dass meine Geringschätzung tatsächlich auf Tatsachen beruht. Ich wurde ein wenig überrascht, denn ich bleibe weiterhin dabei, dass
a) Floor Jansen eine der überbewertetsten Sängerinnen dieses Planeten ist
b) es musikalisch einfach zu viel Pathos und Schleim ist
c) ich bei vielen der Songs einfach einen Zuckerschock bekomme
Allerdings muss ich gestehen, dass „Storytime“ (den mag ich tatsächlich), dass allseits bekannte „Nemo“ und „Dark chest of wonders“ durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und mir livehaftig tatsächlich auch gefielen. Aber keine Sorge, ich werde weiterhin Nightwish subjektiv zerreißen, obwohl ich sie hier gar nicht mal sooo übel fand…HUST!
Nu hieß es aber den Vagina Pokalis zu sich zu nehmen und so langsam Richtung Kabine zu wanken, denn die Luft war raus und dementsprechend verzichteten wir auch gerne auf die nun folgende Aftershow Party auf dem Pooldeck, wo es auch noch Karaoke gab, die ich mir in keiner gearteten Form heute mehr geben wollte.
Der Jäger/Red Bull mundete hervorragend, nochmal kurz die Beine in den Pool gehalten und ab in die Kabine. Achja…da ich die Tage gänzlich auf Schuhwerk verzichtete, hätte ich nun ohne weiteres im Auenland als Einheimischer durchgehen können. Zwar weniger Haare, aber dafür umso mehr Hornhaut…Guten Appetit!