Alben des Jahres 2023

DIE Alben DES MONATS (10/24)

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NICLAS

Ein Licht in dunklen Zeiten


COVID-Jahrespoll, Teil 2... Oh Mann, dass ich das hier schreiben muss, ist echt schon ein Armutszeugnis. Wieder nix los an der Konzertfront dieses Jahr. Livegigs scheinen schon fast nur noch wie eine dunkle, weit entfernte Erinnerung, das Virus zerstört weiterhin jede Planungssicherheit und der Musikfan bleibt auf dem Trockenen sitzen. Naja, nächstes Jahr dann... hoffentlich. Dabei ist das Fehlen eines musikalischen Outlets noch das geringste Übel in einer Welt, in der zunehmend eine frustrierende Realität durchsickert: Es wird vielleicht nie wieder eine Rückkehr zur Normalität geben.

Wenigstens scheinen sich diverse Bands in diesem Jahr extra hart ins Zeug gelegt zu haben, denn die Zahl der Alben, die auf der perfekten 10/10-Wertung eine Punktlandung hingelegt haben oder nur um Haaresbreite daran vorbei geschlittert sind ist in diesem Jahr wahrlich beeindruckend. Dementsprechend schwierig fiel in diesem Jahr auch die Auswahl der zehn besten. Bis zur letzten Sekunde habe ich noch mit mir gehadert, wie das Top 10-Lineup nun genau aussehen sollte. Und da die Qualitätsunterschiede hier teilweise wirklich so hauchdünn sind und ich eh sehr viel mehr Platz im Artikel habe als gewöhnlich gibt es diesmal auch noch ein paar Worte zu meinen jeweiligen Picks.


ALBEN DES JAHRES 2021


01. THE RUINS OF BEVERAST – The Thule Grimoires
Das Album des Jahres stand in diesem Jahr schon sehr früh fest. Alexander von Meilenwald beweist mit „The Thule Grimoires“ mal wieder, dass er einer der kreativsten Köpfe der modernen Black Metal-Szene ist. Nichts klingt wie THE RUINS OF BEVERAST, gleichsam kommt jedes ihrer Alben einer musikalischen Neufindung gleich. Diesen Spagat zwischen Innovation und hohem Wiedererkennungswert schafft kaum eine andere Band so gekonnt. Platz 1 könnte nicht verdienter sein.

02. WARDRUNA – Kvitravn
Kvitravn“ war das erste Album, welches ich mir in diesem Jahr geleistet habe. Nie hätte ich im Voraus erwartet, dass es mich dermaßen von den Socken hauen würde. Während ihre älteren Alben zuweilen etwas inkonsistent waren, schaffen WARDRUNA es hier endlich, den atmosphärischen Tiefgang ihrer früheren Werke mit durchweg eingängigen Melodien zu versehen. Langweilige Momente gibt es hier nicht. „Kvitravn“ bleibt vom ersten bis zum letzten Moment spannend.

03. BETWEEN THE BURIED AND ME – Colors II
Zugegeben, der „throw everything at the wall and see what sticks“ - Ansatz, den BETWEEN THE BURIED AND ME auf ihre Musik anwenden ist nicht immer der effektivste. Ich mochte „The Great Misdirect“ damals noch sehr gerne, aber nichts was die Progger seitdem rausgebracht haben hat mein Interesse wirklich wecken können. Bei „Colors II“ ist aber wieder ziemlich viel hängen geblieben. Die kleine Prise Wahnsinn zum Genie des Songwritings ist hier natürlich trotzdem vorhanden, aber gleichzeiting gibt es so viele eingängige Momente, dass man trotz all dem Chaos nie den Zugang zur Musik verliert. Es kommt nicht selten vor, dass ich mich dabei erwische, die Riffs von „Bad Habits“ oder „Human is Hell“ mitzusummen, die in meinem Kopf herumgeistern.

04. MASTODON - Hushed and Grim
Für dieses Album brauchte ich ein paar Anläufe. Ich wusste nicht wirklich wie ich mich dabei fühlen sollte. Auf der einen Seite ist „Hushed and GrimMASTODON in Hochform, ohne Filler, ohne Songs die nicht wirklich ins Bild passen wollen und mit nur wenigen, eher geringfügigen Tiefpunkten. Gleichzeitig ist das alles aber gehüllt in eine für MASTODON untypisch düstere und melancholische Atmosphäre, die auf langjährige Fans etwas verwirrend wirken kann. Nach ein paar Durchläufen hat es dann aber Klick gemacht. „Hushed and Grim“ bringt eine ganz neue und durchaus willkommene Dimension zu MASTODONs Musik und ist vielleich sogar deren bestes Album bisher.

05. WALDGEFLÜSTER – Dahoam
Dass „Dahoam“ es in meine Top 10 geschafft hat ist keine große Überraschung. WALDGEFLÜSTER sind seit Jahren Qualitätsgaranten und liefern hier wie gewohnt Höchstleistungen. Das Album hier steht aber auch stellvertretend für eine ganze Reihe genialer Alben aus dem Hause AOP Records dieses Jahr, das sich immer mehr zum Vorreiter-Label in Sachen Black Metal im deutschsprachigen Raum entwickelt. Ich ziehe meinen Hut und hoffe auf noch weit mehr davon in der Zukunft.

06. NINGEN ISU – Kuraku
NINGEN ISU waren für mich wahrscheinlich die größte Neuentdeckung in diesem Jahr. Wie ich auch in meinem Review bereits geschrieben habe liegt meine Faszination mit den Japanern nicht nur in deren aktuellem Album begründet, sondern in der beispiellosen qualitativen Konstanz in ihrer sehr langen Karriere. Dabei hat „Kuraku“ selbst ein paar mikroskopische Pünktchen an Ansehen bei mir verloren, aber nur weil ich nun die zum Teil noch weit besseren Vorgängeralben kenne.

07. AMENRA – De Doorn
De Doorn“ war in vielerlei Hinsicht ein Neustart für AMENRA. Für mich hat das Album vor allem das Interesse an deren Musik wieder erweckt. Während viele der Vorgängeralben nur ein paar wirkliche Ohrwürmer enthielten, ist „De Doorn“ geradeso gespickt damit. Die tiefen Emotionen, die hier in die Musik geflossen sind, hört man mit jeder Sekunde. Hier spricht Überzeugung aus der Musik! Dafür gibt’s nen verdienten Platz in der Top 10.

08. EMPYRIUM – Über den Sternen
Für mich das Comeback des Jahres. Lange war es still um EMPYRIUM, nachdem „The Turn of the Tides“ 2014 mit eher gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. „Über den Sternen“ ist nun die lang ersehnte Rückkehr zu alter metallischer Höchstform, ohne dabei aber die späteren Stadien der Bandentwicklung außen vor zu lassen. In vielerlei Hinsicht ist das Album gar eine Steigerung im Vergleich zu alten Klassikern wie „Songs of Moors and Misty Fields“ mit tighterem Songwriting, besserer Produktion und abwechslungsreicheren Kompositionen. Bleibt nur zu hoffen, dass das nächste Album nicht wieder sieben Jahre auf sich warten lässt.

09. CRADLE OF FILTH – Existence Is Futile
Ich weiß, ich weiß, CRADLE OF FILTH ist nicht jedermanns Sache und das ist auch verständlich. In der langen Diskografie der Briten gibt es genug stinkigen Käse, dass sich einem die Zehennägel hochrollen. Persistente COF-Hater verpassen aber, dass sich die Truppe um Dani Filth in einem fast ununterbrochenen Aufwärtstrend befinden, seit Marthus dort hinter den Kesseln sitzt. „Existence is Futile“ schließt nun den Kreis von CRADLE OF FILTHs langem Redemption Arc mit der Rückkehr zu alten Tugenden. So genial Alben wie „Hammer of the Witches“ und „Cryptorania“ auch waren, so waren sie doch dominiert von einem moderneren Sound, der deutlich von vielen der Cradle-Klassiker abwich. Auf „Existence is Futile“ traut man sich nun auch wieder, mal einen Gang herunterzufahren und auch die ein oder andere Goth-Ballade in die Tracklist einzubauen.

10. ISKANDR - Vergezicht
ISKANDR erfüllen eine wichtige Funktion für mich, indem sie meinen Hunger nach höchst atmosphärischem, leicht doomig angehauchtem Black Metal stillen. Nachdem meine Go-To-Droge in dem Bereich, die Schweden von SKOGEN, schon lange nicht mehr viel von sich haben hören lassen, kam mir „Vergezicht“ da gerade recht. Damit sei aber nicht gesagt, dass ISKANDR keine eigenen Qualitäten hätten. Weit gefehlt! Wer dermaßen atmosphärisch dichte und trotz ihrer Länge nie langweilige Songs produzieren kann wie die Niederländer, dem ist der Platz in meiner Top 10 quasi schon sicher.


Die BONUS BOMBEN 2021


Wie jedes Jahr sind zehn Alben eigentlich viel zu wenig.  Wenn in meiner Top 10 noch mehr Platz wäre, hätte ich 90 % der folgenden Scheiben da auch noch locker untergebracht:

VOUNA - Atropos
ANOMALIE – Tranceformation
HANGING GARDEN – Skeleton Lake
DÖDSRIT – Mortal Coil
GROZA – The Redemptive End
AGRYPNIE – Metamorphosis
OPHIS – Spew Forth Odium
1914 – Where Fear And Weapons Meet
FUATH – II
FYRNASK – VII - Kenoma
THYRFING – Vanagandr
SWALLOW THE SUN – Moonflowers
LEPROUS – Aphelion
ARS MAGNA UMBRAE – Throne Between Worlds
MANBRYNE - Heilsweg: O Udręce Ciała i Tułaczce Duszy
DER WEG EINER FREIHEIT - Noktvrn
FUNERAL – Praesentialis In Aeternum
WITHERED – Verloren
BATUSHKA - Carju Niebiesnyj
CULT OF LUNA – The Raging River
DREAD SOVEREIGN – Alchemical Warfare
WORM - Foreverglade
ELLENDE – Triebe
HARAKIRI FOR THE SKY - Maere
PANOPTICON - ...And Again Into The Light
KAUAN – Ice Fleet
ALDA – A Distant Fire
FUNERALIUM - Decrepit
TARDIGRADA – Vom Bruch Bis Zur Freiheit
ETHEREAL SHROUD – Trisagion
TEUFELNACHT - Ausnahmeverbrechen


ENTTÄUSCHUNGEN DES JAHRES


WOLVES IN THE THRONE ROOM – Primordial Arcana. Auch wenn mich einige Kollegen für diese Aussage bestimmt gerne häuten würden, die neue WITTR-Scheibe „Primordial Arcana“ blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück. Ein schlechtes Album ist es zwar bei weitem nicht, aber ich konnte den sieben neuen Titeln auch nicht so viel abgewinnen wie früheren Werken der Pioniere des kaskadischen Black Metals. Vor allem die merkwürdige Produktion nervt gewaltig. Wer auch immer auf die Idee kam, die Vocals super leise abzumischen und diesen nervigen Reverb-Effekt auf die Drums zu legen gehört verhaftet.

Doch kein neues PANZERFAUST-Album. Anfang des Jahres gab es noch Ankündigungen aus dem Hause Eisenwald die bereits Hoffnung auf das Release des dritten Teils der „Suns Of Perdition“ von PANZERFAUST machten. Nun ist es Dezember und es gibt noch immer keine Neuigkeiten dazu. Naja, auch wenn es in diesem Jahr nichts geworden ist, so kann man sich wohl zumindest mit der Aussicht auf baldigen Nachschub von den Kanadiern freuen. Dann muss ich eben im nächsten Jahr schon einmal einen Platz in meinen Top 10 reservieren.

Keine vollständige CD-Version des neuen FUNERAL-Albums. Normalerweise bin ich es gewohnt, dass irgendwelche fancy limitierten Sondereditionen neuer Alben diverse Bonustitel bekommen. Umso überraschter war ich als Season of Mist sich dazu entschlossen, die gute halbe Stunde an Bonusmaterial des neuen FUNERAL-Albums „Praesentialis in Aeternum“ nicht etwa in eine schicke Digibox-Version mit allerlei zusätzlichem Krimskrams zu packen, sondern zur Digitalversion des Albums. Der Hintergrund dazu sollte offensichtlich sein: Digitale Downloads haben für das Label größere Gewinnmargen und die Bonustitel sind ein mieser Trick um das oft recht altmodisch auf physische Alben fixierte Metal-Völkchen zum stärkeren Kauf von Digitalprodukten anzuregen. Hoffen wir, dass sich dies nicht zum Trend entwickelt.



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